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Adele Spitzeder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
124 Seiten
Deutsch
Verlag Friedrich Pusteterschienen am05.09.20231. Auflage
1872: Ein gewaltiger Finanzskandal, der über 30.000 Menschen um ihre Ersparnisse und Existenzen brachte, erschüttert München, ja ganz Bayern. Es handelt sich um ein Schneeballsystem ungeheuren Ausmaßes, das von der Leichtgläubigkeit der 'kleinen Leute' und von ihren Geldern befeuert wurde - bis schließlich die 'Dachauer Bank' von Adele Spitzeder zusammenbrach und sich der ganze Umfang des Betrugs vor Gericht offenbarte. Der spannende, kuriose Fall der Adele Spitzeder (1832-1895), gescheiterte Schauspielerin und populäre 'Bankmadam', mutet angesichts der Finanzskandale in unserer Zeit nachgerade modern an. Dieser Band erzählt von einem turbulenten Leben zwischen Schein und Sein, Luxus und Bankrott, Gutgläubigkeit und Betrug.

Marita A. Panzer, Dr. phil., lebt und arbeitet in Regensburg und Irland. Die Sachbuchautorin veröffentlicht neben historischen Frauen-Biografien Kurzgeschichten, wovon einige in mehrere Sprachen übersetzt wurden.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

Klappentext1872: Ein gewaltiger Finanzskandal, der über 30.000 Menschen um ihre Ersparnisse und Existenzen brachte, erschüttert München, ja ganz Bayern. Es handelt sich um ein Schneeballsystem ungeheuren Ausmaßes, das von der Leichtgläubigkeit der 'kleinen Leute' und von ihren Geldern befeuert wurde - bis schließlich die 'Dachauer Bank' von Adele Spitzeder zusammenbrach und sich der ganze Umfang des Betrugs vor Gericht offenbarte. Der spannende, kuriose Fall der Adele Spitzeder (1832-1895), gescheiterte Schauspielerin und populäre 'Bankmadam', mutet angesichts der Finanzskandale in unserer Zeit nachgerade modern an. Dieser Band erzählt von einem turbulenten Leben zwischen Schein und Sein, Luxus und Bankrott, Gutgläubigkeit und Betrug.

Marita A. Panzer, Dr. phil., lebt und arbeitet in Regensburg und Irland. Die Sachbuchautorin veröffentlicht neben historischen Frauen-Biografien Kurzgeschichten, wovon einige in mehrere Sprachen übersetzt wurden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783791762463
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum05.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten124 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7596 Kbytes
Illustrationenca. 20 Abbildungen
Artikel-Nr.12366753
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


»Von meinen geliebten und verehrten Eltern
kannte ich eigentlich nur meine Mutter,
da mir mein Vater frühzeitig durch den Tod entrissen wurde.«
1 Adele wächst auf
DIE ELTERN

Die gefeierte Sängerin Betty Vio lernte am Königstädter Theater in Berlin den berühmten Bassbuffo Josef Spitzeder kennen und lieben. 1831 heiratete die 25-Jährige schließlich den elf Jahre älteren verwitweten Josef, der sechs Kinder aus seiner ersten Ehe mit Henriette Schüler in die neue Verbindung einbrachte - je drei Jungen und Mädchen; weitere vier Kinder der beiden hatten nicht überlebt.

Sie gaben ein ungleiches Paar ab: Josef Spitzeder - hochgewachsen und von stattlicher Statur, Betty Vio - eine zierliche Erscheinung. Beiden eigen waren jedoch ein heiteres Naturell und ein witziger, schlagfertiger Geist. Über ihre Mutter schrieb Adele in ihren Erinnerungen: »Mit herrlichem Mutterwitz erfüllt und stets zu den treffendsten Antworten gerüstet, war sie ein sprudelnder Quell voll Geistesfrische für den gesellschaftlichen Umgang.«

Am 9. Februar 1832 wurde dem Künstlerpaar, das zu diesem Zeitpunkt noch in Berlin engagiert war, eine Tochter geboren, die den Namen Adelheid (Adele) erhielt. Bald danach zog es den Vater Josef nach München, denn ein Engagement an der Hofoper lockte. Ungern folgte Betty Spitzeder mit der ganzen Familie. Kaum dort angekommen und aufgetreten, starb Adeles Vater im Alter von 36 Jahren an der Lungenschwindsucht und ließ seine junge Frau mit den sieben Kindern allein zurück.

König Ludwig I. und seine Gemahlin Therese nahmen sich der männlichen Waisen Spitzeders an, ließen zwei Söhne an der Militärschule ausbilden und den dritten am Kunstseminar. Um die drei Halbschwestern Adeles kümmerten sich Betty Spitzeder selbst bzw. ihre Schwester Auguste. Karoline, die älteste Tochter, galt als große Schönheit, wurde aber eine eher erfolglose Sängerin und heiratete Wilhelm Wegner, einen ehemaligen Gutshofpächter des Grafen von Schwerin. Beide lebten dann in München. Die zweite Tochter aus Spitzeders erster Ehe, Henriette, besaß ebenfalls eine gute Stimme und Talent; sie ehelichte Adolf von Zieten und wanderte mit ihm und ihrer Schwester Josephine um 1848 nach Amerika aus. Adeles jüngster Halbbruder Gustav starb bereits mit 27 Jahren in Augsburg, Wilhelm wurde Graveur und der älteste Bruder Georg wurde Gerichtsschreiber beim Münchner Stadtgericht.


Der Vater: Josef Spitzeder

Josef (bisweilen auch Joseph) wurde 1795 in Bonn geboren. Er entstammte einer in Österreich und Bayern verzweigten Künstlerfamilie. Sein Vater Johann Baptist (geb. um 1769 in Wien) tourte mit seiner Familie von Theater zu Theater und hatte Auftritte in ernsten Bassrollen. Wegen der zahlreichen Ortswechsel erhielten die Kinder wenig schulische Bildung; Josef soll in Nürnberg zumindest einige Zeit das von Hegel geleitete Gymnasium besucht haben. Er entwickelte in Nürnberg sein Schauspieltalent und seine schöne Bass-Stimme. Im Jahr 1816 ehelichte er die Sängerin Henriette Schüler. 1819 reiste das Paar nach Wien, um dort zu reüssieren. Josef Spitzeder errang vor allem als Bassbuffo seine größten Erfolge. 1824 trat er im neuen Königstädter Theater zu Berlin auf. Er verließ 1832 die Stadt jedoch wieder, um als Mitglied des Künstlerverbandes am Münchner Hof- und Nationaltheater aufzutreten - allerdings nur ein Mal, denn er starb bereits am 13. Dezember 1832 an einem Lungenleiden.

Aus erster Ehe hatte er sechs (überlebende) Kinder. Von seiner zweiten Ehefrau, der Sängerin Betty Vio, bekam er eine weitere Tochter namens Adele.

(Quellen: Allgemeine Deutsche Biographie, Artikel »Spitzeder, Joseph« v. Heinrich Welti; Wikipedia)

Adeles Vater, der Bassbuffo und Hofsänger Joseph Spitzeder. - Lithographie von Wilhelm Werner, um 1830. KINDHEIT UND JUGENDZEIT

Einige Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes absolvierte Betty Vio mehrere Gastspiele und ließ sich mit ihrer Tochter Adele schließlich in Wien nieder. Die zweite Ehe der Sängerin mit Franz Maurer, einem verschuldeten Fabrikbesitzer, verlief unglücklich und wurde bereits nach einem Jahr wieder geschieden. Ihr Auskommen fand Betty durch ein Engagement in Wien und die Unterstützung des Theaterdirektors Carl, der sich als wahrer, väterlicher Freund erwies, wie Adele in ihren Erinnerungen mitteilte.

Ab 1840 erhielt Adele die übliche Schulausbildung für höhere Töchter zunächst in einem Institut zu Wien, dann im Sankt-Anna-Institut der Ursulinen in der Wiener Johannesgasse und ab 1844 in München. Hier lebte ihre Tante Auguste, die Schwester ihrer Mutter und Gattin von Friedrich Adolph Lehfeld, Stallmeister des Prinzen Karl von Bayern. Tante Auguste kümmerte sich bereits um Adeles Halbschwestern und um ihre eigenen vier Knaben. Betty hatte inzwischen die Bühne verlassen und blieb bis zum Ende ihres Lebens in München wohnhaft. Adele fühlte sich dort ebenfalls recht wohl, vermutlich auch, weil Onkel Lehfeld sie gemeinsam mit seinen Söhnen im Fechten und Turnen unterwies.


Die Mutter: Betty Vio

Elisabeth (Betty) Vio wurde am 22. Juni 1806 (oder 1808) in Lübeck geboren. Sie war die Tochter des italienischen Edelmannes Francesco Vio und seiner französischen Gattin Elise, geb. Dupont. Ihr Vater stammte aus Mailand und trat als Bassist auf den europäischen Bühnen auf. Betty, die eine reizende Gesangsstimme und großes Schauspieltalent besaß, musste bereits mit fünf Jahren als sogenanntes »Wunderkind« auftreten. Später nahm sie Gesangsunterricht bei Antonio Salieri und Giuseppe Ciccimara. Am Theater an der Wien debütierte sie 1818, blieb in Wien an verschiedenen Theatern und nahm 1829 ein Engagement (bis 1832) am Königstädter Theater in Berlin an. Mit ihrem ersten Ehemann, dem Bassbuffo Josef Spitzeder, wandte sie sich nach München und wurde dort zu einem hervorragenden Mitglied der Hofbühne. Ab Sommer 1836 hatte sie in verschiedenen Städten Gastauftritte.

1837 ging Betty eine zweite, kurz währende Ehe mit Franz Maurer in Graz ein, nachdem ihr erster Man bereits 1832 gestorben war. Gegen Ende der 1830er Jahre zog sie sich allmählich von der Bühne zurück, hatte jedoch noch bis 1854 Gastauftritte und lebte bis zu ihrem Tod am 15. Dezember 1872 in München.

(Quellen: Ludwig Eisenberg, Großes biographische Lexikon der deutschen Bühne, 1903; Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 35, 1893, Artikel »Spitzeder, Joseph« von Heinrich Welti, S. 217-220; Wikipedia, Artikel »Betty Vio«)


Von 1848 bis 1850 besuchte Adele in München das »Institut der Madame Tanche«, später die »Neumayersche Erziehungsanstalt« genannt, zumal sie in Wien nach eigenen Aussagen nicht viel gelernt hatte, allerdings auch, weil sie hinsichtlich des Lernstoffes faul und uninteressiert war und daher noch mit 12 Jahren kaum lesen und schreiben konnte. Ansonsten galt sie damals eher als ein wildes und jähzorniges Kind, so gar nicht »mädchenhaft«: Am liebsten spielte sie mit den Buben, streunte in den Wiener Straßen umher und fuhr heimlich auf den Rücktritten der Kutschwagen durch die Stadt. Auch dem Tabakrauchen verfiel Adele bereits in sehr frühen Jahren. Sie selbst charakterisierte sich in ihren Memoiren so: »Geiz, Neid und Selbstsucht waren mir in den Tod zuwider. Ich bin ebenso eigensinnig, unstet und jähzornig geblieben, als ich freigiebig, weichherzig und gutmütig zu sein mir bewußt bin.«
Adeles Mutter, die Soubrette und Hofsängerin Betty Vio. - Lithographie von Franz Eybl, um 1830.
Allerdings besaß Adele durchaus einiges Talent: Vor allem für Fremdsprachen entwickelte sie eine große Begabung, auch ließ sie sich im Komponieren unterweisen. Es fehlte ihr jedoch an Ausdauer und Fleiß. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es: »Die stille Zurückgezogenheit und Regelmäßigkeit einer der Arbeit, dem Studium, gewidmeten Lebensweise sagten ihr nicht zu. Von Natur mit dem zweifelhaften Geschenk einer leicht erregbaren Phantasie ausgestattet, nicht frei von einer gewissen Ueberspanntheit, suchte sie ihre Befriedigung in der Zerstreuung und (dem) Abwechseln(â¦).«

Inzwischen war Adele herangewachsen, hatte mit 18 Jahren ihre Schulzeit beendet und besuchte als 19-Jährige erstmals einen Offiziersball, der sie in die Gesellschaft einführen sollte. Obwohl ihr die »Kavaliere« nicht entsprachen, wie sie sich später erinnerte, blieb ihr die Leidenschaft fürs Tanzen und für die Musik. Am Tegernsee, wo ihre Familie jeweils den Sommer verbrachte, ging sie gerne auf die »ländlichen Tanzvergnügungen« und zu den Abenden mit Zithermusik und »Schnaderhüpfeln«.

Am Tegernsee lernte sie auch die ehemalige Schauspielerin und damalige morganatische...
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