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Der Atem des Teufels

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
380 Seiten
Deutsch
Thomas Thiemeyererschienen am09.04.2024
Tief im Inneren der Erde haust das Volk der Steinernen. Vor Jahrtausenden wurde es von dieser Welt verstoßen durch die Gier eines einzelnen Mannes. Betrogen und verraten, holt es sich jetzt zurück, was ihm einst gehörte. Zwölf Jahre nach dem verheerenden Ausbruch des Vulkans Krakatau in der Meerenge zwischen Java und Sumatra kommt die Erde nicht zur Ruhe. Tiefe Spalten, aus denen undurchdringlicher gelber Nebel quillt, öffnen sich quasi über Nacht. Seltsame gehörnte Kreaturen steigen heraus und versetzen die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Die Vorfälle rufen den Generalgouverneur Niederländisch-Indiens auf den Plan. Er wendet sich an seinen Außenminister, der wiederum den Rektor der Universität zu Berlin um Hilfe bittet. Und der kennt nur einen Mann, der das Rätsel der steinernen Teufel von Java lösen könnte: Carl Friedrich von Humboldt, Spezialist für unerklärliche Phänomene und Kopf seines unerschrockenes Teams der Weltensucher.

Thomas Thiemeyer, geboren 1963, studierte Geologie und Geographie, ehe er sich selbständig machte und eine Laufbahn als Autor und Illustrator einschlug. Mit seinen Wissenschaftsthrillern und Jugendbuchzyklen, die etliche Preise gewannen, sich eine Million Mal verkauften und in dreizehn Sprachen übersetzt wurden, ist er mittlerweile eine feste Größe in der deutschen Unterhaltungsliteratur. Seine Geschichten stehen in der Tradition klassischer Abenteuerromane und handeln des öfteren von der Entdeckung versunkener Kulturen und der Bedrohung durch mysteriöse Mächte. Der Autor lebt mit seiner Familie in Stuttgart.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99
Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR17,90

Produkt

KlappentextTief im Inneren der Erde haust das Volk der Steinernen. Vor Jahrtausenden wurde es von dieser Welt verstoßen durch die Gier eines einzelnen Mannes. Betrogen und verraten, holt es sich jetzt zurück, was ihm einst gehörte. Zwölf Jahre nach dem verheerenden Ausbruch des Vulkans Krakatau in der Meerenge zwischen Java und Sumatra kommt die Erde nicht zur Ruhe. Tiefe Spalten, aus denen undurchdringlicher gelber Nebel quillt, öffnen sich quasi über Nacht. Seltsame gehörnte Kreaturen steigen heraus und versetzen die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Die Vorfälle rufen den Generalgouverneur Niederländisch-Indiens auf den Plan. Er wendet sich an seinen Außenminister, der wiederum den Rektor der Universität zu Berlin um Hilfe bittet. Und der kennt nur einen Mann, der das Rätsel der steinernen Teufel von Java lösen könnte: Carl Friedrich von Humboldt, Spezialist für unerklärliche Phänomene und Kopf seines unerschrockenes Teams der Weltensucher.

Thomas Thiemeyer, geboren 1963, studierte Geologie und Geographie, ehe er sich selbständig machte und eine Laufbahn als Autor und Illustrator einschlug. Mit seinen Wissenschaftsthrillern und Jugendbuchzyklen, die etliche Preise gewannen, sich eine Million Mal verkauften und in dreizehn Sprachen übersetzt wurden, ist er mittlerweile eine feste Größe in der deutschen Unterhaltungsliteratur. Seine Geschichten stehen in der Tradition klassischer Abenteuerromane und handeln des öfteren von der Entdeckung versunkener Kulturen und der Bedrohung durch mysteriöse Mächte. Der Autor lebt mit seiner Familie in Stuttgart.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783948093389
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum09.04.2024
Reihen-Nr.4
Seiten380 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2891 Kbytes
Artikel-Nr.14357753
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Java, Februar 1895

Die Luft war zum Schneiden. Noch etwas dicker und man hätte sie aufs Brot schmieren können. Wasser tropfte von den Blättern der langstieligen Epiphyten und platschte auf den regendurchweichten Boden. Meterlange Lianen tasteten wie Finger durch die Schwaden. Der Boden war knöcheltief mit abgestorbenen Blättern und Rindenstücken bedeckt. An schmalen Stellen wurde der Weg von Tümpeln und Rinnsalen versperrt, denen man besser auswich. Nicht, weil man sich dort nasse Füße holte, sondern weil die fingerdicken Blutegel, die hier hausten, nur darauf warteten, dass ein unvorsichtiger Wanderer seinen Fuß in ihr Revier setzte.

Professor Konrad Lilienkron von der naturwissenschaftlichen Fakultät Potsdam schulterte sein Gewehr und zog den Trageriemen enger. Die Repetierbüchse wog einige Kilo, aber unbewaffnet wollte er nicht in den Dschungel ziehen, so naiv war er nicht. Immerhin gab es hier Tiger und andere Raubkatzen. Ganz zu schweigen von den seltsamen menschenähnlichen Kreaturen, die von den Ureinwohnern Orang Utans genannt wurden. Das Blätterdach war erfüllt von den Rufen tropischer Vögel, von denen es hier, im Südosten der Insel, besonders viele gab.

Java lag im Indischen Ozean und war eine der vier großen Sundainseln. Ein Tropenparadies mit tiefen Dschungeln, Mangrovensümpfen, Savannen und einer Unzahl von Tieren, die noch gar nicht erforscht waren.

Lilienkron hob den Kopf und genoss den Ausblick. Über ihm war ein Pärchen Rosenkakadus damit beschäftigt, Kerne aus einer reifen Papaya zu picken. Ein Paradiesvogel hatte seinen prächtigen Schwanz in der Morgensonne ausgebreitet, während hoch über ihm gelbe Sonnensittiche wie Blitze durch die Baumkronen schossen. Er lächelte versonnen: Ja, Java war ein Garten Eden, auch wenn die Luftfeuchtigkeit und die Temperaturen einem ziemlich zusetzen konnten. Aber für jemanden wie ihn, der schon oft in tropischen Ländern geforscht hatte, war das kein Problem.

»Temal, wo bleibst du denn?« Er drehte sich um. »Meine Mutter könnte kaum langsamer sein.« Er erklomm eine vorstehende Brettwurzel und spähte in das nebelverhangene Dickicht. Wo steckte dieser Träger bloß wieder? Temal tat so, als habe er den ganzen Tag Zeit. Die Geschwindigkeit seines Gehilfen stand in verdächtiger Abhängigkeit zum Lohn, aber Lilienkron war nicht bereit, wegen jeder zu umrundenden Bananenstaude nachzuverhandeln. Ausgeschlossen. Ein Handel war ein Handel. Das mussten auch die Einheimischen verstehen, schließlich benahmen sie sich untereinander nicht so dreist. Nur Fremde wurden nach Strich und Faden begaunert. Nun, er würde Temal schon zurechtbiegen. Wäre doch gelacht, wenn es ihm mit seiner Erfahrung und seiner Autorität nicht gelang, einen einfachen Träger zu disziplinieren. Man musste diese Leute spüren lassen, wer der Herr im Hause war, dann funktionierte der Rest von ganz allein.

Lilienkron war Geologe. Vulkanologe, um genau zu sein. Ein feingliedriger Mann mit kantigen Gesichtszügen und einem Hut, der ein wenig an einen türkischen Fez erinnerte. Böswillige Zungen behaupteten, die Kopfbedeckung habe Wilhelm Busch zu der Figur des Schneiders Böck in Max und Moritz angeregt. He, heraus du Ziegen-Böck! Schneider, Schneider, meck, meck, meck! Aber diese Bildergeschichte war bereits 30 Jahre zuvor erschienen.

Nicht dass Lilienkron einen guten Scherz nicht zu schätzen wusste, aber das ging dann doch zu weit. Immerhin war er ein ordentlicher Professor an einer der bedeutendsten Universitäten der Welt. Als Experte für Vulkane und mit einem Jahresgehalt von zweitausendfünfhundert Mark standen ihm alle Türen der Welt offen. Irgendeiner seiner Studenten hatte jedoch mit dieser Böck-Geschichte angefangen und im Nu hatte sich der Spottname »Lilienböck« an der Fakultät verbreitet. Eine Zeit lang hatte Lilienkron versucht, dagegen vorzugehen, doch es war, als würde man Wasser auf eine heiße Herdplatte tropfen.

Sei´s drum. Würde er erst finden, wonach er schon sein halbes Leben lang suchte, dann würde man ihn mit mehr Respekt behandeln. So viel war sicher.

Er reckte den Hals. Endlich sah er den dunklen Haarschopf und den leinenfarbenen Rucksack durchs Unterholz wippen. Temal hatte eine lilafarbene Orchidee gepflückt und schnupperte gedankenverloren in ihrem Kelch. Vermutlich dachte er dabei an seine junge Verlobte, die daheim auf ihn wartete. Lilienkron winkte ungeduldig mit dem Arm.

»Temal! Hierher.«

Der Träger erblickte ihn, wechselte die Richtung und kam spornstreichs auf ihn zu.

»Da bist du ja endlich.« Lilienkron stemmte die Hände in die Hüften. »Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass wir uns beeilen müssen, wenn wir unseren Lagerplatz vor dem Regen erreichen wollen. Bei deinem Getrödel schaffen wir es nie bis zum Bromo.«

»Nicht aufregen, Tuan Lilienkron. Wir viel Zeit.« Temal schnupperte an seiner Blume. »Wenn schneller, dann mehr Geld.«

»Das kannst du vergessen, mein Lieber. Das Thema haben wir schon durch. Du wirst dich an unsere Vereinbarung halten, oder ich erzähle dem Dorfältesten, dass er einen Betrüger in seinem Ort beherbergt. Wenn ich mit deiner Leistung zufrieden bin, werde ich dir eine Prämie zahlen. Aber nur, wenn du nicht dauernd wieder vom Geld anfängst. Wenn ich gewusst hätte, was ich mir mit dir einhandele, hätte ich einen anderen Träger genommen, da kannst du sicher sein.« Er blickte Temal streng an, der dann auch einigermaßen zerknirscht dreinblickte. Lilienkron nickte zufrieden, wobei er unterschlug, dass Temal der Einzige war, der ein halbwegs verständliches Malaiisch sprach, weshalb seine Argumentation eigentlich sinnlos war. Aber das musste er dem Kerl ja nicht auf die Nase binden.

Temal zuckte mit den Schultern, fügte sich in sein Schicksal und hielt während der nächsten Stunde mit Lilienkron Schritt.

Nach einer Weile wurde der Wald lichter und machte einer grasbewachsenen Ebene Platz, die mit unzähligen kleinen Büschen durchsetzt war. Jenseits davon stieg die Landschaft zu einem wilden, zerklüfteten Hochplateau an, unter Wissenschaftlern auch als Caldera bekannt. Dahinter erhob sich drohend der Bromo.

Lilienkron lächelte. Die Flanken des Vulkans waren zum Greifen nah. Nur noch diese Ebene, dann konnten sie ihr Lager aufschlagen. In freudiger Erwartung schlug er den Weg durch das hüfthohe Gras ein.

Er war noch keine hundert Meter weit gekommen, als er unvermittelt stehen blieb. Was er sah, ließ ihn vor Verwunderung nach Luft schnappen.

Vor seinen Füßen öffnete sich ein enormer Graben. Wie mit dem Lineal gezogen erstreckte sich der Schnitt über Dutzende Kilometer sowohl nach links als auch nach rechts. Unmöglich zu erkennen, wie lang er tatsächlich war. Fest stand nur, es war viel zu weit, um ihn zu umrunden.

Ein seltsames Gefühl stieg in Lilienkron empor, als er nach unten blickte. Er konnte nicht erkennen, wie tief die Spalte in das Innere der Erde führte, denn sie war mit einer Schicht dicken gelblichen Nebels gefüllt. Mehrere schmale Seitenrisse machten den Boden entlang der Kante instabil. Vorsichtig trat er einen Schritt zurück, setzte seinen Rucksack ab und nahm das Gewehr von der Schulter.

»Seltsam«, murmelte er. »Ich kann mich nicht erinnern, diesen Graben in der Karte gesehen zu haben. Aber das haben wir gleich.« Er nahm den Plan aus dem Rucksack, faltete ihn auseinander und legte ihn flach auf den Boden. Dann wanderte er langsam mit dem Finger über das Papier. Temal trat neugierig dazu. Sein Gesicht war ernst.

»Genau wie ich gedacht habe«, sagte Lilienkron. »Ist nicht drin. Also entweder hat Junghuhn hier geschlampt, oder der Graben ist neu. Wenn du mich fragst, ich tippe auf Letzteres.« Er blickte hinüber auf die andere Seite, wo der Bromo sein kahles Haupt erhob. Dunkle Wolken quollen aus seiner Spitze. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er jederzeit ausbrechen konnte. Lilienkron glaubte sogar, den fauligen Geruch von Schwefel in der Nase zu spüren. »Gut möglich, dass die Erdspalte bei einem der vielen Beben der jüngeren Zeit entstanden ist«, sagte er. »Die frische rote Erde ist der Beweis, siehst du?«

Temal schwieg.

Die Erde von Java war in ständiger Bewegung, besonders nach dem verheerenden Ausbruch des Krakatau vor zwölf Jahren. Beinahe jede Woche wurde die Erde durchgeschüttelt. Für die Bevölkerung war der Zustand so normal, dass sie den geringfügigeren Beben schon keine Bedeutung mehr zumaß. Ein kleiner Rumpler am Morgen, das gehörte für sie schon genauso dazu wie der Aufgang der Sonne. Lilienkron hingegen hatte einige Zeit gebraucht, um sich daran zu gewöhnen. Mehr als einmal war er aus dem Schlaf gefahren, weil der Boden wackelte und die Häuserwände quietschten. Da neunzig Prozent aller Gebäude aus Bambus bestanden, war die Gefahr, erschlagen zu werden, relativ gering. Trotzdem war es natürlich eine unheimliche Erfahrung. Besonders während der Nacht.

Die Wände des Grabens waren in einem fünfundvierzig Grad-Winkel nach unten geneigt. Das machte ein Hinabsteigen zwar schwierig, aber nicht unmöglich. Lilienkron blickte seinen Träger an.

»Was meinst du, sollen wir es wagen?«

Temal schüttelte den Kopf. Er hatte während der ganzen Zeit kein einziges Wort gesagt. Sein Mund, der sonst immer lächelte, war zu einem schmalen Strich verzogen. So kannte Lilienkron ihn gar nicht.

»Was ist?«, fragte er. »Hat es dir die Sprache verschlagen?«

»Besser umkehren, Tuan Lilienkron. Hier ist nicht geheuer.«

»Was ist nicht geheuer?«

»Temal kennt Orte wie diesen. Drüben bei uns ist auch so ein Graben. Ist verflucht. Nicht gut hier, besser...
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Autor

Thomas Thiemeyer, geboren 1963, studierte Geologie und Geographie, ehe er sich selbständig machte und eine Laufbahn als Autor und Illustrator einschlug. Mit seinen Wissenschaftsthrillern und Jugendbuchzyklen, die etliche Preise gewannen, sich eine Million Mal verkauften und in dreizehn Sprachen übersetzt wurden, ist er mittlerweile eine feste Größe in der deutschen Unterhaltungsliteratur. Seine Geschichten stehen in der Tradition klassischer Abenteuerromane und handeln des öfteren von der Entdeckung versunkener Kulturen und der Bedrohung durch mysteriöse Mächte. Der Autor lebt mit seiner Familie in Stuttgart.