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Die Schönborns

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
168 Seiten
Deutsch
Verlag Friedrich Pusteterschienen am26.02.20241. Auflage
Franken wäre ohne sie ein ganzes Stück ärmer: Die Fürstbischöfe von Bamberg und Würzburg aus dem Hause Schönborn hinterließen einen barocken Schatz an Residenzen, Schlössern, Kirchen. Die Würzburger Residenz, ihre große Meisterleistung, zählt zum UNESCO-Welterbe. Doch die Schönborns waren nicht nur prunkliebende Bauherren, sondern auch politische Visionäre: Als Inhaber bedeutender geistlicher Ämter, darunter das der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz, bestimmten sie wesentlich die Reichspolitik mit. Als Gegenpart der expansiven Großmächte Habsburg, Preußen und Frankreich hofften sie, das Reich aus den europäischen Konflikten des 18. Jahrhunderts herauszuhalten. Fast 30 Jahre lang wirkte Friedrich Karl von Schönborn (1674-1746) am Wiener Kaiserhof, bevor er sein Amt als Fürstbischof von Bamberg und Würzburg antrat.

Karin Schneider-Ferber, M. A., geb. 1965, studierte Mittelalterliche Geschichte, Bayerische Landesgeschichte und Kunstgeschichte. Sie lebt als freie Autorin in Berlin und schreibt u. a. für die Zeitschriften G/Geschichte und Geo Epoche
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextFranken wäre ohne sie ein ganzes Stück ärmer: Die Fürstbischöfe von Bamberg und Würzburg aus dem Hause Schönborn hinterließen einen barocken Schatz an Residenzen, Schlössern, Kirchen. Die Würzburger Residenz, ihre große Meisterleistung, zählt zum UNESCO-Welterbe. Doch die Schönborns waren nicht nur prunkliebende Bauherren, sondern auch politische Visionäre: Als Inhaber bedeutender geistlicher Ämter, darunter das der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz, bestimmten sie wesentlich die Reichspolitik mit. Als Gegenpart der expansiven Großmächte Habsburg, Preußen und Frankreich hofften sie, das Reich aus den europäischen Konflikten des 18. Jahrhunderts herauszuhalten. Fast 30 Jahre lang wirkte Friedrich Karl von Schönborn (1674-1746) am Wiener Kaiserhof, bevor er sein Amt als Fürstbischof von Bamberg und Würzburg antrat.

Karin Schneider-Ferber, M. A., geb. 1965, studierte Mittelalterliche Geschichte, Bayerische Landesgeschichte und Kunstgeschichte. Sie lebt als freie Autorin in Berlin und schreibt u. a. für die Zeitschriften G/Geschichte und Geo Epoche
Details
Weitere ISBN/GTIN9783791762562
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum26.02.2024
Auflage1. Auflage
Seiten168 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8686 Kbytes
Illustrationenca. 25 z. T. farbige Abbildungen
Artikel-Nr.13988903
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.Die Reichskirche als Sprungbrett: Stufen auf der Karriereleiter
DIE HERKUNFT DER FAMILIE AUS DEM RHEIN- UND TAUNUSGEBIET

Man sollte annehmen, dass eine Familie, die ein so reiches kulturelles Erbe in Franken hinterließ, auch aus diesem Gebiet stammte. Doch weit gefehlt: Beheimatet waren die Schönborns ursprünglich ganz woanders. Ihre Wurzeln, die sich urkundlich bis ins ausgehende 13. Jahrhundert zurückverfolgen lassen, lagen im Westerwald und im hinteren Taunus. Der kleine Ort Schönborn nahe Diez an der Lahn gab dem Geschlecht seinen Namen. Die Familienlegende sieht in einem Ritter namens Eucharius, der den »Schönen-Born« zur Stauferzeit einst bebaut haben soll, den Stammvater der Genealogie. Doch erst im 14. Jahrhundert wird die dem niederen Adel zugehörige Familie etwas besser greifbar. Aufgespalten in mehrere Linien - darunter die Hahnstätter, Westerburger und Freienfelser - fielen ihre Stammgüter so gering aus, dass sie sich stets in fremde Dienste begeben mussten und als Burgleute, Hofmeister und Amtmänner verschiedenen Lehensherren dienten.

Von den Hahnstättern weiß man, dass sie vor allem für die Grafen von Katzenelnbogen, die ihnen den Ort Hahnstätten mit Burg übertrugen, und für Kurmainz tätig waren; die Freienfelser, auf die die späteren Schönborn-Bischöfe zurückgehen, sind dagegen als kleine Gefolgsleute und Amtmänner der Grafen von Nassau-Weilburg seit dem 15. Jahrhundert überliefert. Über diese erhielten sie 1466 die Burg Freienfels nahe Weilburg hoch über dem Weilbachtal zu Lehen. Ein gutes halbes Jahrhundert später kam als trierischer Lehensbesitz noch die nahe gelegene Burg Eschbach (Laubuseschbach im Landkreis Limburg-Weilburg) in ihren Besitz. Da die Lehensherren, für die die Freienfelser Schönborns Verwaltungsarbeiten versahen, sich der lutherischen Lehre anschlossen, bekannten sich auch einzelne Vertreter aus dieser Linie zum Protestantismus. Mit ziemlicher Sicherheit galt dies für Georg I. von Schönborn, der als Amtmann in Weilburg arbeitete und 1560 verstarb. Die Hahnstätter blieben dagegen immer katholisch und sind zur selben Zeit urkundlich in etlichen Klöstern und Orden sowie erstmals auch in den Domkapiteln von Mainz und Trier nachweisbar. Den Höhepunkt der vorläufigen Kirchenkarriere erreichte dieser Familienzweig mit dem Mainzer Domherrn Friedrich Georg von Schönborn (nachgewiesen zwischen 1572 und 1640), der 1588 Domkapitular in Mainz wurde, seit 1619 als Amtmann im domstiftischen Bingen wirkte und 1639 zum Domkantor aufstieg. Mit ihm hatten die Schönborns erstmals einen Prälaten in ihren Reihen, doch zeichnete sich mit ihm auch das Aussterben der Hahnstätter Linie ab, denn er war der letzte Vertreter seines Familienzweiges.

Die Hoffnungen des Geschlechts ruhten daher auf den Freienfelsern auf der Burg Eschbach. Hier lebte inzwischen Georg IV. von Schönborn, der das Amt Runkel für den protestantischen Grafen von Wied verwaltete. Ob er selbst der evangelischen Lehre anhing, ist nicht eindeutig zu klären. Die Taufurkunde für seinen 1605 geborenen ältesten Sohn Johann Philipp - den späteren Erzbischof von Mainz - stellte jedenfalls der protestantische Pfarrer Jacobus Staudt von Blessenbach aus, in dessen Zuständigkeitsbereich die Burg Eschbach fiel. Doch besagte dies andererseits nicht allzu viel, da die Eltern den Konfessionsstand bestimmen konnten. Verheiratet war Georg von Schönborn jedenfalls auf Vermittlung des Mainzer Domkapitulars Friedrich Georg seit 1603 mit Maria Barbara von der Leyen, einer Frau mit dezidiert katholischem Hintergrund. In ihrer Verwandtschaft fanden sich Domherren in Mainz, Worms, Trier und Würzburg. Neben einem stattlichen Erbe aus ihrer aussterbenden Herkunftsfamilie brachte die Braut damit ein gutes Beziehungsgeflecht in den Stiftsadel mit in die Ehe. Drei Kindern schenkte Maria Barbara auf Burg Eschbach in den folgenden Jahren das Leben: Johann Philipp (1605), Philipp Erwein (1607) und Agatha Maria (Geburtsdatum unbekannt). Doch das Familienglück währte nicht lange: Vater Georg starb bereits im Jahr 1614. Um die drei minderjährigen Kinder musste sich nun die Witwe mit Unterstützung ihrer Verwandten kümmern. Der Mainzer Domkantor Friedrich Georg und die mütterliche Sippschaft in den diversen Domstiften nahmen sich der Aufgabe engagiert an. Damit eröffnete sich für die beiden männlichen Halbwaisen der Weg in die Kirche, die mit gut dotierten Pfründen lockte.
IHRE ZUGEHÖRIGKEIT ZUR REICHSRITTERSCHAFT

Die Familie der Schönborns entstammte dem Kreis der Reichsritterschaft. Bei Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618) gab es rund 1.500 solcher kleiner Territorialherrschaften, die keinen Landesfürsten, sondern nur den Kaiser als unmittelbares Oberhaupt anerkannten. Der Stand war einst aus den Edelfreien und ritterlichen Dienstmannen des Mittelalters hervorgegangen, umfasste etwa 350 Familien und erfreute sich zahlreicher Privilegien. Denn auf ihren Rittergütern schalteten und walteten die Reichsritter so frei wie große Fürsten. Häufig übten sie die hohe und niedere Gerichtsbarkeit aus, leisteten nur einen kleinen Steuerbetrag zur Finanzierung des Reiches und durften bei Streitigkeiten gleich an den Reichshofrat appellieren, ohne den Umweg über ein landesfürstliches Gericht nehmen zu müssen. Voraussetzung für dieses freie Herrenleben war der Besitz eines reichsunmittelbaren, in die Matrikel der Ritterkreise eingetragenen Landguts. Da der Rechtsstatus nicht an die Größe des Grundbesitzes gebunden war, konnte das Rittergut auch äußerst klein ausfallen.

Reich waren die Reichsritter meistens nicht, aber frei und in der Ausübung ihrer Macht weitestgehend ungebunden. Ihren »Kollegen« aus dem landsässigen niederen Adel fühlten sie sich daher deutlich überlegen. Einziger Wermutstropfen: Anders als die hohen Fürsten, Kurfürsten, Reichsgrafen und Prälaten besaßen die Reichsritter keine Vertretung im Reichstag, dem wichtigsten Gremium der frühneuzeitlichen Reichsverfassung, in dem die Reichsstände - Klerus, Adel, Freie und Reichsstädte - in Zusammenarbeit mit dem Kaiser über wichtige Angelegenheiten und Steuerfragen berieten. Politisch blieben die Reichsritter daher weitgehend machtlos. Ihr Einfluss auf Kaiser und Reich war marginal, weshalb sie sich seit 1577 in eigenen Organisationen wie dem Schwäbischen, Fränkischen oder Rheinischen Ritterkreis zusammenschlossen, um ihre Interessen gemeinsam zu vertreten. Dennoch blieb ihr Stand stets gefährdet. Weder politisch noch wirtschaftlich potent, gerieten sie ständig in Gefahr, vom nächstgrößeren Territorialherrn »übernommen« zu werden. Und der Kaiser war weit. Das tat dem eigenen Selbstbild jedoch keinen Abbruch, verstand man sich doch gemeinsam mit dem Kaiser als Verkörperung des Reiches schlechthin: Reich, Kaiser, Ritterschaft - so sah die ideelle Gemeinschaft aus. Während der eigennützige hohe Adel, so der zeitgenössische Vorwurf, nur nach seinem eigenen Vorteil strebe und oft genug auch der Kaiser nur an eigene dynastische Interessen denke, nahmen die Reichsritter für sich in Anspruch, das allgemeine Wohl des Reiches im Blick zu haben. Sie fühlten sich - durchaus in Konkurrenz zu den Kurfürsten - als »Säulen des Reiches«.

Soweit das Ideal - die Realität sah anders aus. Da die Reichsritter mit der Ausbildung immer stärkerer Landesherrschaften weder machtpolitisch noch ökonomisch mithalten konnten, mussten sie neue prestigeträchtige Wirkungsfelder erschließen, wenn sie nicht in völliger Bedeutungslosigkeit versinken wollten. Einheirat in ein regierendes Fürstenhaus oder in die ersten Reihen des Hochadels blieb angesichts geltender Standesschranken ein aussichtsloses Unterfangen. Der diplomatische Dienst an Kaiser- und Fürstenhöfen sowie der Aufstieg über Ämter und Pfründen innerhalb der Reichskirche boten dagegen Alternativen. Vor allem die Kirche wurde zur »Spielwiese« der Reichsritterschaft.
KARRIEREMÖGLICHKEITEN IN DER REICHSKIRCHE

Die Kirche - zu der neben den Bistümern auch die vielen Klöster und Reichsabteien zählten - bot ein fast unerschöpfliches Reservoir an Ämtern und Posten, die einem gut ausgebildeten jungen Mann ein gedeihliches Auskommen sicherten. Allein auf Bistumsebene standen genügend Möglichkeiten für den persönlichen Aufstieg zur Verfügung. Besonders begehrt unter adligen Familien waren die Sitze im Domkapitel, denn selbst der mächtigste Fürstbischof gebot nicht allein und unumschränkt über sein Bistum. Bei der Verwaltung seiner Diözese war er zwingend auf die Zustimmung seines Domkapitels in allen wichtigen Angelegenheiten angewiesen. Die Domkapitel wachten dabei eifersüchtig über ihre eigenen Vorrechte; sie urkundeten selbständig, verfügten über ein eigenes Vermögen und besetzten aus ihrem Kreis wichtige und hoch dotierte Ämter wie das des Dompropstes, Domdekans oder des Domkantors und -scholasters. Die vornehmste Aufgabe des...
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