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Kirche und Pfarrer im ehemals woellwarthschen Lauterburg

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
248 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am18.07.20231. Auflage
Im 1. Teil wird die Lauterburger Kirchengeschichte vor und nach der Reformation beschrieben, die auf woellwarthschem Gebiet um 1565 durchgeführt wurde. 1607 ließ Georg Wolf von Woellwarth im Zug des Neubaus der Schlossanlage in Lauterburg auch eine Kirche errichten. 1722 stiftete Barbara Elisabeth von Woellwarth eine eigene Pfarrei im Ort. Erster Patronatspfarrer war Magister Johann Christoph Scholl. Mit der Abdankung des letzten württembergischen Königs Wilhelm II. 1918 und der württembergischen Neufassung der Pfarrstellenbesetzungsrechte 1920 endeten die Patronatsrechte. Die bisherigen Inhaber durften ihre Rechte jedoch noch auf Lebenszeit ausüben. Mit dem Tod des letzten Patronatsherrn Konrad von Woellwarth 1952 endete das Patronats- und Pfarrstellenbesetzungsrecht endgültig. Der letzte Lauterburger Patronatspfarrer Johannes Schmitt amtierte von 1947 bis 1954. Im 2. Teil werden die Lauterburger Pfarrer sowie einige geschichtliche Ereignisse in Kirche und Ort beschrieben. Die eigenständige Pfarrstelle Lauterburg erlosch nach dem Beschluss der evangelischen Landessynode in Württemberg in ihrem Jubiläumsjahr 2022, nachdem sie 1722, genau vor 300 Jahren, gestiftet worden war. Pfarrerin Gisela Fleisch-Erhardt war von März 2012 bis 15. Juli 2022 letzte Amtsinhaberin in Lauterburg. Seit 16. Juli 2022 ist Lauterburg wieder ein Filialort des Essinger Pfarramtes.

Torsten Krannich, 1971 in Sondershausen / Thüringen geboren. Studium der evangelischen Theologie in Berlin und Jena. 2004 Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit zum christologischen Streit im 5. Jahrhundert. Seit 2013 Pfarrer in Essingen und ab 2022 auch in Lauterburg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu kirchen-geschichtlichen Themen in Antike, in Reformationszeit und frühen Neuzeit.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR35,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIm 1. Teil wird die Lauterburger Kirchengeschichte vor und nach der Reformation beschrieben, die auf woellwarthschem Gebiet um 1565 durchgeführt wurde. 1607 ließ Georg Wolf von Woellwarth im Zug des Neubaus der Schlossanlage in Lauterburg auch eine Kirche errichten. 1722 stiftete Barbara Elisabeth von Woellwarth eine eigene Pfarrei im Ort. Erster Patronatspfarrer war Magister Johann Christoph Scholl. Mit der Abdankung des letzten württembergischen Königs Wilhelm II. 1918 und der württembergischen Neufassung der Pfarrstellenbesetzungsrechte 1920 endeten die Patronatsrechte. Die bisherigen Inhaber durften ihre Rechte jedoch noch auf Lebenszeit ausüben. Mit dem Tod des letzten Patronatsherrn Konrad von Woellwarth 1952 endete das Patronats- und Pfarrstellenbesetzungsrecht endgültig. Der letzte Lauterburger Patronatspfarrer Johannes Schmitt amtierte von 1947 bis 1954. Im 2. Teil werden die Lauterburger Pfarrer sowie einige geschichtliche Ereignisse in Kirche und Ort beschrieben. Die eigenständige Pfarrstelle Lauterburg erlosch nach dem Beschluss der evangelischen Landessynode in Württemberg in ihrem Jubiläumsjahr 2022, nachdem sie 1722, genau vor 300 Jahren, gestiftet worden war. Pfarrerin Gisela Fleisch-Erhardt war von März 2012 bis 15. Juli 2022 letzte Amtsinhaberin in Lauterburg. Seit 16. Juli 2022 ist Lauterburg wieder ein Filialort des Essinger Pfarramtes.

Torsten Krannich, 1971 in Sondershausen / Thüringen geboren. Studium der evangelischen Theologie in Berlin und Jena. 2004 Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit zum christologischen Streit im 5. Jahrhundert. Seit 2013 Pfarrer in Essingen und ab 2022 auch in Lauterburg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu kirchen-geschichtlichen Themen in Antike, in Reformationszeit und frühen Neuzeit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757855406
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum18.07.2023
Auflage1. Auflage
Seiten248 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12161369
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

5. Das Kirchengebäude

Das Schloss und die Kirche bildeten einst ein geschlossenes und wehrhaftes Ensemble. Der Kirche zur Seite steht südlich neben dem Chorraum ein Renaissance-Glockenturm, unten im Viereck ausgeführt mit schmalen Fensterluken, oben achteckig mit doppelt gekuppelten Rundbogenfenstern und einem mit Kupfer gedeckten, geschweiften Dach, einer so genannten welschen Haube 19. Bei dem Turm endete auf der Dorfseite der breite Graben der Vorburg, der heute als Parkplatz und Kirchplatz genutzt wird.

Die Kirche war mit in die Befestigungsanlage des Schlosses einbezogen, von welchem ein Gang auf die herrschaftliche Empore in der Kirche führte. Der heutige Gemeindesaal war früher ein Teil des zweistöckigen Verbindungsbaues zwischen Schloss und Kirche. Der untere Gang war mit Luken und Schießscharten versehen und führte zum Gewölbe unter der Kirche, der obere hatte runde Fensteröffnungen und diente der Schlossherrschaft als direkter Verbindungsweg zwischen Schloss und der herrschaftlichen Empore in der Kirche. Der Eingang auf der Empore ist heute zugemauert, davor befindet sich ein Holzgestühl. Das schmale, lang gezogene, kasemattenähnliche Gebäude bildete einst als Teil der Befestigungsmauer zusammen mit der anschließenden Kirche ein starkes, wehrhaftes Bollwerk zur Talseite hin.

Nach dem Schlossbrand 1732 wird ein Teil dieses Verbindungsbaues als Fruchtboden benutzt. Als man das Gebäude nicht mehr benötigt, verfällt es im Laufe der Zeit zu einer Ruine.

Im Jahr 1887 nahm man eine Restaurierung der Kirche vor. Der Stiftungsrat beschloss im Sommer dieses Jahres, das Innere der Kirche verschönern zu lassen. So werden in der ganzen Kirche und im Chor die schon häufig überstrichenen Stuckaturarbeiten abgekratzt und ausgebessert. In der Sakristei wird das Turmgewölbe weggerissen und an seiner Stelle eine flache Decke hergestellt, wodurch die Sakristei an Licht und Raum gewinnt. Sodann wird die ganze Kirche von Maler Wilhelm Wörnle20 aus Stuttgart im neogotischen Stil ausgemalt. Das Kranzgewölbe im Chor und die Stuckaturarbeiten wurden ebenfalls neu mit Farben bemalt, die Seitenwände im Langhaus in einem grünen Zeichenmuster, die Sakristei in Leimfarben21. Das Deckengitter im Schiff wird in Ölfarben bemalt: Holzfarben mit farbigen Blumen in der Mitte und rote in den Ecken jedes Feldes. Sämtliches Holzwerk in der ganzen Kirche wie Orgel, Kanzel, Altar, Emporbrüstung, Kirchenstühle, Taufstein und Türen werden mit Ölfarben frisch gestrichen. Außerdem werden zwei neue äußere Türen gemacht, im Chor ein großes und ein kleines rundes Fenster sowie das Sakristeifenster neu eingesetzt; außerdem noch eine Menge kleinerer Reparaturen am Gestühl durchgeführt. Auf dem Altar wird ein neues Kruzifix angeschafft und das große Ölgemälde im Schiff repariert. Die Kosten der Restauration belaufen sich auf 1.700 Mark, das Ölgemälde im Schiff wird auf Kosten der Patronatsherrschaft wieder hergestellt 22.

Nach der Renovierung wird vermerkt: Durch die Restauration ist die hiesige Kirche so hergestellt worden, dass sie einen wunderschönen und würdigen Anblick bietet. Wäre es nun noch möglich, eine neue Orgel zu beschaffen und dieselbe aus dem Chor auf die schmale Seite des Schiffes zu versetzen, auch das Äußere der Kirche, namentlich den hässlichen Eingang würdiger zu gestalten, so würde die Kirche wirklich ein Muster einer schönen Dorfkirche sein 23.

Im Jahre 1922 richtet Pfarrer Hermann John an die freiherrlich von woellwarthsche Guts- und Patronatsherrschaft die Bitte, auf der Ruine des Ganges ein Dach zu errichten, da die Innenseite der Kirche durch die Witterungseinflüsse bereits sehr in Mitleidenschaft gezogen und teilweise auch schon der Putz von der Wand gefallen ist.


Grundrisse Gemeindesaal und Kirche (Verbindungsgang zur ehemaligen Burg) Skizze: Baurat G. Feil, Stuttgart, Juni 1922 Bilder: Uwe Maier, Lauterburg


Oben: Kirche 1937, unten: Gemeindesaal heute
Bilder: Uwe Maier, Lauterburg

Gleichzeitig schlägt Pfarrer John vor, den dadurch gewonnenen Raum teils als Versammlungsraum für die Gemeinde, teils als Heimatmuseum zu nutzen. Die Patronatsherrschaft als Besitzer dieses Verbindungsganges (Schlossganges) kann von der Notwendigkeit einer solchen Maßnahme aber nicht sofort überzeugt werden. Die hartnäckigen Bemühungen von Pfarrer John sind letztlich dann doch noch von Erfolg gekrönt: Im April 1926 wird der Gemeinde die Ruine übereignet und das notwendige Bauholz von der Patronatsherrschaft zur Verfügung gestellt. Zuerst kann das Dach errichtet werden, in der darauffolgenden Zeit wird durch Spenden der Gemeindemitglieder und anderer Personen sowie Zuwendungen kirchlicher und staatlicher Stellen ein weiterer Ausbau ermöglicht. Das entstandene Bauwerk wird in zwei Räume geteilt und Treppenzugänge auf der Westseite Richtung Schlossruine sowie auf der Seite zur Kirche hin errichtet24. Am 3. März 1929 feiert die Kirchengemeinde die Einweihung des neuen Gemeindesaales mit seinen etwa 140 Sitzplätzen und einem Bühnenraum für Aufführungen25. Eine Zeit lang beherbergen die neu geschaffenen Räume einen Kindergarten sowie einen Versammlungsraum, in welchem nach dem Zweiten Weltkrieg durch den katholischen Pfarrer aus Bartholomä auch die Gottesdienste für die Katholiken von Lauterburg abgehalten wurden, wie Pfarrer Johannes Schmitt, von 1947 bis 1954 Pfarrer in Lauterburg, in seinem Pfarrbericht 1948 erwähnt. Ab 1957 wurde der bisherige Kindergartenraum als Jugendraum genutzt und unter dem Dach desselben ein Strohlager für Jugendgruppen eingerichtet.

In den Jahren 1971/72 erfolgt ein Umbau mit gründlicher Sanierung des Gemeindesaales. In der Mitte der Südseite wird ein neuer Eingang hergestellt, Wasser und Abwasser neu verlegt und im Innern alles umgestaltet. Neben einer kleinen Küche und einer elektrischen Heizung erfolgt auch der Einbau von Toiletten. Dieser Umbau wird durch hohe Eigenleistung von über 1.200 Stunden im Wert von mehr als 16.000 DM mitfinanziert. Die heutige Nutzung des Gemeindesaals ist sehr vielseitig. So werden dort Bibelstunden, Konfirmandenunterricht, Kirchengemeinderatssitzungen und vieles andere mehr abgehalten, auch Jungschar oder Posaunenchor nutzen die Räumlichkeit.

Von 1982 bis 1991 erfolgte eine fast zehnjährige umfassende Renovierung, Restaurierung und grundlegende Innensanierung der Kirche. Die Holzdecken wurden ausgespänt, das Gestühl überholt und der Plattenboden erneuert, wobei die brauchbaren alten Verwendung fanden. Der Rest wurde nach altem Muster neu hergestellt. Die Heizung wurde verbessert, der im Spätrenaissance-Stil gehaltene Chorraum durch Restaurator Norbert Eckert aus Bad Mergentheim erneuert. Am Sonntag, dem 10. November 1991, wurde die renovierte Pfarrkirche durch den Aalener Dekan Christoph Hahn mit einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht und wieder ihrer Bestimmung übergeben. Der amtierende Pfarrer Siegfried Roller ließ die ausgeführten Arbeiten, die in den vergangenen Jahrzehnten an der Kirche durchgeführt wurden, Revue passieren. Die Glückwünsche der Gemeinde überbrachte Bürgermeister Roland Göhringer, der in die Zeit der Gemeindereformen zurückblendete und feststellte, dass der befürchtete Rückgang im kulturellen und gesellschaftlichen Leben in Lauterburg nicht eingetreten ist. Pfarrer Johannes Schmitt, von 1948 bis 1954 Seelsorger in Lauterburg und letzter Patronatspfarrer, erinnerte an die große Einweihungsfeier am 21. Oktober 1951 nach umfangreichen Renovierungen. Die Grüße der Lauterburger Patengemeinde in Loha/Thüringen überbrachte Pfarrer Eberhard Schunke und freute sich über die nun 18 Monate dauernde gute Beziehung zwischen den beiden Kirchengemeinden. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Liederkranz und dem Posaunenchor.

Von links: Dekan Hahn, Bürgermeister Göhringer, Pfarrer Schunke, Jakob Scheid, Pfarrer Schmitt, Vikar Saenger, Pfarrer Roller
Foto: Ev. Kirchengemeinde Lauterburg
5.1 Kirchenschiff

Das Kirchenschiff mit seiner flachen, hölzernen Kassettendecke und den farbigen Bandornamenten, welche die Ränder der Wände zieren, ist äußerst schlicht gehalten. Das Hauptaugenmerk ist eben auf den Chorraum der Kirche gelegt, welcher ein Kreuzgewölbe trägt, dessen Rippen mit Stuckaturarbeiten verziert sind. Ein besonderer Schmuck bildet der Chorbogen, welcher in seiner Rundung und an den beiderseitigen Gesimsen ebenfalls mit Stuckatur-Ornamentik versehen ist. An diesen Gesimsen, wie auch an den Ansätzen der Rippenbögen des Chors sind Engelsköpfchen angebracht. Inmitten des Chors erhebt sich eindrucksvoll hinter dem Altar das beinahe lebensgroße Kruzifix, das in seiner edlen, ebenmäßigen Ausführung ebenfalls Renaissancegepräge trägt und einen begabten Künstler verrät, der aber leider unbekannt ist.

An der Nordwand hängt das Stifterbild, ein großes und schönes Ölbild, das die Verklärung Christi darstellt.

Auf dem Hauptbild wird linksseitig mit einen Durchblick auf...
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