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Eine Zelle für Clete

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
544 Seiten
Deutsch
Pendragon Verlagerschienen am26.01.2022Deutsche Erstausgabe
Ein tiefer Einblick in die amerikanische Seele: Atmosphärisch, düster, brillant. Der skrupellose Mord an sieben jungen Frauen veranlasst Detective Dave Robicheaux, zusammen mit seinem besten Freund Clete Purcel Ermittlungen anzustellen. Dabei geraten sie immer wieder an den berüchtigten Zuhälter Herman Stanga. Als der tot aufgefunden wird, kurz nachdem Clete ihn zusammengeschlagen hat, wird es heikel für Clete. Zudem muss Robicheaux auch noch um seine Tochter Alafair fürchten - sie hat sich mit dem erfolgreichen Autor Kermit Abelard eingelassen und Dave ist überzeugt davon, dass er in zwielichtige Geschäfte verwickelt ist, die auch Alafair bedrohen könnten. Dieser Fall wird ihm alles abverlangen.

James Lee Burke wurde 1936 in Houston / Texas geboren und wuchs in Louisiana auf. Aus der Dave-Robicheaux-Reihe wurden zwei Krimis verfilmt: »Mississippi Delta« (»Blut in den Bayous«) mit Alec Baldwin in der Hauptrolle und »Mord in Louisiana « (»Im Schatten der Mangroven«) mit Tommy Lee Jones.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextEin tiefer Einblick in die amerikanische Seele: Atmosphärisch, düster, brillant. Der skrupellose Mord an sieben jungen Frauen veranlasst Detective Dave Robicheaux, zusammen mit seinem besten Freund Clete Purcel Ermittlungen anzustellen. Dabei geraten sie immer wieder an den berüchtigten Zuhälter Herman Stanga. Als der tot aufgefunden wird, kurz nachdem Clete ihn zusammengeschlagen hat, wird es heikel für Clete. Zudem muss Robicheaux auch noch um seine Tochter Alafair fürchten - sie hat sich mit dem erfolgreichen Autor Kermit Abelard eingelassen und Dave ist überzeugt davon, dass er in zwielichtige Geschäfte verwickelt ist, die auch Alafair bedrohen könnten. Dieser Fall wird ihm alles abverlangen.

James Lee Burke wurde 1936 in Houston / Texas geboren und wuchs in Louisiana auf. Aus der Dave-Robicheaux-Reihe wurden zwei Krimis verfilmt: »Mississippi Delta« (»Blut in den Bayous«) mit Alec Baldwin in der Hauptrolle und »Mord in Louisiana « (»Im Schatten der Mangroven«) mit Tommy Lee Jones.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783865327901
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum26.01.2022
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.18
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse867 Kbytes
Artikel-Nr.11957226
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Das Zimmer, das ich in der Altstadt von Natchez gemietet hatte, erinnerte mehr an New Orleans als an irgendeine Kleinstadt am Mississippi. Die sturmsicheren Fensterläden leuchteten in einem zartrosa Licht, wie man es auch im Garden District in New Orleans sehen konnte, wenn im Frühling die Sonne aufging. Über den Gärten lag ein feiner Nebel, der vom Fluss heraufgezogen war. Die pastellfarbenen Hauswände waren von Flechten überzogen. Auf den gepflasterten Wegen roch es nach feuchtem Stein und wilder Minze, die in grünen Büscheln zwischen den Steinfliesen wuchs. Ich sah, wie die Schatten der Bananenstauden auf den Fliegengittern der Fenster spielten, das Kondenswasser auf den Blättern wie Adern in Körpergewebe. Irgendwo auf dem Fluss stieß ein Schiffshorn sein langgezogenes, vom Nebel gedämpftes Tuten aus. Ein hölzerner Ventilator rotierte träge über meinem Bett, die daran befestigten Lampen wie kleine gläserne Blumen. Der Holzboden, die knallbunte Tapete und die feuchten Flecken an der Decke erinnerten an eine andere Zeit, die noch nicht vom Kommerz beherrscht war. Diesen Eindruck unterstrich eine aufziehbare runde Wanduhr ohne Zeiger.

Hier im tiefen Süden kann es dir auch heute noch passieren, dass du eines Morgens aufwachst und dich fragst, ob du ins Jahr 1862 zurückversetzt wurdest. Vielleicht wirst du dir dann sogar mit einem Anflug von schlechtem Gewissen eingestehen, dass dir eine solche Reise in die Vergangenheit gar nicht einmal unangenehm wäre.

An diesem Vormittag fand ich in einer kieferbestandenen Senke unweit des Mississippi den Mann, den ich suchte. Er hieß Jimmy Darl Thigpin. Die in den Südstaaten recht häufige Verkleinerungsform des Namens, die denjenigen jungenhaft wirken ließ, war in seinem Fall absolut irreführend. Er war seit Jahrzehnten als bewaffneter Aufseher im Strafvollzug von Mississippi tätig, ein Kerl von der harten Sorte, dem man tunlichst aus dem Weg ging und dessen Charakter man nicht hinterfragte. In gewisser Weise war Jimmy Darl Thigpin für uns alle, die wir das Gesetz vertraten, ein abschreckendes Beispiel. Man fürchtete, vielleicht auch einmal so zu werden wie er.

Er saß aufrecht auf einem stattlichen Pferd, eine abgesägte, doppelläufige Schrotflinte auf dem Oberschenkel. Der Sattel knirschte unter seinem Gewicht. Er trug ein langärmeliges Baumwollhemd, um seine Arme vor den Moskitos zu schützen, und einen alten Cowboyhut, um zu verhindern, dass ihn der Hautkrebs erneut heimsuchte, der auf einer Gesichtshälfte seine Spuren hinterlassen hatte. Soweit ich wusste, hatte er in seiner vierzehnjährigen Laufbahn fünf Männer umgebracht - manche im Strafvollzug, manche auch draußen, einen im Streit um eine Frau in einer Bar.

Die Häftlinge, die er bewachte, waren durchweg Schwarze in grünweiß gestreiften Sträflingspullis und ausgebeulten Hosen, manche mit Fußfesseln gesichert. Sie fällten Bäume, hackten die Äste ab, um sie zu verbrennen, und luden die Stämme auf einen Pritschenwagen. Das Feuer strahlte eine enorme Hitze ab, entwickelte aber kaum Rauch.

Als Thigpin mich an der Straße parken sah, saß er ab, öffnete den Verschluss seiner Schrotflinte und hielt sie über dem linken Unterarm, sodass man die zwei Patronen in den Kammern sehen konnte. Obwohl er seine Waffe gesichert hatte, als wäre er auf meine Sicherheit bedacht, blieb sein Gesichtsausdruck finster, als er mir die Hand schüttelte, ohne die Häftlinge aus den Augen zu lassen.

Wir wissen es zu schätzen, dass Sie uns angerufen haben, Cap , sagte ich. Man sieht, dass Sie den Laden im Griff haben.

Im nächsten Moment wurde mir bewusst, was ich gesagt hatte. Manchmal ist es im Privatleben wie im Beruf notwendig, sich bei Leuten einzuschmeicheln, die einem nicht koscher sind. Das Schlimmste daran ist nicht, dass es nicht ganz ehrlich gemeint ist, sondern dass der Betreffende einen als Gleichgesinnten und Freund betrachten könnte. Dann beschleicht einen die Angst, dass man diesen Leuten ähnlicher ist, als man sich eingestehen will. Ich redete mir ein, dass ich das irgendwann nicht mehr nötig haben würde. Hoffte ich wenigstens.

Meine Befürchtungen waren unbegründet. Thigpin schien sich nur zu fragen, warum ich eigentlich nach Mississippi gekommen war, obwohl er selbst mich kontaktiert hatte. Geht es um diese Nutten, die drüben bei Ihnen umgebracht wurden?

So würde ich sie nicht unbedingt nennen.

Sie haben recht, man soll nicht schlecht von den Toten reden. Der Junge, von dem ich Ihnen erzählt hab, ist dort drüben. Der mit den Goldzähnen.

Danke für Ihre Hilfe, Cap.

Vielleicht war er im Grunde gar kein so schlechter Kerl, sagte ich mir. Aber kaum denkt man mit einer gewissen Erleichterung, dass wir doch alle einen guten Kern haben, folgt schon die nächste Enttäuschung.

Passen Sie auf Ihre Sachen auf , sagte Thigpin. Der Typ ist schon als Langfinger auf die Welt gekommen.

Was?

Nicht dass Sie noch Mitleid mit ihm kriegen. Der stiehlt Ihnen die Klobrille unterm Hintern weg, ohne dass Sie s merken. Wenn er Ihnen nicht erzählt, was er weiß, sagen Sie Bescheid, dann helfe ich seinem Gedächtnis mit ein paar Ohrfeigen auf die Sprünge.

Jimmy Darl Thigpin öffnete einen Beutel Kautabak und schob sich einen Priem in die Backe. Während er langsam kaute, verklärten sich seine Augen vor Wohlbehagen. Als ihm bewusst wurde, dass ich ihm zusah, schlich sich ein verschwörerisches Lächeln in seinen Mundwinkel, als wolle er andeuten, dass wir zum selben Club gehörten.

Der Häftling hieß Elmore Latiolais. Er stammte aus einem ländlichen Slum knapp 100 Kilometer nordöstlich von New Iberia, wo ich als Detective im Iberia Parish Sheriff s Department tätig war. Er hatte zwar die Gesichtszüge eines Schwarzen, doch seine Haut hatte einen hellen Braunton und war mit großen Muttermalen bedeckt. Seine drahtigen Haare waren goldblond gefärbt. Er war einer von diesen Rückfalltätern, deren Lebensgeschichten uns das Scheitern unserer Institutionen vor Augen führen und uns zu der resignierenden Erkenntnis kommen lassen, dass es für manche Menschen und Situationen keine Lösung gibt.

Wir setzten uns auf einen Baumstamm im Schatten, etwa 30 Meter von den anderen entfernt. Die Luft war stickig und heiß in der Waldlichtung, in deren Mitte das Feuer brannte. Die frisch geschnittenen Äste, die in die Flammen geworfen wurden, fingen augenblicklich Feuer. Elmore Latiolais war schweißgebadet und dünstete einen Geruch nach Moder und altem Seifenwasser aus.

Warum müssen wir eigentlich hier reden, Mann? , beschwerte er sich.

Sorry, dass ich kein klimatisiertes Büro mitgebracht habe , sagte ich.

Für die bin ich n Spitzel, wenn ich mit Ihnen rede.

Ich bin weit gefahren, um mit Ihnen zu sprechen, Partner. Soll ich wieder heimfahren?

Sein Blick schweifte in die Ferne, als ließe sich in der hitzeflimmernden Luft eine Antwort auf alle ungelösten Probleme seines Lebens finden.

Meine Schwester Bernadette war eines der sieben Mädchen, die umgebracht wurden. Obwohl das kein Schwein juckt.

Das hat mir Captain Thigpin schon gesagt.

Meine Großmutter hat mir den Zeitungsartikel geschickt. Der war vom letzten November. Sie sagt, seither haben sie nix mehr darüber berichtet. In dem Artikel steht, dass meine Schwester und die anderen Prostituierte waren.

Nicht direkt. Aber es stimmt - sie haben so was angedeutet. Worauf wollen Sie hinaus?

Es is so verdammt unfair.

Was ist unfair?

Dass sie meine Schwester ne Prostituierte nennen. Die Wahrheit interessiert doch eh keinen. Wie Müllsäcke haben sie diese Mädchen weggeworfen. Er wischte sich mit dem Handballen über die Nase.

Haben Sie eine Ahnung, wer für ihren Tod verantwortlich sein könnte?

Herman Stanga.

Wie kommen Sie darauf?

Stanga wollte mich im Knast abstechen lassen.

Herman Stanga ist ein Zuhälter.

Genau.

Sie sagen, ein Zuhälter ist in den Tod Ihrer Schwester verwickelt, aber Ihre Schwester war keine Prostituierte. Wie passt das zusammen?

Er schaute mich abschätzig an. Muss ich Ihnen das wirklich erklären, Mann?

Ich stützte die Hände auf die Knie, spannte die Arme an und wartete, bis der Zorn verflog, der in mir hochkam. Sie haben Captain Thigpin gesagt, er soll mich anrufen. Warum gerade mich...
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Autor

James Lee Burke wurde 1936 in Houston / Texas geboren und wuchs in Louisiana auf. Aus der Dave-Robicheaux-Reihe wurden zwei Krimis verfilmt: »Mississippi Delta« (»Blut in den Bayous«) mit Alec Baldwin in der Hauptrolle und »Mord in Louisiana « (»Im Schatten der Mangroven«) mit Tommy Lee Jones.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt