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Für ein Leben ohne Handy

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
330 Seiten
Deutsch
neobookserschienen am18.10.2023
Die blonde Anwältin Christa, die kraushaarige Sozialarbeiterin Hanuti und die rotbraune Hilfsarbeiterin und Boxerin Sylvana lernen sich auf einer Demo kennen. Hanuti entdeckt auf ihrem Handy eine illegale Funktion. Die jungen Frauen sind empört. Gemeinsam mit der Skandalreporterin Leyla wollen sie die Sache an die Öffentlichkeit bringen. Doch alle Artikel werden wie von Geisterhand gelöscht. Es kommt soweit, dass alle Daten der Frauen aus dem Internet verschwinden, es sie quasi nicht mehr gibt. Sie gehen in den Untergrund und versuchen, mit Hilfe des essgestörten Informatikers Anton, der über griffigen Institution auf die Spur zu kommen.

Maler, Zeitsoldat, Hausmann, Biotoppfleger, Schriftsteller
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Produkt

KlappentextDie blonde Anwältin Christa, die kraushaarige Sozialarbeiterin Hanuti und die rotbraune Hilfsarbeiterin und Boxerin Sylvana lernen sich auf einer Demo kennen. Hanuti entdeckt auf ihrem Handy eine illegale Funktion. Die jungen Frauen sind empört. Gemeinsam mit der Skandalreporterin Leyla wollen sie die Sache an die Öffentlichkeit bringen. Doch alle Artikel werden wie von Geisterhand gelöscht. Es kommt soweit, dass alle Daten der Frauen aus dem Internet verschwinden, es sie quasi nicht mehr gibt. Sie gehen in den Untergrund und versuchen, mit Hilfe des essgestörten Informatikers Anton, der über griffigen Institution auf die Spur zu kommen.

Maler, Zeitsoldat, Hausmann, Biotoppfleger, Schriftsteller
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756565788
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum18.10.2023
Seiten330 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1323 Kbytes
Artikel-Nr.12579927
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2 Die Clique





Weißt du, was ein Handy war? fragt Christa ihren Besuch.

Handy, so wie Hand?

Genau.

Vielleicht ein Sportgerät zur Stärkung der Handgelenke?

Man merkt wo du herkommst. Nein. So hießen die ersten kabellosen Telefone.

Die hießen damals echt Handy? Weltweit?

Nur in Deutschland. Das kam, angeblich, ursprünglich aus dem Schwäbischen. Händie kai Kabel? äfft Christa schwäbisch nach und ihr Besuch kugelt sich vor Lachen auf dem dicken Teppich.

Das war wohl noch im zwanzigsten Jahrhundert , mutmaßt Sylvana. Und mit den Dingern konnte man wohl nur telefonieren.

Anfangs. Und sie waren klobig und schwer. Aber so, wie die Geräte leichter wurden, nahmen ihre Funktionen zu. Bahnbrechende amerikanische Erfindungen machten sie zu dem Gerät, ohne das bald nichts mehr ging.

Bis die Chinesen die wichtigen Erfindungen machten und die Amerikaner ausbooteten , weiß Sylvana. Jetzt haben wir die Shoutys, die einfach für alles zuständig sind. Was heißt eigentlich Shouty auf Deutsch?

Shouty ist das chinesische Wort für Handy , erklärt Christa und lacht.

Sylvana klatscht sich ihre flache Rechte auf die Stirn.

Es hupt, jemand steht unten vor der Tür und begehrt Einlass. Christa erhebt sich und schaut auf den Pingmu, der auf dem Tisch steht. Der Pingmu ist ein Shouty in groß; an diesem Bildschirm wird gearbeitet und gespielt.

Hanuti kommt.

Was macht die Schwangerschaft? wird Hanuti von Christa begrüßt. Sylvana umarmt die unglückliche Schwangere.

Wenn ich an die nur denke wird mir schon schlecht. Und wenn ich daran denke wie schmal ich bin, überkommt mich die Angst. Gebären muss der Horror sein.

Noch ist es nicht so weit , stellt Christa nüchtern fest. Du hast monatelang Zeit, den Fötus loszuwerden. Du kannst nun alles machen was eine Schwangere nicht machen soll. Wild tanzen, schwer tragen, joggen bis zum Erbrechen. Zum Beispiel.

Und wenn alles nichts hilft , meint Sylvana mitfühlend, verprügle ich dich. So einen rechten Hacken in die Gedärme lässt jede Frau zusammenklappen und ihr Kind loswerden.

Hanuti starrt Sylvana an, will ihr am liebsten an die Gurgel springen, findet aber rechtzeitig zu ihrem Galgenhumor zurück. Deshalb bist du im Box Club. Willst wohl dein Geld mit illegalen Abtreibungen verdienen. Auch ein Geschäftsmodel.

Das ist überhaupt die Idee , frohlockt Sylvana. Komm doch zu uns in den Club, es braucht ja niemand zu wissen, dass du schwanger bist.

Bin ich mit vierundzwanzig nicht zu alt für eine neue Sportart? zweifelt Hanuti.

Iwo, da kommen manchmal sogar Omas um was zu lernen.

Setzt euch , fordert Christa. Vielleicht gehe ich mit meinen siebenundzwanzig Jahren auch noch zum Boxen, damit wir uns auf den Demos den Weg freiprügeln können.

Nicht die schlechteste Idee , grinst Sylvana.

Habt ihr gestern Abend das Benefiz-Konzert gesehen? fragt Christa.

Ich nicht , sagt Sylvana. Ich hab Fußball geschaut.

Und mir war schlecht, da kann ich keine Aufregung vertragen , meint Hanuti angewidert. Sobald ich mich freue, muss ich kotzen.

Echt jetzt? wundert sich Christa. Das war das Ereignis des Jahres. Jeder, der zugeschaltet war, spendete zwei Mark für Klimaflüchtlinge.

Sylvana schnaubt. Bist du mal auf die Idee gekommen, dass ich fast nichts verdiene? Nur weil mir ein Kamerad einen alten Pingmu geschenkt hat, kann ich überhaupt Sport gucken.

Man Frau, du bist neunzehn, besorg dir endlich einen Ausbildungsplatz , ermuntert Christa.

Doch Sylvana lässt das kalt, mit ihrem Lotterleben ist sie voll zufrieden; zufriedener als Christa, die alles hat was eine erfolgreiche Frau braucht.

Nehmt eure Shoutys, wir besorgen uns jetzt die Fahrkarten nach Berlin , sagt Christa ungeduldig.

Als einzige der drei hat sie eine richtige Wohnung mit mehreren Zimmern. Hanuti und Sylvana leben in billigen Wohneinheiten, die auf schnelle Weise von Bau-Robotern aufgespritzt wurden. Das sind einfache Kästen, in die man eine Kochnische und eine Dusche mit Klosett installiert hat. Diese Elemente sind zu formenreichen Wohnhäusern zusammengefügt, die oft an amerikanische Pueblos erinnern. Von diesen Billigwohnungen gibt es in Deutschland Millionen und Millionen Menschen wohnen in diesen, Kuba genannten, Kästen. Immerhin sind sie außen bunt gestrichen, auch ein Werk von Robotern. Mit diesen Massenanfertigungen wurde einst die Wohnungsnot beseitigt, die durch Millionen Klimaflüchtlinge entstanden war. Durch die zunehmende Sterilität der Bevölkerung, die so ziemlich jeden Staat betrifft, schrumpfen die Nationen. Mangels Nachwuchs gibt es nun genug Wohnraum; die Kubas kosten nur noch wenig Miete.

Christa hat auch einen Freund mit Geld und einen Beruf, der ihr üppige Einkünfte verschafft. Christa ist Anwältin, ihr Freund Burado Anwalt. Christa spricht perfekt chinesisch und hat sich deshalb auf Rechtsstreitigkeiten mit chinesischen Firmen spezialisiert. Da die chinesischen Geschäftsleute es als Sport betrachten, ihre deutschen Handelspartner über den Tisch zu ziehen, ist sie gut beschäftigt. Während die Asiaten stets versuchen, mit einem Lächeln einen Vorteil heraus zu kitzeln, verzieht Christa bei Verhandlungen keine Miene. Sobald chinesische Geschäftsleute erkennen, dass ihre deutschen Partner von Christa vertreten werden, beginnen sie zu stöhnen. Zu ihrem Beruf braucht sie einen Ausgleich, den ihr Burado nicht bieten kann. Sie will sich abreagieren und austoben. Deshalb geht sie mit ihren Freundinnen Hanuti und Sylvana auf Demos.

Kennengelernt haben sie sich auch auf einer Demo, die hatte in Freiburg stattgefunden, Deutschlands südlichster Großstadt, in der alle drei wohnen. Sylvana trug eine Papptafel, auf der stand: Unsere Politiker haben schwindsüchtige Hirne. Wobei sie das Wort schwindsüchtig nicht erklären konnte. Aber alle stellten sich darunter etwas Debiles vor und fanden den Ausdruck gut. Dazu skandierte Sylvana aus Leibeskräften. Nicht weit von ihr trug Hanuti ein Schild mit der Zeile: Unsere Politiker sind reaktionär und brüllte ebenfalls gegen die Atomkraft. So wurde Christa auf die jungen Frauen aufmerksam, schob sich in deren Nähe und schrie volles Rohr mit. Später kamen sie ins Gespräch, gingen etwas trinken und beschlossen, in Zukunft gemeinsam auf Demos zu gehen.

Sie sitzen auf Christas dicken Teppich und buchen auf ihren Shoutys eine Rückfahrkarte nach Berlin.

Weiß eigentlich Terzel Bescheid? fragt Sylvana plötzlich.

Hanuti schreckt auf.

Es ist doch von Terzel? hakt die Jüngste nach.

Der weiß von nichts , ist die Antwort, und wird auch nie etwas erfahren. Wenn Terzel das mitkriegt, will er bestimmt Vater spielen und ich hab die Schmerzen. Der wäre als Vater genauso ungeeignet wie ich als Mutter.

Christa hat da einen Einwand. Das kann man nie wissen. Wenn Männer Väter werden, sind sie oft wie ausgewechselt.

Terzel hat einen Beruf und ein sicheres Einkommen , schwärmt Sylvana. Den Job bei der Landesanstalt macht ihm niemand streitig.

Und er hat einen tollen Körper , ergänzt Hanuti. Dann: Aber er ist langweilig, spießig und ich liebe ihn nicht. Der würde sofort auf glückliche Familie machen, und weil er weiß, dass ich gebärfähig bin, mir noch ein paar Kinder abverlangen. Mein weiteres Leben wäre einer einzigen Sache gewidmet und das ist mir zu wenig. In Berlin werde ich mich in jede Rauferei stürzen.





Morgens um fünf, es dämmert bereits, treffen sich die Freundinnen in der City. Ausgerüstet mit Rucksäcken und beschrifteten Tafeln streben sie mit anderen dem Hauptbahnhof entgegen, wo sie auf Gleis eins in den Frühzug nach Berlin steigen. Zum weiterschlafen bleibt ihnen gerade eine Stunde, danach wird die räumliche Situation im Zug katastrophal. Bei jedem der wenigen Halte wandert mit den hineindrängenden Fahrgästen jede Menge Ausrüstung in den Zug. Die Gepäckfächer und Gänge sind nicht nur durch Taschen und Rucksäcke blockiert. Überall stehen Stangen, Schilder, Trommeln und Blasinstrumente. Draußen wird es heiß, im Zug heißschwül. Wer zu wenig Flüssigkeit dabei hat, versucht verzweifelt, zu einer Toilette zu kommen, um seine Flasche oder zumindest seinen Magen mit Wasser zu füllen. Doch die WCs sind immer besetzt. Die Klimaanlage bekommt die stickige Luft nicht mehr umgewälzt, daher ist vielen schlecht, dementsprechend sehen die Schüsseln aus. Es ist eine Reise für Hartgesottene. Die drei Freundinnen trinken nur Schlückchen, gerade so viel, damit sie weder verdursten noch auf die Toilette müssen. Stoisch lassen sie Deutschland an sich vorbeigleiten, lesen, dösen, unterhalten sich kaum, bewegen sich nicht, um nicht zu schwitzen.





Die Landschaft besteht aus unglaublich vielen Gewächshäusern, in denen, angeblich giftfreie, Lebensmittel angebaut werden. Zwischen den Gewächshäusern liegt viel Brachland, blütenreiches Brachland. Was aber weder den Insekten noch den Vögeln nützt, wie die drei Damen wissen. Es gab eine Zeit, in der überall Blumenbeete, Blühstreifen und Wiesen angelegt wurden. Blüten für die Insekten und die Vögel sollten sich von den Insekten ernähren. Aber so wie die Blumen zunahmen, nahmen die Insekten ab. Und auch die Vögel. Es wurde lange nicht erkannt woran das lag. In der Umwelt hatten sich tausende verschiedener Stoffe angesammelt, von denen man nicht wusste wie sie miteinander...
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