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Mord am Saar-Hunsrück-Steig

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.08.20232023
Eine Wandertour über den Saar-Hunsrück-Steig, klingt das nicht nach einer netten Auszeit? Überhaupt nicht, finden Kommissarin Toni Kuppertz und der lauffaule Polizeidackel Günther - und wandern trotzdem mit. Die Tour bietet weit mehr Thrill als erwartet, denn jemand nimmt das Thema Auszeit wörtlich. Ein Vorfall jagt den nächsten: ein Weidezaun, der bei Berührung regelrecht röstet, ein Brand in einem Schloss und eine Kneippanlage, die tödlich elektrisiert. Verdeckt ermitteln Toni und Günther in der Wandergruppe und spüren dabei mehr Verdächtige auf, als ihnen lieb sind.

Die Saarländerin Marion Demme-Zech ist Erziehungswissenschaftlerin. Folgerichtig nahm ihre Laufbahn als Autorin mit pädagogischen Fachbeiträgen ihren Anfang. Dann allerdings entdeckte sie ihre kriminelle Ader. Alles begann mit Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien. 2020 erschien Marion Demme-Zechs erster Kriminalroman. Noch im gleichen Jahr ging mit 'Letzter Ausstieg Saar' ihre Saarland-Krimireihe um das Komissarenduo Forsberg und Kuppertz sowie den Dackel Günther an den Start. Wenn die Autorin nicht gerade Morde 'anzettelt', widmet sie ihre Zeit ungewöhnlichen Reiseführern und Gesellschaftsspielen über ihre Heimat.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEine Wandertour über den Saar-Hunsrück-Steig, klingt das nicht nach einer netten Auszeit? Überhaupt nicht, finden Kommissarin Toni Kuppertz und der lauffaule Polizeidackel Günther - und wandern trotzdem mit. Die Tour bietet weit mehr Thrill als erwartet, denn jemand nimmt das Thema Auszeit wörtlich. Ein Vorfall jagt den nächsten: ein Weidezaun, der bei Berührung regelrecht röstet, ein Brand in einem Schloss und eine Kneippanlage, die tödlich elektrisiert. Verdeckt ermitteln Toni und Günther in der Wandergruppe und spüren dabei mehr Verdächtige auf, als ihnen lieb sind.

Die Saarländerin Marion Demme-Zech ist Erziehungswissenschaftlerin. Folgerichtig nahm ihre Laufbahn als Autorin mit pädagogischen Fachbeiträgen ihren Anfang. Dann allerdings entdeckte sie ihre kriminelle Ader. Alles begann mit Kurzgeschichten in verschiedenen Anthologien. 2020 erschien Marion Demme-Zechs erster Kriminalroman. Noch im gleichen Jahr ging mit 'Letzter Ausstieg Saar' ihre Saarland-Krimireihe um das Komissarenduo Forsberg und Kuppertz sowie den Dackel Günther an den Start. Wenn die Autorin nicht gerade Morde 'anzettelt', widmet sie ihre Zeit ungewöhnlichen Reiseführern und Gesellschaftsspielen über ihre Heimat.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839277089
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum09.08.2023
Auflage2023
Reihen-Nr.3
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11592416
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Ein freier Tag wäre keine dumme Idee gewesen

Landespolizeipräsidium Saarland in Saarbrücken
26.05.2023
Antonia Kuppertz

Geburtstag und dann auch noch der 35. - das braucht echt keiner!

Ich hätte mir besser freinehmen sollen, geht mir durch den Kopf, als ich mit meinem Wagen auf dem Parkplatz des LKA in Saarbrücken eintreffe und den Motor abstelle.

Andererseits mache ich mir vielleicht einfach zu viele Gedanken. Chris und Eliza, meine beiden Kollegen aus der Tatortgruppe, werden vermutlich gut beschäftigt sein. Gestern wurden zwei nagelneue Fußballtore vom Sportplatz in Völklingen gestohlen. Keine Ahnung, wie die Täter die über den hohen Zaun hieven konnten. Dies anhand der Spuren zu rekonstruieren, wird bestenfalls den ganzen Tag in Anspruch nehmen. Das heißt, sie sind außer Haus. Bleibt nur noch Wolfgang als direkter Kollege und potenzieller Querulant, der mir den Tag mit unangenehmen Glückwünschen und abgeschmackten Sprüchen »versüßen« könnte. Doch was das angeht, habe ich volles Vertrauen in ihn. Wolfgang ist genauso ein Geburtstagsmuffel wie ich, und obendrein ist er extrem vergesslich, zumindest was Privates angeht. Die Chancen stehen also gut, dass das heute ein völlig normaler Tag wird. Bestenfalls ein Nullachtfünfzehn-Tag - mehr wünsche ich mir überhaupt nicht zu meinem 35.

»Du hättest dir besser freinehmen sollen«, empfängt mich mein Kollege Wolfgang ein paar Minuten später, als ich die Tür zu unserem gemeinsamen Büro im LKA öffne. »Hier ist der Teufel los.«

»Was ist denn passiert?«, will ich wissen.

»Frag nicht! Am besten siehst du es dir selbst an.« Wolfgang springt vom Stuhl auf. Bevor ich etwas entgegnen kann, ist er schon an mir vorbei in Richtung Flur gestürmt. Ich folge ihm. Hinter mir höre ich Günther, unseren Polizeihund in Ausbildung, der sich aus seinem Körbchen im Büro gräbt. Das ist nicht die Uhrzeit unseres Polizeidackels, aber neugierig ist er trotzdem. Mit hängendem Kopf trottet er uns durch den schmucklosen Flur der Kriminalabteilung hinterher.

»Wo willst du denn hin?« Ich bekomme keine Antwort. Wolfgang wird schneller. Ich habe alle Mühe mitzuhalten. Mein Kollege ist im Normalfall eher der gemütliche Typ. Wenn er in eine solche Hektik verfällt, ist eins klar: Es kann sich um keine Lappalie handeln.

Ich tippe auf Mord, womöglich Mehrfachmord oder eine Kindesentführung. Weinende Eltern noch vor dem Frühstück - alles, nur das nicht, denke ich. Solche schlimmen Ereignisse schlagen mir jedes Mal auf den Magen.

Wolfgang bleibt vor dem großen Versammlungssaal stehen. Ui, eine Sondersitzung um halb acht in der Früh. Das gab es in meiner gesamten Laufbahn bisher kein einziges Mal. Ich rücke die Dienstjacke zurecht und streiche mir die Haare glatt.

»Mach dich auf was gefasst!«, warnt mich Wolfgang und drückt die Klinke nach unten. Ich betrete als Erste den Raum, gespannt, was mich erwartet.

Das Einzige, was ich erkenne, ist Dunkelheit. He, was ist denn jetzt los, frage ich mich. Irgendetwas Seltsames geht vor. Eine Hand in meinem Rücken drückt mich nach vorn, tiefer in den bedrohlich finsteren Raum. Ich versuche, mich dagegenzustemmen, doch zu spät. Es rumst hinter mir.

Ich zucke zusammen. Das muss die Tür gewesen sein. Der Lichtschein, der eben noch ins Zimmer gefallen ist, ist verschwunden. Die Schwärze umgibt mich nun von allen Seiten.

Kurz höre ich das Trappeln von Günthers Pfoten, danach wird es wieder beklemmend still. Mit der rechten Hand taste ich nach meiner Waffe, die - dem Himmel sei Dank - im Holster steckt. Ohne viel nachzudenken, nehme ich eine geduckte Haltung ein, während ich die Pistole vor meiner Brust ausrichte und entsichere.

Klack - bei dieser Totenstille gewinnt selbst das kleinste Geräusch an Bedeutung. Was immer dort in der Dunkelheit auf mich wartet, es ist nichts Erfreuliches, schwant mir. Mit der freien Hand taste ich nach hinten und trete einen Schritt zurück. Die Wand kann nicht weit entfernt sein. Tatsächlich treffen meine Fingerspitzen auf etwas Hartes. In der Nähe, ein Stückchen weiter rechts, muss der Lichtschalter zu finden sein. Meine Hand wandert suchend über den rauen Putz.

»Wolfgang, was ist hier los?«, presse ich mit gedämpfter Stimme hervor. Keine Antwort. Ich vernehme leises Atmen. »Wolfgang?«, versuche ich es erneut. Ohne Erfolg.

Eine andere Sache lenkt mich ab. Meine Finger ertasten etwas Glattes. Einen Vorsprung.

Aha, endlich: Das ist der Kippschalter.

Ruhig bleiben und nichts überstürzen, ermahne ich mich. Das Überraschungsmoment sollte man in brenzligen Situationen zu nutzen wissen, hatte man mir während der Ausbildung zur Polizeibeamtin beigebracht. Der kleinste Zeitvorsprung kann in heiklen Momenten entscheidend für Erfolg oder Misserfolg sein.

Mit der Waffe im Anschlag lege ich den Schalter um - ich bin zu allem bereit.

Der Raum füllt sich mit Licht.

»Überra⦫, tönt es.

Dem nachfolgenden »â¦schung« fehlt es an Elan. Ein Umstand, der leicht zu erklären ist. Den meisten Menschen dürfte es beim Blick in den Lauf einer entsicherten Heckler & Koch P10 an Euphorie fehlen. Selbst denjenigen, die durch den Polizeidienst abgehärtet sind. Das zumindest zeigt mir in dieser Sekunde der Praxistest.

Peinlich berührt senke ich meinen Arm und versuche mich an einem Lächeln. Es bleibt still in der Schar meiner Kollegen. Möglicherweise sollte ich etwas sagen, um die angespannte Situation zu entschärfen. Etwas Erheiterndes vielleicht: »Moin. Keine Angst. Meine Trefferquote beim Schießen ist hundsmiserabel«, fällt mir da lediglich ein. Die Pistole lasse ich im Holster verschwinden.

Zur allgemeinen Aufheiterung kann mein Spruch nicht beitragen. Dafür wirken die etwa 40 Personen im Raum zu geschockt. Immerhin aber haben die meisten ihre Münder wieder geschlossen.

Ich schaue in die Runde. Gleich vorn stehen Chris und Eliza von der Spurensicherung und daneben Mira, die mit mir vor vielen Jahren die Polizeischule absolviert hat. Sogar Sigrid aus der Rechtsmedizin ist da. Direkt hinter ihr steht Lodi van der Pütten. Die Hundetrainerin aus dem hohen Norden wirkt amüsiert. Für ihren speziellen Humor ist sie auf der ganzen Wache bekannt, und meine leidige Einlage war vermutlich genau nach ihrem Geschmack, denke ich, da tippt mir jemand auf die Schulter. Ich wende den Kopf. Oh, Burkhard, unser Dezernatsleiter. »Sie auch?«, stelle ich eine rein rhetorische Frage.

»Unsere Frau Kuppertz, wie immer im Dienst«, entgegnet Burkhard und hält mir eines der beiden Sektgläser in seinen Händen entgegen. In diesem Moment kommt Leben in den Rest der Truppe. Ein Tablett mit Sekt wird durch die Reihen gereicht. Als alle versorgt sind, lässt es sich die komplette Mannschaft nicht nehmen, ein Ständchen anzustimmen.

»Zum Geburtstag viel Glück«, tönt es, und ich fühle mich aufs Neue peinlich berührt. Gut, sage ich mir. Gut, dass niemand die Gedanken hinter meinem stoischen Grinsen lesen kann. Im Normalfall mache ich einen großen Bogen um solche Veranstaltungen. Die Ausrede »Sorry, hab verdammt viel zu erledigen«, die sonst fast immer zieht, ist gegenwärtig allerdings keine Option. Was soll s, tröste ich mich. Die Nummer ist beinahe überstanden. Schlimmeres als ein Geburtstagsständchen haben die Gäste sicher nicht auf Lager.

»â¦ liebe Toooooni, zum Geburtstag viel Glück.« Es ist vollbracht. Die Stimmen verhallen. Der Chor spendet sich selbst Applaus.

Der Chef ergreift sogleich das Wort und richtet sich an mich: »Liebe Frau Kuppertz, wissen Sie eigentlich, dass Sie dieses Jahr nicht nur Ihren 35. Geburtstag feiern? Es steht noch ein weiteres bedeutsames Jubiläum an.«

Ich zucke mit den Schultern. Keine Ahnung, wovon Burkhard spricht.

»35. Geburtstag. 15 Jahre bei der Polizei und fast auf den Tag genau fünf Jahre Dienst bei der Kripo«, zählt der Chef auf und hält erneut sein Sektglas in die Höhe. »Mal ehrlich, Freunde, wenn das kein Grund zum Anstoßen ist.«

Die Gäste klatschen. Manche pfeifen sogar auf ihren Fingern. Das und obendrein das kleine Büfett, das die Kollegen vorbereitet haben, zerstören all meine Hoffnungen, in Kürze zu einem normalen Arbeitstag überzugehen. Es wird gekichert und gelacht. Manche geben Geschichten von meinen ersten Tagen auf der Wache zum Besten, wiederum andere gehen dazu über, mir einzeln zu gratulieren. Sie stellen sich in einer Schlange auf, so ähnlich wie bei einer Beerdigung, wenn die Trauergäste den Verwandten ihr Beileid aussprechen. Man nimmt mich in den Arm, klopft mir auf die Schultern, und einige drücken mir sogar einen Kuss auf die Wange. Ehe ich mich versehe, steht mir Jan-Alexander gegenüber. Jan-Alexander Dannhäuser vom SEK. Schöner Mist!

Mit dem hatte ich seit guten drei Wochen keinen Kontakt mehr. Zugegeben, manchmal habe ich ihn in der Ferne entdeckt, aber es ist mir jedes Mal gelungen, ihm zu entkommen. Die Kantine meide ich seit diesem seltsamen Abend im Kino, und Whatsapp habe ich stumm geschaltet. Medienfasten oder so ähnlich nennt man das heute. Das soll gut fürs Gemüt sein. Bei mir funktioniert es. Ohnehin gab es nichts Erzählenswertes zu berichten, und außerdem war dienstlich eine Menge los. Für Privates blieb kaum Zeit.

»Hallo, Toni«, sagt Jan-Alexander zaghaft und beugt sich leicht vor. »Schön, dich zu sehen.« Er wirkt unentschlossen. Er will mir doch wohl keinen Kuss geben, geht mir durch den Kopf. Zum Glück besinnt er sich und streckt lediglich seine Hand aus. Prima, finde ich, wir sind uns einig, was...

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