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Das Weingut zum Glück

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
304 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am21.03.2024
Auf der Suche nach sich selbst im wildromantischen Moseltal - Ein tiefgründiger Liebesroman mit Herz und Humor. Als Katharina überraschend ein Weingut an der Mosel erbt, ist der erste Eindruck wenig vielversprechend, und der Empfang auf dem Anwesen fällt kühl und abweisend aus. Doch aus der Not heraus entscheidet sie sich, den Betrieb ihres Onkels weiterzuführen. Stück für Stück erobern der Riesling und die Menschen der Region Katharinas Herz - und auch der attraktive Adrian weckt ungeahnte Gefühle in ihr. Bis sie im Keller des Weinguts auf einen geheimnisvollen Brief stößt, der alles zu verändern scheint ...

Linn Greve stammt aus einem kleinen Ort an der Mosel und ist dort auf einem Weingut aufgewachsen. Sie studierte Anglistik und Französische Philologie in Trier, absolvierte ein Verlagsvolontariat und promovierte anschließend in Sprach- und Übersetzungswissenschaft. Nach Stationen in Nancy, Frankfurt und München lebt sie in Heidelberg, kehrt aber immer wieder gern an die Mosel zurück.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextAuf der Suche nach sich selbst im wildromantischen Moseltal - Ein tiefgründiger Liebesroman mit Herz und Humor. Als Katharina überraschend ein Weingut an der Mosel erbt, ist der erste Eindruck wenig vielversprechend, und der Empfang auf dem Anwesen fällt kühl und abweisend aus. Doch aus der Not heraus entscheidet sie sich, den Betrieb ihres Onkels weiterzuführen. Stück für Stück erobern der Riesling und die Menschen der Region Katharinas Herz - und auch der attraktive Adrian weckt ungeahnte Gefühle in ihr. Bis sie im Keller des Weinguts auf einen geheimnisvollen Brief stößt, der alles zu verändern scheint ...

Linn Greve stammt aus einem kleinen Ort an der Mosel und ist dort auf einem Weingut aufgewachsen. Sie studierte Anglistik und Französische Philologie in Trier, absolvierte ein Verlagsvolontariat und promovierte anschließend in Sprach- und Übersetzungswissenschaft. Nach Stationen in Nancy, Frankfurt und München lebt sie in Heidelberg, kehrt aber immer wieder gern an die Mosel zurück.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071324
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum21.03.2024
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3767 Kbytes
Artikel-Nr.14177953
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Die Leute tun dauernd so, als könne man was für seine Gefühle. Für seine Taten kann man was, meistens zumindest. Dafür, ob man Sport treibt, für notleidende Menschen spendet, im Kirchenchor singt, den Job wechselt, die ganze Flasche Sekt leer trinkt. Gut, wenn man sie getrunken hat, kann man für einiges, was danach passiert, nicht mehr viel. Aber ganz sicher kann man nichts für seine Gefühle.

Sie überfallen einen, wabern ins Gehirn und dringen tief unter die Haut. Sie sind wie Hunger oder Durst. Nein. Schlimmer. Bei Hunger isst man was, bei Durst ... jaja, schon klar, Wasser, keinen Sekt.

Doch bei Liebe?

Hoffnungslos. Sie überkommt dich wie das Spanische Fieber, packt dich wie ein Krake und lässt dich nicht mehr los. Du stehst morgens mit ihr auf, nimmst sie mit zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Treffen mit Freunden. Abends sitzt sie mit dir auf der Couch, kommt mit dir ins Bett, schleicht sich in deine Träume, schrecklich.

Ich hatte ganz bestimmt nicht vorgehabt, mich in Daniel zu verlieben. Allein schon, weil er sehr nett ist, Humor hat und unverschämt gut aussieht. Die Kombination ist absolut verhängnisvoll. Es ist das Ding mit dem Edelpilz und der riesigen Horde Trüffelschweine.

Der Wald, in dem ich mich mit mehreren Hunderttausend anderen witternden Schweinen befand, war Köln. Das ... nein, die Frau, die den kostbaren Trüffel ausgegraben hatte und für sich beanspruchte, war meine Chefin Viola. Marketing Director ihrer eigenen Agentur.

»Katharina, ist alles klar für das Meeting um neun Uhr dreißig?«

Ich zuckte zusammen und sah auf. »Was? Ja, natürlich.«

Viola stand in der offenen Bürotür und lächelte auf die ihr eigene, leicht ironische Art. Ihre Eckzähne waren spitz, die aschblonde Mähne trug sie immer offen. Ich wusste, dass sie stolz auf ihr Haar war - ich wusste es von ihrem Mann Daniel.

Daneben hatte ich noch etliche andere Dinge über sie erfahren. Zum Beispiel, dass sie unter ihren Designerjeans mit Vorliebe Daniels Unterhosen trug. Und dass sie im Bett Mascha genannt werden wollte.

Mit dieser Art von Information ist es so eine Sache. Kennst du sie, denkst du immer daran, wenn du die betreffende Person siehst.

Mascha mit den karierten Boxershorts.

»Ist die PowerPoint fertig?« Fragend hob Viola die akkurat gezupften Brauen.

»Äh, ja, klar. Ich habe sie schon auf dem Präsentationslaptop geöffnet.« Bekräftigend nickte ich.

Viola nannte Daniel im Bett manchmal Henry. Genauer gesagt nannte sie seinen Henry Henry. »Das ist aber echt schon länger her«, hatte mir Daniel offenbart. »Seitdem ich dich kenne, ist mit Viola so ziemlich der Ofen aus.«

Ich war mir nicht sicher, ob er die Wahrheit sagte. Und auch nicht, was genau »so ziemlich« hieß. Meiner Ansicht nach hatte Viola-Mascha immer noch die Zügel in der Hand.

»Du weißt, wie wichtig der Auftrag für uns ist.« In Sekundenbruchteilen konnte sie von ihrem ironischen Lächeln zu Strenge wechseln. Sie war herangekommen und stand neben meinem Schreibtisch. »Ich verlasse mich da auf dich.«

»Du, Viola, mach dir keine Sorgen. Sicher treffen wir mit unserem Konzept genau die Vorstellungen des Kunden.« Ich setzte mein Kompetenzgesicht auf. Das konnte ich gut, es war neben der Unschuld vom Lande, dem Shades-of-Grey-Luder und dem Ich-fasse-es-nicht-wie-konntest-du-nur-Gesicht meine Spezialität.

Viola verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich von oben herab. Zum einen, weil sie stand und ich saß, zum anderen entsprach es ihrer Grundeinstellung, dieses Auf-jemanden-Runterschauen. Sie konnte es sogar, wenn sie einen USB-Stick an einem unter dem Tisch stehenden Computer einstöpselte, während der Beäugte an der großen Präsentationstafel stand. Ein Phänomen. Die angeborene Giraffe.

»Du weißt«, sagte Viola mit ernster Miene, »wir verkaufen keine Werbung, wir entwickeln produktbezogene Lebensgefühle.«

»Der positive framework für das Shampoo steht«, antwortete ich im Expertenton, dabei ließ ich einen Kuli zwischen meinen Fingern tanzen. »Geheimnisvoll, erfolgreich, unwiderstehlich.«

Viola warf ihre Mähne zurück. So wie ich, drückte die Geste aus. Ich sah aus dem Fenster auf das gegenüberliegende Bürogebäude.

»Dann bis gleich im Besprechungsraum.« Mit elegantem Schwung drehte sich Viola um und verließ das Büro.

Pheromonshampoo - garantiert hatte sie es schon ausprobiert. Die, sagen wir mal, »Datenlage« zu diesen Sexualduftstoffen beim Menschen war äußerst dünn. Nichts Genaues weiß man nicht. Das war aber nicht ausschlaggebend. Unser Job war das Marketingkonzept.

Mein neben der Tastatur liegendes Handy gab einen Signalton von sich. Ich nahm es auf und ließ meinen Finger über das Display gleiten. Eine Nachricht von Daniel.

»Hey, mein schnittiger Schlitten«, las ich.

Daniel war Autoverkäufer. Er arbeitete in der größten BWM-Niederlassung der Stadt. Viola tat oft so, als gehöre ihm der Laden. »Sehen wir uns heute am frühen Abend?«

Mit pochendem Herzen legte ich das Telefon zurück auf die Schreibtischplatte. Natürlich hatte ich Lust, ihn zu »sehen«. Natürlich ging es um mehr, als sich gegenseitig anzugucken. Obwohl ich das auch ziemlich gut fand, ihn zu betrachten und einfach schön zu finden. Sein welliges Haar, das markante Kinn, die meerblauen Augen, dieses jungenhafte Schmunzeln.

Ich zwang mich, nicht sofort zu antworten. Selbst für mich als Affären-Neuling war klar, dass die Angelegenheit schnell ihren Reiz verlor, wenn man immer sofort »Ja sicher, Schatz« sagte. Ich würde nach der Präsentation ein lässiges »Könnte passen, melde mich später« losschicken.

Ein versonnenes Lächeln flog über meine Lippen. Daniel und ich waren uns vor zwei Monaten an Violas Fünfundvierzigstem nähergekommen. Sie hatte eine Grillparty in ihrem Garten ausgerichtet, die ganze Agentur, Freunde und ein paar wichtige Kunden eingeladen.

An einem schmalen Biertisch sitzend war mir eine gegrillte Garnele in hohem Bogen aus ihrer Schale geflutscht und gegenüber auf Daniels Teller gelandet.

»Hoppla.« Grinsend hatte er mir direkt in die Augen gesehen. Dann hatte er das Tierchen auf die Gabel gespießt und sie mir über den Tisch hingestreckt. »Bitte schön. Guten Appetit.«

Mir war das Blut in den Kopf geschossen. Verlegen öffnete ich den Mund, Daniel schob behutsam die Garnele hinein.

Vermutlich war es die beste, die ich je gegessen hatte, und gleichzeitig hatte ich das Gefühl gehabt, vor Aufregung daran zu ersticken. Ich hatte mit einem großen Glas Weißwein nachgespült. Zwei oder drei Cocktails waren später auch noch im Spiel gewesen und ein bisschen Prosecco.

Viola hatte sich angeregt auf der Veranda unterhalten, Daniel goss mir beim Small Talk mit den anderen Gästen immer wieder nach. »Fisch muss schwimmen.«

Bereitwillig hatte ich mein Glas hingehalten. »So ist es. Nicht fliegen.« Die Garnelen lagen in meinem Magen längst im Alkoholkoma, ich war auf dem besten Weg zu folgen.

»Interessierst du dich für Autos?«, hatte Daniel irgendwann mit rauchiger Stimme gefragt.

»Klar«, antwortete ich voller Überzeugung, ich konnte gar nicht anders. Im Prinzip musste mich das Ding auf vier Rädern nur von A nach B bringen, doch das war in der gegebenen Situation definitiv die falsche Einstellung. »Ich hab sozusagen Benzin im Blut. Mein Papa hatte eine Autowerkstatt.« Frei erfunden, aber gute Güte, bei meinem Job kein Wunder.

»Ich zeige dir meine beiden Schätzchen in der Garage.« Daniel machte eine auffordernde Handbewegung. »Komm.«

Zwischen einem Mercedes SL aus den sechziger Jahren und einem BMW-Coupé war die Sache außer Kontrolle geraten.

Ich hatte überhaupt nicht begriffen, warum Daniel mich küsste, doch vor lauter Verwunderung war mir nichts anderes eingefallen, als den Kuss zu erwidern. Wieso tut ein Mann, der eine Frau wie Viola hat, so etwas?, hatte ich mich den Rest des Abends, die Nacht und viele Tage danach gefragt. Erst später hatte ich verstanden, warum.

Ich sah auf die Uhr, es war kurz vor halb zehn. Seufzend griff ich nach meiner Handtasche, nahm Lippenstift und Kosmetikspiegel heraus und besserte ein wenig nach. Ich mochte meinen Mund mit der vollen, geschwungenen Oberlippe. Wenn ich etwas hätte austauschen können, wären es meine Ohren gewesen.

»Mein kleines Fledermäuschen«, hatte meine Mutter mich früher manchmal genannt. Zum Glück fallen meine Locken drüber, dachte ich noch heute.

Ich klappte den Spiegel zu, dabei rutschte mein Blick zum Handy. Wie ferngesteuert folgte meine Hand und griff nach dem Gerät.

»Total gern. Ich freu mich, um halb sieben bei mir?«, tippte mein Daumen von selbst ins Nachrichtenfeld. Zack, schon flog die Botschaft zu Daniel.

Mist. Fehler. Aber mein verliebter Daumen konnte nichts dafür. Die Kilos, die an ihm dranhingen und deren genaue Zahl ich grundsätzlich nicht wusste, wenn ich verliebt war, waren ebenfalls unschuldig.

Ich stand auf und machte mich auf den Weg.

Auf dem Gang begegnete ich unserer Grafikerin Ariane.

»Morgen, Katharina.« Ihr blonder Pagenkopf vibrierte in einem angedeuteten Nicken. »Wie war dein Wochenende?«

»Super. Sehr schön. Danke.«

Ich hatte den ganzen Samstag darauf gewartet, dass Daniel sich meldete. Vergeblich.

»Na, meins auch.« Ariane verzog die Mundwinkel. »Mein Freund hatte Magen-Darm.«

»Oh.« Mein Oberkörper bog sich ein Stück von ihr weg. »Shit.«

»Kann man so sagen.«

Gemeinsam gingen wir über den hell ausgeleuchteten Gang...
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Linn Greve stammt aus einem kleinen Ort an der Mosel und ist dort auf einem Weingut aufgewachsen. Sie studierte Anglistik und Französische Philologie in Trier, absolvierte ein Verlagsvolontariat und promovierte anschließend in Sprach- und Übersetzungswissenschaft. Nach Stationen in Nancy, Frankfurt und München lebt sie in Heidelberg, kehrt aber immer wieder gern an die Mosel zurück.