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Ein Gebet für die achtsam Schreitenden

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
182 Seiten
Deutsch
Memoranda Verlagerschienen am15.01.20241. Auflage
Nach einem aufreibenden Abstecher in die Berge kehren Geschwister Dex und der Roboter Helmling in die Zivilisation zurück. Dex ist ein Teemönch von einigem Ansehen; Helmling wiederum wurde von seinesgleichen ausgeschickt, um die Welt jenseits der Wildnis zu erkunden. Und die Neugier des Roboters kennt keine Grenzen: Er möchte unbedingt wissen, wie die Menschen leben und lieben, er möchte an ihrer Arbeit und an ihren Vergnügungen teilhaben. Dabei schließt er neue Freundschaften, lernt neue Denkweisen und erfährt am eigenen Leibe, wie vergänglich das Dasein sein kann. Der zweite Band eines Doppelromans, der uns mit der Frage konfrontiert: Wenn wir alles haben, hat es dann überhaupt noch eine Bedeutung, mehr zu wollen?

Becky Chambers (*1985) ist als Tochter einer Astrobiologin und eines Luft- und Raumfahrttechnikers aufgewachsen. Sie hat eine Vorliebe für Computer- und Tabletop-Spiele und betrachtet durch ihr Teleskop oft die Sterne. Für ihre vierbändige WAYFARER-Serie wurde sie ebenso mit dem Hugo Award ausgezeichnet wie für den ersten Roman der Dex & Helmling-Serie; darüber hinaus wurde sie für den Nebula Award, den Arthur C. Clarke Award und den Women's Fiction Prize nominiert. Sie lebt zusammen mit ihrer Ehefrau in Humboldt County in ihrer Heimat Kalifornien.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextNach einem aufreibenden Abstecher in die Berge kehren Geschwister Dex und der Roboter Helmling in die Zivilisation zurück. Dex ist ein Teemönch von einigem Ansehen; Helmling wiederum wurde von seinesgleichen ausgeschickt, um die Welt jenseits der Wildnis zu erkunden. Und die Neugier des Roboters kennt keine Grenzen: Er möchte unbedingt wissen, wie die Menschen leben und lieben, er möchte an ihrer Arbeit und an ihren Vergnügungen teilhaben. Dabei schließt er neue Freundschaften, lernt neue Denkweisen und erfährt am eigenen Leibe, wie vergänglich das Dasein sein kann. Der zweite Band eines Doppelromans, der uns mit der Frage konfrontiert: Wenn wir alles haben, hat es dann überhaupt noch eine Bedeutung, mehr zu wollen?

Becky Chambers (*1985) ist als Tochter einer Astrobiologin und eines Luft- und Raumfahrttechnikers aufgewachsen. Sie hat eine Vorliebe für Computer- und Tabletop-Spiele und betrachtet durch ihr Teleskop oft die Sterne. Für ihre vierbändige WAYFARER-Serie wurde sie ebenso mit dem Hugo Award ausgezeichnet wie für den ersten Roman der Dex & Helmling-Serie; darüber hinaus wurde sie für den Nebula Award, den Arthur C. Clarke Award und den Women's Fiction Prize nominiert. Sie lebt zusammen mit ihrer Ehefrau in Humboldt County in ihrer Heimat Kalifornien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783910914131
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum15.01.2024
Auflage1. Auflage
ReiheCarcosa
Seiten182 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1769 Kbytes
Artikel-Nr.13440569
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1 | Die Straße

Wer sich in die Wälder absetzt, steht vor folgendem Problem: Sofern man nicht gerade zu einem sehr speziellen, seltenen Menschentyp gehört, wird man sehr schnell begreifen, warum die Menschen besagte Wälder verlassen haben. Häuser wurden aus gutem Grund erfunden, genau wie Schuhe, Sanitäranlagen, Kissen, Heizungen, Waschmaschinen, Farben, Lampen, Seife, Kühlschränke und all die anderen unzähligen Dinge, ohne die sich Menschen ein Leben nur schwer vorstellen können. Für Geschwister Dex war es wichtig - lebenswichtig - gewesen, sire Welt so zu sehen, wie sie war, ohne diese ganzen Konstrukte; auf einer instinktiven Ebene zu begreifen, dass es im Leben unendlich viel mehr gab als das, was sich zwischen vier Wänden abspielte, dass jeder Mensch tatsächlich nur ein Tier in Kleidern war und damit den Naturgesetzen und den Launen des Zufalls unterworfen wie alles, was jemals im Universum gelebt hatte und gestorben war. Doch sobald ser mit dem Wagen die Wildnis verließ und auf der Landstraße fuhr, empfand Dex unbeschreibliche Erleichterung darüber, wieder auf die andere Seite der Gleichung zu wechseln - auf jene Seite, wo Menschen ihr Dasein so bequem gestalteten, wie es die Technik auf nachhaltige Weise zuließ. Hier blieben die Räder von Dex Ochsenbike nicht mehr im rissigen Asphalt der alten Ölstraße stecken. Der schwer beladene Doppeldeckerwagen wurde nicht mehr durchgeschüttelt, weil ser sich damit über chaotischen, von kriechenden Wurzeln und mäandernden Furchen zerrissenen Untergrund quälen musste. Hier gab es keine Äste, die sich in sirer Kleidung verfingen, keine umgestürzten Bäume, die sihm Probleme bereiteten, keine namenlosen Weggabelungen, die sihn zum Stehenbleiben zwangen. Stattdessen gab es cremefarbenen Straßenbelag so glatt wie Butter und ebenso warm, gesäumt von Schildern, die Menschen gemacht hatten, damit andere Menschen wussten, in welche Richtung sie fahren mussten, wenn sie sich ausruhen und essen und nicht allein sein wollten.

Allein war Geschwister Dex allerdings nicht. Helmling ging neben sihm her, und seine unermüdlichen mechanischen Beine hielten mühelos mit dem Bike Schritt. »Hier ist alles so ⦠gepflegt«, sagte der Roboter erstaunt, während er den Übergang zwischen Straße und Wald betrachtete. »Ich war darauf vorbereitet, aber ich habe es noch nie mit eigenen Augen gesehen.«

Dex warf einen Blick auf die dichten Farne und die von Spinnweben überzogenen Wildblumen, die am Straßenrand wuchsen und von dessen Begrenzung kaum gebändigt wurden. Wenn das als gepflegt durchging, dann wollte ser nicht wissen, was Helmling zu einem Rosengarten oder einem öffentlichen Park sagen würde.

»Oh, und sieh dir das an!« Helmling lief vor dem Ochsenbike her, wobei jeder Schritt klirrte. Er blieb vor einem Straßenschild stehen und stemmte, während er den Text las, die Scharnierhände in die mattsilbernen Hüften. »Ich habe noch nie ein so gut lesbares Schild gesehen!«, rief er über die Schulter. »Und es glänzt.«

»Na ja, wir sind hier ja auch nicht in einer Ruine«, sagte Dex leicht atemlos, während ser das letzte Stück einer kleinen Anhöhe erklomm. Ser fragte sich, ob Helmling wohl auf jeden menschengemachten Gegenstand so reagieren würde. Aber vielleicht war es ja eine gute Sache, wenn jemand das handwerkliche Können beim Straßenbau oder einem schnell gedruckten Straßenschild würdigen konnte. Für die Herstellung dieser Dinge war genauso viel Arbeit und Hirnschmalz nötig wie für alles andere, doch wurden sie von jenen, die sie täglich sahen, nur selten gelobt. Diesen Dingen Respekt zu zollen, war womöglich die perfekte Aufgabe für jemanden, der gar kein Mensch war.

Helmling drehte sich zu Dex um und lächelte so breit, wie es sein kastenförmiges Metallgesicht zuließ. »Das ist hübsch«, sagte er, während er auf das Schild zeigte, auf dem STUMPF - 20 MEILEN stand. »Wunderbar akkurat. Wenn auch ein bisschen autoritär, nicht wahr?«

»Wieso das?«

»Nun, es nimmt dem Reisen die Spontaneität, oder? Wenn man sich nur darauf konzentriert, von A nach B zu reisen, bieten sich keine Gelegenheiten für erfreuliche Zwischenfälle. Aber wahrscheinlich hatte ich bisher nur selten ein richtiges Ziel vor Augen. In der Wildnis gehe ich einfach irgendwohin.«

»Die wenigsten Menschen fahren grundlos zwischen den Dörfern hin und her.«

»Wieso nicht?«, fragte Helmling.

Darüber hatte Dex bisher noch nie wirklich nachgedacht. Ser lenkte das Bike in die Richtung, die das Schild anzeigte, und Helmling fiel neben sihm in Gleichschritt. »Wenn du um dich herum alles hast, was du brauchst«, sagte Dex, »gibt es keinen Grund wegzufahren. Den Ort zu wechseln kostet viel Zeit und Mühe.«

Helmling wies mit einer Kopfbewegung auf den Wagen, der pflichtbewusst hinter Dex Ochsenbike herrollte. »Würdest du sagen, dass du da drin alles hast, was du brauchst?«

Dex entging nicht, wie Helmling seine Äußerung formuliert hatte. Was brauchen die Menschen?, war die schwierige Frage, deretwegen Helmling im Auftrag der Roboter in die Wildnis gezogen war, und Dex hatte keine Ahnung, wie Helmling darauf jemals eine zufriedenstellende Antwort finden sollte. Sihm war klar, dass ser diese Frage unentwegt hören würde, solange sie eben für ihre Reise durch Pangas von Menschen bewohnte Gebiete benötigten, aber anscheinend fing Helmling schon jetzt damit an.

»In materieller Hinsicht ja, mehr oder weniger«, antwortete Dex. »Zumindest was alltägliche Dinge angeht.«

Der Roboter legte den Kopf schief und betrachtete die Kisten, die auf dem Wagendach festgezurrt waren und in denen weitere Gegenstände rumpelten. »Wenn ich das alles mitnehmen müsste, hätte ich wohl auch keine große Lust zu reisen.«

»Du kannst auch mit weniger auskommen, du musst nur wissen, wo du hinfährst«, sagte Dex. »Du musst dir sicher sein, dass du dort, an deinem Ziel, etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf bekommst. Genau dafür sind diese Schilder da.« Ser warf Helmling einen vielsagenden Blick zu. »Sonst verbringst du die Nacht in einer Höhle.«

Helmling nickte verständnisvoll. Der schwere Aufstieg nach Hart s Brow lag schon eine Woche zurück, aber er steckte Dex noch immer in den Knochen, und ser hatte daraus keinen Hehl gemacht. »Da wir gerade davon sprechen, Geschwister Dex«, sagte Helmling, »mir ist nicht entgangen, dass es dem Schild nach noch zwanzig Meilen bis nach Stumpf sind, und ⦫

»Ja, es wird langsam spät«, stimmte Dex zu. Zwanzig Meilen waren nicht viel, aber sie befanden sich immer noch tief im Wald und waren noch niemandem begegnet. Abgesehen von Dex Ungeduld gab es keinen Grund, in der Dunkelheit weiterzufahren, und so sehr sich Dex auch darauf freute, wieder einmal in einer richtigen Ortschaft zu sein, waren sihm Ruhe und Erholung im Moment doch wichtiger.

Sie verließen die Straße an einer einfachen Lichtung, die eigens zu diesem Zweck angelegt worden war, und gemeinsam schlugen Dex und Helmling ihr Lager auf. Was das anging, hatten die beiden in den letzten Tagen stillschweigend eine gewisse Routine entwickelt. Dex sicherte alles, was Räder hatte, Helmling klappte die Küche an der Wagenaußenseite aus, Dex holte Stühle, Helmling machte Feuer. Darüber gab es keine Diskussionen mehr.

Während Helmling den Biogastank an die Feuertrommel anschloss, holte Dex siren Taschencomputer heraus und öffnete sire Mailbox. »Wow«, sagte ser.

»Was ist los?«, fragte Helmling, der gerade den Metallschlauch am Ventil des Gastanks befestigte.

Dex scrollte durch die Nachrichten. Noch nie in sirem Leben hatte ser so viele Mails bekommen. »Eine Menge Leute wollen dich kennenlernen«, sagte ser. Das kam nicht ganz unerwartet. Sobald Dex nach dem Abstieg wieder Empfang gehabt hatte, hatte ser Nachrichten an die Gemeinderäte, die Wildhüter, das Klosternetzwerk und alle anderen Kontakte geschickt, die sihm einfielen. Der erste Roboter, der seit dem Erwachen Kontakt suchte, sollte kein Geheimnis bleiben oder zur Überraschung werden, fand Dex. Helmling war hier, um die Menschheit als Ganzes kennenzulernen, also hatte Dex diese informiert.

Es war wohl nur zu verständlich, dass alle zurückgeschrieben hatten.

»Wir haben eine Menge Einladungen aus der Stadt«, sagte Dex, während ser außen am Wagen lehnte und die Nachrichten durchging. »Ähm ⦠die Universität natürlich, das Stadtgeschichtliche Museum, und - o Mist.« Ser zog die Augenbrauen hoch.

Helmling stellte seinen Stuhl neben die erloschene Feuertrommel und setzte sich. »Was ist?«

»Sie wollen ein Symposium abhalten«, sagte Dex.

»Was ist das?«

»Äh, das ist eine offizielle Veranstaltung, bei der alle Mönche für ein paar Tage im Haus der Sechs zusammenkommen, um ⦫ Dex machte eine unbestimmte Handbewegung. »Es gibt eine Zeremonie und Gespräche und ⦠es ist eine Riesensache.« Ser las die überschwängliche Nachricht und kratzte sich am Ohr. »Oft findet das nicht statt.«

»Ich verstehe«, sagte Helmling, aber seine Stimme klang abwesend, und er sah Dex nicht an. »Es ist nicht so, dass mich das nicht interessieren würde, Geschwister Dex, aber ⦫

»Ja«, sagte Dex mit einem Nicken, denn ser wusste, was jetzt kam. »Nur zu.«

Helmling beugte sich so weit wie möglich zur Feuertrommel vor, die leuchtenden Augen auf den Apparat darin gerichtet. Er betätigte den Schalter an der Seite, und mit einem leisen Zischen erwachte das Feuer zum Leben. »Hach!«, sagte Helmling entzückt....

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Becky Chambers (*1985) ist als Tochter einer Astrobiologin und eines Luft- und Raumfahrttechnikers aufgewachsen. Sie hat eine Vorliebe für Computer- und Tabletop-Spiele und betrachtet durch ihr Teleskop oft die Sterne. Für ihre vierbändige WAYFARER-Serie wurde sie ebenso mit dem Hugo Award ausgezeichnet wie für den ersten Roman der Dex & Helmling-Serie; darüber hinaus wurde sie für den Nebula Award, den Arthur C. Clarke Award und den Women's Fiction Prize nominiert. Sie lebt zusammen mit ihrer Ehefrau in Humboldt County in ihrer Heimat Kalifornien.