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Schlachttage

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Rosenheimer Verlagshauserschienen am19.12.2014
'In unserem Dorf wird anständig gestorben, umgebracht wird hier keiner' - so lautet zumindest der Standpunkt des alten Dorfpfarrers. Kaspar, Max und Inspektor Huber hegen daran berechtigte Zweifel. Zu undurchsichtig erscheinen den dreien die Umstände des Todes der alten Bäuerin, die von einem einstürzenden Dach erschlagen wurde. War es ein Unfall oder handelt es sich tatsächlich um Mord? An Verdächtigen mangelt es indes nicht, denn von der großen Erbschaft können einige profitieren. Der zweite Fall der inzwischen 17-jährigen Detektive Kaspar und Max führt ins bayerische Oberland. Dort bilden die Kreisstadt Wolfratshausen und das Internat in Heiligenbeuern den idealen Rahmen für einen spannenden Regionalkrimi.

Dr. Georg Unterholzner arbeitete nach seinem Studium der Tiermedizin viele Jahre als praktischer Tierarzt, bevor er 2001 Amtsveterinär im Staatsdienst wurde. Seine Krimis überzeugen Leser und Kritiker gleichermaßen. Besonders beliebt sind die Lesungen des Autors, bei denen er das Publikum mit seiner unterhaltsamen Vortragsweise begeistert.
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Produkt

Klappentext'In unserem Dorf wird anständig gestorben, umgebracht wird hier keiner' - so lautet zumindest der Standpunkt des alten Dorfpfarrers. Kaspar, Max und Inspektor Huber hegen daran berechtigte Zweifel. Zu undurchsichtig erscheinen den dreien die Umstände des Todes der alten Bäuerin, die von einem einstürzenden Dach erschlagen wurde. War es ein Unfall oder handelt es sich tatsächlich um Mord? An Verdächtigen mangelt es indes nicht, denn von der großen Erbschaft können einige profitieren. Der zweite Fall der inzwischen 17-jährigen Detektive Kaspar und Max führt ins bayerische Oberland. Dort bilden die Kreisstadt Wolfratshausen und das Internat in Heiligenbeuern den idealen Rahmen für einen spannenden Regionalkrimi.

Dr. Georg Unterholzner arbeitete nach seinem Studium der Tiermedizin viele Jahre als praktischer Tierarzt, bevor er 2001 Amtsveterinär im Staatsdienst wurde. Seine Krimis überzeugen Leser und Kritiker gleichermaßen. Besonders beliebt sind die Lesungen des Autors, bei denen er das Publikum mit seiner unterhaltsamen Vortragsweise begeistert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783475544026
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum19.12.2014
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3143 Kbytes
Artikel-Nr.3171533
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel I
Der Unfall

»Ja - die Schlickin hat jetzt auch sterben müssen. Fünfundsechzig Jahr ist sie bloß g worden. In der Kirche hat man sie die letzte Zeit oft g sehen. Grad als wenn sie g wusst hätt, dass es bald dahingeht mit ihr.«

Die Bäckin meinte betroffen schauen zu müssen, aber Fräulein Amalie, die Pfarrersköchin, fuhr ohne eine Gedenksekunde fort: »Und so saudumm muss das zugegangen sein. Ist ihr doch glatt bei dem starken Wind letzte Woch eine Dachplatte auf den Kopf g fallen, und sie war sofort maustot.« Sie packte umständlich die gekauften Brezen und Semmeln in ihren bauchigen Einkaufskorb.

»Und es ist sicher ein Unfall g wesen?«, fragte die spindeldürre Bäckin und nahm den Fünfmarkschein der Pfarrersköchin entgegen. »Bei uns war nämlich ein Polizist und hat g fragt, ob wir ihm nähere Auskünft über den Tod der alten Bäuerin geben könnten.«

»Der Herr Pfarrer sagt, dass sich die Polizei um ihre Angelegenheiten kümmern und anständige Leut in Ruh lassen soll.« Die korpulente Amalie zählte das Wechselgeld nach und ließ es dann in ihrem zierlichen Geldbeutel verschwinden. »Er möcht ja nicht behaupten, dass alle seine Schäflein Engel sind, aber bei uns ist ein Unfall ein Unfall, sagt er. In Deining wird anständig g storben, um bracht wird da keiner.«

Mit diesen Worten und einem knappen Gruß verließ sie den Laden.

Max und ich kauften je eine Eiswaffel und zwei Pfund Knödelbrot, das wir meiner Mutter mitbringen sollten. Dann setzten wir uns auf die Treppe vor der Bäckerei und aßen das Eis langsam und bedächtig. Anschließend nahmen wir unsere Räder und schoben sie den schmalen Kiesweg zum Pfarrhof hinauf. Ich wollte den Pfarrer Schoirer bitten, ob er nicht Max und mir während der Pfingstferien Nachhilfestunden in Griechisch und Latein geben könnte.

»Komisch ist das schon mit dieser toten Bäuerin«, bemerkte Max, kurz bevor wir das Pfarrhaus erreicht hatten.

»Was soll da komisch sein?«, gab ich mürrisch zurück. »Vor ein paar Tagen ist der alten Schlickin eine Dachplatte auf den Kopf g fallen und sie ist an den Verletzungen g storben. Fertig«

Aber Max gab sich damit nicht zufrieden. Ich kannte ihn nun schon mehr als drei Jahre. Hinter jedem Schlaganfall vermutete er eine Vergiftung und hinter jedem Verkehrsunfall ein angeschnittenes Bremsseil. Bis vor einem halben Jahr hatte er jede Woche mindestens einen Krimi gelesen und mir anschließend die Fehler in den Ermittlungen geschildert. An keinem Kommissar in den Kriminalromanen ließ er ein gutes Haar. Lediglich Hercule Poirot hielt er für einen akzeptablen Kriminalisten, der die Details bei den Verbrechen angemessen beachtete.

Seit einigen Monaten hatte sein Interesse an Verbrechen aber zunehmend nachgelassen. Er hatte eine Freundin, Isabell, ein blondes Juristentöchterchen aus Solln. Hübsch war sie - keine Frage -, aber zickig wie ein Zwergpinscher. Sie konnte mich vom ersten Augenblick an nicht leiden. Ich sie auch nicht.

Am eisernen Gartentor des Pfarrhofs angekommen, läutete ich, und bald erschien Fräulein Amalie.

»Was wollt ihr? Der Pfarrer hat keine Zeit.« Sie war eine sehr resolute Person und zeigte mit keiner Geste, dass wir uns erst vor zehn Minuten gesehen hatten.

»Grüß Gott, Fräulein Amalie«, begann ich mutig, denn sie schien im Augenblick geradezu sanftmütig. »Das ist mein Freund, der Max. Der will nämlich Geistlicher werden und möcht aus dem Grund beim Hochwürden vorsprechen.«

Augenblicklich zog es ihre fleischigen Lippen auseinander, die sie gerade noch streng zusammengepresst hatte. Und weil sie ihre hellblauen Augen beseelt gen Himmel richtete, bemerkte sie nicht, wie Max mir den Ellbogen in die Rippen stieß. Die kleine Notlüge war aber notwendig gewesen, sonst wären wir an diesem weiblichen Zerberus niemals vorbeigekommen.

»Ja, das ist natürlich etwas anderes«, lispelte sie. »Kommt nur rein, ich setz auch gleich einen Kaffee auf.«

»Ich mag keinen Kaffee«, stieß Max hervor und schaute ärgerlich in den Boden.

Fräulein Amalie stellte sich taubstumm und lächelte weiter. Sie führte uns hinter das mit Efeu bewachsene Pfarrhaus, wo der gut sechzigjährige, korpulente Priester in seiner schwarzen Soutane auf der Veranda saß und eine Zigarre paffte. Den Kragen des strengen Priestergewandes hatte er geöffnet, die Ärmel aufgestrickt und die mächtigen Füße auf einen Hocker gelegt.

»Gelobt sei Jesus Christus«, grüßte ich den Geistlichen.

»In Ewigkeit, amen«, entgegnete er mürrisch und sah missmutig zu uns her. Max sagte kein Wort.

»Herrschaftzeiten, Amalie, ich hab doch g sagt, dass ich heut nimmer g stört werden möcht«, schimpfte der Pfarrer in Richtung Haushälterin.

Doch Amalie hatte beschlossen, uns zu mögen. Ihr nicht enden wollendes Lächeln schien den Pfarrer jedoch noch mehr zu reizen. »Du weißt genau, was heut noch alles ansteht. In zwei Stunden muss ich die Maiandacht halten und danach zum Schafkopfen. Und die Grabred für die tote Schlickin schreibt sich auch nicht von allein.«

Die Sache mit den Nachhilfestunden stand ungünstig, und ich beeilte mich, meine Anliegen vorzutragen: »Ich wollt fragen, ob Sie mir und dem Max«, dabei deutete ich auf meinen Freund, »in den Ferien ein wenig Nachhilfe geben könnten.«

Ich musste aufpassen, dass der geistliche Herr jetzt nicht anfing zu schimpfen. Wenn er sich einmal gegen die Nachhilfe ausgesprochen hatte, konnten wir die Sache vergessen. Jeder im Dorf kannte seine Sturheit.

Schoirer ließ seinen massigen Körper in den alten Korbsessel zurücksinken und nörgelte: »Die Herren Studiosi brauchen also kurz vor Ende des Schuljahres noch eine gute Note, und der alte Dorfpfarrer hat kaum was zu tun. Der hat leicht Zeit, dass er mit ihnen die unregelmäßigen Vokabeln wiederholt.«

Nickend zog er an seiner schwarzen Zigarre, hielt sie dann vor sein breites Gesicht mit den ausgeprägten Hängebacken und sah sie versonnen an.

»Es geht nicht um eine gute Note, sondern ums Überleben«, meinte Max flapsig.

Er hatte es gleich schon für eine saublöde Idee gehalten, zu dem Geistlichen zu gehen. Langsam nahm der Pfarrer die Hand mit der Zigarre zur Seite und sah mit schiefem Kopf interessiert zu meinem Freund hin.

»Ums Überleben geht s also.« Er lachte leise und schüttelte den massigen, schlohweißen Kopf. »Nein, nein, mein junger Freund. Ums Überleben is bei der alten Schlickin gangen. Aber da hat nix g holfen. Sie hat sterben müssen. Ein Mordsloch hat sie im Kopf g habt. Genau hier, haben die Feuerwehrleut g sagt, die die Leich geborgen haben.« Er deutete unter seinen auffallend tiefen Haaransatz in die Mitte der Stirn. »Bei euch geht s bloß um Noten oder vielleicht ums Durchfallen. Gar so ernst sollt man solche Sachen nicht nehmen.« Aufmerksam musterte der alte Priester meinen Freund. »Aber das Wichtigste in der Schul und im ganzen Leben ist der Wille. Wenn einer nicht lernen mag«, redete er Max direkt an, »dann hilft sowieso nix, auch keine Nachhilfe.«

Jetzt zeigte er ein weises Lächeln, mit dem er uns andeutete, dass für ihn die Unterhaltung beendet war. Ich musste es schaffen, zumindest einen Termin für die erste Stunde zu bekommen. Alles Weitere würde sich dann von allein ergeben. Der alte Pfarrer war meine letzte Hoffnung.

»Wie ist denn das Unglück mit der Schlickin überhaupt passiert?«, lenkte ich von unserem eigentlichen Anliegen ab. Vielleicht kamen wir über Umwege doch noch ins Geschäft.

»Ein halbes Vordach ist ihr letzten Mittwoch auf den Kopf g fallen. Heut ist die Leich aus der Gerichtsmedizin kommen, und morgen ist die Beerdigung.«

Von dem Vordach wusste ich bereits, von der Obduktion nicht.

»Gerichtsmedizin?«, wiederholte ich ungläubig.

»Da hat sich bloß ein Polizist wichtig machen wollen«, raunzte der Pfarrer. Mit einer einladenden Handbewegung deutete er Max und mir endlich an, dass wir uns auf die Hausbank an der Längsseite des Gartentisches setzen sollten. »Saudumm muss es zugegangen sein, dass sie g storben ist. Aber es war halt ein Unglück, wie schon so viele g schehen sind. Und bei dem Verhau auf dem Schlicker Hof ist es kein Wunder, wenn jemand von einer Dachplatte erschlagen wird. Seit der alte Schlick tot ist, hat auf dem Hof keiner mehr was gerichtet, wahrscheinlich ist nicht einmal mehr anständig aufg räumt worden. Eine Schand ist das.«

»Aber Sie haben doch g sagt, dass es ein Unfall war«, warf Max ein. »Warum ist die Tote dann in die Gerichtsmedizin gekommen?

»Ich hab diese Obduktion für einen ausgemachten Schmarrn g halten und tu es immer noch. Aber ein übergenauer Kriminalbeamter, so ein Tüpferlscheißer, hat offensichtlich darauf bestanden, dass die Leich von der alten Frau untersucht wird.« Der Pfarrer schaute jetzt freundlicher, das Schimpfen hatte ihm gutgetan. »Zum Zeitpunkt des Unfalls war jedenfalls niemand auf dem Hof. Der Sohn der Schlickin ist erst am Abend heimgekommen. Der war beim Wirt. Wer hätt die alte Frau denn umbringen sollen? Und warum?«

Kopfschüttelnd zog er an der dunklen Zigarre. Nach zwei vergeblichen Zügen setzte er sie ab und schaute enttäuscht drein. Sie war ausgegangen.

»Nun zu eurem Anliegen: Dem Kaspar hab ich ja früher schon einmal Nachhilfe in Latein gegeben. Das ist aber schon ein paar Jahr her.«

Ich nickte und dachte an eine schwierige Phase in der fünften Klasse zurück. Nur mit Hilfe unseres Dorfpfarrers, zu dem ich in den Schulferien kommen durfte, wurde ich in...
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Dr. Georg Unterholzner arbeitete nach seinem Studium der Tiermedizin viele Jahre als praktischer Tierarzt, bevor er 2001 Amtsveterinär im Staatsdienst wurde. Seine Krimis überzeugen Leser und Kritiker gleichermaßen. Besonders beliebt sind die Lesungen des Autors, bei denen er das Publikum mit seiner unterhaltsamen Vortragsweise begeistert.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt