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Das Herz von Paris

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
OKTOPUS by Kampaerschienen am10.03.20221. Auflage
Paris im Fru?hling 1925. Die junge Berlinerin Ann-Sophie von Schoeller ist gerade in die franzo?sische Hauptstadt gezogen, wo ihr Ehemann in der renommierten Anwaltskanzlei seines Onkels einer vielversprechenden Karriere entgegensieht. Ann-Sophie hingegen spaziert gelangweilt durch die Straßen. Eines Tages landet sie in der Rue de l'Ode?on vor einer Buchhandlung namens Shakespeare and Company, vor der eine rauchende Frau in Ma?nnerkleidung steht: die Buchha?ndlerin und Verlegerin Sylvia Beach. Als Ann-Sophie den Laden betritt, ist sie augenblicklich fasziniert, auch von den Frauen, denen sie dort begegnet. Sie fa?ngt als Aushilfe an, und wird bald Teil der »Company« aus Literatinnen, Ku?nstlerinnen und Freigeistern. Bald erkennt sie, dass sie mehr will vom Leben und auch in der Liebe. Ann-Sophie muss sich entscheiden zwischen bu?rgerlicher Sicherheit und dem Wagnis eines selbstbestimmten Lebens.

VERONIKA PETERS, 1966 in Gießen geboren, verbrachte ihre Kindheit in Deutschland und Afrika. Nach einer heilpa?dagogischen Ausbildung arbeitete sie zuna?chst als Erzieherin in einem psychiatrischen Jugendheim. Mit Anfang zwanzig trat sie in eine Benediktinerinnenabtei ein, wo sie unter anderem als Ga?rtnereigehilfin, Restauratorin und Buchha?ndlerin ta?tig war. 2000 verließ sie das Kloster und lebt seitdem als freie Autorin in Berlin. 2007 landete sie mit Was in zwei Koffer passt einen Bestseller. Es folgten zahlreiche weitere Bu?cher, zuletzt 2019 der Roman Die Dame hinter dem Vorhang, mit dem sie der englischen Exzentrikerin Edith Sitwell ein Denkmal gesetzt hat.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextParis im Fru?hling 1925. Die junge Berlinerin Ann-Sophie von Schoeller ist gerade in die franzo?sische Hauptstadt gezogen, wo ihr Ehemann in der renommierten Anwaltskanzlei seines Onkels einer vielversprechenden Karriere entgegensieht. Ann-Sophie hingegen spaziert gelangweilt durch die Straßen. Eines Tages landet sie in der Rue de l'Ode?on vor einer Buchhandlung namens Shakespeare and Company, vor der eine rauchende Frau in Ma?nnerkleidung steht: die Buchha?ndlerin und Verlegerin Sylvia Beach. Als Ann-Sophie den Laden betritt, ist sie augenblicklich fasziniert, auch von den Frauen, denen sie dort begegnet. Sie fa?ngt als Aushilfe an, und wird bald Teil der »Company« aus Literatinnen, Ku?nstlerinnen und Freigeistern. Bald erkennt sie, dass sie mehr will vom Leben und auch in der Liebe. Ann-Sophie muss sich entscheiden zwischen bu?rgerlicher Sicherheit und dem Wagnis eines selbstbestimmten Lebens.

VERONIKA PETERS, 1966 in Gießen geboren, verbrachte ihre Kindheit in Deutschland und Afrika. Nach einer heilpa?dagogischen Ausbildung arbeitete sie zuna?chst als Erzieherin in einem psychiatrischen Jugendheim. Mit Anfang zwanzig trat sie in eine Benediktinerinnenabtei ein, wo sie unter anderem als Ga?rtnereigehilfin, Restauratorin und Buchha?ndlerin ta?tig war. 2000 verließ sie das Kloster und lebt seitdem als freie Autorin in Berlin. 2007 landete sie mit Was in zwei Koffer passt einen Bestseller. Es folgten zahlreiche weitere Bu?cher, zuletzt 2019 der Roman Die Dame hinter dem Vorhang, mit dem sie der englischen Exzentrikerin Edith Sitwell ein Denkmal gesetzt hat.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311703075
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum10.03.2022
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1051 Kbytes
Artikel-Nr.8993415
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1 Eine zornige junge Frau

Der erste Anblick von Notre Dame entspricht wahrscheinlich nicht den Erwartungen, die der berühmte Name erweckt, warnte der Baedeker in dem Kapitel Cité und linkes Ufer.

Das, dachte Ann-Sophie von Schoeller an diesem milden Frühlingsnachmittag im April 1925, kann man getrost von ganz Paris behaupten. Wobei sie diesbezüglich nicht objektiv war, und das wusste sie auch. Vier Wochen zuvor war sie bereits übellaunig an der Gare du Nord aus dem train rapide gestiegen, und bislang hatte nichts an ihrem Gemütszustand etwas ändern können. Im Gegenteil. Ihr war unbegreiflich, was alle an dieser Stadt fanden. Die Leute saßen bereits am Vormittag trinkend und lärmend auf den überfüllten Caféhausterrassen herum, Hütchenspieler, Jongleure und sonstige Schausteller krakeelten in den Gassen und zogen gutgläubigen Passanten die Sous aus der Tasche, vagabundierende Musikanten schmetterten anzügliche Gassenhauer, Blumenmädchen versuchten jedem, der den Fehler beging, in ihre Nähe zu geraten, halbverwelkte Veilchenbouquets oder zerrupfte Trockenrosen aufzunötigen, das Röhren und Knattern der unzähligen Motordroschken, Automobile und Omnibusse war ohrenbetäubend, und das verdampfende Benzin stank viel ekelhafter als in Berlin. Vollkommen überschätzt, das Ganze!

Sie blieb auf dem Pont Saint-Michel stehen und wandte sich nach Osten, um die Fassade der Kathedrale zu betrachten, auf die man von hier aus eine gute Sicht hatte.

Der Gesamteindruck, den das ehrwürdige Gebäude nach dem Besuch hinterlässt, ist allerdings als wahrhaft majestätisch zu bezeichnen, fuhr der Text im Reiseführer fort.

Vielleicht wäre es tatsächlich interessant, sich diesen Dom mit den eigenartig abgeschnittenen Türmen von innen anzuschauen, dachte sie, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Sie wollte gar nicht, dass dieser Spaziergang durch die Stadt, die ihr Ehemann mit provozierender Hartnäckigkeit »unsere neue Heimat« nannte, einen Eindruck hinterließ, schon mal gar keinen majestätischen.

Ann-Sophie beugte sich über das Brückengeländer, überlegte einen Augenblick, ob sie das kleine Buch mit dem roten Ledereinband einfach fallen lassen sollte. Sie sah es schon auf dem Wasser aufschlagen, hörte es platschen, sah, wie es unterging, auseinanderdriftende Kreise auf der Wasseroberfläche hinterließ und zum schlammigen Grund der Seine trudelte, wo es noch vor Sonnenuntergang von Flusskrebsen aufgefressen sein würde. Dann fiel ihr ein, dass sie mit ihren dreiundzwanzig Jahren für derart überspannte Phantastereien zu alt war und dass ein trotzig in der Seine versenktes Reisehandbuch rein gar nichts an ihrer Situation änderte. Außer vielleicht, dass sie nicht zurück zur Wohnung fände, und das würde alles noch schlimmer machen. Was für eine grauenhafte Vorstellung, orientierungslos durch die verwinkelten Gassen von Paris zu irren, womöglich noch jemanden nach dem Weg fragen zu müssen. Zwar beherrschte sie die französische Sprache fließend, sie hatte sechs lange Jahre in einem Mädchenpensionat am Genfer See verbracht, wollte aber nicht in ein Gespräch verwickelt werden. Womöglich würde man sie nach ihrer Herkunft fragen, danach, wer sie war, warum allein unterwegs â¦ Ich wünsche keine neuen Bekanntschaften, dachte sie. Nicht hier, nicht in dieser Stadt. Hier bin ich eine Fremde und will es auch bleiben.

Sie legte den Baedeker auf dem Steinsims des Brückengeländers ab, klappte den Kartenteil auf, fand die Stelle, an der sie gerade stand. Mit dem Finger auf dem Papier zog sie eine schnurgerade Linie den Boulevard Saint-Michel entlang, direkt bis zur Ecke Rue Cujas, wo sie und Johann im zweiten Stock über einer Brasserie wohnten. »Nur, bis ich etwas Besseres für uns gefunden habe«, hatte er beim Einzug in diese spartanische Behausung gesagt, die ihnen sein neuer Arbeitgeber und Mentor zur Verfügung gestellt hatte. Keine zehn Minuten Fußweg wären das von hier aus, schätzte sie, laut Karte außerdem kinderleicht zu finden. Weil sie aber, sowenig sie bislang von ihrem Stadtspaziergang angetan war, noch weniger Lust hatte, schon jetzt den Rückweg anzutreten, blätterte sie erneut im Reiseführer, auf der Suche nach allem und nichts.

Der Boulevard St-Michel kreuzt etwa 300 m südlich der Seine den Boulevard St-Germain. Links blickt man in den Vorgarten der römischen Thermen, rechts erstreckt sich die École de Médicine.

Unwillkürlich musste sie an ihren Vater denken, der womöglich in diesem Augenblick im großen Lehrsaal der Charité einer armen Seele das Skalpell ins kranke Fleisch drückte, während ihm eine Gruppe Studenten von den Rängen aus ehrfürchtig dabei zusah. Ann-Sophie schüttelte sich, als ob sie ein lästiges Insekt loswerden wollte. Was nützte ihr die Erinnerung an Papa? Als es darauf angekommen war, hatte er ihr nicht geholfen.

»Exposition internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes! Die Welt zu Gast in unserer Hauptstadt!«

Ein Zeitungsjunge, sie schätzte ihn kaum älter als vierzehn Jahre, fuchtelte mit der neuesten Ausgabe von Le Temps vor ihrer Nase herum. Sie war vor Schreck einen Schritt zurückgewichen, schaute dann demonstrativ in eine andere Richtung. Von all den Passanten, die an diesem Nachmittag die Brücke überquerten, musste er ausgerechnet sie belästigen?

»Neueste Nachrichten für Sie, Mademoiselle?«

»Geh weg, ich kaufe nichts!«, fuhr sie den Jungen an, gröber, als sie eigentlich beabsichtigt hatte. Sie wollte noch etwas Versöhnliches hinzufügen, aber da war er bereits fluchend weitergeeilt.

Achselzuckend wandte sie sich wieder der Karte und ihrer Wegplanung zu. Sie beschloss, mit der Medizinischen Fakultät als Orientierungspunkt noch einen Bogen durch die Gegend östlich des Boulevard Saint-Michel zu schlagen. In diesem Teil des Quartier Latin würde es vermutlich genauso unerfreulich sein, wie überall, wo sie bereits entlanggegangen war, aber so durchquerte sie immerhin ein paar unbekannte Straßen, ohne sich allzu weit von der Rue Cujas zu entfernen. Sie versuchte, sich die entsprechenden Straßen, Plätze und Kreuzungen ihrer geplanten Route einzuprägen, musste sich widerwillig eingestehen, dass ihr das Büchlein mit seinen Karten und Beschreibungen gute Dienste leistete. Tatsächlich hatte es sogar den Ausschlag dafür gegeben, endlich einmal das Haus für mehr als den Gang zum nächstgelegenen Lebensmittelgeschäft zu verlassen und mit diesem Tag etwas anderes anzufangen, als missmutig die Zeit totzuschlagen und dem unermüdlichen Akkordeonspieler im Bistro gegenüber die Pest an den Hals zu wünschen. Ihrem Mann würde sie das nicht erzählen, denn es hieße, ihm einen Triumph zu gönnen, den er ihrer Ansicht nach nicht verdiente.

Der Baedeker war ein Geschenk von ihm gewesen. Vor etwas über vier Monaten hatte Johann ihr damit eröffnet, dass sie ihr geliebtes Berliner Leben aufgeben musste. Ihr Entsetzen, all ihre tausend Einwände waren vollkommen sinnlos gewesen. Nach endlosen Diskussionen hatte sie sich schließlich weichklopfen lassen.

»Du wirst Paris lieben, ich verspreche es dir!«, hatte er gesagt.

Sie hatte letztendlich nur noch zu allem genickt. Am nächsten Morgen war sie dann mit dieser Übellaunigkeit aufgewacht, die seitdem ihre ständige Begleiterin war.

Vom Fluss her stieg ein moderiger Geruch nach fischiger Verwesung zu ihr hoch, irgendwo hinter ihr stank es nach den Hinterlassenschaften eines der wenigen Pferdefuhrwerke, die dieser Tage noch unterwegs waren. Der süße Duft der Stadt der Liebe? Von wegen! Ann-Sophie rümpfte die Nase, steckte den Reiseführer in ihren Beutel und setzte ihren Weg fort. Jenseits der Brücke überquerte sie die Place Saint-Michel in Richtung Süden. Über die Rue Danton erreichte sie den Boulevard Saint-Germain, verzichtete darauf, in einem der unzähligen Straßenlokale, die den Boulevard säumten, eine Pause einzulegen, obwohl ihr die Füße bereits schmerzten. Die Mauer entlang der Medizinischen Fakultät ließ sie links liegen, bog an der nächsten größeren Kreuzung nach links ab und erreichte einen Platz, von dem mehrere kleine Straßen abgingen. Sie verlangsamte ihre Schritte, um zu entscheiden, welche sie am besten zum Jardin du Luxembourg einschlagen sollte, da stieß plötzlich jemand von hinten unsanft gegen ihren Ellenbogen. Ohne sich in irgendeiner Weise für seine Ruppigkeit zu entschuldigen, eilte ein junger Mann in Knickerbockern und Schirmmütze an ihr vorbei auf eine Horde junger Leute in einem Straßencafé zu. Der Neuankömmling wurde johlend begrüßt: »Na endlich, André! Kommst du also auch noch aus der Anatomie gekrochen!«

Medizinstudenten, dachte Ann-Sophie. Mit dem flegelhaften Rempler drängten sich sechs weitere junge Männer um einen Bistrotisch, auf dem völlig ungeniert ein Mädchen mit lackschwarzen kurzen Haaren in einem leichten sonnengelben Baumwollkleid saß, ein Glas mit einer giftgrünen Flüssigkeit in Händen, und die bis über das Knie nackten Beine baumeln ließ. Die ganze Erscheinung hatte etwas von einer lässig leuchtenden Überheblichkeit, die Ann-Sophie irritierte. Sie selbst kam sich in ihrem langen Rock unter dem schlichten Damenmantel auf einmal altbacken und démodé vor, auch der einfache Knoten, mit dem sie ihr Haar im Nacken zusammengesteckt hatte, sowie der schmucklose braune Hut, den sie trug, waren alles andere als Dernier Cri. Neben dem Mädchen lag eine aufgeklappte ledernde Umhängetasche, aus der ein wüstes Durcheinander von Papieren und Schreibheften ragte. Ann-Sophie fragte sich, ob die junge...
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VERONIKA PETERS, 1966 in Gießen geboren, verbrachte ihre Kindheit in Deutschland und Afrika. Nach einer heilpädagogischen Ausbildung arbeitete sie zunächst als Erzieherin in einem psychiatrischen Jugendheim. Mit Anfang zwanzig trat sie in eine Benediktinerinnenabtei ein, wo sie unter anderem als Gärtnereigehilfin, Restauratorin und Buchhändlerin tätig war. 2000 verließ sie das Kloster und lebt seitdem als freie Autorin in Berlin. 2007 landete sie mit Was in zwei Koffer passt einen Bestseller. Es folgten zahlreiche weitere Bu¿cher, zuletzt 2019 der Roman Die Dame hinter dem Vorhang, mit dem sie der englischen Exzentrikerin Edith Sitwell ein Denkmal gesetzt hat.