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Perry Rhodan 3221: Ende einer Odyssee

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
64 Seiten
Deutsch
Perry Rhodan digitalerschienen am11.05.2023
Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis - das Geisteswesen scheint in ungezählte Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Diese Refugien zu finden und die Fragmente wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. In der Galaxis Morschaztas unweit Gruelfins sind Atlan und er unterwegs und stellen sich den Panjasen, die das dortige Refugium für sich beanspruchen. Auch andere Unsterbliche und deren Wegbegleiter suchen[...]mehr

Produkt

KlappentextDas Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis - das Geisteswesen scheint in ungezählte Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Diese Refugien zu finden und die Fragmente wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. In der Galaxis Morschaztas unweit Gruelfins sind Atlan und er unterwegs und stellen sich den Panjasen, die das dortige Refugium für sich beanspruchen. Auch andere Unsterbliche und deren Wegbegleiter suchen[...]
Details
Weitere ISBN/GTIN9783845362212
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum11.05.2023
Reihen-Nr.3221
Seiten64 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3146 Kbytes
Artikel-Nr.11683768
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2.

Die Blinde Kathrein

 

Die Blinde Kathrein saß vor ihrem Häuschen auf der Gartenbank, ihrem liebsten Ort. Sie fühlte das gemaserte Holz der Bank, roch den nassen Boden, den Geruch der Gemüse und Kräuter, die in ihrem Garten wuchsen. Der Wind hatte aufgefrischt, trug Noten von Salzwasser und Algen mit sich und einen Hauch Sandelholz. Im nahen Skitstövelwald hämmerte ein Specht gegen die Rinde eines Baumes. Hinter der Stadtmauer schrie ein Kind. Welch wonniger und viel zu seltener Klang!

Normalerweise konnte sie stundenlang vor ihrem Häuschen sitzen und mit ihren herkömmlichen Sinnen die Welt genießen.

An diesem Tag glitten ihre Gedanken immer wieder ab. Ihre Sehergabe schaltete sich ein, unnachgiebig und beunruhigend. Bald würde die WEHREN HECHT in See stechen, und die Blinde Kathrein wusste, dass daraus etwas Furchtbares erwachsen würde. Sie sah die Bilder auf sich zukommen, wenngleich sie verwaschen und undeutlich waren, weil die Zeit sie noch nicht ganz eingeholt hatte.

Obwohl sie »die Blinde Kathrein« gerufen wurde, war sie alles andere als blind. Gewiss, der Herrgott hatte ihr kein normales Augenlicht geschenkt. Ihre Augen waren zwei stumpfe weiße Murmeln, ungeeignet dafür, zu sehen wie andere Menschen.

Die Blinde Kathrein sah mit ihrem Inneren. Sie konzentrierte sich auf ihre Umgebung, erfasste, was vor ihr war, und das Bild manifestierte sich vor dem inneren Auge. So sah sie die Schönheit der Welt, auch wenn sie nicht wusste, ob die Farben, die sie sah, jenen entsprachen, die ihre Mitmenschen sahen.

Aber sie sah eben nicht nur, was gerade da war, sondern sie sah auch, was dereinst da sein würde. Die Bilder, die noch nicht in Existenz erwachsen waren.

Für die Blinde Kathrein war das etwas völlig Alltägliches, seit sie und ihre Schwester Sime vor langer Zeit im Hause des Bäckermeisters Jodok Swerting und seiner Frau Morie zur Welt gekommen waren.

Sie hörte die Schritte, die sich vom Stadttor näherten. Elegante Stiefel mit runden Absätzen. Feines Leder, darüber ein sich bauschender Rock. Die Blinde Kathrein strich das Haar zurecht, wartete, bis die Schritte am Gartentor angelangt waren.

»Sime«, sagte sie. »Es freut mich, dass du es dir anders überlegt hast.«

Sime Swerting kam zu ihr. Sie lächelte nicht wie sonst. Der Blick war ernst, die Stirn gerunzelt. Ein Duft von Rosen umgab ihre Schwester, etwas zu auffällig, als wollte sie sich in eine Aura hüllen, die Schutz vor Kathreins inneren Blicken böte.

Sime Swerting hauchte ihr einen Kuss auf die Wange, dann ließ sich mit einem leisen Seufzer neben ihr nieder auf die Bank.

Ihre Schwester war eine eindrucksvolle Erscheinung, so ganz anders als sie, Kathrein. Schön wie ein Sonnenstrahl, mit einer feurigen roten Mähne, ausladenden Rundungen, die sie auch gerne zeigte. Sime arbeitete in Visby vornehmlich als Wäscherin, verdiente sich den größten Anteil ihres Einkommens als Dirne. Zwei ehrenwerte Berufe, die sich gegenseitig aufhoben - das Sündigende und Reinigende in einem ewigen Kreislauf vereint.

Die Blinde Kathrein - auch wenn ihr Körper dem Auge des Betrachters oder der Betrachterin weit weniger begehrenswert erschien - war körperlichen Genüssen nicht abgeneigt. Manchmal folgte sie einem Mann für eine Nacht oder mehrere Nächte in die Stadt.

Der einzige Unterschied zwischen Sime und ihr in Sachen Sexualität war, dass Sime dafür Geld erhielt, während die Blinde Kathrein immer wieder den Fehler machte, ihren Liebhabern allzu viel von ihrer Zukunft zu verraten.

»Ich bin nicht gekommen, weil ich es mir anders überlegt habe«, sagte Sime. »Ich will mich nur kurz von dir verabschieden. Du hast mich beunruhigt mit deinen Voraussagen.«

»Ich weiß, ich weiß. Ich habe es gesehen, Liebes.« Die Blinde Kathrein nahm die kalten Hände ihrer Schwester in die ihren, ließ den inneren Blick in die Zukunft schweifen. »Diese Fahrt der WEHREN HECHT wird alles verändern. Ich sehe eine schwarze Bedrohung und eine weiße Bedrohung. Ich sehe blau, das vom Himmel kommt. Und ich sehe viel Schmerz und Verzweiflung. Ich bitte dich: Geh nicht!«

Simes Körper erschauerte, die Hände zitterten. »Wenn du all dies siehst, dann siehst du auch, dass ich mich bereits dafür entschieden habe, zurück auf die WEHREN HECHT zu gehen.«

»Die Bilder der Zukunft sind verwaschen und verschwommen«, murmelte die Blinde Kathrein. »Sie werden erst fest und klar, wenn die Zeit sie erreicht. Vorher kann man sie beeinflussen, verändern. Unser Schicksal ist nicht geschrieben wie ein Buch. Die Zeilen auf den nachfolgenden Seiten verändern sich mit jedem Buchstaben, den man hineinschreibt. Geh nicht!«

Eine Weile sagte keine der Schwestern etwas. Dann spürte die Blinde Kathrein, dass Sime mit den Tränen kämpfte. Sie konzentrierte sich auf ihr Gesicht und sah die Zweifel und Zerrissenheit darin.

Die Blinde Kathrein lächelte. »Du hast die See schon immer geliebt, Sime. Während ich am liebsten am warmen Ofen in der Backstube saß, hast du auf dem Dach, nur mit Vaters Dreispitz bekleidet, mit einem Feuerhaken in der Hand Piratin gespielt. Weißt du noch?«

Sime lächelte traurig. »Meist trug ich Mutters Rock«, sagte sie schniefend. »Aber sonst hast du recht. Ich wollte immer Piratin sein, zur See fahren. Abenteuer erleben.«

Die Blinde Kathrein seufzte. »Und deswegen hast du nun gar keine andere Wahl, als mit der WEHREN HECHT in See zu stechen. Ich weiß.«

Illustration: Swen Papenbrock

Sime schüttelte den Kopf. Dann umarmten sie einander lange.

»Pass auf dich auf, ja?«

Sime versprach es. Sie löste sich aus der Umarmung und verließ den Garten mit unsicheren Schritten.

Die Blinde Kathrein horchte auf das Klacken der Absätze zum Stadttor und noch weiter, bis es irgendwo zwischen anderen Geräuschen der Stadt verschwand.

Die Blinde Kathrein hatte gehofft, dass sie nun etwas innere Ruhe finden würde, nachdem sie ihrer Schwester das Einverständnis zu dieser - wahrscheinlich letzten - Reise der WEHREN HECHT gegeben hatte. Schließlich hatte sie viel Leid gesehen, aber niemals den Tod ihrer geliebten Schwester.

Aber die Ruhe wollte nicht einkehren. Also gab die Blinde Kathrein dem inneren Drang nach und folgte dem Verlauf der Zeit, bis die Bilder so verwaschen waren, dass sie kaum mehr zu erkennen waren. Der Blick in die Zeit strengte sie an, nagte an ihr. Je weiter sie sah, desto schwieriger wurde es.

Die Blinde Kathrein stöhnte. Sie wollte sich aus der Sicht stehlen, aber es war bereits zu spät. Sie musste sich den Bildern stellen.

Die Welt zerfällt wie in einem Kaleidoskop. Die einzelnen Elemente stürzen durcheinander, sortieren sich neu, setzen sich zu bizarren Figuren zusammen. Mit jeder neuen Anordnung verschwinden immer mehr Kanten und gerade Linien. Die Welt wölbt sich, wird rund, zu einem Kreis. Einem endlosen Kreis, in dem alles, was darin verschwindet, auf ewig gefangen ist.

Die Blinde Kathrein spürte, wie sich die reale Welt um sie bewegte. Ein schreckliches Gefühl des Fallens erfasste sie. Dann ein Schlag gegen ihre linke Schläfe, etwas Nasses klatschte gegen ihr Gesicht. Schmerz.

Das verwaschene Bild des ewigen Kreislaufs verschwand, der Blick versiegte. Die Blinde Kathrein kam langsam zu sich und bemerkte, dass sie auf dem Boden lag, das Gesicht im nassen Gras.

Mit zittrigen Bewegungen richtete sie sich auf, wankte in ihr Häuschen. Sie ergriff eine Wolldecke und wischte sich das nasse Gesicht trocken. Der Kreis wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Was bedeutete er?

Es war ihr absolut klar, dass diese Bilder nicht mit Simes Zukunft verknüpft waren, sondern mit ihrer eigenen. Die Blinde Kathrein ging in ihre Küche und brühte sich einen Kräutertee auf. Manchmal ergaben die Bilder aus den inneren Blicken erst einen Sinn, wenn man sie sich ein wenig setzen ließ.

Aber diesmal wollte sich keine Erkenntnis einstellen. Diesmal blieb der verwaschene, niemals endende Kreis in ihren Gedanken kleben wie Baumharz an den Händen.

Um sich abzulenken, nahm die Blinde Kathrein ein Buch mit Sagen und Märchen, legte ein Holzscheit in den Ofen und setzte sich in den Sessel. Sie öffnete das Buch, konzentrierte sich und erfasste mit ihrem inneren Blick, der ihr die Augensicht ersetzte, das Seitenverzeichnis. Sie entschied sich für ein Märchen, in dem ein Junge im Wald einen verzauberten Spiegelweiher fand.

Die Blinde Kathrein ließ den inneren Blick über die Zeilen und Illustrationen wandern. Zwischendurch nahm sie einen Schluck des dampfenden Kräutertees und fühlte, wie sie sich allmählich beruhigte. Der albtraumhafte Kreis verschwand, und Kathrein ging in der Geschichte um den Spiegelweiher auf.

Plötzlich durchzuckte sie ein neuer Schrecken. Ihr war, als würde sie jemand aus dem Buch heraus anstarren. Ein schattenhaftes Wesen überlagerte die Illustration des Spiegelweihers. Ein Mensch, aber verzerrt, breit, fast quadratisch, und sehr, sehr dunkel. Die Haut war schwarz, der Schädel haarlos, dafür hatte er einen leuchtend roten Bart, der sich vom Kinn bis zu den Ohren zog.

Das Wesen sah sie aus tief liegenden Augen direkt an, in sie hinein, in ihren inneren Blick hinein. Dann öffnete es den Mund und sprach Worte, die sie nicht verstand.

Erschrocken schlug sie das Buch zu und warf es in eine Ecke. Schwer atmend blieb sie im Sessel sitzen, bis sie genügend Mut beisammenhatte, aufstand, das Buch holte und die Seite wieder aufschlug.

Aber da war nur die Illustration des verzauberten Spiegelweihers im Wald.

War der schattenhafte Kerl nur ein Hirngespinst gewesen? Oder hatte ihre Gabe...
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