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Frida und Frieder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
neobookserschienen am16.05.2024
Frida ist klein, braunhaarig und pummelig. Ihre Eltern und Geschwister sind groß, dünn und blond. Auch charakterlich ist sie aus der Art geschlagen, da ziemlich lebendig. Nach einer Hungerkur mit dreizehn, wächst sie keinen Zentimeter mehr, was sie sehr belastet. Ihre einzige Verbündete ist ihre Oma. Über den Bio-Lehrer kommt sie zur Krötenrettung und findet dadurch in die NABU-Ortsgruppe. Dort kommt sie mit Mick zusammen, der richtig Frieder heißt und Betonbauer ist. Die Ortsgruppe pflegt Orchideenwiesen, baut Nistkästen, bekämpft Umweltvergehen und wehrt sich gegen Neubaugebiete. Frida und Frieder gehen auch gemeinsam in Discos. Aber er genügt ihr nicht, denn Frida hat Abitur, will Architektur studieren und soll Vaters Büro übernehmen. Nur ist der ein Scheusal. Querelen gibt es auch innerhalb der Ortsgruppe, aber sie wächst und Erfolge bleiben nicht aus.

Maler, Zeitsoldat, Hausmann, Biotoppfleger, Schriftsteller
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Produkt

KlappentextFrida ist klein, braunhaarig und pummelig. Ihre Eltern und Geschwister sind groß, dünn und blond. Auch charakterlich ist sie aus der Art geschlagen, da ziemlich lebendig. Nach einer Hungerkur mit dreizehn, wächst sie keinen Zentimeter mehr, was sie sehr belastet. Ihre einzige Verbündete ist ihre Oma. Über den Bio-Lehrer kommt sie zur Krötenrettung und findet dadurch in die NABU-Ortsgruppe. Dort kommt sie mit Mick zusammen, der richtig Frieder heißt und Betonbauer ist. Die Ortsgruppe pflegt Orchideenwiesen, baut Nistkästen, bekämpft Umweltvergehen und wehrt sich gegen Neubaugebiete. Frida und Frieder gehen auch gemeinsam in Discos. Aber er genügt ihr nicht, denn Frida hat Abitur, will Architektur studieren und soll Vaters Büro übernehmen. Nur ist der ein Scheusal. Querelen gibt es auch innerhalb der Ortsgruppe, aber sie wächst und Erfolge bleiben nicht aus.

Maler, Zeitsoldat, Hausmann, Biotoppfleger, Schriftsteller
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756577057
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum16.05.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse1758 Kbytes
Artikel-Nr.15122986
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

4 Veränderungen





Das Hauptereignis nach Fridas dreizehntem Geburtstag war die Maueröffnung, das begeisterte sogar ihre sonst wenig begeisterungsfähigen Eltern. Als sie der Vater darauf ansprach, wie toll das sei, dass die zwei Teile Deutschlands wieder vereinigt würden, meinte seine Jüngste nur: Das wurde auch Zeit.

In den folgenden Ferien musste Frida, während die anderen wieder mit dem Wohnwagen gen Süden fuhren, zu Tante Klärle nach Stuttgart. Es gab auch noch eine Tante Sonja in Düsseldorf, die Schwester von Mutter Frauke, die aber aus irgendeinem Grund mit ihrem Schwager nichts zu tun haben wollte. Frida wurde von ihrer Mutter in Freiburg in den Zug gesteckt und in Stuttgart von Tante Klärle abgeholt. In Stuttgart herrschte dann drei Wochen lang Essenszwang, Tante Klärle kannte natürlich das Ereignis der letzten großen Ferien, als Frida sich von sechzig auf vierzig Kilo abgemagert hatte. Die Tante bekam von ihrem Bruder strikte Anweisungen so etwas Ähnliches zu verhindern.





Frida quälte sich durch drei unlustige Jahre, in denen sie sich mit dem Schulalltag abmühte, darauf wartete, groß und dünn zu werden, in denen sich aber immer mehr Frust ansammelte. Zuerst kam die Erkenntnis, dass sie trotz ihrer Magerkeit der Schwester nicht ähnlicher wurde. Irgendwie sah ihre Figur anders aus, überhaupt nicht ansprechend und sexy, irgendwie falsch. Dazu kamen die Besuche bei mehreren Ärzten, das Hoffen auf Wachstum, die Leiden und die Niedergeschlagenheit. Als sich ihr Körper endlich ausdehnte, erfolgte das in die Breite, Frida überkam die Verzweiflung. Mit Entsetzen registrierte sie, wie ihre Figur sich rundete. Sie wurde zwar nicht fett, bekam aber einen kräftigen Body mit strammen Brüsten, Schenkeln und Pobacken. Und ihrer unauffälligen Nase zum Trotz, bekam ihr Gesicht energische Züge, wodurch es sich auch von den reserviert blickenden Gesichtern ihrer Familie unterschied.

Als Frida auf ihren sechzehnten Geburtstag zu steuerte, feierte Monika ihr bestandenes Abitur. Fridas große Schwester war nun 181 Zentimeter groß, die auffälligste Erscheinung des Gymnasiums und jede und jeder beneidete sie. Monika wurde von der Schulbank weg, durch Hintertreiben des Vaters, von einer Modeagentur als Modell eingestellt und konnte sich eines lukrativen Vertrages erfreuen. Während manche ihrer Mitschüler sich um Studienplätze bemühten, oder noch nicht wussten, was sie machen sollten, oder auch ganz einfach erst einmal faulenzten, steckte die lange, blonde Monika schon mitten in einer anstrengenden Arbeit.

Auf einmal war es ruhig im Haus, das Mannequin kam nur noch selten heim und so oft es möglich war, besuchte Mutter Frauke ihre große Tochter an deren Arbeitsplatz und ergötzte sich an ihrer Aura. Vater Herbert war zufrieden und verbrachte seine Zeit vermehrt in seinem Büro, auf dem Golfplatz, beim Joggen oder sonst wo. Für Frida wurde das Leben ruhiger und entspannter. Da sie ihre Schwester nicht mehr zu Gesicht bekam, von der sie nur Stumpen genannt wurde, offenbarte sich, dass auch als Stumpen ein Leben möglich war.

Ihren Geburtstag feierte Frida nicht. Sie ließ sich morgens von ihren Eltern hundert Mark schenken, setzte sich am Nachmittag in Oma Josephins Wohnzimmer und leerte mit ihr eine Flasche Wein. Alkoholische Getränke waren für das Geburtstagskind weder unbekannt noch verboten, bei ihr Zuhause wurde ständig etwas getrunken. Zum Essen Weißwein, danach einen Schnaps zur Verdauung, zur Sportschau Bier, bei der Oma gab es Rotwein und Eierlikör. Und immer durften die Kinder zur Belustigung der Erwachsenen probieren und ein wenig mittrinken. Frida wusste wie Whiskey, Cognac, Wodka, Wein und Bier schmeckten, weil solche Getränke in ihrer Familie allgegenwärtig waren und zu den Lebensmitteln zählten. Deshalb wunderte sie sich auch nicht, als sie von ihrer Oma mit einer Flasche Wein empfangen wurde.

Du könntest jetzt den Moped Führerschein machen, oder den zum Traktorfahren , meinte die Alte verschmitzt.

Dann würde ich lieber Traktor fahren , meinte die Enkelin, die in ihr Weinglas starrte und es fortlaufend drehte. Mopeds stehen schon genug vor dem Gymi. Ich würde dann mit dem Traktor ganz früh kommen und mich auf dem Moped-Parkplatz breitmachen.

So musst du es machen , klopfte die Oma dem Geburtstagskind auf die Schulter. Du darfst nie das machen, was das Herdenvieh macht. Du darfst dich nie an anderen orientieren, wenn du was Besonderes sein willst.

Genau. Wenn alle groß und schlank sein wollen, bleibe ich eben klein und kräftig. Frida hob ihr Glas und stieß mit der Oma an.

Oma erhob den Zeigefinger ihrer Rechten: Wenn du einzigartig werden willst, musst du deinen eigenen Weg gehen.

Jawohl , bekräftigte Frida. Und man darf die Erwartungen der Eltern nicht erfüllen.

Man muss nicht unbedingt das tun, was die Gesellschaft von einem erwartet. Weißt du, was ich meine? Frida zuckte mit den Schultern. Man muss nicht unbedingt das Abi haben, (Oma Josephin hatte es nicht) man muss auch nicht studieren, man muss keine Kariere machen und auch nicht heiraten und Kinder in die Welt setzen. Man muss in keinen Verein gehen, in keine Partei eintreten, man muss sich auch nicht für irgendwas engagieren.

Auf das trinken wir noch einen Schluck , und das Mädchen streckte ihrer Oma zum weiteren Anstoß das Weinglas entgegen. Muss man überhaupt etwas?

Man sollte der Gesellschaft nicht zur Last fallen und eigenes Geld verdienen.

Also ohne Arbeit geht es wohl nicht , erkannte die Enkelin. Einen Haken hat das Leben immer.

Die Oma kicherte. Dein Vater hat das immer falsch gemacht. Für den war alles immer ganz arg wichtig gewesen. Schule, Studium, Sport, Architekturbüro, Familie, Kinder. Alles ist er mit einem humorlosen Ernst angegangen, nichts wurde dem Zufall überlassen.

Seine Pläne sind dann wohl an mir gescheitert , kicherte nun auch Frida.

Auch die Oma kicherte wieder. Und das tut mir absolut gut. Da ist bei deinem Bruder schon etwas schiefgelaufen. Klaus hat die Erwartungen eures Vaters in keiner Weise erfüllt. Der große Bruder, der nun zweiundzwanzig Jahre alt war, hatte nach dem Abitur seiner Familie sofort den Rücken gekehrt. Niemand wusste, wo er wohnte und von was er sich ernährte.

Das ist in unserer Familie ein absolutes Tabuthema. Wenn Klaus erwähnt wird, herrscht sofort eisiges Schweigen. Richtig gruselig. Frida schüttelte sich.

Du könntest dir eine Leck-mich-am-Arsch-Einstellung zulegen, das macht vieles einfacher. Wenn du den Angelegenheiten ihre Wichtigkeit nimmst , riet die Oma mit amtlichem Gesichtsausdruck, sind sämtliche Probleme leichter zu ertragen. Beide waren nicht mehr nüchtern.

Oma, das ist ein guter Rat. Wenn ich den Dingen ihre Bedeutung nehme, können sie mir den Buckel runterrutschen. Sie stießen wieder an und tranken ihre Gläser leer.

Dann wurde die Alte ernst. Vor allem musst du dich so nehmen, wie du bist. Wenn du das nicht kannst, ist dir dein Leben verdorben. Finde dich damit ab, dass du klein bleibst und keine Traumfigur hast. Nimm es einfach hin, ohne mit dir zu Hadern und mache das Beste draus.

Oma, hiermit verspreche ich dir, nicht mehr zu leiden und zu hoffen, mich kritiklos so zu nehmen, wie ich geworden bin und es allen Großen zu zeigen.

Das muss bekräftigt werden. Darauf müssen wir noch einen Trinken. Oma Josephin holte aus dem Wohnzimmer-Buffet eine Flasche und füllte zwei Schnapsgläschen mit Obstwasser. Das Gespräch fand, wie zwischen diesen beiden üblich, in einem schleppenden Alemannisch statt, das von vielen Ähs und Schs geprägt war, und unmöglich schriftlich wiedergegeben werden kann. Danach verabschiedete sich die Enkelin von ihrer Großmutter, bedankte sich für die guten Ratschläge und schwankte den Berg hinauf, ihrem Elternhaus entgegen. Dort gelang es ihr, obwohl sie eine voluminöse, frischluftverdrängende Alkoholfahne hinter sich herzog, unerkannt in ihr Zimmer zu kommen. Sie beschloss den Vorsatz, ab sofort das Leben leichter zu nehmen, augenblicklich umzusetzen und legte sich, ohne die Zähne zu putzen, mit der Kleidung ins Bett. Es sollte aber noch Jahre dauern bis sie ihre Träume, in denen sie hungerte und schrumpfte, loswurde.

Mit dem Eintritt in die elfte Klasse begann für Frida das richtige Leben.

Die eine große Veränderung in ihrem Leben kam in Gestalt einer neuen Sportlehrerin. Sie war Frida zwar nicht sympathisch, aber weil sie sich vorgenommen hatte, nicht so bequem zu werden wie ihre Mitschülerinnen, machte der Stumpen alles eifrig mit. Diese neue Sportlehrerin suchte eines Tages Spielerinnen für eine Handballmannschaft. Dabei dachte die Lehrerin an die großen und kräftigen Mädels. Sollte das nicht Handballfrauschaft heißen , wurde gewitzelt. Die Einzige, die sich meldete, war die kleine Frida, was der Lehrerin nicht gerade recht war. Sonst noch jemand , bettelte sie, unsere Mannschaft braucht dringend Verstärkung. Frida verstand das so, dass sie nicht unbedingt eine Verstärkung darstellte, ließ sich aber dadurch nicht abwimmeln.

Schon länger hatte sie sich vorgenommen, irgendeinen Sport zu treiben. Wenn schon klein, dann wollte sie fit wie ein Turnschuh sein. Durch die Landschaft zu joggen, wie es gerade bei einigen namhaften Einwohnern Mode wurde, empfand sie als öde. Außerdem konnte sie dabei ihrem Vater begegnen, der es sich bestimmt nicht nehmen ließ, einen unpassenden Spruch ins Gelände zu setzen. Sehr gerne wäre sie dem Leichtathletikverein der Kreisstadt beigetreten, leider befand sich die Sportstätte in...
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