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Verführung in seinem Blick

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
300 Seiten
Deutsch
Cursed Verlagerschienen am06.10.2023
Nachdem Colton aus einem Konversionscamp geflohen ist und eine Weile auf der Straße gelebt hat, landet er schließlich im Ted House in Fairfield, wo er sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich zu Hause fühlt. Doch er kann nicht ewig dort bleiben und muss irgendwann auf eigenen Beinen stehen. Während er noch versucht, seinen Weg zu finden, begegnet er dem blinden Marcel, der gerade eine hässliche Trennung hinter sich hat. Die Anziehung zwischen den beiden Männern ist sofort greifbar, aber Marcel ist der Altersunterschied zwischen ihnen zu groß und er zögert, sich auf Colton einzulassen. Als Colton wegen eines Wasserrohrbruchs gezwungen ist, sich eine neue Bleibe zu suchen, bietet Marcel ihm aus einem Impuls heraus sein Gästezimmer an. Allerdings fällt es Marcel auf so engem Raum immer schwerer, Colton zu widerstehen. Kann er dem jüngeren Mann vertrauen und ihnen eine Chance auf das gemeinsame Glück geben? Band 2 der 'Breaking the Rules'-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen. Spin-off zur 'Irons and Works'-Reihe.mehr

Produkt

KlappentextNachdem Colton aus einem Konversionscamp geflohen ist und eine Weile auf der Straße gelebt hat, landet er schließlich im Ted House in Fairfield, wo er sich zum ersten Mal in seinem Leben wirklich zu Hause fühlt. Doch er kann nicht ewig dort bleiben und muss irgendwann auf eigenen Beinen stehen. Während er noch versucht, seinen Weg zu finden, begegnet er dem blinden Marcel, der gerade eine hässliche Trennung hinter sich hat. Die Anziehung zwischen den beiden Männern ist sofort greifbar, aber Marcel ist der Altersunterschied zwischen ihnen zu groß und er zögert, sich auf Colton einzulassen. Als Colton wegen eines Wasserrohrbruchs gezwungen ist, sich eine neue Bleibe zu suchen, bietet Marcel ihm aus einem Impuls heraus sein Gästezimmer an. Allerdings fällt es Marcel auf so engem Raum immer schwerer, Colton zu widerstehen. Kann er dem jüngeren Mann vertrauen und ihnen eine Chance auf das gemeinsame Glück geben? Band 2 der 'Breaking the Rules'-Reihe. Buch ist in sich abgeschlossen. Spin-off zur 'Irons and Works'-Reihe.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958234574
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum06.10.2023
Reihen-Nr.2
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1391 Kbytes
Artikel-Nr.12501710
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




 


Kapitel 1



 

 

Das Geschrei nahm ihn immer sehr mit. In den Augen aller anderen waren sie die perfekte Bilderbuchfamilie, aber es wurde immer so viel geschrien. Da war das Temperament seiner Mom und der Frust seines Vaters darüber. Samstagabende verbrachte Colton zwischen Nachttisch und der Schranktür eingequetscht, hatte die Knie an die Brust gezogen und den Kopf dazwischen vergraben, während er versuchte, seine Brüder zu ignorieren, die einander zuflüsterten, dass es Coltons Schuld war, weil er den Müll nicht rechtzeitig rausgebracht hatte. Und irgendwann weinte er sich in der winzigen Ecke dann in den Schlaf.

Am Sonntagmorgen gab es dann Waffeln zum Frühstück - nicht weil seine Eltern sich entschuldigen wollten, sondern weil sie ihn satt bekommen wollten, damit er sich während der drei endlos scheinenden Stunden in der Kirche nicht beschwerte. Sie kamen am Tisch zusammen und aßen in angespannter Stille, denn Colton wusste, dass alle nur auf das nächste Schreiduell warteten. Und natürlich trat das nicht ein. Zumindest noch nicht. Sie mussten zum Gottesdienst und hatten einen Ruf zu verlieren und der war wichtiger als das dreckige Geschirr in der Spüle. Dafür würde Colton später angeschrien.

In der Kirche wurde dann das unechte Lächeln aufgesetzt. Sein Vater hielt die Hand seiner Mom und sie lachten mit den Andersons, die zwei Straßen weiter wohnten. Sie lächelten und winkten und der Bischof fragte, wie es ihnen ging. Sie beteten leise mit gefalteten Händen und nahmen das Sakrament an, als wären sie zu Ehrfurcht und Respekt fähig.

Er überstand den Rest des Gottesdienstes mürrisch schweigend, bevor sie gemeinsam in einem Restaurant zu Mittag aßen, wo sie andere Familien sahen, sich mit ihnen unterhielten und lachten, als wäre alles in bester Ordnung. Und es war auch alles in bester Ordnung.

Bis sich das änderte.

Bis alles wieder von vorne begann.

Der Montag kam kalt und wütend. Die Gemüter kochten hoch und nichts war mehr gut genug. Colton hatte seine Aufgaben im Haushalt nicht erledigt, wie sie es verlangt hatten, also musste er bestraft werden. Das war keine Misshandlung. Das wusste er, weil er in der Schule die ganzen Werbeplakate gesehen und die Broschüren gelesen hatte und er nie in eine dieser Kategorien passte. Er versteckte keine blauen Flecken, die er auf einen Zusammenprall mit Türklinken schob, und er trug keine langärmligen Shirts, um Striemen zu verdecken. Er kauerte sich nicht in seine Zimmerecke, während sein Vater mit dem Gürtel in der Hand über ihm aufragte.

Er war einfach nur unglücklich. Er konnte sich nicht an einen einzigen Tag in seinem Leben erinnern, an dem seine Eltern ihm nicht vorhielten, dass er und seine Geschwister alle eine Last waren. Er lebte in einem Haus, an dem die Liebe an der Türschwelle stand und sich nicht hereintraute.

Colton hatte panische Angst vor der Ehe. Panische Angst, dass ihn ein Schicksal wie das von seiner Mutter oder seinem Vater erwartete. Er zitterte nachts und weigerte sich, sich selbst zu berühren, denn vielleicht würde er ja nie heiraten wollen, wenn er nie Sex wollte. Er würde nie Kinder bekommen müssen und sich nie in einen Mann verwandeln, der seine Frau so ansah wie sein Vater seine Mutter.

Er würde nie zu diesem Schicksal verdammt sein.

Doch die Pubertät war eine grausame Bestie, die die Schranktüren aufriss und all die Leichen darin zum Vorschein brachte. Es fing damit an, wie Ronnie Bakers Hintern in seiner Sporthose aussah. Colton und seine Freunde hatten sich seit Jahren heimlich über den Leichtathleten lustig gemacht - wer nannte sein Kind schon Ronnie Baker? Und doch war er in der Highschool dann mehr als nur der Junge mit der Brille, dessen Zahnspange ihn beim Sprechen pfeifen ließ.

Er war groß, schlank und durchtrainiert - und wichtiger noch: Er fiel Colton auf.

Ich will er sein.

Ich will wie er sein.

Ich will ihn.

Die Erkenntnis erfasste ihn mitten in der Nacht, als er die Hand an seinem Schwanz hatte und das Bild von Ronnie in der Dusche der Sporthalle vor seinen geschlossenen Augen auftauchte. Er weinte sich in den Schlaf, während eine Pfütze Sperma in seinen noch spärlichen Schamhaaren trocknete, und er hasste sich selbst. Am Sonntag senkte er den Kopf, faltete die Hände und flehte den Himmlischen Vater an, es aufhören zu lassen, die Last von ihm zu nehmen, denn er wusste, dass es nicht richtig war.

Es war schlimm genug, dass er panische Angst hatte, den Sinn seines Lebens zu erfüllen - zu heiraten, Kinder zu bekommen und sie auf die richtige Art großzuziehen -, aber das? Das war⦠es war unverzeihlich. Es verdammte seine Seele dazu, in der Hölle zu schmoren.

Er konnte nicht schwul sein.

Alles, was es brauchte, um sein Leben an seinem sechzehnten Geburtstag aus den Fugen geraten zu lassen, war eine Zeitschrift. Er hatte sie an dem Tag, als die alten Ausgaben gegen die neuen ersetzt wurden, aus einem Mülleimer hinter dem Supermarkt gestohlen. Er steckte seine Ausgabe von Men s Health in den zerrissenen Umschlag einer Sports Illustrated, weil es besser war, für lüsterne Gedanken bestraft zu werden als für⦠für das.

Doch sein Vater war zu klug, zu misstrauisch. Vielleicht lag es daran, dass Colton nicht wie andere Jungs war. Er hatte nur eine Drei in Sport, trat nie einer Mannschaft bei, war gut im Schauspielkurs, stach aber sonst nicht bei vielem hervor. Er war nervös, ein wenig seltsam und er benutzte viel Lippenbalsam.

Er war kein braver Junge.

Er war ein Sünder, er war falsch.

Nachdem man ihn ohne Strom und nur mit seiner Matratze und einer Ausgabe der Bibel in seinem Zimmer eingesperrt hatte, verfrachtete man ihn in einen Van. Es folgten drei Tage mit fadem Essen, Wasser, drei Badezimmerpausen und vollkommener Stille. Drei Tage, in denen er nicht wusste, was zur Hölle als Nächstes kommen würde.

Es war ein Camp. Ein Camp für Leute wie ihn. Die Sonderlinge. Die Schwuchteln. Die, die falsch geboren worden waren, die auf die Probe gestellt wurden, aber der Versuchung des Teufels nicht widerstehen konnten und so ihre Seelen verdammten. Oder zumindest beinahe, denn sie hatten zumindest eine Chance auf Erlösung.

Pater Benson war kein Mormone - er war Katholik, aber alle Kinder im Camp waren genau wie Colton. Verängstigt, einsam, mit den gleichen Eltern, der gleichen Angst, weil sie ihr ganzes Leben in Furcht vor der äußersten Finsternis verbracht hatten, die sie erwartete, wenn sie sich nicht zusammenreißen konnten.

Aber Coltonâ¦

»â¦ ein Problemkind und es gibt nicht viel, was wir tun können, um ihm zu helfen.« Pater Benson telefonierte und Colton saß auf einem Stuhl, die Handgelenke wundgescheuert von den Seilen, mit denen er immer gefesselt wurde. Er zitterte noch immer von dem kalten Wasser und den Stromschlägen, die mit winzigen Drähten in die empfindliche Haut seiner nackten Oberschenkel gejagt worden waren. Das würde Narben geben, wenn die schwarz verkohlte Haut heilte. Was auch immer noch passieren würde, es würden Narben bleiben.

Es waren Wochen, vielleicht Monate vergangen? Er wusste nicht mehr, wie viele Tage er im Dunkeln eingesperrt worden war, mit gerade genug Essen, um ihn am Leben zu halten, ohne ihn zu Kräften kommen zu lassen. Er fror immer, er war immer müde und er war immer wütend. Er konnte nicht mehr zählen, wie oft sie ihn in das Zimmer gebracht hatten, um ihn zu prüfen. Auf dem Bildschirm erschienen Bilder von Dingen, die er ihrer Vermutung nach wollte. Wahrscheinlich zogen sie nicht mal in Betracht, dass er einfach zu müde war, um erregt zu werden. Nicht, dass es eine Rolle spielte - er bekam keinen hoch, aber sie hörten trotzdem nicht auf, ihm wehzutun.

Er würde dort sterben - in diesem dreckigen, feuchten Keller, der nach Pisse und Schimmel stank. Es würde der Tag kommen, an dem er aufgab - an dem er die Hoffnung verlieren, die Augen schließen und sie nicht wieder öffnen würde. Er war im Stich gelassen worden. Er war nicht stark genug, um durchzuhalten.

Irgendetwas an der Erkenntnis brach ihn. Jahre später wusste er immer noch nicht, warum er weggerannt war, nur dass er gewusst hatte, dass er es nie schaffen würde, wenn er diesen Zaun nicht überwand. In dem Moment, als er über den Maschendrahtzaun kletterte, hatte er keine Ahnung, was zum Teufel ihn erwarten würde, aber was auch immer es war, es würde sicherlich besser sein als der Keller oder die Grube oder die Kiste.

Also rannte er. Er rannte ohne Schuhe, mitten im Winter.

 



***



 

Colton fiel es schwer, sich daran zu erinnern, wann ihm zum letzten Mal nicht kalt gewesen war. Er hatte das Gefühl, als klebte ihm der Dreck von Monaten an der Haut. Sein Haar hing in fettigen Strähnen herab, die er unter einem Hut verborgen hatte, um seine Sünden vor der Welt zu verstecken. Das Busticket hatte ihn bis nach Arizona gebracht und er hatte es geschafft, bis nach Colorado zu trampen, bis die Cops ihn hochgenommen und ins Jugendgefängnis gesteckt hatten.

Er saß in der kalten Zelle - es war nur ein Wartebereich mit einer Steinbank und laufender Klimaanlage, deren kühle Luft durch sein dünnes T-Shirt und die zerrissene Jeans drang. Man hatte ihm seine Tasche, seine Schuhe, seine Socken und seinen Pullover abgenommen - um ehrlich zu sein, sollte man die Sachen wahrscheinlich verbrennen. Alles stank fürchterlich nach vier Wochen auf der Straße, ohne eine Gelegenheit, sich gründlicher...


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