Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Zum Glück gibt es Umwege

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.03.20191. Auflage
Umwege erhöhen die Ortskenntnis. Hinreißend witzig: zwei unwiderstehliche Helden auf dem Jakobsweg. Zoe, Künstlerin und Yoga-Expertin, flüchtet aus Kalifornien nach Frankreich. Martin, Technikfreak aus England, will den von ihm entwickelten Wanderkarren für Rückengeschädigte einem Praxistest unterziehen. Als sie sich auf dem Jakobsweg begegnen, sind sie erstmal ganz schön genervt voneinander. Aber schräge Reisegefährten, Wetter- und Seelenkatastrophen, die Kapriolen des Wanderkarrens schweißen zusammen. Werden Martin und Zoe, grundverschieden wie sie sind, auf dem Camino einen gemeinsamen Weg finden? Ein Roman über Neuanfang und Sinnsuche, übers Wandern und Zu sich selbst finden und darüber, wie wir mit einem Lächeln Erfüllung finden. Bestseller-Autor Graeme Simsion ('Das Rosie-Projekt') , und seine Frau, Psychologin und Autorin Anne Buist, haben 'Zum Glück gibt es Umwege' gemeinsam geschrieben, jeder aus seiner Perspektive. Beide haben den Jakobsweg von Cluny bis Santiago begangen, Örtlichkeiten und Wegbeschreibungen gehen auf eigenen Augenschein zurück, und so manche Begegnung auf dem Camino ist, fiktiv abgewandelt, in die Romanhandlung eingeflossen. »Eine herrliche Geschichte von Menschen, die Selbstzweifel überwinden und alte Lasten abwerfen.« Herald Sun, Sydney

Sein erster Roman, ?Das Rosie-Projekt?, wurde auf Anhieb ein Welterfolg und stand in Deutschland monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Mit dem Roman ?Der Rosie-Effekt? und jetzt ?Der Mann, der zu träumen wagte? setzt der Australier Graeme Simsion seine Erfolgsgeschichte fort. Simsion war erfolgreicher IT-Berater, bis er mit dem Schreiben anfing. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Melbourne.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextUmwege erhöhen die Ortskenntnis. Hinreißend witzig: zwei unwiderstehliche Helden auf dem Jakobsweg. Zoe, Künstlerin und Yoga-Expertin, flüchtet aus Kalifornien nach Frankreich. Martin, Technikfreak aus England, will den von ihm entwickelten Wanderkarren für Rückengeschädigte einem Praxistest unterziehen. Als sie sich auf dem Jakobsweg begegnen, sind sie erstmal ganz schön genervt voneinander. Aber schräge Reisegefährten, Wetter- und Seelenkatastrophen, die Kapriolen des Wanderkarrens schweißen zusammen. Werden Martin und Zoe, grundverschieden wie sie sind, auf dem Camino einen gemeinsamen Weg finden? Ein Roman über Neuanfang und Sinnsuche, übers Wandern und Zu sich selbst finden und darüber, wie wir mit einem Lächeln Erfüllung finden. Bestseller-Autor Graeme Simsion ('Das Rosie-Projekt') , und seine Frau, Psychologin und Autorin Anne Buist, haben 'Zum Glück gibt es Umwege' gemeinsam geschrieben, jeder aus seiner Perspektive. Beide haben den Jakobsweg von Cluny bis Santiago begangen, Örtlichkeiten und Wegbeschreibungen gehen auf eigenen Augenschein zurück, und so manche Begegnung auf dem Camino ist, fiktiv abgewandelt, in die Romanhandlung eingeflossen. »Eine herrliche Geschichte von Menschen, die Selbstzweifel überwinden und alte Lasten abwerfen.« Herald Sun, Sydney

Sein erster Roman, ?Das Rosie-Projekt?, wurde auf Anhieb ein Welterfolg und stand in Deutschland monatelang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Mit dem Roman ?Der Rosie-Effekt? und jetzt ?Der Mann, der zu träumen wagte? setzt der Australier Graeme Simsion seine Erfolgsgeschichte fort. Simsion war erfolgreicher IT-Berater, bis er mit dem Schreiben anfing. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in Melbourne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104906812
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum27.03.2019
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1847 Kbytes
Artikel-Nr.4275922
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2 Martin

Meine letzte Probefahrt mit dem Karren, rauf zum Friedhof und wieder runter, setzte den Schlusspunkt unter ein Projekt, das sechs Monate zuvor begonnen hatte: an einem sonnigen Tag, an dem jede Menge Touristen durch Cluny spazierten und ich meinen Morgenkaffee im Café du Centre trank.

So mancher könnte es für Glück halten, dass ich ausgerechnet in dem Moment, als der Holländer die Straße entlangtaumelte, an einem der Außentische saß. Es gibt nun mal Menschen, die eher an das Zufällige glauben als an gute Vorbereitung und was man aus gebotenen Gelegenheiten macht.

»Taumeln« war übertrieben. Er hielt sich erstaunlich gut, wenn man bedenkt, dass er wahrscheinlich Ende fünfzig und leicht übergewichtig war und einen Golf-Trolley auf dem Rücken trug. Unter dem Ding hingen zwei große Räder, und als er vorbeikam, sah man, warum er sie nicht nutzte: eines davon war fast rechtwinklig abgespreizt. Ich sprang auf und stützte ihn.

»Excusez-moi«, sagte ich. »Vous avez un problème avec la roue?« - Haben Sie ein Problem mit dem Rad?

Er schüttelte den Kopf, womit er aus mir unerfindlichen Gründen das Offenkundige leugnete, denn er war außer Atem und schwitzte, obwohl es am frühen Morgen dieses Augusttags noch kühl war.

»Sind Sie Engländer?«, fragte er - nicht gerade taktvoll, da ich intensiv an meinem Akzent gearbeitet hatte.

Ich streckte die Hand vor. »Martin.«

»Martin«, wiederholte er. Der Sprachwechsel trug nicht unbedingt zur Verbesserung der Kommunikation bei.

»Und Sie?«, wollte ich wissen.

»Holländer. Ich habe kein Problem mit der Straße. Das Problem ist der Trolley.«

Er musste roue, Rad, als rue, Straße, verstanden haben. Wir setzten die Unterhaltung auf Englisch fort, und ich erfuhr, dass er Maarten hieß. Er ging nicht golfen, sondern wandern, und im Trolley befanden sich seine Kleidung und sonstige Utensilien. Er hatte am Stadtrand gezeltet und hoffte nun jemanden zu finden, der das Rad reparierte.

Die Chancen dafür schätzte ich ziemlich gering. Er würde problemlos Schokolade, überteuerten Burgunderwein und Souvenirs vom Kloster finden, aber so was wie eine Werkstatt war mir nicht bekannt. Vielleicht gäbe es eine im Industriegebiet, aber dann würde er frustrierend lange brauchen, sie zu finden, und sich möglicherweise wegen irgendeiner Vorschrift oder eines Streiks oder fehlender Mitarbeiter die Beine in den Bauch stehen, bis ein Monteur sich irgendwann herabließe, ihm zu helfen.

»Ich könnte das für Sie reparieren«, bot ich an.

Wie sich herausstellte, brauchte ich dafür den ganzen Tag minus der Zeit für meine Vorlesung. Damals arbeitete ich erst seit wenigen Monaten an der renommierten Ingenieur-Hochschule ENSAM, konnte dort jedoch alle Räume und Materialien nutzen.

Das Rad war nicht mehr zu retten und wohl von Anfang an recht instabil gewesen. Unser Problem weckte die Neugier einiger Studenten, woraus sich bald ein improvisierter Design-Workshop ergab. Ganz im Sinne von Bildung und Gemeinschaftsarbeit demontierten wir die aufblasbaren Räder einer alten Sackkarre und schweißten sie an Maartens Trolley. Der Gummibezug des Handgriffs war auch irgendwann schon abgefallen, also fertigten wir einen Ersatz aus geriffeltem Metall. Das Ergebnis war definitiv eine Verbesserung. Natürlich wurden Maarten, sein Trolley und die gesamte Konstruktionsgruppe in ihren bemalten Mänteln ordnungsgemäß für unsere Schul-Webseite abgelichtet.

Irgendwann im Verlauf unserer Arbeit stellte ich Maarten die offenkundige Frage. »Wohin geht eigentlich deine Reise?«

»Nach Santiago de Compostela. Ich gehe den Jakobsweg.«

»Von hier aus?«

Eine frühere Kollegin in England, Emma, hatte den Weg bereits »absolviert« und war mehr als ein bisschen stolz darauf. Ich meinte mich jedoch zu erinnern, dass sie von einem Ort an der französisch-spanischen Grenze aus gestartet war.

Maarten klärte mich auf. »Logischerweise stammten früher nicht alle Pilger aus diesem einen Ort. Und im zehnten Jahrhundert konnte man nicht einfach in ein Flugzeug oder einen Zug steigen, nach Saint-Jean-Pied-de-Port reisen und dort bequem von einem Hotel aus starten. Man begann den Jakobsweg vor seiner eigenen Haustür, so wie ich.« Tja, Emma, hör dir das gut an - und geh das nächste Mal von Sheffield aus los.

In ganz Europa gab es Zuführwege, so auch den Chemin de Cluny, auf dem Maarten unterwegs war. Die meisten trafen dann an der spanischen Grenze in Saint-Jean-Pied-de-Port zusammen, wo die letzte, achthundert Kilometer lange Etappe begann: der Camino Francés oder »Französischer Weg«, den Emma gegangen war. Maarten hatte jetzt schon 790 Kilometer hinter sich, von Maastricht aus.

»Warum dieser Wagen?«, fragte ich.

Er tippte sich an die Knie. »Die meisten nehmen einen Rucksack, aber das geht ganz schön auf die Gelenke und den Rücken. Und viele Pilger sind nicht mehr die Jüngsten.«

Das konnte ich gut nachvollziehen. Mein altersreifer Versuch, den Londoner Marathon zu bewältigen, hatte zu einer Knie-OP geführt sowie dem Rat, derartige Belastungen in Zukunft zu meiden.

»Und wo haben Sie den her?«

»Den hat ein Amerikaner konstruiert.«

»Sind Sie damit zufrieden? Abgesehen von den Rädern?«

»Das Ding ist Mist«, sagte er.

Als wir um acht Uhr abends fertig waren, bot ich Maarten einen Platz auf dem Fußboden meines Wohnzimmers an.

»Und ich lade dich zum Essen ein«, fügte ich hinzu, »aber ich will alles über deinen Rollwagen wissen.«

»Hast du doch gesehen. Ist ganz simpel.«

»Nein, ich meine Details aus der Praxis. Wie lässt er sich manövrieren, wo liegen die Probleme, was würdest du ändern?«

Mir war eine Idee gekommen: Ich war überzeugt, ein besseres Design entwickeln zu können. Bevor ich allerdings mit den Entwürfen dazu beginnen könnte, gäbe es noch einige Fragen zu klären, aber das Wichtigste wäre zu verstehen, welche Anforderungen er erfüllen musste. Und wie ich meinen Studenten immer sagte, erfuhr man nichts über Anforderungen, indem man auf dem Hintern saß und eine Wunschliste verfasste. Man musste raus ins Feld, idealerweise mit einem Prototyp, und herausfinden, worauf es ankam. Genau das hatte Maarten 780 Kilometer lang mit dem Produkt getan, mit dem ich konkurrieren würde.

Wir diagnostizierten, dass der Trolley auf unebenem Terrain schwer zu ziehen und auf engen Wegen unbequem zu manövrieren war, weil sich der Griff ständig in der Hand drehte. Aus diesem Grund hatte Maarten der Fahrradroute folgen müssen, die häufig an unschönen Hauptverkehrsstraßen entlangführte.

Beim Käse fragte ich ihn über das Pilgern aus. Ich bin nicht religiös, mich interessierte die Logistik. Auch Maarten war nicht religiös. Er war aus einer Beamtenstellung wegrationalisiert worden und rechnete nicht damit, noch einmal einen Job zu bekommen. Die Gründe für seine Reise waren eher vage, doch die Wahl der Route ergab durchaus einen Sinn.

»Gute Beschilderung, überall Wasser, Herbergen mit Dusche und warmer Mahlzeit. Bricht man sich ein Bein oder kriegt einen Herzinfarkt, wird man von anderen Pilgern gefunden.«

Meine Wohnung lag einen kurzen Spaziergang vom Zentrum entfernt. Ich hatte sie über Jim Hanna bekommen, einen ausgewanderten New Yorker, der in Cluny eine Französin geheiratet hatte, mit der er in den Staaten zusammengekommen war. Die Ehe war mittlerweile gescheitert, hatte zuvor allerdings eine Tochter hervorgebracht, die ihn für die nächste Zukunft an Frankreich band.

Jim hatte mir zwei alte Lehnsessel organisiert, in denen Maarten und ich es uns nun gemütlich machten und Eau de Vie de Prune tranken, Pflaumengeist. Der Schnaps war meine erste Anschaffung in Cluny gewesen, aber nachdem ich einen Abend lang ausgiebig meine Sorgen darin ertränkt hatte, war ich mit dem Ausschenken zurückhaltender geworden.

»Keine Familie?«, erkundigte ich mich.

Er schüttelte den Kopf. »Meine Partnerin ist gestorben. Und bei dir?«

»Eine Tochter in Sheffield. Siebzehn.«

Sarah und ich schickten uns sporadische Textnachrichten. Sie hätte lieber gehabt, ich wäre geblieben, aber dann wäre sie unweigerlich in den Schuldzuweisungsstreit zwischen Julia und mir geraten, bis sie die Hälfte ihres Lebens damit verbracht hätte, zu überlegen, was sie wem erzählt, wann sie bei wem wohnt und auf wessen Seite sie sich vermeintlich schlägt. Ich wusste nur zu gut, welchen Schaden voneinander entfremdete Eltern einem Teenager zufügen konnten.

»Was willst du machen, wenn du den Weg hinter dir hast?«, fragte ich Maarten.

»Deshalb gehe ich ihn ja. Um darüber nachzudenken.«

»Und bis jetzt hast du keine Idee?«

»Ich habe noch viel Zeit. Wenn mir bis Santiago nichts eingefallen ist, kann ich auf dem Heimweg weiter überlegen.«

Am Morgen sah ich Maarten hinterher, wie er von der ENSAM aus seinen Weg mit dem reparierten Trolley fortsetzte. Das Ding kam kaum mit den Pflastersteinen zurecht, und ich hatte schon die Radaufhängung eines verbesserten Modells vor Augen, das von kniekranken Wanderern über den Penninenweg in England, über den Appalachenweg in Nordamerika und von Tausenden von Pilgern über den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gezogen würde.

 

Einen brauchbareren Gepäckwagen zu entwickeln wäre denkbar einfach gewesen. Allein die Räder zu verbreitern hätte einen Unterschied bewirkt, und mit einer Federung wäre das Fahrverhalten abseits befestigter Wege deutlich besser...
mehr

Autor

Bestseller-Autor Graeme Simsion ("Das Rosie-Projekt"), und seine Frau, Psychologin und Autorin Anne Buist, haben "Zum Glück gibt es Umwege" gemeinsam geschrieben, jeder aus seiner Perspektive. Beide haben den Jakobsweg von Cluny bis Santiago begangen, Örtlichkeiten und Wegbeschreibungen gehen auf eigenen Augenschein zurück, und so manche Begegnung auf dem Camino ist, fiktiv abgewandelt, in die Romanhandlung eingeflossen.