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Weiße Magie - mordsgünstig

Kriminalroman - Mit Abbildungen
dtv Deutscher Taschenbuch Verlagerschienen am01.07.2015
Hokuspokus mit Todesfolge Als Alanis McLachlan erfährt, dass ihre Mutter ermordet wurde, hat sie sie seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Ihr seltsames Erbe: ein kleiner Laden für okkulten Bedarf in Arizona. Das lässt nichts Gutes vermuten - denn Alanis' Mutter war eine Trickbetrügerin mit zweifelhafter Karriere. Offenbar war ihre neueste Masche das Tarotkartenlegen.   Wurde sie von einem betrogenen Kunden umgebracht? Alanis beschließt, ihr Erbe anzutreten, und übernimmt mit Hilfe eines Tarot-Handbuchs das Kartenlegen selbst. In der Hoffnung, dass der Mörder an den Schauplatz seiner Tat zurückkehrt ...

Steve Hockensmith, geboren 1968 in Kentucky, hat als Journalist gearbeitet, bevor er sich ganz auf das Schreiben von Büchern verlegt hat. Er lebt mit seiner Familie in Kalifornien.
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Produkt

KlappentextHokuspokus mit Todesfolge Als Alanis McLachlan erfährt, dass ihre Mutter ermordet wurde, hat sie sie seit 20 Jahren nicht mehr gesehen. Ihr seltsames Erbe: ein kleiner Laden für okkulten Bedarf in Arizona. Das lässt nichts Gutes vermuten - denn Alanis' Mutter war eine Trickbetrügerin mit zweifelhafter Karriere. Offenbar war ihre neueste Masche das Tarotkartenlegen.   Wurde sie von einem betrogenen Kunden umgebracht? Alanis beschließt, ihr Erbe anzutreten, und übernimmt mit Hilfe eines Tarot-Handbuchs das Kartenlegen selbst. In der Hoffnung, dass der Mörder an den Schauplatz seiner Tat zurückkehrt ...

Steve Hockensmith, geboren 1968 in Kentucky, hat als Journalist gearbeitet, bevor er sich ganz auf das Schreiben von Büchern verlegt hat. Er lebt mit seiner Familie in Kalifornien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423427050
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.07.2015
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2952
Artikel-Nr.1575801
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Mit einem Bündel über der Schulter und hoch erhobenen Hauptes begibt der Narr sich kühn auf seinen spirituellen Weg. Doch sei wachsam bei diesem ersten Schritt, Narr! Er hat es in sich!

Miss Chance, Der Weisheit unerschöpfliche Wege



Das Telefon klingelte, und ich ging ran.

Ich weiß - schön blöd.

Man wirft nur einen Blick auf die Anruferkennung, und wenn da »VALUTECH GMBH« steht oder »LUXUS-IMMOBILIEN« oder (wie in diesem Fall) »WHEELER & PARTNER«, weiß man doch schon, was einem blüht. Zumindest ich weiß es. Normalerweise bin ich nämlich die am anderen Ende der Leitung, und ich brauche auch nur ein paar Minuten Ihrer wertvollen Zeit, um Ihnen darzulegen, wie Sie Ihre finanzielle Zukunft auf hochinteressante Weise von Grund auf verbessern können - aber es handelt sich dabei um ein zeitlich begrenztes Angebot, und Sie müssen jetzt sofort eine Entscheidung treffen.

Vielleicht war es Neugier. Vielleicht rein professionelle Höflichkeit, so von einem Callcenter-Sklaven zum anderen. Vielleicht war es aber auch bloß eine von meinen »Ach, was soll´s!«-Launen. Die hab ich öfter mal.

Jedenfalls ging ich ran.

»Hallo?«

»Alanis McLachlan?«, sagte ein Mann.

Ich nahm eine Coke aus dem Kühlschrank und dachte kurz daran, den Hörer einfach hinzulegen. Sollte der Typ seine Wertpapiere oder superheißen Aktientipps doch meiner übrig gebliebenen Pizza und den angeschimmelten Tofu-Würstchen vertickern.

»Ja.« Ich riss die Dose auf und trank einen Schluck.

»Auch bekannt als Sophie Harper?«

Jetzt zahlte meine Schulung sich endlich mal aus.

Lass die Leute nie merken, dass du ins Schwitzen kommst, sagte Biddle immer.

Und lass sie auch nie hören, dass du deine ganze Küche mit Coke vollprustest.

Es gelang mir hinunterzuschlucken.

»Ja. Das bin ich auch.«

»Ich rufe an wegen Athena Passalis, auch bekannt als Barbra Harper.«

Den ersten Namen hatte ich noch nie gehört. Beim zweiten knirschte ich mit den Zähnen. Warum war ich bloß ans Telefon gegangen?

»Braucht sie Geld?«, fragte ich. »Oder ist sie tot?«

Eins von beidem musste es sein.

»Oh. Ähm. Genau genommen ...«, stammelte der Mann.

Das beantwortete meine Frage.

Athena Passalis, alias Barbra Harper, alias Mom hatte endlich das Einzige getan, was sie tun konnte, um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Sie hatte sie verlassen.

Oder war »dahingegangen«, wie der Mann es nannte.

Das ließ ich einen Moment lang sacken. Dann stellte ich die erste Frage, die mir in den Sinn kam.

»Wer hat sie denn umgebracht?«

Was soll man auch sonst sagen auf die Nachricht vom Tod eines Menschen wie meiner Mutter? Vielleicht: »War es die Hepatitis, die sie sich beim Friedenskorps zugezogen hat«? Nein. »Ich hab ihr doch gesagt, dass es verrückt ist, einem völlig Fremden eine Niere zu spenden«? Nein. »Nicht zu fassen, dass sie noch mal in das brennende Haus gerannt ist, nur um eine Katze zu retten«? Nein.

Der Mann am anderen Ende der Leitung beglückte mich mit einem weiteren »Oh. Ähm. Genau genommen ...«.

Dann rückte er mit der Antwort heraus: »Die Polizei weiß es nicht.«

»Natürlich nicht«, hätte ich sagen können. »Wer immer Mom zur Strecke gebracht hat, muss ziemlich clever gewesen sein.«

»Was ist passiert?«, fragte ich stattdessen.

Der Mann erzählte mir also die Einzelheiten. Doch allzu viel gab es offenbar nicht zu erzählen. Ein simpler Fall von Einbruchus interruptus. Wer kennt sie nicht, die alte Geschichte: eine unbescholtene Bürgerin zur falschen Zeit am falschen Ort. Auf tragische Weise Pech gehabt, nichts weiter.

Aber klar doch.

»Es tut mir wirklich leid«, sagte der Mann. »Das Ganze ist bestimmt ein ziemlicher Schock für Sie.«

»Na ja«, sagte ich.

 

Der Typ hieß Eugene Wheeler und war Rechtsanwalt, und am Ende gelang es ihm doch noch, mir einen echten Schock zu versetzen. Er erzählte mir nämlich, dass Barbra Harper ein Testament hinterlassen habe und ich darin als Erbin genannt sei.

Als wir unser Gespräch beendet hatten, legte ich auf, ging an den Küchentisch und setzte mich erst mal.

Meine Mutter ist tot.

Meine Mutter ist tot.

Meine Mutter ist tot.

Ich sagte es sogar laut vor mich hin.

»Meine Mutter ist tot.«

Ich wartete auf die Tränen. Doch alles, was kam, war ein Seufzer.

Ach, ich schuldete ihr sowieso keine Tränen mehr. Davon hatte ich ihretwegen schon genug vergossen.

Doch eine Schuld gab es noch. Ich hätte nie gedacht, dass ich sie je begleichen würde. Jetzt konnte ich es.

Ich schuldete meiner Mutter Gerechtigkeit.

 

Ich rief meinen Boss an.

»Ich nehm mir für den Rest der Woche frei. Meine Mom ist gestorben.«

»Sie haben eine Mom?«

»Biologisch gesehen, ja.«

»Aber ... Moment mal. Ist Ihre Mutter nicht schon vor zwei Jahren gestorben?«

»Das war meine Ich-fahr-jetzt-mal-nach-Hawaii-Mutter. Jetzt geht es um meine echte Mutter.«

»Soll das heißen, Sie haben mich damals angelogen?«

»Wollen Sie mich jetzt rausschmeißen?«

Mein Boss dachte einen Augenblick nach. »Okay, bis zum Zwölften. Keinen Tag länger. Und ich will in Zukunft keinen Schwachsinn über irgendeinen toten Vater hören.«

»Ich hab keinen Vater«, sagte ich. »Meine Mutter hat mich aus einem Stück Holz geschnitzt.«

 

Ich fuhr nach Berdache. Was leichter gesagt ist als getan. Denn wenn man plötzlich nach Berdache muss, ergeben sich gewisse Fragen.

»Was zum Teufel ist Berdache?« (Antwort: Eine Stadt, von der noch nie jemand gehört hat.)

»Wo zum Teufel liegt Berdache?« (Antwort: Im Yavapai County in Arizona - falls das irgendwie weiterhilft.)

»Wie zum Teufel komme ich nach Berdache?« (Antwort: Flieg nach Phoenix, fahr mit dem Auto nach Sedona und dann immer weiter in die felsige Wüste voll verdorrtem Gestrüpp hinein, bis du dich fragst: »Was? Hier draußen wohnen noch Leute?« Und wenn du auf Häuser triffst, halt an.)

Letzte Frage: »Warum zum Teufel fahre ich überhaupt nach Berdache?« (Antwort: Das ist etwas komplizierter.)

 

Eine längere Antwort darauf wäre:

In der felsigen Wüstenlandschaft rund um Sedona gibt es sogenannte »Wirbel« mit starken magischen Kräften, sagt man. Und natürlich will »man« den Leuten dort geführte Touren andrehen und ihnen Landkarten, Bücher und Kristalle verkaufen und uralte indianische Rituale mit ihnen vollführen, die sie nicht nur von allen bösen Geistern befreien, sondern auch von überschüssigem Bargeld.

Und um Berdache herum gibt es solche Wirbel offenbar auch, nur sind sie nicht ganz so stark. Was unschwer daran zu erkennen ist, dass die Hinweisschilder dort kleiner sind und die magischen Kräfte dieser Wirbel gerade mal ausreichen, ein halbes Dutzend okkulte Buchhandlungen und Esoterik-Souvenirläden am Leben zu halten.

Einer dieser Läden hieß »Weiße Magie - gut & günstig«. Und laut Eugene Wheeler gehörte er mir.

Meine Mutter war darin gestorben.

 

Eugene sah genau so aus, wie man sich einen Eugene vorstellt. Er hatte den Topfschnitt eines regionalen Nachrichtensprechers, einen grauen Schnauzbart und einen wabbligen Bauch, der wie Lava aus seinem Hosenbund hervorblubberte. Er trug ein Cordjackett, ein taubenblaues Oxfordhemd und eine rot-gelb gestreifte Krawatte mit einem Knoten so groß wie meine Faust. Ich hatte den leisen Verdacht, dass er seit seinem achten Lebensjahr schon so aussah, inklusive Schnauzbart. Wer weiß, vielleicht wäre ja etwas anderes aus ihm geworden, wenn seine Eltern ihn »Rocco« genannt hätten. Doch sie haben einen Eugene aus ihm gemacht. Dumm gelaufen.

Es hat schon seinen Grund, warum heutzutage kein Mensch mehr sein Kind Eugene nennt.

Besagter Eugene führte seine Kanzlei in einem kleinen Ladengeschäft an Berdaches Hauptstraße. »Wheeler & Partner« stand auf dem Schild draußen, doch die Partner waren entweder im Urlaub oder nur erfunden.

Eugene war nicht gerade entzückt, als ich hereinkam und mich vorstellte. Am Telefon hatte er mir die Vorteile einer »Monetarisierung« meines neuen Eigentums in den leuchtendsten Farben geschildert. Mit anderen Worten, des Verkaufs - wobei selbstverständlich eine Beteiligung für den Testamentsvollstrecker fällig würde. Das heißt, für ihn.

Und stattdessen tauchte ich leibhaftig hier auf, um mir alles genau anzusehen, bevor ich eine Entscheidung traf.

Manche Menschen können so was überhaupt nicht leiden. Betrüger, zum Beispiel. Oder stinknormale Geschäftsleute, wie Eugene Wheeler wohl einer war.

Unterschreiben Sie hier, sagte er.

Und hier.

Und hier und hier und hier unnnnnnd ... hier.

Dann unterschreiben Sie noch dies, und zeichnen Sie das hier ab, und vergessen Sie nicht, dort das Datum einzutragen - und würden Sie bitte noch eine Blutprobe abgeben?

Es dauerte zwei Stunden, was hauptsächlich daran lag, dass ich immer alles erst durchlese, bevor ich es unterschreibe. Immer. Alles. Ich setze meinen Namen nicht mal unter eine Weihnachtskarte, wenn ich vorher nicht das Kleingedruckte auf der Rückseite doppelt überprüft habe.

»Tut mir leid, dass es so lange dauert«, sagte ich.

Eugene bemühte sich zu lächeln. »Kein Problem. Sie tun genau das, was ich all...
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Autor

Steve Hockensmith, geboren 1968 in Kentucky, hat als Journalist gearbeitet, bevor er sich ganz auf das Schreiben von Büchern verlegt hat. Er lebt mit seiner Familie in Kalifornien.