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Unfollow Stella

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Haymon Verlagerschienen am28.09.2023
Follower oder Verfolger: Die Suche nach einer Vermissten im stillgelegten Dublin führt Patsy Logan in die harte virtuelle Realität Patsy Logan sucht nach einem Neustart ... und bald auch nach einer Vermissten Patsy Logan, Kriminalhauptkommissarin aus München, steht ein paar Monate vor ihrem 40er und ist frisch getrennt, in Dublin, in einer beruflichen sowie privaten Auszeit. Unschlüssig, wie sie das Chaos um ihren Neuanfang in den Griff bekommen soll, entschließt sie sich dazu, abzuwarten - und erst einmal gar nichts zu tun. Während ihre Gedanken immer wieder um ihre berufliche Zukunft kreisen, bietet sich der Fall der verschwundenen Stella als Ablenkung an. Sam Feuerstein, Polizeiattaché in der österreichischen Botschaft in Dublin, bittet Patsy um Hilfe bei der Suche nach der jungen Frau. Gemeinsam beginnen Patsy und Sam, die letzten Tage vor Stellas Verschwinden nachzuvollziehen. Tauchen tiefer ein in Stellas Doppelleben auf der Schattenseite der Sozialen Medien - und setzen dadurch eine Spirale immer bedrohlicherer Ereignisse in Gang. Dublin online und offline Die irische Hauptstadt mit ihren Gassen, Pubs und dem idyllischen Straßenbild ist ein absoluter Sehnsuchtsort - und Patsys alte Heimat. Auch Stella Schatz war vor ihrem Verschwinden dabei, auf der Insel heimisch zu werden. Die Ermittlungen von Patsy und Sam allerdings ergeben, dass Stella kürzlich eine neue Arbeit angetreten hat - in einer Agentur für Content-Prüfung, dort, wo sich die dunkelsten Abgründe der virtuellen Welt auftun. Welche Folgen das für den Menschen hinter den Bildschirmen haben kann, wird von Kapitel zu Kapitel deutlicher. Hat Stella im Netz etwas gesehen, was niemand sehen durfte? Hat ihr Job sie auf unbekannte und gefährliche Wege geführt? Ellen Dunne und ihre Patsy Logan: ein kriminalliterarisches Dreamteam Patsy Logan hat sich den Kopf an der gläsernen Decke gestoßen - und hat damit zu kämpfen. Doch nicht nur beruflich, sondern auch privat geht es drunter und drüber, der Mann hat sich eine Ältere gesucht, und was das mit dem Liebhaber werden soll ... das weiß Patsy selbst auch nicht so genau. Wie gut, dass Patsy von ihrer Schöpfern Ellen Dunne jede Menge Entschlossenheit, Selbstironie und schwarzen Humor mitbekommen hat, sodass sie sich dennoch mit voller Energie in die Suche nach Stella stürzen kann ...

Ellen Dunne ist in Salzburg geboren, aber folgte ihrer Sehnsucht nach dem Meer - und lebt heute als Texterin und Schriftstellerin südlich von Dublin. Seit 2017 lässt sie ihre deutsch-irische Kommissarin Patsy Logan ermitteln, zuletzt in 'Schwarze Seele' und 'Harte Landung'. Und das kann ganz schön erfrischend sein: Für die Recherche zu 'Boom Town Blues' wagte Dunne sich nach 17 Jahren auf der Insel zum ersten Mal in die Irische See.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextFollower oder Verfolger: Die Suche nach einer Vermissten im stillgelegten Dublin führt Patsy Logan in die harte virtuelle Realität Patsy Logan sucht nach einem Neustart ... und bald auch nach einer Vermissten Patsy Logan, Kriminalhauptkommissarin aus München, steht ein paar Monate vor ihrem 40er und ist frisch getrennt, in Dublin, in einer beruflichen sowie privaten Auszeit. Unschlüssig, wie sie das Chaos um ihren Neuanfang in den Griff bekommen soll, entschließt sie sich dazu, abzuwarten - und erst einmal gar nichts zu tun. Während ihre Gedanken immer wieder um ihre berufliche Zukunft kreisen, bietet sich der Fall der verschwundenen Stella als Ablenkung an. Sam Feuerstein, Polizeiattaché in der österreichischen Botschaft in Dublin, bittet Patsy um Hilfe bei der Suche nach der jungen Frau. Gemeinsam beginnen Patsy und Sam, die letzten Tage vor Stellas Verschwinden nachzuvollziehen. Tauchen tiefer ein in Stellas Doppelleben auf der Schattenseite der Sozialen Medien - und setzen dadurch eine Spirale immer bedrohlicherer Ereignisse in Gang. Dublin online und offline Die irische Hauptstadt mit ihren Gassen, Pubs und dem idyllischen Straßenbild ist ein absoluter Sehnsuchtsort - und Patsys alte Heimat. Auch Stella Schatz war vor ihrem Verschwinden dabei, auf der Insel heimisch zu werden. Die Ermittlungen von Patsy und Sam allerdings ergeben, dass Stella kürzlich eine neue Arbeit angetreten hat - in einer Agentur für Content-Prüfung, dort, wo sich die dunkelsten Abgründe der virtuellen Welt auftun. Welche Folgen das für den Menschen hinter den Bildschirmen haben kann, wird von Kapitel zu Kapitel deutlicher. Hat Stella im Netz etwas gesehen, was niemand sehen durfte? Hat ihr Job sie auf unbekannte und gefährliche Wege geführt? Ellen Dunne und ihre Patsy Logan: ein kriminalliterarisches Dreamteam Patsy Logan hat sich den Kopf an der gläsernen Decke gestoßen - und hat damit zu kämpfen. Doch nicht nur beruflich, sondern auch privat geht es drunter und drüber, der Mann hat sich eine Ältere gesucht, und was das mit dem Liebhaber werden soll ... das weiß Patsy selbst auch nicht so genau. Wie gut, dass Patsy von ihrer Schöpfern Ellen Dunne jede Menge Entschlossenheit, Selbstironie und schwarzen Humor mitbekommen hat, sodass sie sich dennoch mit voller Energie in die Suche nach Stella stürzen kann ...

Ellen Dunne ist in Salzburg geboren, aber folgte ihrer Sehnsucht nach dem Meer - und lebt heute als Texterin und Schriftstellerin südlich von Dublin. Seit 2017 lässt sie ihre deutsch-irische Kommissarin Patsy Logan ermitteln, zuletzt in 'Schwarze Seele' und 'Harte Landung'. Und das kann ganz schön erfrischend sein: Für die Recherche zu 'Boom Town Blues' wagte Dunne sich nach 17 Jahren auf der Insel zum ersten Mal in die Irische See.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783709984093
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum28.09.2023
Reihen-Nr.4
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1678 Kbytes
Artikel-Nr.12480168
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Verlorene Töchter

1

Die Frau der Stunde hielt sich stets fern von der Irischen See. Zu viel Unberechenbares unter ihrer glatten, stahlgrauen Oberfläche. Zu viele Untiefen und Strömungen. Zu viele schlechte Erinnerungen an ihren Dad. Arthur Logan hatte sich eines Nachts im September 1993 von einer Klippe auf der Halbinsel Howth in ihre nasskalten Arme geworfen. Hinterließ nichts außer ein paar Schuhen am Abgrund und einem unter die Sohle geklemmten Abschiedsbrief. Früher oder später würde das Wasser ihn zurückgeben, trösteten die Nachbarn, die Freunde, und sogar die Polizei, nach einer zügig durchgeführten Untersuchung. Dann hätte seine Familie Gewissheit. Frieden. Aber die Irische See behielt Arthur Logan. Der Familie blieb nur die Sintflut.

Die Frau der Stunde wurde damals noch Patsy genannt. Sie war 15 und bis zum Überlaufen voll mit Wut. Auf das Meer. Auf sich selbst. Auf ihren Dad und seinen Brief. Wütend sein war aber nicht angesagt in den frühen 1990ern, schon gar nicht in Irland, und grundsätzlich undenkbar für Mädchen. Apathie war das Gefühl der Stunde. Here we are now, entertain us! Also schluckte sie die Wut runter, und sie schmeckte salzig. Sie zog sich zurück vom Meer und von Irland als zweitem Zuhause. Zurück an den Rand der Alpen, wo sie abseits der Ferien lebte, zu ihrer Mutter und ihrer alteingesessenen Familie im stadtgewordenen Grenzübergang Freilassing. Als sie auch dort unterzugehen drohte, flüchtete sie sich zur Polizei. Stülpte sich Struktur, Regeln und Prozesse über, verschrieb sich bei der Kripo der Suche nach Gewissheit. Gewissheit war der kleinste gemeinsame Nenner. Für die Hinterbliebenen von Ermordeten oder Totgeschlagenen und auch für die Täter. Erstaunlich viele von ihnen gestanden, nur um endlich Klarheit zu schaffen. Wenige ahnten, dass die Frau, die ihnen im Vernehmungsraum gegenübersaß, nicht viel mehr von ihnen trennte als eine Kunststofftischplatte und ein, zwei Entscheidungen, die im rosigen Licht der Rückschau vernünftig und klug aussahen. Aus der wütenden Patsy war Kriminalhauptkommissarin Patrizia Logan geworden, ihres Zeichens Frau der Stunde. Die mit dem Pokerface, dem Instinkt und den schwindelerregenden Aufklärungsraten. Die mit dem promovierten Psychologen als Ehemann, in dessen abgewetzten Jeanstaschen altes hanseatisches Geld klimperte. Und dann wollte er noch ein Kind von ihr! Die To-do-Liste eines als gelungen definierten Frauenlebens, check, check, check und check. Und das mit Mitte 30, nach einer Jugend auf der sozialen Achterbahn. Hell, yeah!

Inzwischen war ich 40. Eine Menge war passiert. Irland und die Vergangenheit hatten sich zurück in mein Leben geschlichen, zuerst mit einem Fall, dann mit noch einem, und noch einem. Alles brav gelöst, aber am Ende war auch die Frau der Stunde entlarvt. Als Kunstfigur, eine Hochstaplerin.

Übrig blieb: Patsy Logan. Eine Kriminalhauptkommissarin, ja, aber nicht mehr die, für die ich mich so lange gehalten hatte. Eine, deren Vorgesetzter ihren Bildungsurlaub etwas zu problemlos durchgewunken hatte. Eine, die anstatt in München bei der Kripo nun in Dublin bei ihrer Cousine rumsaß. Eine ohne Kind, und - jetzt neu! - ohne Mann, denn der hatte sich eine Ältere gesucht. Alle meine Gewissheiten waren mir abgerissen worden wie Orden. Degradiert zur Ex-Frau der Stunde.

Warum also nicht auch die Mörderin meines Dads zum Duell herausfordern?, hatte ich mich vor ein paar Monaten gefragt und es einfach getan. Im Badeanzug, eingehüllt in flauschige Gänsehaut an einer verkrüppelten Einstiegsleiter in der kalten Januarluft stehen. Springen.

Die Irische See empfing mich mit eisigem Lächeln. Ein paar Minuten hatte sie mit mir gespielt, nicht so richtig gewusst, was anfangen mit dieser verlorenen Tochter, und mich dann ziehen lassen, schlotternd und mit am Felsen blutig geschlagenem Knie.

Seitdem kam ich immer wieder zurück. Als Patsy Logan, nicht mehr. Als eine, die auf nichts mehr eine Antwort hatte. Was okay war. War man erst einmal in der Irischen See, spielten auch die Fragen keine Rolle mehr. Zumindest für ein paar Minuten. Zumindest bis zur Sache mit Stella Schatz.

2

Es fing so wie die meisten Dinge in meinem Leben an, die ich später bereue: harmlos, wenn nicht gar erfreulich. Mit einer neuen Nachricht frühmorgens von Sam Feurstein.

Er war Polizeiattaché und arbeitete seit Anfang des Jahres in der Österreichischen Botschaft in Dublin. Eine ruhige Kugel von einem Job, so hatte er sich das vorgestellt, mit ein bisschen Sicherheitsnetzwerk spinnen und sich auf diversen diplomatischen Empfängen guten Wein und Häppchen zuführen. Tatsächlich war aber gleich bei seinem ersten Empfang eine junge Deutsche vergiftet worden. Die Ermittlungen führten uns beide zusammen und zogen ziemlich weite Kreise, einige eher undiplomatische Konfrontationen und Eskalationen mit der irischen Polizei inklusive. Lag vor allem an mir, zugegeben, aber Sam nahm es sportlich, und eventuell verdanke ich ihm sogar mein Leben. Dafür verzieh ich ihm seinen Hang zum Schwimmen in lebensfeindlichen Gewässern, mit dem er mich infiziert hatte. Und wenn er mir Nachrichten schickte, weil er mich kurzfristig treffen wollte, dann traf ich ihn. Meinetwegen auch spontan an einem Sonntagmorgen und im Badeanzug.

Auf dem Weg nach draußen stolperte ich über Sinéad. Bademantel über dem Pyjama, eine Tasse Tee in den Händen, saß sie auf der Betontreppe vor dem Eingang ihres Hauses. Sah ihrem Corgi Fritz dabei zu, wie er nach und nach sämtliche Straßenlampen, Poller und Mauervorsprünge der Nachbarschaft zuerst beschnüffelte, dann sein Bein hob und sie zu seinem Eigentum erklärte. Außer uns zeigte sich nur die Sonne schon auf der Synge Street. Umschmeichelte die alten Backsteinhäuser mit ihrem Septemberlicht.

Eigentlich ließ sich meine Cousine auch unter der Woche kaum vor zehn außerhalb ihres Schlafzimmers blicken. Wenn doch, gab es nur zwei mögliche Erklärungen. Erstens, sie witterte Neuigkeiten. Zweitens, ein Mann lag länger in ihrem Bett, als er darin willkommen war.

Happy Sunday. Meine frisch gebutterte Scheibe Toast zwischen den Zähnen, setzte ich mich zu ihr auf die Treppe, stellte meinen Rucksack mit den Schwimmsachen neben mir ab. Hat dein Date das Memo noch nicht bekommen?

Sinéad seufzte leidgeprüft.

Übernachten gut und schön, aber nicht zu lange. Und schon gar kein Frühstück. Was daran ist so schwer zu verstehen?

Seit dem Ende ihrer Ehe fuhr Sinéad eine strikte Wow-und-Ciao-Politik. Am langlebigsten an ihren Männergeschichten waren die absurden Stories, die sich aufgrund ihrer Vorliebe für Frösche, Nerds und Arschgeigen entspannen. Mit jeder Schilderung wurden ihre Ausflüge in die Tinder-Hölle amüsanter.

Es sei denn, es hatte wehgetan.

Dann schwieg sie sich aus. So wie über Sam. Mit dem hatte sie eine Beziehung mir nicht näher bekannter Natur gehabt. Vier Wochen, die ihr jetzt noch in den Knochen steckten.

Der Lockdown kam und sie erwähnte Sam nie mehr, reagierte mit vorgetäuschtem Desinteresse, wenn ich es tat, und war stets verhindert, wenn ich eine gemeinsame Unternehmung vorschlug. Irgendwann hatte ich verstanden und aufgegeben.

Das bedeutete aber nicht, dass ihr Sam-Detektor nicht mehr funktionierte. Besser, ich gestand gleich, dass ich mit ihm verabredet war.

Um neun? Sinéad senkte den Becher mit ihrem Tee, machte ein Gesicht, als hätte sie sich die Zunge daran verbrannt. An einem Sonntag? Spinnt der?

Angeblich ist das die beste Zeit. Mit der Flut und so. Wie du weißt, Meerschwimmen wurde offiziell zur Wissenschaft erklärt.

Niemand verdrehte so schön theatralisch die Augen wie Sinéad.

Aber auch nur von den Wichtigtuern und Bobos dieser Welt. Das Meer ist voll mit Abwasser und radioaktivem Abfall von den Briten drüben. Da waren wir 1992 auf der Demo gegen Sellafield, nur damit du jetzt bei diesem Hype mitmachst.

Sagt die Queen of TikTok.

Ich lachte, schluckte den letzten Bissen Toast, während Sinéad mir den Mittelfinger zeigte. Aber liebevoll. Der Lockdown und die nach Ruhe und Zerstreuung suchenden Menschen hatten ihr einen unverhofften Aufschwung beschert. Als @DublinKarmaBitch gab sie schmalzige Lebensweisheiten von sich, peppte sie mit sorgsam eingestreuten Schimpfworten und rauem Norddubliner Charme auf. Dazu meditative Bilder vom schlummernden Fritz oder aus ihrem Garten. Der war nicht mehr als ein größenwahnsinniger Hinterhof, den Sinéad im Frühling mit meiner Hilfe in ein psychedelisches Blumenmeer verwandelt hatte. Seitdem liebten ihn die Leute. Sie liebten Fritz, und sie liebten vor allem Sinéad. Weltweit.

200.000 Follower seit gestern. Sinéad lachte ungläubig und nahm ihren Corgi in Empfang, der inzwischen von seinem Rundgang angewackelt kam. Freitagabend hat sich außerdem die Marketingabteilung von YogaMama gemeldet. Die verkaufen dieses Zeugs für Leute mit zu viel Geld....

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Autor

Ellen Dunne ist in Salzburg geboren, aber folgte ihrer Sehnsucht nach dem Meer - und lebt heute als Texterin und Schriftstellerin südlich von Dublin. Seit 2017 lässt sie ihre deutsch-irische Kommissarin Patsy Logan ermitteln, zuletzt in "Schwarze Seele" und "Harte Landung". Und das kann ganz schön erfrischend sein: Für die Recherche zu "Boom Town Blues" wagte Dunne sich nach 17 Jahren auf der Insel zum ersten Mal in die Irische See.