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Männerbeziehungen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
213 Seiten
Deutsch
Vandenhoeck & Ruprechterschienen am15.07.20151. Auflage
Es geht um Vertrauen und Misstrauen, um geschenktes Glück und lähmende Konflikte, um Verlässlichkeit und Brüche, um Macht und Ohnmacht und nicht zuletzt um die Gottesbeziehung. Männer leben Beziehungen ganz unterschiedlich, sie erleben Gelingen und Scheitern und die Einsamkeit, aus Beziehungen herausgeworfen zu sein - in biblischen Erzählungen genauso wie heute: Mit dem Fokus auf Männerbeziehungen legen die Herausgeber einen weiteren Band zur männerspezifischen Bibelauslegung vor. Sie fragen: Wie werden die Männer zu den Männern, die sie später sind: Mose, David, Petrus, Paulus und die vielen anderen? Was erleiden sie und was gewinnen sie im Laufe ihres Lebens? Wie üben sie Macht aus und welchen Mächten und Kräften sind sie ausgesetzt? Wie nehmen sie ihre Beziehungsverantwortungen wahr? Und welche Rolle spielt ihre Gottesbeziehung? Auch im Paket mit Männerspezifische Bibelauslegung (ISBN 978-3-525-61617-8) erhältlich.

Dr. theol. Reiner Knieling ist Leiter des Gemeindekollegs der VELKD in Neudietendorf und außerplanmäßiger Professor für Praktische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
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E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR39,00

Produkt

KlappentextEs geht um Vertrauen und Misstrauen, um geschenktes Glück und lähmende Konflikte, um Verlässlichkeit und Brüche, um Macht und Ohnmacht und nicht zuletzt um die Gottesbeziehung. Männer leben Beziehungen ganz unterschiedlich, sie erleben Gelingen und Scheitern und die Einsamkeit, aus Beziehungen herausgeworfen zu sein - in biblischen Erzählungen genauso wie heute: Mit dem Fokus auf Männerbeziehungen legen die Herausgeber einen weiteren Band zur männerspezifischen Bibelauslegung vor. Sie fragen: Wie werden die Männer zu den Männern, die sie später sind: Mose, David, Petrus, Paulus und die vielen anderen? Was erleiden sie und was gewinnen sie im Laufe ihres Lebens? Wie üben sie Macht aus und welchen Mächten und Kräften sind sie ausgesetzt? Wie nehmen sie ihre Beziehungsverantwortungen wahr? Und welche Rolle spielt ihre Gottesbeziehung? Auch im Paket mit Männerspezifische Bibelauslegung (ISBN 978-3-525-61617-8) erhältlich.

Dr. theol. Reiner Knieling ist Leiter des Gemeindekollegs der VELKD in Neudietendorf und außerplanmäßiger Professor für Praktische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783647997070
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum15.07.2015
Auflage1. Auflage
Seiten213 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1130 Kbytes
Artikel-Nr.13210392
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Der Mann Mose: Gottesmann und homo politicus

Dominik Markl

Der Mann Mose und die monotheistische Religion betitelte Sigmund Freud drei Abhandlungen, die sein jahrzehntelanges, zwanghaftes Interesse an der Gestalt des Mose dokumentieren.1 Freud ist nur einer der zahlreichen prominenten Zeugen für die Faszination der Mosegestalt, auf die wir am Ende zurückkommen werden. Zunächst aber betrachten wir Mose hier als literarische Figur, vor allem in der Darstellung der Bücher Exodus bis Deuteronomium in ihrer kanonischen Gestalt. Indem wir die Beziehungen des Mose in den Blick nehmen, erschließt sich zugleich seine literarische Charakterisierung. Es geht also nicht um einen historischen Mose , von dem wir kaum eine Spur haben,2 sondern um die literarische Mosegestalt,3 nach deren Portrait und historischem Sinn mit einem Blick auf ihre Wirkung gefragt werden soll.

Mose und die Frauen seiner Kindheit

Mose verdankt sein Leben dem Engagement mehrerer mutiger Frauen. Da der Pharao befohlen hatte, alle männlichen hebräischen Babys in den Nil zu werfen, versteckt Moses Mutter ihn als Baby für drei Monate, bevor sie ihn in einem Korb im Nil aussetzt (Ex 1,22-2,3). Während Moses Schwester das kleine Boot bewacht, entdeckt es die badende Tochter des Pharao und lässt es durch ihre Dienerin holen. Obwohl sie sofort bemerkt, dass es sich um einen hebräischen Buben handelt, lässt sie ihn auf Vermittlung von Moses Schwester hin von seiner Mutter als Amme stillen, um ihn dann zu adoptieren (Ex 2,4-10). Der Beginn des Buches Exodus porträtiert Frauen als kluge Lebensretter und diskrete Beziehungsvermittler - in scharfem Kontrast zum starken Mann , dem Pharao, der mit demagogischen Mitteln darauf aus ist, wehrlose Kinder einer Minderheit zu ermorden.4

Die Kindheitserzählung des Mose ist möglicherweise von der Kindheitslegende des Sargon von Akkad beeinflusst und richtet sich damit gegen die neuassyrische Königsideologie.5 Das Motiv der kindheitlichen Aussetzung und Rettung eines Helden ist jedenfalls seit der Antike weit verbreitet6 und findet sich in abgewandelter Form nicht zuletzt auch in der Erzählung von der Rettung Jesu vor dem Kindermord in Bethlehem (Mt 2,13-23).7 Die Erfahrung von Bedrohung und Rettung in frühester Kindheit ist gleichsam ein Omen für Moses Lebensaufgabe. Er wird zum geretteten Retter.

Mose zwischen den Kulturen

Mose wächst als Kind von Hebräern am ägyptischen Hof auf, sodass sich in seiner Erziehung starke kulturelle Kontraste verbinden. Die Hebräer waren gemäß der Erzählung des Buches Genesis als Herdenbesitzer nach Ägypten gekommen - ein Berufsstand, der in den Augen der Ägypter ein Gräuel war (Gen 46,34).8 Mose verbringt wohl die ersten Lebensjahre noch bei seiner hebräischen Ursprungsfamilie - diesbezüglich erhalten wir keine genaue Zeitangabe (Ex 2,10) -, von der er seine erste Prägung mitbekommt. Dann aber gibt ihm die Tochter des Pharao bei seiner Adoption den ägyptischen Namen Mose,9 womit seine Inkulturation am ägyptischen Hof angedeutet ist. Schon in seiner frühen Kindheit erlebt Mose den Übergang vom marginalisierten Milieu seiner Ursprungsfamilie ins Zentrum der Macht der dominierenden Hochkultur, deren Prachtentfaltung bis heute in den Pyramiden und den archäologischen Schätzen Ägyptens sichtbar ist. Die Spannung zwischen beiden Milieus, in die Mose existentiell involviert ist, zeigt sich unmittelbar, als Mose als junger Mann den Palast verlässt, sich mit den Hebräern solidarisiert und deshalb vom Pharao verfolgt wird (Ex 2,11-15).

Ähnlich wie Josef erfährt auch Mose sein Leben in Ägypten als ambivalent.10 Josef, der von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft worden war (Gen 37), ist als Fremder der Ungerechtigkeit ausgesetzt, als er unschuldig ins Gefängnis geworfen wird (Gen 39); dann aber erhält er große Anerkennung durch den Pharao (Gen 41). Dagegen ist Mose zunächst positiv in die Königsfamilie integriert, während er dann durch das Vorhaben des Exodus in einen unüberwindlichen Konflikt mit dem Pharao gerät (Ex 5-11). In diesen Erzählungen spiegelt sich vermutlich ein historisch ambivalentes Verhältnis Israels zu Ägypten.11 Ägypten war einerseits ein wichtiger Handelspartner für Israel mit einer beeindruckenden Hochkultur. Andererseits scheute sich Ägypten nicht, sich gegenüber Nachbarvölkern präpotent und zuweilen schonungslos zu verhalten.

Wie Mose die Spannung zwischen seiner hebräischen und seiner ägyptischen Herkunft in seiner Persönlichkeit verbindet, bleibt der Vorstellung der Leser des Buches Exodus vorbehalten. Diese Prägung scheint Mose jedenfalls eine interkulturelle Offenheit und Beziehungsfähigkeit zu verleihen. Nach seiner Flucht aus Ägypten heiratet er in Midian12 Zippora, die Tochter des dortigen Priesters (Ex 2,15-22). Mit seinem midianitischen Schwiegervater Jitro verbindet Mose ein respektvolles Vertrauensverhältnis, das sich schon nach der Berufung zeigt, als er ihn bittet, nach Ägypten zurückgehen zu dürfen (4,18). Besonders deutlich wird es aber nach dem Auszug aus Ägypten (Ex 18). Jitro besucht Mose beim Gottesberg, um sich nach seinem Wohlergehen zu erkundigen. Mose empfängt ihn mit Verneigung und Begrüßungskuss (Ex 18,7). Moses Bericht vom Exodus erfreut Jitro so sehr, dass er mit Mose und Vertretern des Volkes einen Dankgottesdienst mit einem Festmahl hält (Ex 18,8-12). Im Folgenden berät Jitro Mose in seiner Leitungsfunktion, und Mose folgt seinem Rat aufs Wort (Ex 18,14-27).

Von Zippora hat Mose zwei Söhne mit symbolischen Namen, die auf seine Erfahrung des Fremdseins in Midian (Gerschom, Ex 2,22; 18,3) und seine Rettung vor dem Pharao anspielen (Eliëser, Ex 18,4). Über die beiden Söhne und Moses Beziehung zu ihnen erfahren wir sonst nur die fürsorgliche Geste, wie er sie bei der Rückkehr nach Ägypten gemeinsam mit ihrer Mutter auf einem Esel reiten lässt (Ex 4,20). Auch über Moses sonstige private Beziehungen sind die Erzählpassagen kurz und im Vergleich zur Darstellung seiner politischen Tätigkeit und seiner Gottesbeziehung eher spärlich. Dies spiegelt einerseits das Interesse der Autoren der Bücher Exodus bis Deuteronomium, die vor allem die Ursprungsgeschichte Israels als Nation darstellen wollen und weniger eine umfassende Mosebiographie, charakterisiert aber auch Mose, dessen Leben maßgeblich von seinen Aufgaben als Politiker und Gottesmann geprägt ist. Während Moses leibliche Söhne keine große Aufmerksamkeit erhalten, hat Mose am Ende seines Lebens gleichsam eine väterliche Rolle für das ganze Volk Israel erlangt: er segnet die zwölf Stämme (Dtn 33) wie Jakob seine zwölf Söhne gesegnet hatte (Gen 49).13

Während der Wüstenwanderung wird berichtet, Mose habe auch eine Kuschiterin zur Frau genommen (Num 12,1), was nach aller Wahrscheinlichkeit auf eine Herkunft aus der Region des heutigen Sudan bzw. Äthiopien verweist.14 Obwohl andere Texte des Alten Testaments die Heirat mit fremden Frauen negativ bewerten,15 verteidigt Gott Mose gegenüber Vorhaltungen seiner Geschwister (Num 12,1-9). Mose, die wichtigste Gestalt für die nationale Identität des Volkes Israel, verhält er sich privat unkonventionell und lässt sich nicht in ein enges Korsett einsperren.

Auf dem Hintergrund seiner doppelten Herkunft als Hebräer mit einer ägyptischen Erziehung bleibt Mose auch in seinemweiteren Privatleben fremdorientiert. Er heiratet zwei fremde Frauen und wird so zu einem Modell kultureller Aufgeschlossenheit und Weite. Während die Gestalt Abrahams Israel in eine ursprüngliche Beziehung mit den nordöstlichen Hochkulturen des alten Orients bringt,16 schafft die Mosegestalt enge Brücken mit südwestlichen Nachbarkulturen. Moses soziale Erfahrung sowohl von Marginalisierung als auch des Ambientes von Macht und Luxus, seine komplexen eigenen kulturellen Wurzeln sowie sein Ausgesetztsein in der Fremde, all dies schafft einen Erfahrungshorizont, der weitblickende politische Verantwortung ermöglicht.

Mose in Konflikten - der demütigste aller Menschen

Die kulturellen Spannungen, in die Mose hineingeboren ist, sind das Substrat für eine Biographie, die von Konflikten geprägt ist. Sobald Mose als junger Mann beobachtet, wie ein Ägypter einen Hebräer bei der Zwangsarbeit schlägt, erschlägt er den Ägypter (Ex 2,11 f). Die Rache, die er dafür vom Pharao zu befürchten hat, zwingt ihn zur Flucht (v15). Noch zuvor aber interveniert er in einem Streit zwischen zwei Hebräern und wird in seiner Autorität in Frage gestellt: Wer hat dich zum Aufseher und Richter über uns eingesetzt? (v14). Diese beiden Zwischenfälle deuten zwei Konfliktfelder an, die später ausführlich entfaltet werden: Moses Einsatz für die Befreiung der Hebräer gegen den Pharao (Ex 5-11) und Moses mühsamer Weg zur Anerkennung und Akzeptanz durch sein eigenes Volk (z. B. Ex 14,11 f; 16,2 f; Num 14,1-4; 16). Während der Vorwurf des Volkes mehrfach lautet, Mose wolle es töten (Ex 14,11 f; 16,3; 17,3; Num 20,4), macht er am Ende seines Lebens unmissverständlich klar, worum es ihm zutiefst geht - das Leben des Volkes: Wähle das Leben, damit du lebst (Dtn 30,19).17

Moses erste große Bewährungsprobe ist die Auseinandersetzung mit dem Pharao. Die Angst vor der Vergeltung des Pharao mag einer der Gründe für den mehrfachen Widerstand bei seiner Berufung sein (Ex 3,11.13; 4,1.10.13); dass jener Pharao inzwischen verstorben war, erfährt Mose erst im Nachhinein (4,19). In der Konfrontation mit dem Pharao beweist Mose Mut und Beharrlichkeit. Seine erste Forderung, der Pharao solle den...
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Autor

Dr. theol. Reiner Knieling ist Leiter des Gemeindekollegs der VELKD in Neudietendorf und außerplanmäßiger Professor für Praktische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel.