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Raus aus den Schubladen!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
194 Seiten
Deutsch
Orlanda Verlag GmbHerschienen am26.08.20221. Auflage
Florence Brokowski-Shekete hat für ihr neues Buch mit 12 Schwarzen Deutschen aus verschiedensten Berufen über ihr Leben gesprochen - vom Metzgermeister in Speyer über den ostfriesischen Kfz-Mechaniker bis zur Gynäkologin in Saarbrücken. Wie sieht ihr Alltag aus? Welche Erfahrungen machen sie als Schwarze Menschen in Deutschland? Nach dem Motto »Raus aus den Schubladen!« lädt Florence Brokowski-Shekete dazu ein, verschiedene Lebenswege kennenzulernen, etwas über Alltagsrassismus zu erfahren, den Schwarze Menschen nach wie vor erleben, und den eigenen Horizont zu erweitern. Ein wichtiger Beitrag zur Sichtbarmachung und zum Empowerment von Schwarzen in Deutschland, aber auch zur Verständigung. Die vielen positiven Reaktionen auf ihre Autobiografie »Mist, die versteht mich ja! Aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen« verdeutlichten Florence Brokowski-Shekete, wie solche Innensichten gegenseitiges Verständnis fördern und Mut machen können.

Florence Brokowski-Shekete ist Autorin und Schulamtsdirektorin in Baden-Württemberg. Als Coach und Trainerin in ihrer eigenen Agentur für interkulturelle Kommunikation berät sie Unternehmen und Institutionen. Sie arbeitete als Lehrerin, Schulleiterin und Schulrätin. Darüber hinaus hat sie einen Lehrauftrag an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zum Thema »Diskriminierungssensible Pädagogik im Bildungskontext«.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextFlorence Brokowski-Shekete hat für ihr neues Buch mit 12 Schwarzen Deutschen aus verschiedensten Berufen über ihr Leben gesprochen - vom Metzgermeister in Speyer über den ostfriesischen Kfz-Mechaniker bis zur Gynäkologin in Saarbrücken. Wie sieht ihr Alltag aus? Welche Erfahrungen machen sie als Schwarze Menschen in Deutschland? Nach dem Motto »Raus aus den Schubladen!« lädt Florence Brokowski-Shekete dazu ein, verschiedene Lebenswege kennenzulernen, etwas über Alltagsrassismus zu erfahren, den Schwarze Menschen nach wie vor erleben, und den eigenen Horizont zu erweitern. Ein wichtiger Beitrag zur Sichtbarmachung und zum Empowerment von Schwarzen in Deutschland, aber auch zur Verständigung. Die vielen positiven Reaktionen auf ihre Autobiografie »Mist, die versteht mich ja! Aus dem Leben einer Schwarzen Deutschen« verdeutlichten Florence Brokowski-Shekete, wie solche Innensichten gegenseitiges Verständnis fördern und Mut machen können.

Florence Brokowski-Shekete ist Autorin und Schulamtsdirektorin in Baden-Württemberg. Als Coach und Trainerin in ihrer eigenen Agentur für interkulturelle Kommunikation berät sie Unternehmen und Institutionen. Sie arbeitete als Lehrerin, Schulleiterin und Schulrätin. Darüber hinaus hat sie einen Lehrauftrag an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zum Thema »Diskriminierungssensible Pädagogik im Bildungskontext«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783949545245
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum26.08.2022
Auflage1. Auflage
Seiten194 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6958 Kbytes
Artikel-Nr.14248778
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Selbstverständlich sind wir hier

Es ist eine gelungene und festliche Veranstaltung zum Thema »Gesellschaftliche Eingliederung von jungen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund«.

Die Teilnehmenden suchen den Austausch, man kommt leicht miteinander ins Gespräch, lauscht den Vorträgen und Darbietungen, den unterschiedlichen beruflichen Perspektiven und Tätigkeiten, erfreut sich an der Stimmung.

Man wolle miteinander, voneinander, füreinander lernen, so steht es im Programm. Ich bin ebenfalls Gast, wurde eingeladen, um mit meiner interkulturellen Expertise zu unterstützen. Mich interessiert es auch, welche persönlichen und beruflichen Vorstellungen und Visionen diese jungen Menschen mit ihren vielfältigen, multikulturellen Biografien haben.

Ein weißer, deutscher Gast spricht mich an: »Was machen Sie eigentlich beruflich?«, möchte er wissen. Nun habe ich nicht vor, an diesem Ort meinen beruflichen Hintergrund in den Vordergrund zu stellen. Die Neugier meines Gegenübers ist jedoch deutlich spürbar. Ich erkläre ihm, dass ich hauptberuflich als Schulamtsdirektorin, freiberuflich als Coach, Beraterin und Autorin tätig bin, an dieser Veranstaltung jedoch nur als Gast teilnehme. Der Blick meines Gegenübers wirkt nun noch erstaunter. Mit großer Enttäuschung und fast ungläubig kommentiert er meine Antwort: »Ach, ich dachte, Sie wären Sängerin.«

»Sängerin?«, wundere ich mich. Natürlich komme ich im Laufe der Veranstaltung mit vielen verschiedenen Menschen ins Gespräch, wir unterhalten uns über unterschiedliche Themen, gesungen habe ich jedoch zu keinem Zeitpunkt.

»Wie kommen Sie darauf, dass ich Sängerin sei?«, frage ich ihn, gespannt auf seine Antwort, und ich merke, wie mein beruflicher Hintergrund nun doch im Begriff ist, in den Vordergrund zu treten, oder besser gesagt, hervorgeholt wird. Er klärt mich auf, dass ich den Eindruck mache, als sei ich Sängerin. Nein, nicht, dass ich jemandem ähnlich sähe, also keiner bestimmten Person. Einfach aufgrund meiner Erscheinung, meiner Frisur, meiner Hautfarbe, meines ganzen Äußeren, meines Auftretens, aufgrund von allem, Sängerin halt, das passe!

Geschickt versuche ich, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, müsste ich meinem Gegenüber doch sonst erklären, was seine Überzeugung mit Klischees und Schubladendenken zu tun hat, mit Schubladen, in denen er mich sieht. Ich will aber einfach nur diesen Tag und diese Veranstaltung genießen.

Szenenwechsel ...

Dieses Mal vertrete ich tatsächlich offiziell als Schulamtsdirektorin das Amt, für das ich tätig bin. Das Thema der schulischen Veranstaltung lautet: »Berufliche Orientierung im schulischen Kontext«. Externe Gäste sind ebenfalls geladen, um sich mit Schülerinnen und Schülern über deren berufliche Ideen auszutauschen und Impulse zu geben. Ein Gast kommt in der Pause freudig auf mich zu. Ich kenne ihn nicht, er kennt mich nicht. Aus diesem Grund erkundigt er sich, wer ich sei und welchen beruflichen Hintergrund ich habe. In diesem Rahmen erscheint es mir passend, meinen beruflichen Hintergrund in den dienstlichen Vordergrund zu rücken. Zunächst lasse ich den so an mir Interessierten Vermutungen anstellen. Ich lächle in mich hinein in Vorfreude auf das folgende Spielchen. So frage ich ihn, welcher Berufsbranche er mich denn zuordnet, und bin schon sehr gespannt auf seine Einschätzung. Der junge Mann meint, ich sei bestimmt Stewardess. Nicht, dass im Rahmen der Veranstaltung Vertreterinnen und Vertreter dieses Berufsbilds anwesend wären und er mich schlicht verwechselt. Nicht, dass er irgendetwas von mir wüsste. Denn zu diesem Zeitpunkt ist mein Buch, Mist, die versteht mich ja!, in dem ich unter anderem von meinem Traumberuf in der Kindheit erzähle, das war tatsächlich Stewardess, noch gar nicht erschienen. »Also«, fügt er hinzu, »zu jemand so Exotischem wie Ihnen passt nur ein exotischer Job.«

Ich kläre ihn auf, dass ich Vertreterin der Unteren Schulaufsichtsbehörde sei und somit die Dienstvorgesetzte der hier anwesenden Schulleitung. »Nein!«, erwidert mein Gegenüber fast empört, »so ein normaler Bürojob passt doch gar nicht zu jemandem, der aussieht wie Sie.« Nicht, dass er mir bestimmte Qualifikationen zuschreibt, die eine Stewardess auszeichnen. Nicht, dass er mir bestimmte Qualifikationen abspricht, die für diesen »normalen« Bürojob, wie er ihn nennt, notwendig sind. Exotik passe nun mal nicht zu normal, normal nicht zu Exotik, so einfach ist das.

Zu meiner großen Überraschung bemerke ich einige Zeit später, dass der junge Mann meinen Worten offensichtlich nicht hat folgen können. Denn in einem Gespräch mit einer weiteren Person zeigt er sich erneut überrascht, als diese ihm meine dienstliche Position erläutert, so, als habe er noch nie davon gehört. Ich habe den Eindruck, er hat es tatsächlich nicht begriffen. Erwartung und Realität ließen sich nicht miteinander in Einklang bringen.

Diese beiden Episoden sind nicht die einzigen, die zeigen, dass Menschen, denen ich im Laufe meines Berufslebens begegnet bin, meine Tätigkeit als Lehrerin, als Schulleiterin, als Schulrätin und Schulamtsdirektorin nicht mit mir in Zusammenhang bringen konnten. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich die Äußerungen, die erstaunten und fragenden Blicke, die Fassungslosigkeit oder Enttäuschung in den Gesichtern aufgrund meines ganz und gar nicht exotischen Berufes als Kompliment oder als Irritation auffassen sollte.

Ich habe mich dann gefragt: Traute man mir diesen, wie viele meinten, »normalen« Beruf nicht zu, weil man mir unterstellte, die dafür nötigen Kompetenzen nicht zu besitzen? Glaubten sie, dass nur weiße Deutsche den Bildungssektor vertreten dürfen? Rechneten sie schlichtweg nicht mit einer Schwarzen Person in diesem Bereich? Und das auch noch in höherer beziehungsweise leitender Funktion? Zugegeben, der deutsche Bildungssektor ist tatsächlich noch immer vornehmlich weiß. Ich erinnere mich noch gut an eine Situation, in der ich als Lehrerin gefragt wurde, ob ich denn »richtig« Lehrerin sei oder nicht doch eher eine Praktikantin aus Timbuktu.

Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass die Mehrheit einer Gesellschaft in der Regel auch das Bild nach außen prägt. Aber eine Gesellschaft verändert sich und damit auch das, was sie repräsentiert. Eine Tatsache, die wahrgenommen, begriffen und anerkannt werden muss. Dennoch, einen wirklichen Vorwurf mache ich meinen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern nicht.

Doch hat ihr Erstaunen nur etwas damit zu tun, dass ich als Schwarze in »ihrem« weißen Bildungssektor tätig bin? Oder würde ich bei einem anderen Beruf in die gleichen ungläubigen Gesichter schauen? Liegt es vielleicht daran, dass mit einer Schwarzen deutschen Frau in vielen Berufen nicht gerechnet wird? Oder kommt da einfach die Enttäuschung zum Ausdruck, weil zu der vermeintlich »exotischen« Fassade kein mutmaßlich »exotischer« Beruf gehört, es also keine außergewöhnliche, spannende und amüsante Geschichte zu hören gibt?

Wie ist es mit Schwarzen Schauspielerinnen und Schauspielern? Ja, die gibt es im deutschen Fernsehen. Zwar eher vereinzelt und meist noch in Rollenstereotypen, aber auch das scheint sich gerade zu ändern.

Und Schwarze Sportlerinnen und Sportler? Ja, sie kämpfen für deutsche Mannschaften, laufen, springen und tun vieles mehr für deutsche Vereine. Auch von ihnen haben es einige nicht leicht, müssen Geringschätzung ertragen, vor allem bei Misserfolgen und wenn sie auf der Straße nicht in Verbindung mit ihrem Sport wahrgenommen werden.

Schwarze Models? Ja, auch sie gibt es auf deutschen Laufstegen. Ebenso Schwarze Background-Sängerinnen und -Sänger, die viele weiße deutsche Bands verstärken. Es gibt Schwarze Comedians, Tänzerinnen und Tänzer, ja, auch Stewardessen und Stewards.

Diese Berufe scheinen den Erwartungen zu entsprechen, die mit Schwarzen verbunden sind. Sie sind anders, kreativ, strahlen einen fremdartigen Zauber aus, »exotisch« eben.

Natürlich sieht man immer häufiger Schwarze im Verkauf oder in Sektoren, die vom Fachkräftemangel besonders hart getroffen sind. In diesen Sektoren werden sie nicht nur gebraucht, sondern auch angesiedelt. Von Jobs im Niedriglohnsektor ganz zu schweigen, wo man fest mit ihnen rechnet und davon ausgeht, dass sie, wenn überhaupt, dann dort Fuß fassen.

Schwarze Lehrerinnen und Lehrer in deutschen Klassenzimmern hingegen, Schwarze Juristinnen und Juristen in deutschen Kanzleien, Schwarze Finanzbeamtinnen und Finanzbeamte in deutschen Behörden, Schwarze Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in deutschen Städten, Schwarze Vermieterinnen und Vermieter von Wohnungen in Deutschland - das scheint immer noch eine Ausnahme zu sein und ruft jedes Mal großes...
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Autor

Florence Brokowski-Shekete ist Autorin und Schulamtsdirektorin in Baden-Württemberg. Als Coach und Trainerin in ihrer eigenen Agentur für interkulturelle Kommunikation berät sie Unternehmen und Institutionen. Sie arbeitete als Lehrerin, Schulleiterin und Schulrätin.
Darüber hinaus hat sie einen Lehrauftrag an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zum Thema »Diskriminierungssensible Pädagogik im Bildungskontext«.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt