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Coma

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.04.2024
Jetzt wird richtig zugeschlagen - der Golf-Klassiker von John Niven in Neuausstattung
Ein ganz spezielles Brüderpaar. Gary ist ein untalentierter Golfer, Lee ein untalentierter Gangster. Der eine wird von einem Golfball am Kopf getroffen und fällt ins Koma. Als er erwacht, spürt er den Drang zur öffentlichen Masturbation und leidet an Tourette-Syndrom. Aber er kann plötzlich Golf spielen. Der andere soll eine unschuldige Frau töten, um seine Schulden zu begleichen. Als sich die Wege der beiden kreuzen, kann das nichts Gutes bedeuten.

John Niven, geboren 1966 in Schottland, spielte in den 80er-Jahren Gitarre bei der Indieband »The Wishing Stones« und arbeitete nach dem Studium der Literatur als A&R-Manager einer Plattenfirma, bevor er sich 2002 dem Schreiben zuwandte. 2006 erschien sein erstes Buch »Music from Big Pink«. 2008 landete er mit dem Roman »Kill Your Friends« einen internationalen Bestseller, der auch fürs Kino verfilmt wurde. Es folgten zahlreiche weitere Romane, darunter Kultklassiker wie »Coma« oder »Gott bewahre«. Neben Romanen schreibt John Niven Drehbücher. Er wohnt in der Nähe von London.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJetzt wird richtig zugeschlagen - der Golf-Klassiker von John Niven in Neuausstattung
Ein ganz spezielles Brüderpaar. Gary ist ein untalentierter Golfer, Lee ein untalentierter Gangster. Der eine wird von einem Golfball am Kopf getroffen und fällt ins Koma. Als er erwacht, spürt er den Drang zur öffentlichen Masturbation und leidet an Tourette-Syndrom. Aber er kann plötzlich Golf spielen. Der andere soll eine unschuldige Frau töten, um seine Schulden zu begleichen. Als sich die Wege der beiden kreuzen, kann das nichts Gutes bedeuten.

John Niven, geboren 1966 in Schottland, spielte in den 80er-Jahren Gitarre bei der Indieband »The Wishing Stones« und arbeitete nach dem Studium der Literatur als A&R-Manager einer Plattenfirma, bevor er sich 2002 dem Schreiben zuwandte. 2006 erschien sein erstes Buch »Music from Big Pink«. 2008 landete er mit dem Roman »Kill Your Friends« einen internationalen Bestseller, der auch fürs Kino verfilmt wurde. Es folgten zahlreiche weitere Romane, darunter Kultklassiker wie »Coma« oder »Gott bewahre«. Neben Romanen schreibt John Niven Drehbücher. Er wohnt in der Nähe von London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641320492
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum11.04.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse1920 Kbytes
Artikel-Nr.12747700
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

PAULINE HATTE ES EILIG. MIT üBERHöHTER GESCHWINDIGKEIT fuhr sie erst auf die Umgehungsstraße, die in einem Bogen um das Stadtzentrum von Ardgirvan führte, und dann südwärts, in Richtung der nächstgrößeren Stadt, Kilmarnock. Sie schaltete vom vierten in den dritten Gang zurück, um einen bummelnden Rentner zu überholen. Als sie beim Beschleunigen zum wiederholten Male feststellen musste, dass aus der schwächelnden Maschine des Jeeps nicht mehr herauszuholen war, und dass die Lautstärke beim Durchtreten des Gaspedals unproportional zur Geschwindigkeit zunahm, begann sie den Wagen zu verfluchen: »Jesus, wie ich diese Dreckskiste hasse.«

Pauline war Ardgirvanerin in der ersten Generation. Sie hatte hier das Licht der Welt erblickt, kurz nachdem ihre Eltern Mitte der Siebziger in die Stadt gezogen waren. Im Gegensatz zu Gary, dessen Wurzeln vermutlich bis zum ersten Bauern zurückreichten, der jemals diesen kargen Boden hier bebaut hatte.

Der überwiegende Teil der Historiker von Ardgirvan - eine so seltene, wie obskure Zunft - tendierte dazu, die Entwicklung der Stadt in zwei relevante Phasen aufzuteilen: die Zeit vor und jene nach dem Bau der Neustadt. Die ältesten Straßen und Gebäude ließen sich bis ins dreizehnte Jahrhundert zurückdatieren, als die Stadt noch ein geschäftiger Hafen im Dienste Glasgows war, das rund fünfzig Kilometer die Küste rauf lag. Später, als Glasgow unter den Viktorianern prosperierte, diesen gerissenen Tabakbaronen, Zuckerlords und Gewürzdons, da wuchs und gedieh auch Ardgirvan. Im Stadtzentrum überspannte eine schöne schmiedeeiserne Brücke den namensgebenden Fluss Ardgirvan, und hohe, reich verzierte Gaslaternen warfen orange-gelbe Lichtkegel über die breiten Avenuen und gepflasterten Straßen. Im Hafen wurden große Schiffsladungen voller Kohle und Holz von den örtlichen Minen und Sägewerken verladen und über das Wasser nach Norden, zu den Werften am Clyde, transportiert, wo die großen Schiffe gebaut wurden.

Die erste Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gestaltete sich für den Ort zwar durchwegs mühsamer - für wen tat sie das nicht -, aber die Bürger kamen halbwegs zurecht. Nach dem Zweiten Weltkrieg explodierte der soziale Wohnungsbau. Braune Rauputz-Reihenhäuser schossen aus dem Boden, mit winzigen quadratischen Gärten dahinter, in denen die Veteranen Karotten züchteten. Dann, 1966, wurde Ardgirvan zum Standort von Schottlands jüngster Trabantenstadt auserkoren: eines dieser Gussbetonparadiese, entworfen, um die Überbevölkerung in den Großstädten in den Griff zu kriegen. Für den Ausbau des Straßennetzes, der Kreisverkehre und Umgehungsstraßen, fielen Hunderte Morgen Wald und Wiesen den stählernen Ketten der Bagger zum Opfer. Erneut schlug der soziale Wohnungsbau zu, diesmal in Form von Reihenhausblöcken, weiß wie Pfefferminzdragees, die um die ehemaligen Außenbezirke der Stadt herum hochgezogen wurden. Mit staatlichen Geldern wurden Gewerbegebiete erschlossen, um jene Unternehmen zu beherbergen, von denen sich die Stadtväter erhofften, dass sie nun - angezogen von den günstigen Mieten, billigen Arbeitskräften und auf der Welle des ökonomischen Booms der Mittsiebziger reitend - in die Stadt strömen würden. Richtung Glasgow erging die Aufforderung, die armen, in Elendsvierteln zusammengepferchten Arbeitermassen nach Ardgirvan die Küste herunter und einem besseren Leben entgegenzuschicken.

Und die Menschen aus Glasgow kamen tatsächlich. Doch der wirtschaftliche Aufschwung der Mittsiebziger schien nicht gewillt, Ardgirvan seine Aufwartung zu machen, und entschied sich dafür, ausgerechnet diese Party auszulassen. Statt des geschäftigen Klanges prosperierender Unternehmen hallte schon bald das Splittern von Glas, das Knistern der Klebstofftüten und das Zischen von Spraydosen durch die leerstehenden Gebäudekomplexe der Gewerbegebiete. Die Vandalen ließen es sich in ihren neuen Spielplätzen gutgehen. Doch Ende der Siebziger, als die kleine Pauline gerade ihre ersten Schritte machte, geschah etwas völlig Unerwartetes. Gary, zwei Jahre älter als Pauline, konnte sich jedenfalls noch dunkel daran erinnern, seine Ma sagen zu hören, dass es vielleicht mal eine »nette kleine Abwechslung« sei, einen weiblichen Premierminister zu haben.

Allzu lange behielt sie diese Überzeugung nicht bei.

Garys Ma hatte einen verklärten Blick auf die Geschichte der Stadt: Ging es nach ihr, so war Ardgirvan einst eine idyllische Küstengemeinde voller glücklicher Hobbits gewesen, die einander kannten und vertrauten. Ein Ort, an dem man Tür und Fenster offen ließ, wenn man in die Ferien fuhr - vermutlich, so dachte Pauline, damit die Nachbarn vorbeischauen können, um deine blühenden Geldbäumchen zu gießen -, und wo es weder Armut noch Gewalt gab. Nach einer harten Woche in den Minen oder im Holzfällerlager tranken die Männer freitagabends im Pub zwei Bierchen, bevor sie zu ihren treuen Eheweibern und glücklichen Kindern heimkehrten. Kindern, die lachend durch sonnendurchflutete Waldlichtungen sprangen, und deren vereinzelte Apfeldiebstähle die einzigen bekannten Verbrechen in diesem Garten Eden waren.

Doch dann kamen die Leute aus Glasgow.

Und mit ihnen kamen Messer, Schusswaffen, Drogenhandel, Bandenkriege, Prostitution, Kampfhunde, Aids, Glücksspiel, eingeschlagene Schaufenster, Graffiti, Straßenraub, indische Restaurants, Horrorfilme, Treibhausgase, Stromausfälle, die Dreitagewoche, Arbeitslosigkeit und Pädophilie.

Welche Überlebenschance hatten die Hobbits schon gegen diese Wilden?

Auch wenn sie sich aus ganz anderen Quellen speiste, so war Paulines Abneigung gegenüber der Neustadt von Ardgirvan dennoch die einzige Gemeinsamkeit, die sie mit ihrer Schwiegermutter besaß. (Gary dagegen liebte es, in diesem golfverseuchten Streifen Ayrshires zu leben, der sich von Largs im Norden bis nach Ayr im Süden erstreckte.) Pauline, die einst Maikönigin war. Wimpel, Luftschlangen und Girlanden hatten das Haus ihrer Eltern geschmückt. In der Lokalzeitung waren Artikel über sie erschienen. An ihrem großen Tag hatte sie am Kopf eines prachtvollen Umzugs in einer Droschke gethront und majestätisch der Menschenmenge zugewunken, die sie auf ihrer königlichen Kutschfahrt bejubelte und fotografierte. Als dann die Blitzlichter in den Frühlingshimmel prasselten, fühlte sich die vierzehnjährige Pauline für die Dauer dieses einen glorreichen Nachmittags, als befände sie sich im Mittelpunkt des Universums. Ganz genau dort also, wo sie hingehörte. Und vor ihr tat sich eine glitzernde Zukunft auf, wie ein von einem prächtigen Feuerwerk erleuchteter Pfad aus Diamanten.

In letzter Zeit hatte sie sich eher nicht mehr so gefühlt.

In letzter Zeit, wenn sie durch Babe! und Hot! blätterte und diese Frauen sah - Frauen, die weder attraktiver, noch intelligenter oder ehrgeiziger waren als sie, in Klamotten, die mehr kosteten als ihr Auto (ihre dämliche Mistkarre), mit eigens für sie designten Parfüms, sündhaft teuren Handtaschen, ihren Erste-Klasse-Flügen und Silikon-Dekolletés -, da war in Pauline so ein merkwürdiges Gefühl erwacht. Es war nicht direkt Eifersucht oder Habgier. Sondern etwas, das eher in Richtung panischer Schrecken tendierte.

Wie sollte sich all das jemals für sie erfüllen? Hier? In Ardgirvan?

Als sie in die zweispurige Straße einbog, tuckerte ein Umzugslaster an ihr vorbei. Umzugslaster lösten bei Pauline ein gewisses Unwohlsein aus. Zum ersten Mal hatte sie mit zehn Jahren einen gesehen. Er hatte vor ihrem Haus gehalten, und die Männer hatten begonnen, Sachen einzuladen. Aber ihre Familie war gar nicht umgezogen. Pauline weiß noch, dass ihre Mama geweint und versucht hatte, die Männer aufzuhalten. Alles hatte irgendwie mit dem Geschäft ihres Vaters zu tun gehabt. Das war Jahre, bevor Pauline die ganze Geschichte erfuhr. Bevor sie das Wort »bankrott« hörte.

Sie hatte kaum Erinnerungen an den Gary ihrer gemeinsamen Schulzeit. Er war bloß einer dieser älteren Jungs gewesen, deren unsichere Blicke sie umschwirrten, wenn sie den Schulflur entlangging. Zum ersten Mal aufgefallen war er ihr im Annabel´s, der örtlichen Disko. Damals hatte er bereits die Schule verlassen und arbeitete bei Henderson´s. Er hatte den ganzen Abend über nichts getrunken. Er konnte noch fahren. Es war das erste Mal, dass ein Junge sie in seinem eigenen Wagen nach Hause brachte. Einen Wimpernschlag später war sie einunddreißig Jahre alt, besaß keinerlei vermarktbare Fähigkeiten, und war mit einem Mann verheiratet, der in absehbarer Zeit wohl kaum ein sechsstelliges Jahresgehalt mit nach Hause bringen würde. Sie war die Maikönigin gewesen und nun würde sie den Rest ihres Lebens in einem hässlichen kleinen Haus verbringen, Gebrauchtwagen fahren und - wenn alles gutlief - zweimal im Jahr Urlaub machen.

Also hatte Pauline Kiddiewinks gegründet: die »Nummer 1 unter North Ayrshires Kinder-Event-Agenturen«, wie ihre Annonce in den Gelben Seiten stolz verkündete. Sie war bei Freunden auf der Party für deren Fünfjährigen eingeladen gewesen und hatte dort zufällig mitbekommen, was die für den Kretin bezahlten, den sie engagiert hatten, um Ballontiere zu knoten und den Kindern Geschichten zu erzählen. In ihren Augen war es sehr viel Geld gewesen. Pauline hatte sich vorgestellt, die Firma aufzubauen, um sich nur noch um die Administration zu kümmern, sobald der Zaster zu fließen begann. Letzteres war bisher leider noch nicht der Fall. Alleinunterhalter für Kinder waren rar gesät, und es schmälerte Paulines Gewinnspanne empfindlich, sie zu bezahlen....
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Autor

John Niven, geboren 1966 in Schottland, spielte in den 80er-Jahren Gitarre bei der Indieband »The Wishing Stones« und arbeitete nach dem Studium der Literatur als A&R-Manager einer Plattenfirma, bevor er sich 2002 dem Schreiben zuwandte. 2006 erschien sein erstes Buch »Music from Big Pink«. 2008 landete er mit dem Roman »Kill Your Friends« einen internationalen Bestseller, der auch fürs Kino verfilmt wurde. Es folgten zahlreiche weitere Romane, darunter Kultklassiker wie »Coma« oder »Gott bewahre«. Neben Romanen schreibt John Niven Drehbücher. Er wohnt in der Nähe von London.