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Tod von oben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
370 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am12.06.20234. Auflage
In einer Sommernacht des Jahres 1941 beobachtet die 18-jährige Sofieke, wie ein Fallschirmagent in den besetzten Niederlanden landet. Der Student Gerhard soll für die Engländer spionieren. Er wird jedoch sofort festgenommen. Gerhard entgeht der Hinrichtung nur, indem er sich zum Schein bereiterklärt, als Doppelagent für die deutsche Spionageabwehr zu arbeiten. Arthur Seyß-Inquart, der mächtigste Nazi in den Niederlanden, ist Gerhards Nennonkel. Seine fröhlich-naive Tochter Dorli zeigt ihm den Palast, in dem sie jetzt wohnt. In dem hauseigenen Kino führt sie ihm die Wochenschau-Aufnahmen von der wunderbar versöhnlichen Rede vor, die ihr Vater bei der Amtseinführung vor einem Jahr gehalten hat. Sie ist stolz auf ihren Vater. Weder Gerhard noch sie ahnen, dass der Reichskommissar auch eine ganz andere, dunkle Seite hat. Durch Zufall treffen Gerhard und Sofieke wieder aufeinander. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebesbeziehung. Aber die beiden sind in größter Gefahr. Ihre Gegenspieler in der SS schrecken vor nichts zurück.

Jürgen Ehlers wurde im Mai 1948 in Hamburg geboren. Er war als Geowissenschaftler beim Geologischen Landesamt Hamburg tätig und hat zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze und mehrere Fachbücher zum Thema Eiszeit geschrieben. Im Jahre 1992 erschien seine erste veröffentlichte Kriminalerzählung. Für »Weltspartag in Hamminkeln« wurde Ehlers mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. Seit 2005 schreibt er historische Kriminalromane, die überwiegend auf echten Kriminalfällen beruhen. Im März 2019 erschien sein neuester historischer Kriminalroman »Im Haus der Lügen«. Im Januar 2020 folgte »Durch die kalte Nacht«, der dritte Band der Holland-Trilogie. Jürgen Ehlers ist Mitglied im Syndikat und in der Crime Writers' Association. Er lebt mit seiner Familie in einem Dorf unweit von Hamburg.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,99
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
HörbuchCD-ROM
EUR14,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,99
TonträgerKassette (Tonband)
EUR12,95

Produkt

KlappentextIn einer Sommernacht des Jahres 1941 beobachtet die 18-jährige Sofieke, wie ein Fallschirmagent in den besetzten Niederlanden landet. Der Student Gerhard soll für die Engländer spionieren. Er wird jedoch sofort festgenommen. Gerhard entgeht der Hinrichtung nur, indem er sich zum Schein bereiterklärt, als Doppelagent für die deutsche Spionageabwehr zu arbeiten. Arthur Seyß-Inquart, der mächtigste Nazi in den Niederlanden, ist Gerhards Nennonkel. Seine fröhlich-naive Tochter Dorli zeigt ihm den Palast, in dem sie jetzt wohnt. In dem hauseigenen Kino führt sie ihm die Wochenschau-Aufnahmen von der wunderbar versöhnlichen Rede vor, die ihr Vater bei der Amtseinführung vor einem Jahr gehalten hat. Sie ist stolz auf ihren Vater. Weder Gerhard noch sie ahnen, dass der Reichskommissar auch eine ganz andere, dunkle Seite hat. Durch Zufall treffen Gerhard und Sofieke wieder aufeinander. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebesbeziehung. Aber die beiden sind in größter Gefahr. Ihre Gegenspieler in der SS schrecken vor nichts zurück.

Jürgen Ehlers wurde im Mai 1948 in Hamburg geboren. Er war als Geowissenschaftler beim Geologischen Landesamt Hamburg tätig und hat zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze und mehrere Fachbücher zum Thema Eiszeit geschrieben. Im Jahre 1992 erschien seine erste veröffentlichte Kriminalerzählung. Für »Weltspartag in Hamminkeln« wurde Ehlers mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. Seit 2005 schreibt er historische Kriminalromane, die überwiegend auf echten Kriminalfällen beruhen. Im März 2019 erschien sein neuester historischer Kriminalroman »Im Haus der Lügen«. Im Januar 2020 folgte »Durch die kalte Nacht«, der dritte Band der Holland-Trilogie. Jürgen Ehlers ist Mitglied im Syndikat und in der Crime Writers' Association. Er lebt mit seiner Familie in einem Dorf unweit von Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757849511
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum12.06.2023
Auflage4. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten370 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.11905434
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Sonntag, 6. Juli 1941
Sofieke wusste, sie sollte um diese Zeit nicht mehr draußen sein. Aber sie war 17 Jahre alt, und niemand konnte sie daran hindern, eine Nacht im Freien zu verbringen. Auch nicht die Besatzer mit ihrer nächtlichen Ausgangssperre. Die schon gar nicht. Es war eine warme Sommernacht. Sofieke hatte ihr Fahrrad an einen Baum gelehnt und betrachtete den Nachthimmel. Die Sterne leuchteten hier außerhalb der Stadt so viel heller als dort, wo sie vor ihrer Flucht gewohnt hatte. Die Milchstraße war klar zu erkennen.

Sofieke Plet hatte die elterliche Wohnung in Amsterdam verlassen und war nach Den Haag gezogen. Ihr Vater war tot. Ihre Mutter wusste nicht, wo sie geblieben war. Und sie wusste erst recht nicht, dass Sofieke für ihre Flucht das Bankkonto der Familie geplündert hatte. Das Mädchen hatte zwar eine Spur schlechten Gewissens deswegen, aber wirklich nur eine Spur. Ihre Mutter arbeitete und brauchte dieses Geld nicht, während ihre eigene Zukunft vollkommen ungewiss schien. Als ihr klar war, dass sie als Jüdin die öffentliche Schule würde verlassen müssen, war sie untergetaucht.

Sofieke fühlte sich so frei und übermütig wie lange nicht mehr. Alle Sorgen der letzten Wochen lagen hinter ihr. Sie pflückte eine verspätete Pusteblume, hielt sie in die Luft und blies die Samen gegen den Himmel. Wie kleine Fallschirme, dachte sie.

Irgendwo in der Ferne brummte ein Flugzeug. Sie entdeckte es erst, als es die Milchstraße querte. Die Maschine flog nicht sehr hoch. Vielleicht steuerte sie Den Haag an. Sie flog ohne Positionslichter. Richtig, es war ja Krieg. Hier draußen konnte man es fast vergessen.

Plötzlich legte ihr jemand die Hand auf die Schulter. Sofieke fuhr zusammen. Die Hand gehörte zu einem Polizisten.

»Na, was machst du denn hier noch so spät?«, fragte er.

»Ich betrachte den Sternenhimmel«, erwiderte Sofieke.

»Jetzt? In der Sperrstunde?«

»Bei Tag kann ich die Sterne doch nicht sehen!«

»Ja, das ist richtig«, gab der Polizist zu. Er ließ ihre Schulter los.

Sein Kollege hatte weniger Verständnis. »Das geht nicht«, sagte er missbilligend. »Das können Sie nicht machen, junge Frau. Ich fürchte, wir müssen Sie mit auf die Wache nehmen.«

Sofieke erwiderte nichts. Sie wollte nicht mit auf die Wache.

»Es sei denn ...« Der Polizist sah Sofieke fragend an. Sein Blick gefiel ihr nicht.

Aber bevor er dazu kam, seinen Vorschlag näher zu erläutern, stieß sein Kollege ihn an. »Das Flugzeug!«, rief er. »Guck mal, das Flugzeug!«

Er deutete nach oben. Aber es war nicht das Flugzeug, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Das war inzwischen kaum noch wahrzunehmen; stattdessen hing ein schwarzer Fallschirm am Nachthimmel und schwebte langsam zu Boden.

»Ach du Scheiße!«, murmelte der zweite Polizist.

»Komm, den Kerl schnappen wir uns!« Beide rannten in die Richtung, in der der Fallschirmspringer landen würde.

Sofieke registrierte, dass die beiden plötzlich Pistolen in den Händen hielten. Der Springer hatte keine Chance. Er war viel zu nah. Die Polizisten würden ihn mit Sicherheit erwischen. Und was immer sie mit ihm vorhaben mochten, es war bestimmt nichts Gutes.

Die Nacht war verdorben. Sofieke stieg auf ihr Fahrrad und radelte davon.

Gerhard Prange schwebte am Fallschirm durch die Nacht. So sah es also aus, wenn man als Agent in Feindesland ankam. Hatte er alles richtig gemacht? Ja, hatte er. Sein Vater hatte durchgesetzt, dass Gerhard nach England gehen und in Cambridge studieren konnte. Dass sein Sohn als Fallschirmagent für die Engländer zurückkehren würde, ahnte er nicht. Er hätte es sicher auch nicht gebilligt.

Es war ein unerhörtes Risiko, das Gerhard eingegangen war, für die gute Sache. Wenn es überhaupt eine gute Sache gab in diesem Krieg. Nun gab es jedenfalls kein Zurück mehr. Da war schon der Boden.

Gerhard rollte sich ab. Es klappte nicht ganz so perfekt wie bei dem Übungssprung drüben in England, aber da war auch heller Tag gewesen, und er hatte gewusst, dass er auf freiem Feld landen würde. Diesmal wäre er fast in einem kleinen Waldstück heruntergekommen. Er löste rasch die Gurte, und der schwarze Fallschirm fiel in sich zusammen. Es war windstill. Er befreite sich aus der Springerkombi. Wo war das Funkgerät? Da lag es. Gerhard erschrak. Der Koffer war bei der Landung aufgeplatzt, der empfindliche Sender zerstört.

Die beiden Polizisten bemerkte Gerhard erst, als es schon viel zu spät war. Sie riefen irgendetwas auf Holländisch. Er reagierte nicht. Er blickte auf ihre Pistolen. Der größere der beiden deutete mit der Waffe an, dass er die Hände hochnehmen sollte. Zögernd hob Gerhard die Hände ein Stück weit in die Höhe. Nicht zu weit natürlich. Sie fühlten sich sicher, weil sie zu zweit waren, und weil sie bewaffnet waren. Zu sicher. Und wenn sie ihm Handschellen anlegen wollten, dann mussten sie ihm viel, viel näher kommen. Darauf wartete er. Na, komm schon, dachte er. Noch einen Schritt. Jetzt!

Als Gerhard zutrat, flog die Pistole des vorderen Polizisten in hohem Bogen davon. Der Mann schrie auf und stürzte zu Boden. Gerhard rannte. Schon war der Polizist wieder auf den Beinen und hinter ihm her. Der zweite Polizist fluchte lauthals; er konnte nicht schießen, ohne seinen Kollegen zu gefährden. Es waren keine hundert Meter bis zum Waldrand. Das musste doch zu schaffen sein!

Er drehte sich kurz um. Sein Vorsprung war größer geworden. Da verfing sich sein rechter Fuß in einem Stück Stacheldraht. Er strauchelte, stürzte. Bevor er wieder auf die Beine kam, waren die Polizisten heran. Sie packten ihn zu zweit, legten ihm Handschellen an. Und als sie sich sicher waren, dass er ihnen nicht mehr entkommen konnte, versetzten sie ihm ein paar Fußtritte.

Aus, dachte Gerhard.

Einen Moment lang befürchtete er, sie würden ihn gleich hier draußen erledigen, wo es keine Zeugen gab. Aber das taten sie nicht. Sie nahmen ihn in die Mitte, und wenig später war der Fallschirmagent Gerhard Prange auf dem Weg zur Polizeiwache. Es sah aus, als ob sein Einsatz schon beendet wäre, bevor er überhaupt begonnen hatte.

Aber während er zwischen den beiden Polizisten zu Fuß in Richtung Den Haag marschierte, dachte er an das, was man ihnen bei ihrer Agentenausbildung in Beaulieu eingetrichtert hatte: Ihr müsst jederzeit damit rechnen, dass ihr verhaftet werdet. Aber das ist nicht das Ende. Solange ihr am Leben seid, besteht immer noch Hoffnung.

»Du blutest ja!«

Ja, Gerhard Prange blutete. Seine erste Begegnung mit der niederländischen Polizei war unerfreulich abgelaufen. Die misstrauischen Beamten hatten nicht gewusst, was sie mit diesem Fallschirmspringer anfangen sollten. Sie sprachen kein Englisch, und sein Deutsch konnten oder wollten sie nicht verstehen. Sie hatten ihn verprügelt und ihn dann dem deutschen Sicherheitsdienst übergeben. Der SD hatte wenigstens begriffen, was er wollte: Arthur Seyß-Inquart sehen. »Er ist mein Onkel!«, hatte Gerhard behauptet.

Sie hatten ihn ausgelacht. Aber am Ende hatten sie doch im Amtssitz Am Plein 23 angerufen, und nun stand Gerhard dem mächtigsten Mann in den besetzten Niederlanden gegenüber. Er wischte sich das Blut aus dem Gesicht.

»Was machst du nur für Sachen?« Onkel Arthur schüttelte den Kopf.

Der Reichskommissar für die besetzten Niederlande war nicht wirklich sein Onkel, aber er kannte Gerhard, seit er ihn als zweijähriges Kind auf den Schultern getragen hatte. »Onkel Arthur« - bei der Anrede war es geblieben.

»Ich bin mit dem Fallschirm abgesprungen«, sagte Gerhard. Er hielt inne, denn in diesem Moment war aus einem anderen Raum irgendwo in diesem Gebäude ein unmenschlicher Schrei zu hören.

Arthur Seyß-Inquart wandte sich indigniert zur Seite. »Stellen Sie das ab!«, verlangte er.

Der SS-Mann, der Gerhard in das Vernehmungszimmer gebracht hatte, schlug die Hacken zusammen und verließ den Raum. Kurz danach wurde es ruhig.

Seyß-Inquart nahm den Faden wieder auf: »Du bist mit dem Fallschirm abgesprungen. Ja, das hat man mir erzählt.«

Gerhard war in England vom Kriegsausbruch überrascht worden. »Ich wollte nach Hause.«

»Nach Hause - schön und gut. Aber als englischer Agent?« Es klang nicht bedrohlich, aber es war schwer abzuschätzen, was sein Onkel wirklich dachte. Er verzog keine Miene. »Ich möchte nicht wissen, was dein Vater dazu sagt!«

»Mir blieb keine andere Möglichkeit. Die Engländer wollten mich bis zum Kriegsende in ein Internierungslager stecken. Sie haben mich gefragt, ob ich bereit sei, für sie zu arbeiten. Ich bin zum Schein darauf eingegangen. Sie haben mich zum Fallschirmagenten ausgebildet. Letzte Nacht bin ich hier abgesprungen und gleich verhaftet worden.«

Das war die verkürzte Version, die sich Gerhard zurechtgelegt hatte, und von der er annahm, dass sie für Onkel Arthur glaubhaft...
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