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Dunkle Tage im Iberia Parish

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Pendragon Verlagerschienen am24.03.2021Deutsche Erstausgabe
Ein Atmosphärisches Meisterwerk über die Abgründe der Menschheit! Als eine Frau namens Trish Klein in aufgewühltem Zustand in New Iberia auftaucht, stellt Dave Robicheaux fest, dass es sich dabei um die ­Tochter von Dallas Klein handelt - seinem Freund aus dem Vietnamkrieg, für dessen Tod er sich bis heute ­schuldig fühlt. Kaum angekommen, schließt Trish ­zweifelhafte Deals in Casinos ab. Der Verdacht kommt auf, dass sie in Wahrheit einen viel größeren Coup plant. Kann es sein, dass Trish den Mord an ihrem Vater rächen will? Und was hat sie mit dem angeblichen Selbstmord einer jungen Studentin zu tun? Um den Fall ­aufzuklären, muss Robicheaux sich endlich seinen Schuldgefühlen stellen.

James Lee Burke wurde 1936 in Houston, Texas geboren und wuchs in Louisiana auf. In der Küstenregion des »Bayou State« spielen auch die Krimis um Dave Robicheaux. Aus der Dave-Robicheaux-Reihe wurden zwei Krimis verfilmt: »Mississippi Delta«(»Blut in den Bayous«) mit Alec Baldwin in der Hauptrolle und »Mord in Louisiana« (»Im Schatten der Mangroven«) mit Tommy Lee Jones. Burke wurde zweimal mit dem Edgar Allan Poe Award und mehrfach mit dem Hammett Prize ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextEin Atmosphärisches Meisterwerk über die Abgründe der Menschheit! Als eine Frau namens Trish Klein in aufgewühltem Zustand in New Iberia auftaucht, stellt Dave Robicheaux fest, dass es sich dabei um die ­Tochter von Dallas Klein handelt - seinem Freund aus dem Vietnamkrieg, für dessen Tod er sich bis heute ­schuldig fühlt. Kaum angekommen, schließt Trish ­zweifelhafte Deals in Casinos ab. Der Verdacht kommt auf, dass sie in Wahrheit einen viel größeren Coup plant. Kann es sein, dass Trish den Mord an ihrem Vater rächen will? Und was hat sie mit dem angeblichen Selbstmord einer jungen Studentin zu tun? Um den Fall ­aufzuklären, muss Robicheaux sich endlich seinen Schuldgefühlen stellen.

James Lee Burke wurde 1936 in Houston, Texas geboren und wuchs in Louisiana auf. In der Küstenregion des »Bayou State« spielen auch die Krimis um Dave Robicheaux. Aus der Dave-Robicheaux-Reihe wurden zwei Krimis verfilmt: »Mississippi Delta«(»Blut in den Bayous«) mit Alec Baldwin in der Hauptrolle und »Mord in Louisiana« (»Im Schatten der Mangroven«) mit Tommy Lee Jones. Burke wurde zweimal mit dem Edgar Allan Poe Award und mehrfach mit dem Hammett Prize ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783865327659
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum24.03.2021
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.15
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2246 Kbytes
Artikel-Nr.11957200
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

In den frühen Achtzigerjahren, als Jim Beam pur und ein Bier zum Nachspülen noch mein Lebenselixier und meine Zuflucht waren, nahm ich an einem Austauschprogramm zwischen dem NOPD und einer Trainingsakademie für Polizeischüler im Dade County, Florida, teil. Ich arbeitete in der Mordkommission des Miami Police Department mit und unterrichtete nebenbei Strafrecht an einem College an der 27th Avenue N.W., unweit einer kleinen Stadt namens Opa Locka.

Mit seinen Gebäuden im orientalischen Stil wirkte Opa Locka wie eine Anhäufung von arabischen Moscheen. Am frühen Vormittag hing der Nebel vom Meer oder den Everglades, vermischt mit Staub und Kohlenmonoxid, wie schmutzige Wattebausche über den heruntergekommenen Minaretten und den rissigen Mauern der Gebäude. Abends waren die Straßen von Dampflampen beleuchtet, die im Nebel wie die Sicherheitslichter eines Gefängniskomplexes schimmerten. Das trockene Klatschen der Palmwedel erfüllte die verschmutzte Luft. In den Vorgärten sah man mehr Sand als Gras. Obwohl sich in den Häusern nicht viel Wertvolles befinden konnte, waren sie mit Gittern an den Fenstern und Stacheldraht auf den Zäunen gesichert. Junge Typen, die irgendeiner Gang angehörten, bretterten in ihren Spritfressern mit kaputten Auspufftöpfen über den Asphalt und zertrümmerten Schnapsflaschen auf dem Bürgersteig, ohne dass irgendjemand einschritt.

Für mich war es ein Ort, wo ich keine Vergleiche anstellen und keine Entscheidungen treffen musste, wo die Sonne jeden Morgen mit den Farbtönen eines Tequila Sunrise aufging. Wenn ich wieder mal bis zum frühen Morgen in Opa Locka abhing, gab es nicht viel zu überlegen: Meistens trank ich einfach weiter, bis ich im Delirium tremens versank. Vier bis fünf Nächte die Woche besoff ich mich systematisch in einer Bar, deren Gäste nichts voneinander wussten, deren Bekanntschaft in der Kneipe begann und endete. Die meisten tranken mit selbstzerstörerischer Resignation und hatten es längst aufgegeben, über ihr Leben nachzudenken, was ihnen vermutlich einen gewissen inneren Frieden ermöglichte. Ich glaube nicht, dass irgendjemand dort wusste, dass ich Polizeibeamter war - und falls doch, so war es ihnen völlig egal. Wenn ich heute zurückblicke, bin ich mir sicher, dass sie mich als einen der ihren anerkannt haben - einen Mann, der aus freiem Willen in Dantes neunten Höllenkreis hinabgestiegen ist, die Hand am Bierkrug, mit einem Whiskeyglas als U-Boot.

Einen Gast gab es jedoch, den ich als Freund bezeichnen würde: Dallas Klein, ein Kerl, der Ende 1971 einen Transporthubschrauber mitten durch feindliche Granaten und Gewehrfeuer flog, um die Jungs eines kleinen Aufklärungsteams zu bergen, die an der kambodschanischen Grenze festsaßen. Er kam dekoriert mit zwei Purple Hearts und einem Silver Star nach Hause, und mit einem nervösen Zucken im Gesicht, als würde vor seinem linken Auge eine Biene herumschwirren.

Er teilte meine Vorliebe für Pferderennen im Gulfstream Park, die Jai-Alai-Wettkampfhalle im Broward County, das Craps-Würfelspiel in einem Privatclub in Hollywood, Florida, eine Pokerrunde in Little Havana, die Hunde in Flagler Beach, die Trabrennen in Pompano Park, das Florida Derby in Hialeah, Kurztrips nach Jamaika und besonders den Moment, wenn in den schimmernden Spielautomaten die Münzen klimperten.

Dallas Klein war ein guter Junge, kein Säufer und kein bisschen verbittert, obwohl ihn seine Spielsucht bereits seine Braut und ein kleines Haus in Fort Lauderdale gekostet hatte. Er trug seine Verluste mit einem Lächeln, als wäre alles nicht so schlimm, solange er es mit Humor nahm. Samstags saß er meist bei einem frühen Lunch in der Bar, trank ein Glas Milch zu einem Hamburger und las den Morning Telegraph, gut gelaunt und freundlich wie immer, das rabenschwarze Haar kurz geschnitten. Um eins waren wir dann meistens beim Pferderennen, fest überzeugt, in die Zukunft schauen zu können. Die Geräuschkulisse der Menge nahm uns auf wundersame Weise jede Angst vor der eigenen Sterblichkeit, die uns bisweilen beschleichen mochte.

An einem sonnigen Nachmittag, als die Jacarandabäume und Bougainvilleen blühten, kam Dallas wieder einmal vergnügt pfeifend in die Bar geschlendert. Er hatte diese Woche drei NFL-Spiele richtig getippt und bei zwei Pferderennen den Ersten und Zweiten erraten. Zur Feier des Tages schmiss er eine Lokalrunde und lud mich zu Steak und Irish Potatoes ein.

Nach einer Weile kamen zwei Typen von der Sorte herein, mit der man nichts zu tun haben will. Der Größere winkte den Barkeeper heran, während der andere sich unter den Gästen an den Tischen umschaute und einen Moment brauchte, bis seine Augen sich an das schummrige Licht in der Bar gewöhnt hatten.

Ich mach mich vom Acker, Dave. Ruf mich an , sagte Dallas, legte Messer und Gabel auf den Teller und nahm seine Lederjacke von der Stuhllehne.

Im nächsten Moment verduftete er durch die Hintertür.

Er kam nur bis zu einem lavendelfarbenen Cadillac, wo ihn ein Riese erwartete, die Arme vor der Brust verschränkt. In der Sonnenbrille des Kerls waren die verzerrten Spiegelbilder von Minaretten und einer weißen Stuckwand zu sehen.

Die zwei Männer, die durch die Vordertür hereingekommen waren, folgten Dallas hinaus auf den Parkplatz. Ich zögerte einen Moment, dann wischte ich mir den Mund mit meiner Serviette ab und ging ebenfalls nach draußen.

Der Parkplatz war mit Bauschutt ausgelegt, in dem aus allen Ritzen Unkraut hervorwucherte. Unter dem strahlend blauen Himmel wiegten sich die Königspalmen entlang des Boulevards im Wind. Die mir unbekannten Männer hatten Dallas umringt - ein Manöver, bei dem jeder der drei genau wusste, was er zu tun hatte.

Der Fahrer des Caddys hatte den stämmigsten Hals, den ich je an einem Menschen gesehen hatte - so breit wie sein Gesicht. Mit der Krawatte und dem weißen Hemd erinnerte er ein bisschen an ein Schwein, das man in einen Anzug gesteckt hatte. Kaugummi kauend schaute er zu den windgepeitschten Palmen hoch, als ginge ihn das Ganze gar nichts an. Der Mann, der mit dem Barkeeper gesprochen hatte, war der Wortführer. Er trug Sportklamotten aus Polyester, dazu weiße Schuhe, und sah aus wie ein Schwindsüchtiger mit seinen eingesunkenen Schultern und dem faltigen Gesicht eines Kettenrauchers.

Whitey soll also für deine 16 Riesen geradestehen? , fragte er. Das Geld gehört ihm nicht, verstehst du? Er zahlt selbst anderthalb Prozent Zinsen die Woche. Nein, Dallas, jetzt hörst du mir erst mal zu. Jeder weiß, was du für dein Land geleistet hast, aber wenn du jemandem 16 Riesen schuldest, kannst du den Kriegsheldenscheiß vergessen.

Meine Aufmerksamkeit galt jedoch dem Kleinsten der drei. Er wirkte angespannt wie ein Meth-Junkie. Sein Mund erinnerte an ein horizontales Schlüsselloch, einen Mundwinkel hatte er nach oben gezogen, als wollte er lächeln. Er hörte angestrengt zu, als warte er nur noch auf grünes Licht, ein angespanntes Zucken in den Augen.

Der Schwindsüchtige legte Dallas die Hand auf die Schulter. Was? Findest du etwa, wir sind zu hart zu dir? Willst du, dass Ernesto uns in die Glades fährt und wir uns dort weiter unterhalten? Whitey mag dich, Junge. Er hält verdammt viel von dir, nur darum behandelt er dich so rücksichtsvoll.

Haben die Gentlemen ein Problem mit meinem Freund Dallas? , fragte ich in die Runde.

In der eintretenden Stille hörte ich die Palmwedel flattern. Ein Windstoß wirbelte Zeitungspapier an einem eisernen Tor vorbei.

Nee, wir ham kein Problem , entgegnete der Kleinste, und seine Schuhsohle knirschte auf dem groben Schutt, als er sich zu mir drehte. Seine Haare waren blondiert, er trug Plateauschuhe und einen dunkelblauen Anzug mit weit geöffneter Jacke, unter der das silberfarbene Hemd im Licht glitzerte, dazu ein seidenes Halstuch. In seinen grünen Augen brannte ein kaltes Feuer, das es ratsam erscheinen ließ, sich nicht mit ihm anzulegen.

Dallas wird am Telefon verlangt , sagte ich.

Die sollen ihm eine Nachricht hinterlassen , erwiderte der Kleine.

Seine Mutter ist dran. Die ist stinksauer, wenn Dallas nicht ans Telefon geht.

Der Typ ist ein Cop , meinte der Fahrer des Caddys, nahm die Sonnenbrille ab und kniff die Augen gegen die grelle Sonne zusammen.

Der Kleingewachsene und der Typ in Sportklamotten musterten mich einen Moment lang. Sie sind ein Cop? , fragte der Kleine und lächelte zum ersten Mal.

Wer weiß , erwiderte ich.

Nette Kneipe ham Sie sich da ausgesucht , meinte der Kerl.

Und ob. Falls ihr euer Bier anschreiben lassen wollt, rede ich gern mit dem Barkeeper , bot ich an.

Der Kleine lachte und ließ sich vom Fahrer ein Kaugummi geben. Dann trat er zu Dallas und flüsterte ihm etwas zu, das Dallas sehr blass werden ließ.

Nachdem die drei Männer in ihren Cadillac gestiegen und losgefahren waren, fragte ich Dallas, was der Typ zu ihm gesagt hatte.

Ach, nichts. Er ist bloß ein Arschloch. Nicht so wichtig.

Wer ist Whitey? , hakte ich nach.

Whitey Bruxal. Er betreibt ein Wettbüro in einer Pizzeria in Hallendale.

Dem schuldest du 16 Riesen?

Das hab ich im Griff. Kein Problem.

Zurück in der Bar, schob Dallas seinen Teller beiseite und bestellte sich einen Scotch mit Milch. Nach drei weiteren Drinks kehrte die Farbe in seine Wangen zurück. Er blies den Atem aus und stützte die Stirn auf eine Hand.

Wow , sagte er mehr zu sich selbst als zu mir.

Was hat der Typ zu dir gesagt? , fragte ich noch einmal.

Eins-eins-fünf Coconut Palm Drive.

Was soll das heißen?

Ich...

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Autor

James Lee Burke wurde 1936 in Houston, Texas geboren und wuchs in Louisiana auf. In der Küstenregion des »Bayou State« spielen auch die Krimis um Dave Robicheaux. Aus der Dave-Robicheaux-Reihe wurden zwei Krimis verfilmt: »Mississippi Delta«(»Blut in den Bayous«) mit Alec Baldwin in der Hauptrolle und »Mord in Louisiana« (»Im Schatten der Mangroven«) mit Tommy Lee Jones. Burke wurde zweimal mit dem Edgar Allan Poe Award und mehrfach mit dem Hammett Prize ausgezeichnet.

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