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Schurken machen Krawall

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Ravensburger Verlagerschienen am12.02.20131. Aufl
Das Superheldenteam 'Die Unglaublichen Dreieinhalb' will das größte, höchste und tollste Baumhaus der Welt bauen! Das ist für die drei natürlich ein Klacks. Da können sie ganz nebenbei auch noch gegen Superschurken kämpfen!

Frank Schmeißer lebt in Köln und ist seit Jahren renommierter Drehbuchautor u.a. für TV Total, Elton TV, Hilfe! Hochzeit! - Die schlimmste Woche meines Lebens, Ralf Schmitz und Stromberg.
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Produkt

KlappentextDas Superheldenteam 'Die Unglaublichen Dreieinhalb' will das größte, höchste und tollste Baumhaus der Welt bauen! Das ist für die drei natürlich ein Klacks. Da können sie ganz nebenbei auch noch gegen Superschurken kämpfen!

Frank Schmeißer lebt in Köln und ist seit Jahren renommierter Drehbuchautor u.a. für TV Total, Elton TV, Hilfe! Hochzeit! - Die schlimmste Woche meines Lebens, Ralf Schmitz und Stromberg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783473380428
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum12.02.2013
Auflage1. Aufl
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1243585
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Tretminen und Fehltritte

Als wir nach gut einer Viertelstunde Höllenfahrt vor dem Tor der Schwemmes Bremsspuren hinterließen, blieb mir die Spucke weg. Die Schwemmes hatten ohne Frage das tollste Haus der Welt! Ach, was sage ich: des Universums! Dabei war ihr Haus im Grunde gar kein richtiges Haus. Es war ein Palast aus verschnörkelten Steinen, die sogar Muster drauf hatten. Einfach toll und riesig war es. Mit Türmen, großen Fenstern und einer gigantischen Eingangstür. Da hätte ich locker auf einer Giraffe durchreiten können, die wiederum auf einem Elefanten reitet, der von Superman huckepack genommen wird! Und nicht mal ducken hätte ich mich müssen, so hoch war die Tür!

Kaum dass meine Mutter den Wagen abgestellt hatte, stand ich auch schon mit meinem Koffer in der Hand vor Schwemmes Auffahrt. Mutter brüllte noch: Benimm dich! , und brauste hupend davon. Ich kam noch nicht mal dazu, ihr hinterherzuwinken, so schnell war sie weg. Der Abschiedsschmerz hatte sie wohl endgültig übermannt.

Als ich gerade die Klingel am Tor suchte, stand Barbara schon vor mir. Sie grinste bis über beide Ohren. Neben ihr saß ein Rottweiler, der überhaupt nicht grinste, sondern seine Zähne fletschte und gefährlich knurrte.

Keine Sorge. Der macht nichts , beruhigte mich Barbara.

Ach, will der nur spielen? , fragte ich zweifelnd.

Barbara sah zu ihrem Hund runter.

Nö. Der will dich beißen. Aber das darf er nicht , erklärte sie und öffnete das Tor.

Weiß der Hund, dass er das nicht darf? , fragte ich sicherheitshalber noch mal nach.

Klar. Mach sitz, Prinzessin.

Der heißt Prinzessin?

Eigentlich heißt er Hasso-Prinzessin. Der war als Welpe total schüchtern und sensibel. Deshalb haben wir ihn auch Prinzessin genannt , antwortete Barbara, während Prinzessin aus lauter Vorfreude auf einen leckeren Happen Sebastian der Sabber aus den Mundwinkeln tropfte. Seine Schüchternheit hatte der Hund wohl überwunden. Schön für ihn. Schlecht für mich.

Jetzt ist er aber nicht mehr schüchtern, was? , fragte ich.

Nö, gar nicht mehr , sagte Barbara, ging in die Knie und umarmte den Killerhund. Dem Martin hast du eben auch ganz schön Angst eingejagt, was, Prinzessin?

Oje, der arme Martin! Der konnte mit Hunden gar nichts anfangen. Egal wie klein und brav sie auch sein mochten.

Die Koslowskis hatten nämlich früher selber einen Hund. Aber Martin traute ihm nicht. Zwar kläffte der tagsüber alle Fremden weg, aber kaum dass es dunkel wurde, ließ er nahezu alle schrägen Typen ins Haus. Den Weihnachtsmann, den Osterhasen und sogar die Zahnfee. Die fand Martin ganz besonders zweifelhaft. Die sammelt Zähne von Kindern, das ist doch total irre! , schimpfte er immerzu.

Hast du Martin Angst gemacht, Hasso-Prinzessin? Hm? Du bist ein Lieber. Ein lieber Hund bist du. Barbara knuddelte ihren Hund so heftig, dass der Sabber in feinen Fäden durch die Gegend flog. Warte, ich bring Prinzessin mal eben weg , sagte Barbara und verschwand mit dem Mörderhund um die Ecke.

Ich bin zwar ein tipptopp Superheld und tipptopp Superhelden haben ja bekanntlich vor nichts Angst, aber trotzdem war ich heilfroh, als die knurrende Prinzessin verschwunden war. Wer will schon von einer Prinzessin auf einen Baum gejagt oder in den Allerwertesten gebissen werden?

Nach zwei Minuten war Barbara wieder zurück und wir gingen zum Haus. Das heißt, ich ging und Barbara hopste.

Martin wartet oben , sagte Barbara und sprang aufgeregt vor meinen Füßen hin und her. Los, wir bringen deinen Koffer rein und dann zeig ich dir was!

Als wir das Haus betraten, stockte mir wieder der Atem. Der Eingangsbereich war so hoch wie eine Kirche. Die Böden waren komplett und die Wände bis in Kopfhöhe gekachelt. Ich kam mir ein bisschen vor wie in einem Schwimmbad, aus dem jemand ein Museum gemacht hatte. Große Gemälde von irgendwelchen Katzen, die glücklich auf Katzenklos saßen oder in Katzenstreu wühlten, hingen in goldenen Rahmen an den Wänden. Und riesige Katzenstatuen standen dreist im Weg rum. Wahrscheinlich weil die Schwemmes ihr Geld mit der Erfindung der Katzenstreu gemacht haben.

Am hinteren Ende der Halle wand sich eine breite Treppe hinauf in den ersten Stock. Und über graue, saudicke Teppiche kam man in die Flure, die links und rechts von der Eingangshalle abzweigten. Barbara bog nach links ab und sauste davon. Ich hinterher.

Mein Koffer geriet in jeder Kurve heftig ins Schleudern und hopste scheppernd über die Kacheln. Mit Barbara Schritt zu halten, ist ja schon schwierig, wenn man keinen Rollkoffer hinter sich herziehen muss.

Nach wenigen Sekunden hatte ich Barbara aus den Augen verloren. Dieses Haus war aber auch riesig! Ich hechelte weiter, bog ein paarmal ab und bremste erst, als ich in einer Sackgasse landete. Der Flur war zu Ende. Ich stand vor einer Tür.

Barbara? , rief ich. Und: Hallo! Ist hier jemand? Keine Antwort.

Vorsichtig klopfte ich an. Niemand bat mich rein. Ganz langsam und lautlos öffnete ich die Tür.

Hallo?

Nichts. Das Zimmer war menschenleer. Was mich beim Anblick des Zimmers nicht überraschte. Es war ganz furchtbar ungemütlich und hauptsächlich in Weiß gehalten. Weiße Vorhänge, weiße Schränke, weißer Tisch mit weißen Stühlen. Dazu graue Wände und ein graues Bett. So stellte ich mir das Zimmer eines gefühlskalten Superschurken vor. Von einem, dem alles Schöne zuwider war.

Schön, nicht wahr? , erklang eine Stimme hinter mir.

Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Barbaras Mutter stand kerzengerade und mit vor dem Bauch gefalteten Händen hinter mir und musterte mich mit strengem Blick. Ich hatte sie wohl wegen der dicken Teppiche nicht kommen hören.

Ja , log ich. Schön weiß.

Farben lenken vom Wesentlichen ab , erklärte sie.

Ich verstand nur Bahnhof. Ich hatte immer gedacht, das Wesentliche wäre, sich in einem Zimmer wohlzufühlen und darin stundenlang Comics zu lesen oder zu zeichnen. Aber vielleicht ist das Wesentliche ja auch, den Drang zu bekämpfen, sich aus dem Fenster zu stürzen, um der weißen Einöde zu entkommen? Als eine Art Training des Überlebenswillens?

Das ist mein altes Kinderzimmer, weißt du? Wir haben alles so gelassen, wie es war , erzählte mir Barbaras Mutter, während ich sie spontan bedauerte und sie auf der Suche nach schönen Erinnerungen langsam durch ihr Zimmer schritt. Sie blieb vor einem weißen Regal stehen, in dem außer alten Schulbüchern auch eine kleine Puppe stand. Kerzengerade - wie Barbaras Mutter selbst.

Barbaras Mutter sah ein bisschen so aus wie aus der Zeit gefallen. Sie erinnerte mich an die Haushälterin von Heidi. Frau Rottenmeier. Die trug auch immer so viel Kleid, als ob ein Sonnenstrahl auf der Haut sie verdampfen lassen könnte wie einen Vampir im Solarium.

Zaghaft lächelnd nahm Barbaras Mutter die Puppe aus dem Regal und zupfte ihr das Kleidchen gerade. Auf dem Kopf hatte die Puppe einen Dutt. Einen Dutt nennt man den dicken Knoten, den man aus seinen Haaren macht, damit der Kopf strammer auf dem Hals sitzt und nicht so hin und her schlackert. Kennt man ja aus der Schifffahrt. Seemannsknoten und so. Frauen mit Dutt halten daher ihren Kopf immer sehr gerade und müssen ständig damit rechnen, überfahren zu werden, weil sie nicht nach links oder rechts gucken können, bevor sie die Straße überqueren.

Nun ... Barbaras Mutter, die gerade noch in Gedanken versunken schien, stellte die Puppe zurück ins Regal und kam auf mich zu. Ich freue mich, dich mal wiederzusehen.

Das glaube ich Ihnen gerne , sagte ich. Das geht fast allen so. Ich freue mich auch.

Dann reichte sie mir ihre Hand und ich wusste für einen Moment nicht, was sie von mir erwartete. Schließlich hatte ich selten mit so feinen Damen zu tun. Meine Familie ist nicht so fein. Eher handfest und körnig wie grobe Leberwurst. Kurz entschlossen schnappte ich mir ihre Hand und küsste sie. Barbaras Mutter war perplex. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Dass einer wie ich so tolle Manieren hatte. Noch beeindruckender wäre mein Handkuss wohl gewesen, wenn ich vorher daran gedacht hätte, meinen Kaugummi aus dem Mund zu nehmen. Denn der klebte jetzt als rosa Sabberklumpen mitten auf ihrem Handrücken. Barbaras Mutter starrte darauf, zog ein Taschentuch aus ihrem Ärmel wie ein Zauberer und entfernte den Kaugummi.

Ich bringe dich mal zu Barbaras Zimmer , sagte sie.

Sehr gerne, Frau Schwemme.

Sie nickte mir zu und ging an mir vorbei in den Flur. Ich folgte ihr.

Was ist denn das? , fragte Barbaras Mutter auf einmal, ging leicht in die Knie und begutachtete zwei braune Streifen auf dem Teppich.

Auf den Kacheln geht es weiter , sagte ich und zeigte den Flur hinunter.

Das sind keine Kacheln. Das ist Marmor.

Marmor kannte ich jetzt nur als Kuchen und nicht als Kachel. Aber wenn man Marmorkuchen lange stehen lässt, wird er ja auch bretthart. Ich nahm mir fest vor, der Sache beim nächsten Kaffeeklatsch meiner Mutter mal auf den Grund zu gehen und den Marmorkuchen zu klauen. Den würde ich dann in Scheiben geschnitten so lange unter meinem Bett lagern, bis er hart genug war, dass ich ihn heimlich auf unseren Flurboden kleben konnte. Als Überraschung für meine Mutter, die ja auch gerne ein etwas pompöseres Leben führen würde.

Barbaras Mutter sah erst zu mir...


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