Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Das Blutgericht von Köln

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
448 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am21.09.2023
Nominiert für den Literaturpreis Goldener HOMER 2024 - ein brillant recherchierter historischer Krimi, der tief in die Abgründe der Ränkespiele um Macht und Einfluss blickt. Köln, 1193: Der junge Ritter Seyfrid von Viskenich hat nach dem Kreuzzug dem Töten abgeschworen und lässt sich in Italien als Medicus ausbilden. Doch als sein Vater in Köln wegen Mordes hingerichtet wird, kehrt er in seine Heimat zurück und sucht unter falschem Namen nach den wahren Tätern. Nur Rebecca, die ebenso schöne wie kluge Händlerstochter, steht ihm zur Seite. Gemeinsam kämpfen sie gegen Intrigen und Verrat - und geraten selbst in den Fokus der Mörder.

Ingo Gach war als Redakteur für Printmedien und beim Fernsehen tätig, bevor er freier Journalist wurde. Schon immer hatte er großes Interesse an Geschichte, besonders für die seiner Heimatstadt Köln. So hat er bereits zwei historische Romane veröffentlicht, die zur Römerzeit in Colonia spielen. Ein weiterer Krimi aus der Eifel folgte. »Das Blutgericht von Köln« ist sein erster Mittelalter-Krimi.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextNominiert für den Literaturpreis Goldener HOMER 2024 - ein brillant recherchierter historischer Krimi, der tief in die Abgründe der Ränkespiele um Macht und Einfluss blickt. Köln, 1193: Der junge Ritter Seyfrid von Viskenich hat nach dem Kreuzzug dem Töten abgeschworen und lässt sich in Italien als Medicus ausbilden. Doch als sein Vater in Köln wegen Mordes hingerichtet wird, kehrt er in seine Heimat zurück und sucht unter falschem Namen nach den wahren Tätern. Nur Rebecca, die ebenso schöne wie kluge Händlerstochter, steht ihm zur Seite. Gemeinsam kämpfen sie gegen Intrigen und Verrat - und geraten selbst in den Fokus der Mörder.

Ingo Gach war als Redakteur für Printmedien und beim Fernsehen tätig, bevor er freier Journalist wurde. Schon immer hatte er großes Interesse an Geschichte, besonders für die seiner Heimatstadt Köln. So hat er bereits zwei historische Romane veröffentlicht, die zur Römerzeit in Colonia spielen. Ein weiterer Krimi aus der Eifel folgte. »Das Blutgericht von Köln« ist sein erster Mittelalter-Krimi.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070778
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3716 Kbytes
Artikel-Nr.12464857
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

7. OKTOBER 1193

Das Licht der Abendsonne tauchte die Dächer von Salerno in ein warmes Rot. Ein leichter Geruch von Lavendel wehte von den Bergen herab. Seyfrid liebte diesen Moment des Tages, kurz bevor der glühende Ball im Meer versank. Alles erschien friedlich, selbst seine inneren Qualen gerieten für kurze Zeit in Vergessenheit. Über den Hängen schwebte der Hauch des Friedens, wie er ihn seit seiner Kindheit nur selten erlebt hatte.

Eine Hand legte sich auf seine Schulter und riss ihn aus seinem Tagtraum. »Bist du in Gedanken schon in deiner Heimat, Seyfrid?«

Um Roger Frugardis Mund spielte ein Lächeln, doch wusste Seyfrid, dass er seinem Lehrer Kummer bereitete, und strich sich verlegen eine Locke aus der Stirn. Unter der Sonne Italiens waren seine einst dunklen Haare deutlich heller geworden, ein Umstand, der die anderen Schüler stets erheiterte. »Verzeih, Meister, ich habe dich nicht kommen hören.«

»Gibt es nichts, was dich hier halten könnte?«, fragte Frugardi, und diesmal konnte er seine Traurigkeit kaum verhehlen. »Du könntest eines Tages meinen Platz einnehmen. Kaum zu glauben, dass du erst vor zwei Jahren an die Tür unserer Medizinschule geklopft und um Aufnahme gebeten hast.«

Beschämt senkte Seyfrid den Kopf. »Ich bin dir unendlich dankbar für alles, was du mir beigebracht hast, und deine Großzügigkeit werde ich dir im Leben nie vergelten können, Meister Roger. Dennoch steht mein Entschluss fest: Ich muss nach Hause. Du kennst den Grund, und ich hoffe sehr, dass du mich verstehst und mir verzeihen kannst.«

Der Magister Medicus trat einen Schritt vor und sah nun seinerseits schweigend über die rot leuchtende Silhouette Salernos. Schließlich wandte er sich dem jungen Mann wieder zu, in den er so viel Hoffnung gelegt hatte.

»Seyfrid, ich verstehe, warum du nach Köln zurückkehren willst. Der Grund ehrt dich, und vielleicht musst du es um deines Seelenfriedens willen tun. Aber wie oft haben wir über die Erkenntnisse der alten Philosophen diskutiert? Sollte die Vernunft nicht über das Gefühl siegen? Wenn ich daran denke, welch hohe Ziele du hier noch erreichen und wie vielen Menschen du helfen könntest!«

Es war Seyfrid wie ein Traum vorgekommen, als er damals an der Scola Medica von Salerno aufgenommen worden war. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, dass man ihn, den Deutschen aus niederem Adel, ohne Empfehlung und ohne Geld, an der berühmtesten Schule für Medizin akzeptieren würde. Noch dazu war sein Lehrmeister der große Roger Frugardi, der das Buch »Practica chirurgiae« verfasst und damit die Chirurgie in eine neue Sphäre des Wissens gehoben hatte. Seyfrid hatte seitdem jeden Tag aus Dankbarkeit zu Gott gebetet, weil er ihm diese Gnade erwiesen hatte.

»Ich verstehe immer noch nicht, warum du ausgerechnet mich als deinen hoffnungsvollsten Schüler betrachtest, der einmal in deine Fußstapfen treten soll. Es gibt so viele kluge und fleißige Männer und Frauen aus der ganzen Welt in unserer Schule, wären einige davon nicht viel eher geeignet?«

Wieder huschte dieser kurze Anflug von Amüsiertheit über das Gesicht des Gelehrten, bei dem Seyfrid nie sagen konnte, ob sie ehrliche Belustigung oder beißenden Spott bedeutete.

»Mein Junge, noch nie habe ich jemanden gesehen, der so voller Wissbegierde und bei so hellem Verstand ist. Du hast schon aus dem Morgenland einen Reichtum an Wissen über die Medizin mitgebracht, der sogar mich überrascht hat.« Er zog die buschigen weißen Augenbrauen zusammen. »Es ist das erste Mal, seit ich Magister Medicus der Scola Medica Salernitana geworden bin, dass ich von einem Schüler gelernt habe.« Er hob mahnend den Zeigefinger. »Es sollte doch wohl umgekehrt sein, und genau deshalb glaube ich, dass dein Platz hier ist.«

Die Rufe von den Straßen Salernos weit unterhalb drangen mit einem kurzen Windstoß zu ihnen herauf. Roger Frugardi seufzte und hob in einer verzweifelten Geste die Arme. »Aber es hat wohl keinen Zweck, weiter in dich zu dringen. Ihr Deutschen seid immer so entsetzlich stur.«

In Wahrheit hatte sich Seyfrid die Entscheidung nicht leicht gemacht und nächtelang darüber gegrübelt. Als er vor einem Monat die schreckliche Nachricht vom Tod seines Vaters erhalten hatte, war er am Boden zerstört gewesen. Natürlich hatte Frugardi sofort bemerkt, dass sein Musterschüler mit sich rang, ob er bleiben oder in seine Heimat zurückkehren sollte, und ihn aufgefordert, weiter in die Zukunft zu denken.

Als Seyfrid nach einer Woche um ein Gespräch nachsuchte und seine innere Zerrissenheit darlegte, hatte der berühmte Arzt ihm ruhig zugehört und seinen Schüler dann eine Weile schweigend gemustert.

»Seyfrid, die Entscheidung, deine Studien hier weiterzuführen und ein großer Medicus zu werden oder nach Köln zurückzukehren und dort zu versuchen, die Ehre deiner Familie wiederherzustellen, liegt allein bei dir«, hatte er schließlich gesagt.

Heute war Seyfrid davon überzeugt, dass der brillante Geist Roger Frugardis schon in dem Augenblick gewusst hatte, welche Wahl er treffen würde. Vielleicht, weil Frugardi ihn besser verstand als der junge Schüler sich selbst.

Roger Frugardi hatte die Aufnahme des jungen Deutschen nicht bereut, denn Seyfrids ganzes Sinnen lag darin, seine Kenntnisse stetig zu erweitern und zu vertiefen. Frugardi sah viel von sich selbst in Seyfrid. Der Kosmos der Medizin erschien dem jungen Mann so gigantisch groß, dass ihm die Vorstellung, jemals alles darüber wissen zu können, einfach absurd vorkam, aber dennoch strebte er danach. Seyfrid war der Erste, der morgens bei den Kranken war, Salben und Tinkturen anrührte, der am aufmerksamsten den Vorträgen der erfahrenen Ärzte lauschte, und der Letzte, der bis in die Nacht über den Schriften hockte und ganz nebenbei in kürzester Zeit Italienisch lernte.

Der Magister Medicus hätte unter normalen Umständen gegenüber Seyfrid niemals zugegeben, dass er ihn für seinen talentiertesten Schüler hielt, aber als der junge Mann ihm eröffnete, dass er in seine Heimatstadt zurückzukehren wolle, hatte es sein Lehrmeister für notwendig befunden, ihm dieses höchste Lob auszusprechen. Tatsächlich hatte Frugardi nie daran gezweifelt, dass Seyfrid von Viskenich einmal zu den berühmtesten Namen der Scola Medica gehören würde. Bis sein Schüler die bittere Nachricht aus dem fernen Köln erhielt.

Dabei war das Studium der Medizin Seyfrids sehnlichster Wunsch gewesen. Der junge Ritter war vor zwei Jahren an einem regnerischen Tag nach seiner langen Reise von Palästina endlich in Salerno angelangt und durch die Straßen geirrt, auf der Suche nach der Scola Medica, von der er so viel gehört hatte. Schon vor über hundert Jahren hatten hier in der Medizin bewanderte Mönche kranke oder verwundete Kreuzfahrer behandelt, die in der Hoffnung auf Heilung aus dem Heiligen Land nach Salerno kamen.

Seyfrid hatte es nur einem Irrtum zu verdanken, dass man ihn überhaupt zum Magister Medicus vorgelassen hatte. Zu dem Zeitpunkt hatte er den Boten eines bayerischen Herzogs erwartet. Der Adlige war schwer erkrankt und hatte einen Vertrauten zur Scola Medica gesandt, um eine Medizin gegen sein Leiden zu kaufen. Da Seyfrid damals noch kein Italienisch sprach, hatte man ihn an der Pforte nicht verstanden und ihn für den Gesandten aus Bayern gehalten.

Erst Roger Frugardi erkannte das Missverständnis, als der junge Mann inständig auf Latein bat, ihn in der Wissenschaft der Medizin auszubilden. Normalerweise hätte er dem anmaßenden Kerl, dessen Namen er noch nie vernommen hatte, gleich die Tür gewiesen: ein mittelloser Ritter, der Arzt werden wollte! Nach Salerno kamen zwar Schüler aus aller Welt, sogar Muslime und Juden wurden an der von Mönchen gegründeten Schule aufgenommen, aber sie stammten fast alle aus reichen Familien. Doch der junge Kölner hatte etwas Besonderes an sich gehabt, das Frugardi zunächst nicht definieren, aber deutlich spüren konnte. Vielleicht war es der klare, forschende Blick aus den braunen Augen, das ruhige, aber dennoch bestimmte Auftreten, wie es für einen Zwanzigjährigen ungewöhnlich war. Eine Aura der Abgeklärtheit umgab Seyfrid, wie jemanden, der schon Schreckliches erlebt und deshalb ein festes Ziel vor Augen hatte. Es schien Frugardi, dass dieser Seyfrid von Viskenich nicht eher wieder gehen würde, bis er sämtliche Geheimnisse der Medizin von ihm persönlich erfahren hätte.

»Hast du ein Studium in deiner Heimat absolviert und willst dich hier weiterbilden?«, hatte er ihn damals gefragt.

Zu seiner Überraschung hatte der Besucher den Kopf geschüttelt und geantwortet, dass er von Abdul Al-Aziz in Tyros unterrichtet worden sei. Doch wollte das Aussehen des jungen Mannes mit den verfilzten langen Haaren und der schmutzigen Kleidung so gar nicht zu seiner Behauptung passen. Der Name des gelehrten Muslims war Frugardi allerdings bekannt und dessen Ruf in der Heilkunde auch bis nach Italien vorgedrungen. Seine Neugier war geweckt, und er beschloss, Seyfrid auf die Probe zu stellen, dem anmaßenden Besucher seine Unwissenheit und seinen Hochmut vor Augen zu führen, um ihn dann hinauszuwerfen.

Im Krankentrakt der Scola Medica hatten einige schwierige Fälle gelegen. Frugardi hatte Seyfrid angewiesen, ihm zu folgen. Vor dem Lager eines Mannes, der schwer atmete und dem der Schweiß auf der Stirn stand, hielten sie an.

»Wohlan, sage mir, welche Krankheit ihn befallen hat!«

Seyfrid trat, ohne zu zögern, an den fiebernden Mann heran, der an Symptomen litt, die auf einige Leiden passten, begutachtete akribisch den ganzen Körper und stellte dem Kranken ein paar präzise Fragen auf Latein, die Frugardi für ihn ins Italienische übersetzte. Dann nannte Seyfrid zur Überraschung Frugardis die richtige Krankheit und...
mehr

Autor

Ingo Gach war als Redakteur für Printmedien und beim Fernsehen tätig, bevor er freier Journalist wurde. Schon immer hatte er großes Interesse an Geschichte, besonders für die seiner Heimatstadt Köln. So hat er bereits zwei historische Romane veröffentlicht, die zur Römerzeit in Colonia spielen. Ein weiterer Krimi aus der Eifel folgte. »Das Blutgericht von Köln« ist sein erster Mittelalter-Krimi und für den Goldenen HOMER 2024 nominiert.
Weitere Artikel von
Gach, Ingo