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Der heimliche Beobachter

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am29.02.20241. Aufl. 2024
Ein idyllisch gelegenes Cottage mit Whirlpool und Sternekoch. Hannah und ihr Mann Bruce freuen sich auf ein besonderes Wochenende in Gesellschaft guter Freunde. Doch schon bald ist die Stimmung im Cottage angespannt. Hannah spürt, dass Bruce etwas vor ihr verbirgt. Und als der Koch beim Abendessen unheimliche Geschichten über die Vergangenheit des Hauses erzählt, während draußen ein Sturm aufzieht, würde Hannah am liebsten wieder abreisen. Dann ist eine der Frauen plötzlich verschwunden. Immer verzweifelter suchen die Freunde nach ihr - nicht ahnend, dass es jemanden gibt, der alles daransetzt, ihr Traumwochenende in einen Albtraum zu verwandeln ...



Lisa Unger ist eine amerikanische Bestsellerautorin, deren Romane in ihrem Heimatland vielfach begeistert besprochen wurden. Auch international kann die Autorin mit ihren Thrillern große Erfolge verzeichnen, ihre Bücher erscheinen in 26 Sprachen, werden millionenfach gelesen und wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Lisa Unger lebt mit ihrer Familie an der Westküste Floridas.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin idyllisch gelegenes Cottage mit Whirlpool und Sternekoch. Hannah und ihr Mann Bruce freuen sich auf ein besonderes Wochenende in Gesellschaft guter Freunde. Doch schon bald ist die Stimmung im Cottage angespannt. Hannah spürt, dass Bruce etwas vor ihr verbirgt. Und als der Koch beim Abendessen unheimliche Geschichten über die Vergangenheit des Hauses erzählt, während draußen ein Sturm aufzieht, würde Hannah am liebsten wieder abreisen. Dann ist eine der Frauen plötzlich verschwunden. Immer verzweifelter suchen die Freunde nach ihr - nicht ahnend, dass es jemanden gibt, der alles daransetzt, ihr Traumwochenende in einen Albtraum zu verwandeln ...



Lisa Unger ist eine amerikanische Bestsellerautorin, deren Romane in ihrem Heimatland vielfach begeistert besprochen wurden. Auch international kann die Autorin mit ihren Thrillern große Erfolge verzeichnen, ihre Bücher erscheinen in 26 Sprachen, werden millionenfach gelesen und wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Lisa Unger lebt mit ihrer Familie an der Westküste Floridas.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751747813
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum29.02.2024
Auflage1. Aufl. 2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse846 Kbytes
Artikel-Nr.11546958
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

Weihnachtsabend 2017

Die Karkasse liegt in der Mitte der Festtagstafel. Das Fleisch ist von den Knochen gelöst und verspeist, die Rippen bloßgelegt. Der Truthahn, so schön knusprig und glänzend, als er aus dem Ofen geholt wurde, ist nur noch ein Haufen Knochen. Auf den Tellern sind nur mehr Soßenreste, die Weingläser sind leer, mit rotem Bodensatz. Eine weiße Stoffserviette ist von rotbraunem Lippenstift verschmiert. Die Lichter des hohen Weihnachtsbaums blinken manisch.

Das Fest mit all seinen glitzernden Verheißungen ist vorbei.

Irgendwann kommt immer dieser Moment, an den Hannah sich schon aus ihrer Kindheit erinnert. Nach wochenlanger Vorfreude und Vorbereitungen, der Planung des Festessens, dem Besorgen und Verpacken der Weihnachtsgeschenke sind das Festmahl und die Bescherung vorbei. Es gibt keine Geschenke mehr zu verteilen oder entgegenzunehmen, keine freudigen Überraschungen mehr, jetzt muss nur noch aufgeräumt und das Geschirr abgespült werden. Als sie klein war, hat sie diesen Moment in seiner stillen, leisen Traurigkeit immer sehr stark empfunden. Jetzt, wo sie älter ist, erkennt sie darin das, was es ist: den Fluss des Lebens. Die Ruhe nach dem Sturm, dazu gedacht, sich zu erholen und neu einzustellen, bevor alles weitergeht, ob mit guten oder schlechten Ereignissen.

»Viel zu viel«, erklärt ihre Mutter Sophia und schiebt den Teller von sich weg, als wäre er schuld an der Völlerei. »Zu viel Essen.«

Sophia ist ernsthaft betrunken. Nicht dass sie undeutlich sprechen oder torkeln würde. Nein. Das niemals.

Es ist subtiler.

Ihr Ton wird schärfer, ihre Miene härter. Wie viel hat sie getrunken? Wann hat sie angefangen zu trinken? Schwer zu sagen. Sie sitzt zur Linken von Hannahs Vater Leo, der am Kopf der Festtagstafel thront. Er lächelt nachsichtig, während sie weiterschwafelt.

»Das ist das Problem mit diesem Land, nicht wahr? Die Leute wissen nie, wann sie aufhören sollen - mit dem Essen, mit ihrem Konsum.«

Hannah spürt, wie sich eine leichte Anspannung in ihren Schultern festsetzt. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Sophia den ersten Giftpfeil abschießt oder eine beiläufige Bemerkung von jemandem, vermutlich Leo, ihren Zorn erregt.

Hannah beschließt aufzustehen und die Teller abzuräumen. Besser, man bleibt in Bewegung.

»Lass doch, Süße«, sagt ihr Vater und fährt sich mit seiner großen Hand durch das immer noch dichte, schneeweiße Haar. »Bruce und ich übernehmen das. Du und Liza, ihr habt ja die ganze Arbeit gehabt.«

Sophia zupft mit ihren beringten Fingern an dem himmelblauen Kaschmirschal, den sie sich umgelegt hat. Seine Farbe passt zu ihren Augen. »Ich habe alles beaufsichtigt«, wirft sie ein, immer noch milde.

Hannahs Mutter wollte eigentlich nicht, dass sie Weihnachten hier feiern, sie hat des Öfteren angedeutet, wie viel Arbeit das für sie bedeuten würde. Also haben Hannah und ihre Schwägerin Liza die Einkäufe erledigt, die Vorbereitungen übernommen und heute gekocht. Und jetzt, wo das Essen ein Erfolg war, will Sophia einen Teil der Anerkennung.

»Ohne dich hätten wir das nicht geschafft, Mama.«

Hannah weiß immer, was zu sagen ist. Sie ist eine Expertin im Navigieren auf diesem Terrain. Es bringt ihr ein liebesvolles Lächeln ihrer Mutter ein, deren funkelnde blaue Augen leicht blutunterlaufen sind.

»Es waren Ihre Rezepte, Mrs. M.«, sagt Liza.

In Wahrheit haben sie die Rezepte von der väterlichen Seite der Familie verwendet. Es gibt ein altes, gebundenes Notizbuch, voll mit handgeschriebenen Rezepten aller Art, von Lasagne bis Kutteln, von weißer Muschelsoße bis Auberginenauflauf, von Kartoffelstampf bis hin zu dem perfekten gebratenen Truthahn oder Hochrippenbraten. Ihr Vater sagt immer, die Rezeptsammlung stamme von seiner italienischen Mutter und seinen Tanten, es seien Rezepte aus der alten Heimat und der neuen, im Laufe der Jahre erweitert. Das Heft weist jahrzehntealte Kleckereien auf, die Seiten sind eingerissen und zerknittert, und das Buch wird mit einem Gummiband zusammengehalten. In der Familie gibt es seit langem das Bestreben, alles zu digitalisieren und ein Kochbuch daraus zu machen. Aber es ist bisher nie dazu gekommen, weil alle immer zu beschäftigt sind und das Projekt jedes Mal in Vergessenheit gerät, bis Weihnachten wieder vor der Tür steht.

»Dieses Kochbuch«, sagt Liza, die immer noch nicht aufgegeben hat. »Es ist ein wahrer Schatz.«

Hannah wirft einen Blick auf ihren Vater, der entspannt am Kopf der Tafel sitzt, das übliche geduldige Lächeln im Gesicht, die Hände über dem Bauch gefaltet. Sophia gibt ein unverbindliches Brummen von sich. Liza räuspert sich und sieht Hannah an. Ihre Schwägerin kann nicht gewinnen, das sollte sie eigentlich wissen.

Ihre Mutter hat Liza nie angeboten, sie »Mutter« zu nennen, ja noch nicht einmal, sie mit dem Vornamen anzureden. Obwohl Liza jetzt seit einem Jahr mit Mako, Hannahs Bruder, verheiratet ist, hat Sophia sie noch immer nicht in die Familie aufgenommen, nicht wirklich. Sie ist freundlich zu ihr. Sehr höflich. Und dann auf einmal nicht mehr. Hannah hat keine Ahnung, warum ihre Mutter Liza so behandelt. Liza ist schön und freundlich, eine gute Ehefrau, eine pflichtbewusste Schwiegertochter. Hannah hat noch nie mit ihrer Mutter darüber gesprochen.

Ihr Mann Bruce legt Hannah tröstend die Hand aufs Knie. Sie schaut ihn an, seine dunklen Augen, die starke Kieferpartie, sein Lächeln. Es beruhigt sie; er beruhigt sie. Gemeinsam blicken sie auf den Video-Monitor, der vor ihnen auf dem Tisch liegt. Ihre neun Monate alte Tochter Gigi schläft friedlich, wie ein Engel auf einer rosa Wolke.

»Sie ist eine gute Schläferin«, sagt Sophia und beugt sich vor, um ebenfalls einen Blick auf den Monitor zu werfen, bevor sie sich ein neues Glas Wein einschenkt. Hannah sieht wieder ihren Vater an, der immer noch diesen zufriedenen, aber irgendwie leeren Gesichtsausdruck hat. Er ist ein kräftiger Mann, über eins achtzig groß. Ich habe große Knochen, sagt er gern. Sein Arzt will, dass er zehn Kilo abnimmt. Das wird wahrscheinlich nie passieren.

Bruce nennt Hannahs Vater »verpeilt«, was sie mehr irritiert, als es sollte.

Er ist nie so ganz da. Er ist wie weggetreten.

Das ist wahr, auch wenn Hannah nicht will, dass es stimmt. Leo war ihr immer ein liebevoller Vater und ganz präsent. Aber er neigt tatsächlich dazu, mit den Gedanken abzudriften, wenn es Streit gibt, und nicht nur dann. Oft lebt er wie in einer eigenen Welt, macht lange Spaziergänge, sitzt wie gebannt vor irgendeinem Computerspiel oder surft im Internet.

Aber weißt du, fügt Bruce immer rasch hinzu, wenn ich mit deiner Mutter verheiratet wäre, würde ich das auch tun.

Mako, Hannahs älterer Bruder, ist sofort nach dem Essen vom Tisch aufgestanden, hat sich auf die Sitzlandschaft neben dem gewaltigen Weihnachtsbaum gelegt und ist eingeschlafen. In dem weitläufigen, offenen Wohn-Essbereich ist er gut zu sehen, und als ein explosives Schnarchen ertönt, richten sich alle Blicke auf ihn.

Hannah lacht; sie und Mako standen sich schon immer sehr nahe, sie verstehen sich besser als die meisten Geschwister. Sie sind Freunde, Vertraute. Seit sie denken kann, haben sie einander unterstützt. Sie kann sich überhaupt nicht vorstellen, was sie ohne ihn wäre.

»Er hat zugenommen«, bemerkt Sophia.

Hannah wirft einen Blick auf ihren Bruder. Vielleicht hat er um den Bauch herum etwas zugelegt, aber er ist immer noch fit und viril und macht keinen ungesunden Eindruck. Er arbeitet zu viel, aus einem Antrieb heraus, den Hannah nicht immer versteht. Er schläft kaum. Konsumiert viel zu viel Junkfood.

Sophias Kommentar gilt Liza, Makos Frau. Als wäre es irgendwie ihre Schuld. Liza, zeitweise Veganerin und Yoga-Influencerin - was immer das bedeuten mag - hat Kleidergröße 32. Hannah ist froh darüber, dass sie nach Gigis Geburt inzwischen wieder in Größe 40 passt. Sie hat Diäten und Sport gemacht. Auf der väterlichen Seite der Familie sind alle ein wenig schwergewichtiger, ein Umstand, auf den ihre Mutter gern hinweist. Sophia selbst ist so mager, dass ihre Schlüsselbeine hervortreten.

Mako hat mindestens doppelt so viel gegessen wie jeder andere am Tisch. Liza hat sich ein papierdünnes Scheibchen Truthahn genommen, ein wenig Rosenkohl, kein Brot, keine Kartoffeln, und drei Gläser Wasser getrunken. Keinen Tropfen Alkohol. Nicht dass Hannah groß darauf geachtet oder gar versucht hätte, diese Essgewohnheiten nachzuahmen. Selbst wenn, es würde keinen Unterschied machen. Hannah wird nie Größe 32 haben. Und das ist völlig in Ordnung so.

»Er hat gerade sehr viel Stress«, sagt Liza, und ihre Schultern spannen sich leicht an. »Er ist ein Stress-Esser.«

Das stimmt. Hannah kennt das Gefühl - wenn sie wütend, traurig, frustriert oder besorgt ist, will auch sie nur noch Kohlenhydrate.

»Das neue Spiel wird bald rauskommen, und er arbeitet praktisch rund um die Uhr, auch am Wochenende«, fährt Liza fort und sieht mit einem besorgten Stirnrunzeln zu ihrem Mann hinüber. »Seine persönliche Assistentin hat ganz plötzlich gekündigt. Heute ist sein erster freier Tag seit Wochen.«

»Gekündigt?«, fragt Hannah. Das ist ihr neu. Sie fragt sich, was wohl passiert ist, kann es sich aber denken. Sie blickt auf ihren Teller hinunter.

»Ja«, sagt Liza. »Aber es ist gut, dass sie weg ist. Sie hatte eine sehr negative Energie.«

Das kann Hannah nur bestätigen. Die junge Frau war immer sehr schnippisch...

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Autor

Lisa Unger ist eine amerikanische Bestsellerautorin, deren Romane in ihrem Heimatland vielfach begeistert besprochen wurden. Auch international kann die Autorin mit ihren Thrillern große Erfolge verzeichnen, ihre Bücher erscheinen in 26 Sprachen, werden millionenfach gelesen und wurden bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Lisa Unger lebt mit ihrer Familie an der Westküste Floridas.
Der heimliche Beobachter

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt