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Hof

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Kanon Verlagerschienen am04.09.20241. Auflage
Die große Trilogie vom Wunderkind der dänischen Literatur Tues Welt ist der Hof. Hier lebt er mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern. Es gibt acht Hunde, Kühe und Tierkadaver. Über Tues Bett klebt ein Stern mit Kaugummi fest. Tues Vater liest die Zeitung von hinten, die Todesanzeigen zuerst. Tues Mutter zockt und spricht nicht viel, dabei hat sie eine schöne Stimme. Zum Frühstück gibt es Butterbrot mit Zucker. Das Geld fehlt, aber durch Hunde-Zucht, Goldzahn-Verkauf oder Kupferkabel-Klau ist auch mal eine Flasche Wein aus Kalifornien drin. Das ist dann wie Urlaub. Doch Tue sehnt sich nach mehr, er entdeckt seine Homosexualität, knüpft Freundschafte n, und nach den Sommerferien will er das Gymnasium besuchen. - Mit großer Zärtlichkeit erzählt Thomas Korsgaard die Geschichte einer Kindheit: inspiriert von seiner eigenen. Der grandiose Auftakt der Trilogie um Tue. »Wie in Tausendundeine Nacht wird Sprache zum Zaubermittel - gegen eine Jugend in Härte und Armut. Was für ein großes Leseglück ist dieser kindliche Erzähler!« Daniela Dröscher

Thomas Korsgaard, geb. 1995, schrieb seinen Debütroman »Hof« mit gerade mal 21 Jahren. Band 2 und 3 der Trilogie folgten wenige Jahre später. Seine Romane haben sich in Dänemark mehr als 300.000 Mal verkauft. Für seinen letzten Roman wurde Thomas Korsgaard mit dem Literaturpreis Goldene Lorbeer ausgezeichnet und ist damit der jüngste Preisträger aller Zeiten. Bei Kanon erscheinen Band 2 »Stadt« im Frühjahr 25 und Band 3 »Paradies« im Herbst 25.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextDie große Trilogie vom Wunderkind der dänischen Literatur Tues Welt ist der Hof. Hier lebt er mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern. Es gibt acht Hunde, Kühe und Tierkadaver. Über Tues Bett klebt ein Stern mit Kaugummi fest. Tues Vater liest die Zeitung von hinten, die Todesanzeigen zuerst. Tues Mutter zockt und spricht nicht viel, dabei hat sie eine schöne Stimme. Zum Frühstück gibt es Butterbrot mit Zucker. Das Geld fehlt, aber durch Hunde-Zucht, Goldzahn-Verkauf oder Kupferkabel-Klau ist auch mal eine Flasche Wein aus Kalifornien drin. Das ist dann wie Urlaub. Doch Tue sehnt sich nach mehr, er entdeckt seine Homosexualität, knüpft Freundschafte n, und nach den Sommerferien will er das Gymnasium besuchen. - Mit großer Zärtlichkeit erzählt Thomas Korsgaard die Geschichte einer Kindheit: inspiriert von seiner eigenen. Der grandiose Auftakt der Trilogie um Tue. »Wie in Tausendundeine Nacht wird Sprache zum Zaubermittel - gegen eine Jugend in Härte und Armut. Was für ein großes Leseglück ist dieser kindliche Erzähler!« Daniela Dröscher

Thomas Korsgaard, geb. 1995, schrieb seinen Debütroman »Hof« mit gerade mal 21 Jahren. Band 2 und 3 der Trilogie folgten wenige Jahre später. Seine Romane haben sich in Dänemark mehr als 300.000 Mal verkauft. Für seinen letzten Roman wurde Thomas Korsgaard mit dem Literaturpreis Goldene Lorbeer ausgezeichnet und ist damit der jüngste Preisträger aller Zeiten. Bei Kanon erscheinen Band 2 »Stadt« im Frühjahr 25 und Band 3 »Paradies« im Herbst 25.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783985681297
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum04.09.2024
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse2470 Kbytes
Artikel-Nr.15239874
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1

Es fing mit den Ratten an. Ich war zwölf, und meine Eltern waren unsterblich. Für sie waren die Ratten kein Zeichen für irgendetwas. Die Tiere liefen einfach jede Nacht hinter der Holzverschalung unserer Einbauküche herum. Sie hatten sich ihren Weg durch die Glaswolle hinter der Fassade genagt und wuselten jetzt dort herum, wo die Schubladen endeten. Man konnte ihre Krallen hören, wenn sie über das Holz flitzten. Sie fraßen alles, was ihnen zwischen die Zähne kam. Brot- und Kuchenkrümel, die sie auf den Böden der Schubladen fanden. Zwiebeln und Kartoffeln aus dem Schrank unter der Spüle. Selbst die kleinen Spülmaschinentabs und den Entkalker nagten sie an, ohne Schaden zu nehmen. Das Rattennest stank bestialisch. Mein Vater hatte eine Plastikschüssel mit hellrotem Gift in den Schrank unter der Spüle gestellt. Wir sollten es auf keinen Fall anfassen, sagte meine Mutter. Doch das Gift nützte nichts, und eine Woche später waren die Ratten immer noch am Leben. Sie hatten das Gift nicht einmal angerührt.

»Die dänische Ratte ist widerstandsfähig geworden«, sagte mein Vater.

»Wir können einen Kammerjäger rufen«, schlug meine Mutter vor.

»Njaaaaa«, wich er aus. »Immer mit der Ruhe, Lonny.«

»Ich halte das nicht mehr aus, das ist einfach nur ekelhaft.«

»Wir kümmern uns selbst drum. Das kriege ich hin.«

»Wenn du meinst.«

Mein Vater ging nach draußen und schaltete den motorbetriebenen Schleifstein an, der in der Scheune stand. Das Kreischen der Maschine drang durchs ganze Haus. Mit einem scharfen Spaten in der einen Hand und einem Brecheisen in der anderen kam mein Vater zurück nach drinnen.

»Jetzt passt mal gut auf«, sagte er. Dann schloss er die Türen zur Küche, stemmte die Holzverschalung mit dem Brecheisen auf und ließ die Ratten durch den Raum laufen. Er stand in seinem blauen Arbeitsoverall in der Küche, hob den Spaten bis zu den Schultern und ließ ihn fallen. Auf diese Weise hackte er die Ratten in zwei Hälften, und jedes Mal, wenn der Spaten durch den Linoleumboden stieß und das Betonfundament traf, schepperte es metallisch. Eine Ratte nach der anderen erledigte er so. Sie lagen in ihren Blutlachen auf dem Küchenboden, bei einer Ratte waren die Innereien nach außen gestülpt. Als er fertig war, wischte meine Mutter alles mit einem Lappen auf, und mein Vater nagelte die Holzpaneele wieder an ihren Platz. Die Ratten wurden auf den Haufen mit den toten Tieren auf unserem Hofplatz geworfen. Tote Tiere verwesen erst, wenn man sie so lange liegen lässt, bis die Maden unter ihre Haut gekrochen sind und die Kontrolle über die Körper übernommen haben. Dann legen sich die Haare in glatte, fettige Falten, und wenn die Fliegen in ihre ausgetrockneten Augen kacken, fangen sie an zu stinken. An Lungenentzündung verendete Kälber, manchmal die Leiche einer wilden Katze oder ein von einem Fuchs zerfetztes Huhn. Es kam vor, dass ich in die leeren Pupillen eines kürzlich gestorbenen Kalbs starrte, und eine Weile sammelte ich die Ohrmarken. Mein Vater fütterte ihnen präventiv Antibiotika, damit sie nicht krank wurden, aber das half nichts. Es ist schwer, Bauer zu sein, wenn die Tiere einfach so verrecken, sagte er einmal, nachdem er wieder einen Kadaver aus dem Stall getragen hatte. Einmal im Monat wurden alle toten Tiere in ganz Nørre Ørum eingesammelt und in die Verbrennungsanlage gebracht, aber auf dem Hof wirbelte ständig irgendwelches Ungeziefer durch die Luft, und der Gestank verschwand nie ganz.

In unserem Hausflur wohnten an die acht Hunde. Wir hatten gerade einen neuen Wurf Welpen bekommen, und meine Eltern wussten nicht, was sie mit ihnen anfangen sollten. Manchmal wollten sie spielen, aber ihr Atem war nicht auszuhalten. Mein Vater liebte die Hunde, weil sie genau das taten, was er sagte. Einer war viel größer als die anderen. Ein Labrador, der nach allem und jedem schnappte. Wir hatten ihn von meinem Cousin Arne geerbt. Dak, seine Frau, hatte verlangt, dass er von ihrem Grundstück verschwand. Er hatte einen Fensterrahmen zerbissen, und für Dak waren Hunde etwas zum Essen.

»Willst du den verdammten Labrador nicht bald kastrieren lassen?«, fragte meine Mutter.

»Der wird nicht kastriert. Bist du bescheuert, oder was?«

»Wir können es uns nicht leisten, die Tölen zu behalten. Die fressen in einer Tour.«

»Wir können die Welpen ja verkaufen.«

»Wie willst du bitte fünf Mischlinge ohne Stammbaum loswerden? Keine Chance.«

»Doch«, entgegnete mein Vater. Meine Mutter schüttelte den Kopf, aber ich glaubte meinem Vater. Ihm gelang fast alles.

Ich kaute sehr langsam beim Abendessen. Irgendwo hatte ich gehört, dass man jeden Bissen am besten mehr als dreißig Mal kauen sollte, um keine Verstopfung zu bekommen. Für mich gab es nichts Schlimmeres, als Verstopfung zu haben. Das war um Welten schlimmer als Dünnschiss. Meine Mutter hatte bereits ein Bein auf den Stuhl gezogen und rauchte eine Zigarette. Den Teller benutzte sie als Aschenbecher. Mein Vater kaute am Hühnerknochen, nagte alles Fleisch davon ab und warf ihn den Hunden hin, die das Abendessen am Boden liegend verfolgten.

»So, jetzt hört aber auf zu betteln«, sagte mein Vater zu den Hunden, nachdem er ihnen den Knochen hingeworfen hatte.

»Damit hören sie bestimmt nicht auf, wenn du sie am Tisch fütterst«, sagte meine Mutter.

»Den Knochen können sie ruhig kriegen«, sagte er, und seine Hand verschwand unter dem Tisch, um einen der Hunde zu kraulen.

»Aber du bringst ihnen nur bei, zu betteln, wenn du ihnen am Tisch zu Essen gibst. Das sind solche Schleimer.«

»Willst du ihnen lieber Futter kaufen?«, fragte er.

»Es sind deine Hunde, die kosten uns schon genug Geld.«

»Es sind unsere Hunde, ich habe doch gesehen, wie du einen gestreichelt hast«, sagte er. »Wenn du dir wenigstens eine Arbeit suchen würdest.«

»Ich bin gerade im Mutterschutz.«

»Ja, ja, aber nach der Geburt musst du schnell wieder ran. So wie jetzt ist das nichts.«

»Es wird schon gehen«, sagte meine Mutter und drückte die Kippe fest auf dem Teller aus. Mein Vater nahm die letzten Kartoffeln aus dem Topf, während Nina sich die Ohren zuhielt. Ich versuchte, ihr zuzulächeln.

»Ja, du hast recht, es könnte schlimmer sein.« Mein Vater atmete tief ein. Der Bauch meiner Mutter war groß geworden. Aufgebläht wie ein Heliumballon oder ein Kürbis. Sie hatte mir erzählt, dass wir noch ein Schwesterchen bekommen würden. Sie redeten nicht wirklich darüber, mein Vater und sie. Ich wollte wissen, wann es soweit war, und mein Vater sagte, es würde noch eine Weile dauern. Erst gegen Ende des Jahres.

»Nee, weißt du, was uns Geld kostet?«, fragte er meine Mutter.

»Nein.« Sie räumte die Teller ab und kratze alle Reste in eine große Schüssel für die Hunde. Manchmal gab es einen Klecks Soße obendrauf. Damit sie ein gutes Winterpolster ansetzten, meinte mein Vater.

»Was uns viel Geld kostet?«, wiederholte er.

»Vieles kostet Geld«, antwortete meine Mutter und stellte die Schüssel unter den Tisch.

»Kinder kriegen kostet Geld. Denkst du nicht, da schaffen wir es auch, ein paar Hunde zu haben?«, sagte er, während er den dicksten Hund hinter den Ohren kraulte.

»Außerdem ist es gut, wenn Kinder lernen, sich um Tiere zu kümmern.« Er beugte sich vor und schaute dem Hund in die Augen.

»Ich hab dich lieb, du kleiner Dicker, du bist ein gutes Hundchen.« Die anderen drängelten sich um die Schüssel und schubsten einander, um die Soße abschlecken zu können.

»Ich will lieber ein Kaninchen«, quengelte Morten.

»Das kannst du dir gleich abschminken. Jetzt haben wir die Hunde, und dabei bleibt es.«

»Warum darf Tue dann Fische haben? Das ist unfair«, beschwerte sich Morten.

»Halt die Klappe! Einen Scheiß ist das unfair«, widersprach ich.

»Muss ich dir den Mund auswaschen?«, fragte mein Vater. Das sagte er manchmal, wenn wir fluchten. Dass er uns den Mund mit Wasser und Seife auswaschen würde. Mit Schmierseife.

»Ich war heute Morgen schon im Bad«, antwortete ich.

»Du sollst keine Widerworte geben!«

Die Unterlippe meines Vaters verschwand zwischen seinen Zähnen, und ich räumte die Teller ab und stellte sie vor die Spüle, bevor ich nach oben in mein Zimmer ging. Man soll seine Kämpfe mit Bedacht wählen, hatte meine Mutter einmal gesagt, und daran versuchte ich mich zu halten.

Kurz darauf überfuhr meine Mutter den Labrador aus Versehen. Sie legte ihn zu den anderen toten Tieren, so fand mein Vater es heraus.

»Das war...
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Autor

Thomas Korsgaard, geb. 1995, schrieb seinen Debütroman »Hof« mit gerade mal 21 Jahren. Band 2 und 3 der Trilogie folgten wenige Jahre später. Seine Romane haben sich in Dänemark mehr als 300.000 Mal verkauft. Für seinen letzten Roman wurde Thomas Korsgaard mit dem Literaturpreis Goldene Lorbeer ausgezeichnet und ist damit der jüngste Preisträger aller Zeiten. Bei Kanon erscheinen Band 2 »Stadt« im Frühjahr 25 und Band 3 »Paradies« im Herbst 25.

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