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Nur der See war Zeuge

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Emons Verlagerschienen am25.07.2024
Cold Case am Bodensee. Madlener und Harriet ermitteln in einem Fall, der 30 Jahre zurückliegt. Am Bodensee wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, doch während ihre Kollegen nach dem Mörder fahnden, ermitteln Kommissar Madlener und seine Partnerin Harriet in einem Cold Case: Ein kürzlich verstorbener Mann hat gestanden, vor dreißig Jahren an einem schrecklichen Verbrechen beteiligt gewesen zu sein.Tatsächlich wurde damals ein Junge entführt und ist bis heute verschwunden. Madlener und Harriet rollen den Fall neu auf, um den Verbleib des Kindes endlich zu klären - und den noch lebenden zweiten Täter zu finden.

Walter Christian Kärger, aufgewachsen im Allgäu, absolvierte die Hochschule für Fernsehen und Film und arbeitete 30 Jahre als Drehbuchautor in München. Über 100 seiner Drehbücher wurden für Kino oder TV verfilmt. Er lebt als Romanautor in Memmingen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextCold Case am Bodensee. Madlener und Harriet ermitteln in einem Fall, der 30 Jahre zurückliegt. Am Bodensee wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, doch während ihre Kollegen nach dem Mörder fahnden, ermitteln Kommissar Madlener und seine Partnerin Harriet in einem Cold Case: Ein kürzlich verstorbener Mann hat gestanden, vor dreißig Jahren an einem schrecklichen Verbrechen beteiligt gewesen zu sein.Tatsächlich wurde damals ein Junge entführt und ist bis heute verschwunden. Madlener und Harriet rollen den Fall neu auf, um den Verbleib des Kindes endlich zu klären - und den noch lebenden zweiten Täter zu finden.

Walter Christian Kärger, aufgewachsen im Allgäu, absolvierte die Hochschule für Fernsehen und Film und arbeitete 30 Jahre als Drehbuchautor in München. Über 100 seiner Drehbücher wurden für Kino oder TV verfilmt. Er lebt als Romanautor in Memmingen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987072048
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum25.07.2024
Reihen-Nr.8
SpracheDeutsch
Dateigrösse3216 Kbytes
Artikel-Nr.14920923
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


24

»Ich habe ihn«, sagte Harriet, die im Netz unterwegs war. »Falls es unser Mann ist und es keinen zweiten Christoph Bötticher gibt.«

Madlener, der am Schreibtisch vor seinem Computer saß und über Google Earth die Gegend um das damalige Internat Klosterstetten absuchte, horchte auf.

Und dann folgte auch noch ein lautes: »Ach du heilige Scheiße ...«

Er wunderte sich über Harriets Ausdrucksweise. Normalerweise war sie in dieser Hinsicht eher zurückhaltend.

»Was ist?«, fragte er, stand auf und ging von seinem Schreibtisch zu ihr hinüber, um zu sehen, was sie da am Computer gefunden hatte.

»Der Mann, den wir suchen ... der frühere Freund von Elmar ... Er ist einer von uns!«

»Was soll das heißen - einer von uns?«

»Christoph Bötticher ist ein Bulle. Wie du und ich.«

Sie drehte den Bildschirm so, dass Madlener den Text lesen und das dazugehörige Bild aus dem »Südkurier« sehen konnte, ein Zeitungsbericht über die spektakuläre Zerschlagung eines niederländisch-italienischen Drogenschmugglerrings mit sechs Festnahmen und einer erheblichen Menge an beschlagnahmten Drogen.

»Mist, Mist, Doppelmist!«, entfuhr es ihm.

Kriminalhauptkommissar Christoph Bötticher, Kripo Konstanz, Leiter Kriminalfachdezernat 2, Rauschgiftdelikte und Bandenkriminalität, ein rothaariger, kräftiger Mann, schaute in dem Bericht über einen Rauschgiftfund in einem präparierten Lkw an der Grenze zur Schweiz in die Kamera, hinter ihm auf einem Tisch lagen Dutzende gleich große Drogenpäckchen.

Ihm, seinem Dezernat und den Kollegen aus dem Ausland war in einer konzertierten Aktion ein großer, grenzüberschreitender Coup gegen die Drogenmafia gelungen, wie es in dem Artikel hieß.

Madlener und Harriet sagten eine Weile gar nichts, bis Harriet meinte: »Shit happens ...«

»In der Tat«, schimpfte Madlener vor sich hin. »Das kann doch alles nicht wahr sein! Ein Kollege, und dann auch noch ein äußerst angesehener und erfolgreicher, ist der Hauptverdächtige in unserem Fall Wolfgang Becker. Herrgott noch mal - das wirft unser ganzes Vorgehen über den Haufen! Weißt du, was das bedeutet?«

»Ja. Wir können nicht einfach hingehen, auf ihn deuten und ihm sagen, was wir über seine Geschichte mit Elmar Thorensen wissen.«

»Völlig richtig. Ein Kollege mit einem Ruf wie Donnerhall im Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Der sich von jedem unserer Schritte unterrichten kann und genau Bescheid weiß, wo wir gerade stehen. Sobald auch nur das Geringste davon durchsickert.«

Madlener ließ sich auf einen Stuhl neben Harriet fallen und stöhnte. »Das ist der Super-GAU für unsere Ermittlungen. Glaubst du, wir können einem hochrangigen Kollegen das Geheimnis aus der Nase ziehen, wo er sein vor dreiunddreißig Jahren vergrabenes Opfer versteckt hat? Nie und nimmer. Er weiß genau, wie wir vorgehen, er kann in Erfahrung bringen, was wir gegen ihn in der Hand haben, und er wird intelligent genug sein, um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«

»Und wenn wir ihn mit dem Briefgeständnis von Elmar Thorensen unter Druck setzen?«

»Okay - gesetzt den Fall, wir konfrontieren ihn mit dem Brief von Elmar und den Aussagen, die da drinstehen, braucht er nur zu behaupten, dass Elmar noch einen heimlichen Freund gehabt haben muss, mit dem zusammen er die Entführung inszeniert hat, aber leider kennt er dessen Namen nicht. Hat ihn Elmar in seinem Brief namentlich erwähnt? Nein. Warum nicht?«

»Keine Ahnung. Um uns aus dem Grab heraus in die Irre zu führen?«

»Kann sein. Oder er will auch nach seinem Tod absichtlich verschleiern, wer sein Mittäter war. Weil er eine teuflische Freude daran hat, uns im Dunkeln herumtapsen zu lassen, wer weiß. Sag du mir, was für eine Motivation ein Psycho hat. Ich weiß es nicht. Müssen nicht unbedingt logische Gesichtspunkte nach unseren Maßstäben sein. Und selbst wenn wir irgendetwas finden, das Grischa Bötticher mit unserem Fall in Verbindung bringt: Vergiss nicht, der Mann hat ein immenses Ansehen. Wir setzen uns in die Nesseln und werden dastehen wie begossene Pudel - schlimmer noch: als Kameradenschweine und Nestbeschmutzer. Alle werden mit dem Finger auf uns zeigen, weil wir einen Säulenheiligen aus unseren Reihen zu Unrecht angeschwärzt haben im Versuch, seinen Ruf zu ruinieren. Wir machen noch einen unschuldigen Märtyrer aus ihm und schaufeln uns unser eigenes Grab. Dagegen anzugehen haben wir keine Chance. Wir bräuchten schon ein Geständnis von ihm. Und das werden wir niemals bekommen.«

Sein Statement schwebte im Raum und ließ beide eine ganze Weile schweigen.

Weil sie wussten, dass er recht hatte.

»Kennst du Achternbusch?«, fragte Harriet in die Stille hinein.

»Wen?«

»Na ja - der für seinen absurden Humor bekannte Künstler und Filmemacher aus München. Ist schon gestorben. Weißt du, was er gesagt hat?«

»Nein.«

» Du hast keine Chance - aber nutze sie. Soll ich dir sagen, was das bedeutet?«

»Ja. Wir können unsere Strategie komplett in die Tonne kloppen und müssen die ganze Geschichte von Neuem angehen. Ich weiß nur nicht, wie wir das machen sollen.«

»So ist es.«

Madlener schüttelte frustriert den Kopf. »Gegen einen Kollegen ermitteln, ohne dass er davon Wind bekommt ... Wie sollen wir das anstellen?«

»Wie schon? Schritt für Schritt. Das sagst du doch immer. Nur aus einer anderen Richtung. Was wir nicht können, ist, ihn direkt mit unserem Verdacht zu konfrontieren. Wir müssen das indirekt machen.«

»Was meinst du damit?«

»Wir zäumen das Pferd von hinten auf, wie man so schön sagt.«

»Indem wir was tun?«

»Wir sollten versuchen, die vergrabene Kiste im Wald zu finden.«

»Daran haben sich schon unsere Kollegen vor dreißig Jahren die Zähne ausgebissen. Hab´s gerade in den Akten gelesen. Ganze Hundertschaften aus Bereitschaftspolizei und Bundeswehr haben damals die Wälder um Unteruhldingen durchkämmt. Ohne Erfolg.«

»Wenn wir die Kiste finden, finden wir auch DNA-Spuren. Und wenn wir DNA-Spuren haben, können wir ihn damit festnageln, dann kann er nicht mehr den Unschuldsengel spielen. Wir müssen eben den Suchradius von damals erweitern.«

»Weißt du, wie groß diese Wälder sind? Und wir wissen nicht einmal ungefähr, wo sie die Kiste vergraben haben!«

»Ja, schon. Aber willst du deswegen aufgeben?«

Er sah sie erstaunt an. »Was sagst du da? Traust du mir das wirklich zu? Dass ich aufgebe? Bist du meschugge? Nein, niemals!«

Sie sah ihn an und sagte nur: »Danke, Max.«

»Danke? Wofür?«

»Dafür, dass ich wieder weiß, warum ich mit dir zusammenarbeite.«

»Da nicht für«, sagte Madlener. »Wenn Grischa Bötticher das getan hat, was er zweifelsohne getan hat, wenn wir der schriftlichen Aussage von Elmar Thorensen Glauben schenken, dann muss er dafür bezahlen. Und wir werden einen Weg finden, ihn zu überführen. Selbst wenn er der Vorzeigepolizist von ganz Baden-Württemberg ist.«

»Und es uns Kopf und Kragen kostet, wenn wir falschliegen.«

»Wir liegen nicht falsch, Harriet.«

»Bist du sicher?«

»Absolut.«

Sie starrten eine Weile nachdenklich vor sich hin.

Bis Madlener sagte: »Alsdann, fangen wir trotzdem an. Schaff morgen alles ran, was du über Grischa Bötticher im Netz oder sonst wo findest. Ich wühle mich weiter durch die Aktenberge von damals. Und dann ... dann müssen wir uns eine vollkommen neue Strategie überlegen. Eine andere Vorgehensweise. Dein Vorschlag, das Pferd von hinten aufzuzäumen, ist gar nicht so übel. Außerdem - vielleicht tut sich irgendwo bei unseren Recherchen etwas Unerwartetes auf, wer weiß. Und, ganz besonders wichtig ...«

Er hob den Zeigefinger und erwartete die richtige Antwort von Harriet, die prompt erfolgte.

»Kein Wort zu niemandem.«

»Richtig. Das muss strikt unter uns beiden bleiben.«

»Was sagen wir dem Chef, wenn er fragt, an was wir dran sind?«

»Cold Case, was sonst? Und das ist nicht mal eine Lüge.« Er stand auf und schlüpfte in seine Jacke. »Aber jetzt machen wir erst mal Feierabend. Kriminalhauptkommissar Grischa Bötticher läuft uns nicht davon. Mir reicht´s jedenfalls für heute. Ich sage das nicht oft, aber jetzt brauche ich einen Drink.«

Er zögerte kurz und riskierte es dann zum x-ten Mal mit einer halbgaren Einladung, obwohl er schon auf eine erneute Abfuhr gefasst war.

»Ich kenne da eine nette kleine Bar in einer Seitenstraße der Seepromenade. Kommst du mit?«, fragte er.

Harriet zog sich ebenfalls ihre Lederjacke an und tat so, als ob sie überlege, bevor sie schließlich mit den Achseln zuckte. »Wenn ich eingeladen bin ...«

Madlener konnte es kaum glauben - sie hatte tatsächlich Ja gesagt!

Mit einer oscarreifen mimischen Glanzleistung schaffte er es gerade noch, seine Überraschung zu verbergen und so zu tun, als fühlte er sich als ihr Chef verpflichtet, sie zu einer gewissen Mäßigung zu ermahnen.

»Aber kein französischer Schampus! Schließlich haben wir nichts zu feiern, Agent Starling!«

»Ganz im Gegenteil. Ein Martini reicht mir, Special Agent Crawford«, sagte sie gespielt bescheiden und ging auf seinen Ton ein. Eine Reminiszenz an ihren gemeinsamen Lieblingsfilm »Das Schweigen der Lämmer«. Ein kleines Ritual, das sie seit Ewigkeiten nicht mehr durchexerziert hatten.

»Geschüttelt oder gerührt?«, fragte Madlener.

»Hauptsache, spendiert«, antwortete sie und hob ihre spöttisch anmutende Augenbraue über dem...
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