Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Endstation Rursee

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.03.20242024
Eine tote Frau liegt in einem Aachener Pferdestall, die Katze einer Lektorin wird entführt und ein Verleger unter Druck gesetzt. Die Spuren führen Kommissar Fett nach Simmerath, Zülpich, zur RWTH Aachen und nach Lüttich. Dort braucht Kollegin Kalumba seine Hilfe, denn jemand erpresst die Stadt mit einem Anschlag auf die Feiern zum 120. Geburtstag von Georges Simenon. Hängen alle Fälle zusammen? Die Jagd nach dem skrupellosen Täter führt die Kommissare zum Rursee. Als eine Schiffskatastrophe droht, greift Fett zum letzten Mittel.

Olaf Müller wurde 1959 in Düren geboren. Er ist gelernter Buchhändler und studierte Germanistik sowie Komparatistik an der RWTH in Aachen. Seit 2007 leitet er den Kulturbetrieb der Stadt Aachen. Sprachreisen führten ihn oft nach Frankreich, Italien, Spanien sowie Polen und Austauschprojekte in Aachens Partnerstädte Arlington (USA), Kostroma (Russland) und Reims (Frankreich). Als junger Segelflieger erlebte er die Eifel aus der Luft, als Wanderer heute vom Boden. 'Endstation Rursee' ist sein achter Kriminalroman im Gmeiner-Verlag.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextEine tote Frau liegt in einem Aachener Pferdestall, die Katze einer Lektorin wird entführt und ein Verleger unter Druck gesetzt. Die Spuren führen Kommissar Fett nach Simmerath, Zülpich, zur RWTH Aachen und nach Lüttich. Dort braucht Kollegin Kalumba seine Hilfe, denn jemand erpresst die Stadt mit einem Anschlag auf die Feiern zum 120. Geburtstag von Georges Simenon. Hängen alle Fälle zusammen? Die Jagd nach dem skrupellosen Täter führt die Kommissare zum Rursee. Als eine Schiffskatastrophe droht, greift Fett zum letzten Mittel.

Olaf Müller wurde 1959 in Düren geboren. Er ist gelernter Buchhändler und studierte Germanistik sowie Komparatistik an der RWTH in Aachen. Seit 2007 leitet er den Kulturbetrieb der Stadt Aachen. Sprachreisen führten ihn oft nach Frankreich, Italien, Spanien sowie Polen und Austauschprojekte in Aachens Partnerstädte Arlington (USA), Kostroma (Russland) und Reims (Frankreich). Als junger Segelflieger erlebte er die Eifel aus der Luft, als Wanderer heute vom Boden. 'Endstation Rursee' ist sein achter Kriminalroman im Gmeiner-Verlag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839278666
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum13.03.2024
Auflage2024
Reihen-Nr.7
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1699 Kbytes
Artikel-Nr.14005166
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4
DIE SACHE MIT DEM PFERD

Fetts Handy klingelte erneut. Daniela Conti, sein italienischer Schatten. Tote Frau im Reitstall auf dem CHIO-Gelände, dem Reitturniermekka in der Aachener Soers.

Louise Buchsbaum, 59, lag verkrümmt unter einem Haufen Stroh in einer Pferdebox. Pferdepfleger Oliver Pohle, von Kollegen »Oli the Horse« genannt, hatte sie gegen 10.30 Uhr entdeckt, als er frisches Stroh brachte für die gepflegten Pferde. Ruprecht Augustin, millionenschwerer Liebhaber des Reitsports, hatte sie dort vorübergehend untergebracht, weil sein Gestüt durch die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 zerstört worden war. Der Neubau lag in den letzten Zügen. Seine Pferde sollten gut durch den Winter und das Frühjahr kommen. Darum hatte Ruprecht regelrecht nachhaltig an den Reitsportverein gespendet und durfte die heiligen Stallungen der heiligen Soers mit dem noch heiligeren Rasen benutzen. Nun lag eine unheilige Tote unter dem Stroh. Louise Buchsbaum war alles andere als eine Betschwester gewesen, eher lebenslustig und nun mausetot. Jedenfalls ergaben das die ersten Abfragen von Daniela Conti. Louise, kinderlos, nach drei Ehen wieder Single, war zuletzt als Tischdame von Albert van Epen bei der publikumsreduzierten Aufzeichnung des Tierordens für Iris Berben im Eurogress in der Öffentlichkeit erschienen. Das Spektakel war besser bekannt als Orden wider den tierischen Ernst, wobei es zumeist so humorfrei zuging wie bei den Exerzitien taubstummer Kardinäle in Castel Gandolfo. Kurzum: Conti war vorbereitet, als Fett mit seinem Peugeot 404 und dem zu eng sitzenden Fischgrätmustermantel von der Krefelder Straßen bei Nieselregen in die Soers bretterte und von salutierenden Platzwächtern in Richtung Stallungen dirigiert wurde. Dort standen: Kriminaltechnik mit Kollegin Elke Unsleber, wie immer leuchtende Sommersprossen, Doktor Schunkert als Rechtsmediziner, Staatsanwältin Cordula Regauer, auf Filmtipps und Lebenshilfe von Fett abonniert, sowie zur Tatortsicherung Kommissar Zlob, genannt »Kilimandscharo« aufgrund obskurer Verbindungen nach Afrika, und Kommissarin Sommer, eher Konkurrenz für Conti. Sommer winkte Fett mit einem Lächeln in die Stallung, die nach Pferd roch. Wonach auch sonst?

»Was haben wir, Frau Conti?«

»Eine Tote, viele Pferde, Stroh.« Conti, Anfang 40, arbeitete seit 2019 mit Fett im KK 11, der Mordkommission des Aachener Polizeipräsidiums. Sie hatte die Karriereleiter in umgekehrter Richtung genommen: BKA, LKA, Mordkommission Düsseldorf und dann Versetzung nach Aachen. Irgendwas mit untenrum hatte ihre Karriere verpfuscht. Gerüchte waberten über die Flure des Präsidiums. Wo sie auftauchte, da seufzten die Männer und zischelten die Frauen.

»Danke, meine Augen sind noch ganz in Ordnung. Mein Geruchssinn ebenfalls. Das war es also mit Homeoffice. Dann erzählen Sie mal.«

»Louise Buchsbaum, 59, ledig, vermutlich erdrosselt, bekleidet, keine Anzeichen einer Sexualstraftat, keine Angehörigen. Zeugen null. Oli the Horse, dieser Oliver Pohle, hat sie gefunden. Er versorgt die Zossen des Millionärs Ruprecht Augustin, ist mit dem Bus heute Morgen gekommen. Die Pferde erhalten vormittags frisches Stroh. Da hat er sie gefunden. Die Ställe sind nicht abgeschlossen, das Tor zum Gelände wird ab 6 Uhr für Mieter, Reiter, Beschäftigte geöffnet. Wir befragen alle, die hier rumlaufen. Der Doktor meint, Fundort ist nicht Tatort. Die Leiche sei hier abgelegt worden. Die Markenhandtasche von Hermès lag mit den Ausweispapieren neben ihr im Stroh. Tatort sei irgendwo anders. Sollen wir zu ihrer Wohnung fahren?«

Fett mochte Pferde nicht, keinen Pferdesport. Die Tiere waren ihm zu groß. Der Geruch kotiger Juchtenstiefel, des verfaulenden Strohs, der schwitzenden Pferde, der Reithosen - alles mochte er nicht. Auch nicht die Dressur und das Springreiten. Er bedauerte die Pferde und fragte sich, warum gegen Tiere im Zirkus auch von den grün wählenden Zahnarztgattinnen sofort protestiert wurde, aber der Sprung über Mauern, Stangen, Wassergräben unter Applaus eben dieser Tierschützerinnen den Pferden zugemutet wurde. Er verstand es nicht. Fett warf einen Blick auf Louise Buchsbaum. Schlank, Pagenschnitt, volle Lippen, feine Hände. Sie trug schwarze Jeans und eine dunkelblaue Jacke, eine hellblaue Bluse. Eine goldene Kette und zwei wertvolle Ringe zierten ihre Hand. Eine Frau im besten Alter. Warum? Wer? Wie? Wo? Wann? Die Fragen pendelten durch Fetts Gehirn. Verbunden mit dem trüben Wetter, dem Angriff Russlands auf die Ukraine, dem Durcheinander der Corona-Maßnahmen braute sich eine gedankliche Unlust zusammen, die er nur mit starkem Kaffee bekämpfen konnte.

»Gibt es hier Kaffee?«

»Aus meiner Thermoskanne«, murmelte die neben der Toten im Stroh umherkriechende Kollegin Unsleber.

»Bio mit braunem Zucker oder richtiger Kaffee?«

»Selbst angepflanzt im Mergelland und heute Morgen geröstet«, keilte Elke Unsleber zurück. »Becher in meinem Koffer. Espressobohnen vom heiligen ALDI.«

»Sehr gut, ich schlage Sie zur Beförderung vor.« Fett trank einen Kaffee, und seine Laune verbesserte sich; nicht schlecht, die Unsleber-Mischung.

»Na, Herr Fett, schicker Mantel. Schon einen Verdacht?« Staatsanwältin Cordula Regauer stöckelte in Pumps vorsichtig durchs Stroh und sprang über Pferdeäpfel.

»Danke für den Mantel. Immer einen Verdacht. Kann ihn aber noch nicht in Worte kleiden. Kennen Sie doch, liebe Frau Regauer. Aparte Schuhe. Hier etwas deplatziert.« Fett ließ den Unsleber-Kaffee durch die Kehle fließen, lächelte die attraktive Staatsanwältin an.

»Sie kennen doch bestimmt das Opfer, ist Ihre Gesellschaftsklasse, Frau Staatsanwältin«, er sprach mit Blick auf Louise Buchsbaum, damit er das Funkeln in den Augen der indignierten Staatsanwältin nicht sehen musste.

»Stimmt. Kommt nicht aus Ihrem Ambiente, Herr Fett, fuhr sicher keinen alten Peugeot und spielte auch nicht Minigolf. Vielleicht hatte sie hier Pferde untergebracht. Ich reite übrigens nicht. Wissen Sie doch. Eher Mountainbike.«

»Erwürgt, vermutlich Montagabend zwischen 20 und 22 Uhr. Keine Spuren von Gegenwehr erkennbar.« Doktor Schunkert sprach stets ungefragt. Er wollte zurück an den Seziertisch, in seinen kühlen Keller zu seinen Toten.

»Woher wissen wir, dass es Louise Buchsbaum ist? - Herr Fett, ich rede mit Ihnen.« Regauer wurde ungehalten.

»Fragen Sie die Conti. Ich schau mich mal um. Passen Sie auf beim Mountainbikefahren. Wäre schade um Sie. Sehr.« Fett ließ die kopfschüttelnde Staatsanwältin stehen und lief zum Ausgang der Halle, wo Kommissar Zlob, genannt Kilimandscharo, Kollegin Sommer mit Anekdoten aus der Promenadenstraße unterhielt.

»Der Porno-Paul kam jeden Morgen mit den Einnahmen seiner Peep-Show aus der Antoniusstraße vorbei, war in der Regel hackezu und knallte eines Morgens volle Kanne gegen den Passantenstopper von Halal-Ali. Wie in Zeitlupe kippte er in das Schaufenster von dem Ali. Wir saßen vor der Synagoge im Bulli, ich sag noch, das ist doch der Porno-Paul, da fliegen 1.000 Scherben auf die Promenade, und der Halal-Fleischlieferant von dem Ali macht eine satte Vollbremsung, dass dem alle Halal-Koteletts im Kühlwagen durcheinanderwirbeln. Jedenfalls sah der Porno-Paul ziemlich zerschnitten aus. Der musste ins Klinikum, und der Ali veranstaltete Halalkotelett-Fensterverkauf.«

Fett hörte das gelangweilte Lachen von Kommissarin Sommer, während sie verstohlen zu Fett blickte und den Mantel musterte. Wie war die Leiche transportiert worden? Wie war Louise nach dem Mord ins Stroh gebracht worden und vor allem warum? Warum hierher? Oder sollte sie hier gefunden werden? Fett schaute sich um. Conti redete auf Regauer ein, Schunkert und Unsleber packten ihre Sachen. Die grauen Herren mit dem noch graueren Stahlsarg verschwanden im Stall. Das wird anstrengend, dachte Fett. Reitturniergelände, CHIO, tote Frau aus besseren Kreisen. Conti kam zu ihm.

»Regauer muss zurück ins Justizzentrum. War die schon immer so zickig?« Conti steckte einen Notizblock in ihre Lederjacke.

»Erst seit Sie hier sind.«

»Soll das ein Kompliment sein?« Sie blickte ihn aufmerksam an.

»Ja.«

»Hatten Sie mal was mit ihr?« Conti lächelte maliziös.

»Beinahe.« Fett zerdrückte den leeren Kaffeepappbecher und schaute sich nach einem Mülleimer um.

»Aber?«

»Kein Aber. Besser so.« Er schmiss den Becher gezielt in Richtung Mülleimer. Punktlandung. Wenigstens etwas funktionierte heute Morgen.

»Sie hat Sie abblitzen lassen.«

»Die Zeit war nicht reif. Wird das ein Verhör?«

»Oh, fehlte ein Erntehelfer, weil die Zeit noch nicht reif war?«

»Kommen Sie zur Sache oder schreiben Sie für das Goldene Blatt?«

»Mögen Sie keine Tiere?« Ich wechsle mal das Thema, dachte Conti.

»Was hat das mit dem Fall zu tun?«

»Ich mein ja nur. Die Pferde haben das gespürt.«

»Wenigstens spüren die was. Sie bald auch, wenn Sie nicht loslegen. Ich spüre nur Contis Verhörmethode und eine undefinierbare Neugier an meiner Vergangenheit. Darüber mehr beim nächsten Pizzaessen in der Promenadenstraße.«

»Die Buchsbaum wurde mit Handtasche hier abgelegt, der Personalausweis war drin. Handy ist verschwunden. Vielleicht bei ihr in der Wohnung am Neumarkt. Sollten wir mal hin. Ich informiere die Kriminaltechnik, die können dort weitermachen.«

»Ja, ja«, sagte Fett gedankenverloren. Er dachte an den fürchterlichsten Urlaub, den er je mit...

mehr

Autor

Olaf Müller wurde 1959 in Düren geboren. Er ist gelernter Buchhändler und studierte Germanistik sowie Komparatistik an der RWTH in Aachen. Seit 2007 leitet er den Kulturbetrieb der Stadt Aachen. Sprachreisen führten ihn oft nach Frankreich, Italien, Spanien sowie Polen und Austauschprojekte in Aachens Partnerstädte Arlington (USA), Kostroma (Russland) und Reims (Frankreich). Als junger Segelflieger erlebte er die Eifel aus der Luft, als Wanderer heute vom Boden. "Endstation Rursee" ist sein achter Kriminalroman im Gmeiner-Verlag.