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Plattformarbeit: Herausforderungen im deutschsprachigen Kontext

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
217 Seiten
Deutsch
Julius Beltz GmbHerschienen am17.07.2024
In Zeiten der Digitalisierung verändern sich auch die Erwerbsmöglichkeiten fundamental. Onlinevermittelte Plattformarbeit bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Aktuelle Theorien und Entwicklungen für analog oder digital durchgeführte Tätigkeiten werden für den deutschsprachigen Raum erklärt. Empirische Fallstudien können anhand von Interviews und Umfragen zeigen, wie sich die Arbeits- und Lebensbedingungen aus Sicht der Erwerbstätigen konkret gestalten. Diskutiert werden Fragen der Prekarisierung und Gesundheit genauso wie sozialpolitische Optionen und rechtliche Ansätze auf EU-Ebene.

Barbara Haas, Privatdozentin Mag.a Dr.in, ist Senior Lecturer am Department Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien. Arbeitsgebiete: Arbeitssoziologie, Nachhaltiger Wandel der Erwerbsarbeit, Arbeitszeit, Plattformarbeit, Digitalisierung der Arbeit, Prekarisierung, Erwerbstätigkeit im Ländervergleich, empirische Sozialforschung, Qualitative Methoden und Mixed Methods. Dominik Klaus ist Arbeitssoziologe und hat seinen Master in Sozioökonomie absolviert. Er forscht und lehrt am Department Sozioökonomie der WU Wien sowie an der Universität Wien. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Anerkennungsverhältnisse, Entgrenzung, Digitalisierung, neue Formen der Beschäftigung und nachhaltige Arbeit. Maddalena Lamura ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sozioökonomie Department der Wirtschaftsuniversität Wien, mit Schwerpunkt auf quantitativen Methoden. Sie hat ihren Master in Socio-Ecological Economics and Policy absolviert und forscht interdisziplinär zu den Themen: Zukunft der Arbeit, Just Transition, Energiegerechtigkeit, Energiearmut und ökosoziale Politikmaßnahmen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR38,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR34,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR34,99

Produkt

KlappentextIn Zeiten der Digitalisierung verändern sich auch die Erwerbsmöglichkeiten fundamental. Onlinevermittelte Plattformarbeit bietet sowohl Chancen als auch Risiken. Aktuelle Theorien und Entwicklungen für analog oder digital durchgeführte Tätigkeiten werden für den deutschsprachigen Raum erklärt. Empirische Fallstudien können anhand von Interviews und Umfragen zeigen, wie sich die Arbeits- und Lebensbedingungen aus Sicht der Erwerbstätigen konkret gestalten. Diskutiert werden Fragen der Prekarisierung und Gesundheit genauso wie sozialpolitische Optionen und rechtliche Ansätze auf EU-Ebene.

Barbara Haas, Privatdozentin Mag.a Dr.in, ist Senior Lecturer am Department Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien. Arbeitsgebiete: Arbeitssoziologie, Nachhaltiger Wandel der Erwerbsarbeit, Arbeitszeit, Plattformarbeit, Digitalisierung der Arbeit, Prekarisierung, Erwerbstätigkeit im Ländervergleich, empirische Sozialforschung, Qualitative Methoden und Mixed Methods. Dominik Klaus ist Arbeitssoziologe und hat seinen Master in Sozioökonomie absolviert. Er forscht und lehrt am Department Sozioökonomie der WU Wien sowie an der Universität Wien. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Anerkennungsverhältnisse, Entgrenzung, Digitalisierung, neue Formen der Beschäftigung und nachhaltige Arbeit. Maddalena Lamura ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sozioökonomie Department der Wirtschaftsuniversität Wien, mit Schwerpunkt auf quantitativen Methoden. Sie hat ihren Master in Socio-Ecological Economics and Policy absolviert und forscht interdisziplinär zu den Themen: Zukunft der Arbeit, Just Transition, Energiegerechtigkeit, Energiearmut und ökosoziale Politikmaßnahmen.

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Definitions matter

Konzeptionelle Herausforderungen für die Regulierung von Plattformarbeit

E.K. Sarter



Einleitung


Die letzten Jahrzehnte waren gekennzeichnet durch eine rasante Entwicklung digitaler Technologien. Unter den neuen Möglichkeiten, die sich im Zuge dieses digitalen Fortschritts eröffneten, befand sich neben der Nutzung digitaler Technologien in bestehenden Unternehmen und Tätigkeiten auch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, Beschäftigungsmöglichkeiten und -praktiken (vgl. Bukht/Heeks 2017). In diesem Zusammenhang gewannen Plattformen, auf digitalen Technologien basierende Applikationen, die Interaktionen zum Zwecke des Austausches von Gütern und Dienstleistungen ermöglichen, an Bedeutung. Mit dieser Entwicklung gingen Möglichkeiten der plattformbasierten Vermittlung bezahlter Tätigkeiten (Plattformarbeit) einher. Plattformen definieren sich in der Regel als Interaktionsmedium, das die Vermittlung selbstständiger Tätigkeiten durch die Interaktion zwischen Auftraggebenden und an den zu ergebenden Aufträgen Interessierten ermöglicht (vgl. Kovalainen/Vallas/Poutanen 2020, S. 36; Thelen 2018, S. 1; van Doorn 2020, S. 50-51; Waldkirch et al. 2021). Grundlegende Charakteristika für die Unterscheidung zwischen selbstständiger Arbeit und angestellter Beschäftigung sind Autonomie und Kontrolle: Während Arbeitnehmende über eingeschränkte Autonomie verfügen und Weisungsbefugnissen unterliegen, sind Selbstständige in der Lage, frei über ihre Arbeit zu bestimmen (vgl. Countouris 2019; Forde et al. 2017, S. 31; Kovalainen/Valias/Poutanen 2020; Urzì Brancati/Pesole/Fernández-Macías 2020). Plattformarbeitende verfügen zumindest theoretisch über weite Freiheiten bei Entscheidungen hinsichtlich ihrer Arbeitszeiten und -orte sowie der Ausgestaltung ihrer Arbeit; diese werden in der Praxis jedoch oft durch Praktiken der Plattformen eingeschränkt (vgl. u. a. Ball 2021; De Stefano et al. 2021, S. 34-35; Eurofound 2021b, S. 17; Kellogg/Valentine/Christin 2020; Möhlmann et al. 2021; van Doorn 2020, S. 62; Waldkirch et al. 2021; Wood 2021; Wood et al. 2019). Vor diesem Hintergrund gewannen Auseinandersetzungen um die Definition von Plattformarbeit als selbstständige Tätigkeit oder abhängige Erwerbsarbeit ebenso an Bedeutung (vgl. De Stefano et al. 2021; Forde et al. 2017, S. 89; Urzì Brancati/Pesole/Fernández-Macías 2020) wie die damit zusammenhängende Frage nach der Regulierung von Plattformarbeit.

Ausgehend von Definitionen supranationaler Organisationen widmet sich der vorliegende Beitrag den mit der Regulierung von Plattformarbeit einhergehenden Herausforderungen. Obgleich keine einheitliche Definition von Plattformarbeit existiert, wird diese in der Regel mit Rekurs auf die Art der Vermittlung definiert: Plattformarbeit ist dabei diejenige Arbeit, die über digitale Applikationen vermittelt wird. Diese Definition mag präzise erscheinen, da sie die zentrale Neuerung (die digitale Vermittlung von Arbeit) zum Fixpunkt der Definition macht. Hinter dem Begriff der Plattformarbeit und ihrer Definition als über digitale Plattformen vermittelte Arbeit verbirgt sich jedoch eine breite Varianz verschiedener Tätigkeiten (vgl. De Stefano et al. 2021, S. 3; OECD 2019, S. 52). Diese umfassen neben ortsgebundenen Dienstleistungen, zu deren Ausführung der Aufenthalt an einem spezifischen Ort notwendig ist, Tätigkeiten, die ausschließlich internetbasiert sind und daher potenziell an jedem Ort der Welt erbracht werden können, der über die notwendige Infrastruktur, insbesondere in Form von Stromversorgung und Internetzugang, verfügt (vgl. u. a. De Stefano et al. 2021; Hadwiger 2022; ILO 2022; OECD 2019, S. 54; Urzì Brancati/Pesole/Fernández-Macías 2020, S. 35). Zudem wohnt Plattformarbeit große Flexibilität inne. So weist sie geringe Zugangsschranken auf und ermöglicht damit einen erleichterten Zugang zu Beschäftigung (vgl. De Stefano et al. 2021, S. 3; Eurofound 2021a, 2021b; Hadwiger 2022, S. 10, 75; Pesole et al. 2018, S. 52; Urzì Brancati/Pesole/Fernández-Macías 2020, S. 53). Nicht zuletzt deshalb zeichnet sie sich in der Praxis durch ein individualisiertes Engagement aus, das sowohl im Zeitverlauf als auch zwischen Einzelnen stark variiert. Ausgehend von diesen beiden Aspekten fragt der Beitrag sodann nach den Implikationen, die sich aus einer auf die Art der Vermittlung rekurrierenden Definition vor dem Hintergrund der Heterogenität, die Plattformarbeit in der Praxis auszeichnet, für deren Regulierung ergeben.



Plattformarbeit und ihre Definition


Im Zuge der technischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte gewannen auf digitalen Technologien basierende Applikationen, die das Angebot an und die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen digital vermitteln (sogenannte Plattformen) an Bedeutung (vgl. u. a. ILO 2022). Diese Plattformen erlauben es Nutzenden, miteinander zu interagieren, um Güter zu kaufen oder zu verkaufen oder um Arbeitsaufträge zu vergeben und zu erlangen. Während Plattformen allgemein sowohl Leistungen als auch Güter unter Rückgriff auf Algorithmen vermitteln können, beschränken sich sogenannte Arbeitsplattformen auf die Vermittlung entlohnter Tätigkeiten (vgl. u. a. Pesole et al. 2018, S. 7; Piasna/Zwysen/Drahokoupil 2022, S. 13). Die so vermittelten Tätigkeiten bestehen dabei in der Regel aus kleineren und kurzfristig angelegten Aufträgen, die zum Teil das Produkt der Fragmentierung größerer Arbeiten und Projekte in kleinere Unteraufträge und -projekte sind, die individuell vergeben und bezahlt werden (taskification) (vgl. Eurofound 2021b, 2018; Kovalainen/Valias/Poutanen 2020; Poutanen/Kovalainen/Rouvinen 2020, S. 3-4). Je nach Plattform werden Aufträge dabei entweder personengebunden vermittelt oder an die Crowd als offene Gruppe gerichtet (vgl. Hoose/Haipeter 2021, S. 148; ILO 2018). Ebenso wie die Art der Zuteilung von Arbeit variiert, divergieren die Bezahlungspraktiken. Diese können entweder auf einem Festpreis für die erbrachte Leistung beruhen oder der Lohn für die erbrachte Arbeit kann in Verhandlungen zwischen beiden Parteien vereinbart werden (vgl. Forde et al. 2017, S. 76).

Die zentrale Neuerung, die sich durch den technologischen Fortschritt ergeben hat und die Plattformarbeit auszeichnet, ist weder die Tatsache der Vermittlung zeitlich begrenzter Arbeit oder die Aufsplitterung größerer Aufgaben in kleinere Teilaufgaben noch die Bezahlung nach Stückzahl oder, im Falle internetbasierter Arbeit, die Ortsungebundenheit der Ausführung der Arbeit. Die Vermittlung von Arbeit existiert bereits seit langer Zeit, wenn auch nicht unter Rückgriff auf digitale Applikationen, sondern durch Arbeitsvermittlungsagenturen wie Zeitarbeitsfirmen (vgl. Urzì Brancati/Pesole/Fernández-Macías 2020, S. 7). Taskification, also die Aufsplitterung größerer Aufgaben in kleinere Projekte und Aufträge, ruft Erinnerungen an bestehenden Praktiken und hier besonders an tayloristische Arbeitsorganisation wach. Ebenso war die Bezahlung nach Stückzahl, die einzelne Bereiche Plattform vermittelter Arbeit kennzeichnet, bereits zu vorindustrieller Zeit gängige Praxis (vgl. ILO 2018, S. 6). Im Gegensatz zu diesen Aspekten, die auf zuvor existierenden Gegebenheiten basieren, machte erst der technologische Fortschritt der letzten Jahrzehnte die digitale Vermittlung von Aufträgen möglich. Diese stellt somit die zentrale Neuerung dar (vgl. u. a. ILO 2018).

Nicht zuletzt angeregt durch rechtliche Auseinandersetzungen um den Status digital vermittelter Arbeit warfen diese Entwicklungen die Frage auf, wie Plattformarbeit zu kategorisieren und zu regulieren ist. Arbeitsplattformen selbst definieren sich in der Regel als bloßes Interaktionsmedium, das die Vermittlung selbstständiger Tätigkeiten durch die Interaktion zwischen selbstständig arbeitenden...



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Autor

Barbara Haas, Privatdozentin Mag.a Dr.in, ist Senior Lecturer am Department Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien. Arbeitsgebiete: Arbeitssoziologie, Nachhaltiger Wandel der Erwerbsarbeit, Arbeitszeit, Plattformarbeit, Digitalisierung der Arbeit, Prekarisierung, Erwerbstätigkeit im Ländervergleich, empirische Sozialforschung, Qualitative Methoden und Mixed Methods.Dominik Klaus ist Arbeitssoziologe und hat seinen Master in Sozioökonomie absolviert. Er forscht und lehrt am Department Sozioökonomie der WU Wien sowie an der Universität Wien. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Anerkennungsverhältnisse, Entgrenzung, Digitalisierung, neue Formen der Beschäftigung und nachhaltige Arbeit.Maddalena Lamura ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sozioökonomie Department der Wirtschaftsuniversität Wien, mit Schwerpunkt auf quantitativen Methoden. Sie hat ihren Master in Socio-Ecological Economics and Policy absolviert und forscht interdisziplinär zu den Themen: Zukunft der Arbeit, Just Transition, Energiegerechtigkeit, Energiearmut und ökosoziale Politikmaßnahmen.