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Mölltaler Geschichten Festival: Sieben

von
E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
176 Seiten
Deutsch
Verlag Anton Pusteterschienen am07.03.2023
Sieben - Anfang vieler Geschichten: Als verflixtes siebtes Jahr kann man es sehen. Oder auch als unergründliche Quelle begnadeter Variationen und Eventualitäten und Entfaltungen ... Reset oder nicht ... So zumindest nahmen es die Autor*innen aus Deutschland und Österreich wahr, die zu Ehren des 7. Jahres des Mölltaler Geschichten Festivals die 'Sieben' als Inspiration nahmen, ins mythologische oder psychologische oder melodramatische oder kriminelle oder - im Gestern, Heute und in der Zukunft - schaurige Reich der Sinne einzutauchen, und aus all dem literarische Perlen zu formen. Das Mölltaler Geschichten Festival, ein internationales Literaturfestival, das immer im Herbst in Oberkärnten stattfindet, widmet sich deutschsprachigen Kurzgeschichten - und zwar solchen, die sich durch Erfindungsreichtum und Wortgewandtheit auszeichnen. Die besten Geschichten werden jedes Jahr im Rahmen von Lesungen präsentiert und in einer Anthologie zusammengefasst. www.moelltaler-geschichten-festival.at

ProMÖLLTAL - Initiative für Bildung, Kultur, Wirtschaft und Tourismus
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR23,00
E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
EUR14,90

Produkt

KlappentextSieben - Anfang vieler Geschichten: Als verflixtes siebtes Jahr kann man es sehen. Oder auch als unergründliche Quelle begnadeter Variationen und Eventualitäten und Entfaltungen ... Reset oder nicht ... So zumindest nahmen es die Autor*innen aus Deutschland und Österreich wahr, die zu Ehren des 7. Jahres des Mölltaler Geschichten Festivals die 'Sieben' als Inspiration nahmen, ins mythologische oder psychologische oder melodramatische oder kriminelle oder - im Gestern, Heute und in der Zukunft - schaurige Reich der Sinne einzutauchen, und aus all dem literarische Perlen zu formen. Das Mölltaler Geschichten Festival, ein internationales Literaturfestival, das immer im Herbst in Oberkärnten stattfindet, widmet sich deutschsprachigen Kurzgeschichten - und zwar solchen, die sich durch Erfindungsreichtum und Wortgewandtheit auszeichnen. Die besten Geschichten werden jedes Jahr im Rahmen von Lesungen präsentiert und in einer Anthologie zusammengefasst. www.moelltaler-geschichten-festival.at

ProMÖLLTAL - Initiative für Bildung, Kultur, Wirtschaft und Tourismus
Details
Weitere ISBN/GTIN9783702581053
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum07.03.2023
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2848 Kbytes
Illustrationens/w Abbildungen
Artikel-Nr.11616079
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DIE ADOPTION

KARIN LEROCH

Bella liegt auf dem Sofa und ringelt ihre Haarlocke. Ihr Mann Bob wandert unruhig auf und ab. Die Kulisse stellt ein Wohnzimmer dar.

Bitte nochmal! Anton sitzt in der zweiten Reihe des Zuschauerraums, mit dem Text in der Hand. Bella! Du hast Sehnsucht nach einem Kind!

Das Theaterstück ist ein Experiment in sieben Szenen . Er hat dieses Stück inszenieren wollen, weil das Thema Adoption ihn auch privat beschäftigt. Jetzt ist er nicht sicher, ob ihm das Ganze nicht zu nahe geht.

Bellas Stimme klingt gepresst vor Emotionen: Ich sehe unser Kind vor mir! Es ist, als ob ein Engel mich ruft, weil er mich braucht!

Bob stoppt seine nervösen Schritte. Das Kind wird vielleicht etwas völlig anderes sein als ein Engel!

Zuhause findet Anton seine Frau Anna im Garten vor dem Rosenstrauch, die Schere in der Hand: Glaubst du, dass ihm das Zimmer gefallen wird?

Er fasst sie an den Schultern. Es ist perfekt. Er ist acht Jahre alt! Die Möbel werden ihm egal sein. Irgendwann wird er seine eigenen Poster an die Wand hängen. Sei nicht nervös, er freut sich, eine Familie zu bekommen!

Ich bin unendlich nervös. Was wird er über mich denken?

Anton merkt, wie er sich zum dritten Mal über die Stirn fährt. Er wird sich dasselbe fragen: Was wir über ihn denken!

Mit einem Ruck wendet Anna sich zu ihm um: Wer wird er sein?

Die zweite Szene proben sie erst drei Wochen später, weil der Hauptdarsteller, das Adoptivkind Benjamin, an einem anderen Theater engagiert war, aber nun ist er da.

Benjamin, du triffst zum ersten Mal deine neuen Eltern! Lass dir Zeit! Bella, gib ihm Raum!

Die drei Schauspieler stehen einander gegenüber, Bella und Bob auf der einen Seite, ihre Augen an Benjamins kleiner Gestalt festgesogen.

Der Darsteller des Benjamin ist fünfzehn, sieht aber wie ein Elfjähriger aus. Kurze Hose, T-Shirt. Er steht aufrecht und ruhig da. Seine Augenlider halb geschlossen. Hallo Mama und Papa! Es klingt wie eine Parodie auf eine fröhliche Kinderstimme.

In Antons wirklichem Leben sind er und Anna zum ersten Mal mit ihrem neuen Sohn Alexander allein. Seine großen dunklen Augen wandern über die Gesichter der Adoptiveltern. Er betrachtet sein neues Heim, wirkt abwartend, auf der Hut.

Sie führen ihn in das frisch tapezierte, liebevoll eingerichtete Kinderzimmer im oberen Stock, er setzt sich auf den weichen Hocker in der Mitte.

Wir freuen uns, dass du hier bist , Anna lächelt unsicher, und sie lassen die Tür angelehnt.

In der Küche strahlt Anna ihn an. Ich bin so glücklich, dass ich schreien könnte!

Aus dem Kinderzimmer ist nichts zu hören.

Anna hat sich eine Auszeit von ihrem Bürojob genommen und ist jeden Tag mit Alexander unterwegs. Zum Kleiderkaufen, auf den Spielplatz, zu seiner neuen Schule. Wenn Anton vom Theater nach Hause kommt, findet er Frau und Adoptivsohn in konzentrierter Zweisamkeit vor. Es wird gelacht, gewitzelt und gespielt, alles mit einer systematischen Ernsthaftigkeit, die ihn irritiert. Sofort verurteilt er sich selbst. Anna hat sich lange auf ihr Muttersein vorbereitet, natürlich will sie, dass alles perfekt läuft.

Abends setzt sich Anton mit einem Kinderbuch für Acht- bis Zehnjährige an Alexanders Bett und liest ihm eine Gute-Nacht-Geschichte vor.

Das Raumschiff startete seine Reise zum Jupiter â¦

Alexander blickt ihn an. Das ganze Kinderzimmer spiegelt sich in seinen aufgerissenen Augen.

Er ändert seinen Gesichtsausdruck niemals, wenn er mich ansieht, denkt Anton. Nach einiger Zeit hält er im Lesen inne. Wirst du nicht müde? Er zieht die Bettdecke über Alexanders Schultern. Schlaf gut!

Gute Nacht! , sagt Alexander höflich.

Anton schließt die Zimmertür von außen und atmet auf.

Es ist normal, wenn er sich besser mit Anna versteht. Wenn er älter wird, wird sich das ändern. Er fährt sich über die Stirn.

Sie nehmen das Auto, um in die Berge zu fahren. Der Rucksack prall gefüllt mit Leckereien. Bei der ersten Rast ziehen dunkle Wolken auf.

Wir müssen umdrehen! Anna zippt Alexanders Jacke zu. Er hat in der Nacht gehustet!

Da kommt kein Regen! Anton will weiter. Wir wollten doch zur Hütte aufsteigen!

Wir drehen um. Anna spricht mit der Gewissheit, dass passieren wird, was sie sagt. Sie ist die Mutter, und Alexander daher mit ihrem Herzen verwachsen.

Anton fragt den Jungen: Was möchtest du?

Alexander drückt sich an Anna, seine Augen wortlos und groß auf Anton gerichtet.

Sie drehen um.

Anton überlegt, wie oft Alexander zu ihm gesprochen hat. Mehr als drei Worte. Er grübelt noch, als sie längst im Auto sitzen.

Die Theaterprobe schreitet voran. In der dritten Szene tanzt Bella mit dem Kind Benjamin und singt ihr Mutterlied, das nur aus dem Wort Liebe besteht. Benjamin springt in ihrem Rhythmus mit, dann hält die Mutter erschöpft inne und er tanzt allein weiter. Sein Hüpfen gleicht immer mehr einem Toben, er stampft mit den Füßen, schwenkt die Fäuste, rollt auf dem Boden, zieht eine Fratze und lacht ein lautes ziegenhaftes Gemecker. Haarbüschel stehen wie Hörner von seinem Kopf ab.

In der vierten Szene gibt es Streit zwischen Bella und Bob. Er wirft seiner Frau vor, sich von ihm mit dem Sohn abzukapseln. Sie schickt Mann und Sohn daraufhin alleine an den Fluss zum Angeln.

Anton steht auf der Bühne und gibt den Schauspielern Regieanweisungen: Benjamin, du fängst den Fisch mit beiden Händen und quetscht ihn, sodass das Blut herausrinnt. Du beißt hinein und drehst dich zum Publikum! Bob, zeig deutlicheres Entsetzen, dir wird richtig schlecht! Bitte nochmal.

Anton hasst das Stück. Er fühlt sich nicht wohl bei den Proben. Warum hat er die Regie übernommen? Hätte er doch einem der jungen Theaterregisseure den Vortritt gelassen. Gefühlte hundert Mal in der Minute fährt er mit der Hand über seine Stirn. Sein Assistent fragt ihn besorgt, was los sei.

Alles gut! Alles okay! , versichert er. Fünfte Szene! Auftritt Bob und Bella. Sie wirft ihm Eifersucht vor. Mehr Mimik!

Der Streit zwischen Bella und Bob eskaliert.

Du gönnst mir kein Glück! , klagt sie.

Ihr zieht einen Hexenkreis um euch, den ich nicht durchbrechen kann.

Als Hexen werden immer die bezeichnet, deren Gefühle man nicht versteht!

Am Ende der Szene rennt Bella von der Bühne, während Bob auf dem Boden kauert. Benjamin schleicht zu ihm und singt mit meckernder Stimme das Mutterlied Liebe . Bob rührt sich nicht.

Am ersten Tag durfte ich ihn zur Schule bringen. Anna sieht Alexander aus dem Küchenfenster nach. Seit dem zweiten Tag geht er alleine hin, aber ich weiß nicht recht!

Wir können ihn nicht ständig überwachen , Anton trinkt seinen Frühstückskaffee und fährt sich über die Stirn.

Er kommt nicht gleich nach der Schule nach Hause , sagt sie zögernd. Es wird jeden Tag später! Jetzt sieht sie Anton an. Er sagt, er spielt noch ein bisschen mit seinen Freunden!

Bemerkenswert , meint Anton. So schnell hat er Freunde gefunden?

Das ist doch gut, oder? Anna verschränkt die Arme und blickt wieder aus dem Fenster.

Anton verlässt mittags das Haus. Als er am frühen Abend im Theater probt, erhält er einen Anruf von Anna. Alexander ist nicht nach Hause gekommen!

Ruf in der Schule an! Er fährt sich über die Stirn. Geh selbst hin!

Was glaubst du, wo ich gerade bin?

Ich kann nicht so schnell weg hier!

Sie proben die sechste Szene, mit Musik und pyrotechnischen Effekten. Der Adoptivsohn Benjamin hat sich seit Stunden auf dem Dachboden verschanzt, die Tür verbarrikadiert. Er hat eine Spur Terpentin durch den Flur gezogen. Von seinem Versteck aus wirft er ein brennendes Streichholz hinaus und entzündet ein Feuer im Haus.

Die Bühne flackert hell im Feuerschein, ein kleines kontrolliertes Feuer brennt. Für das Donnern der Flammen sorgt die Tontechnik, Bella rennt schreiend über die Bühne, Bob kommt von der anderen Seite, sie tanzen einen kopflosen hektischen Tanz.

Anton rast im Wagen nach Hause.

Alexander ist noch nicht gefunden worden. Anna hat den Schulweg abgesucht und dann die Polizei verständigt.

Der Revierinspektor glaubt, dass Alexander zu einer Bande gehört, die Autos beschädigt und sich am Stadtrand...
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