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Kings of London

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am06.07.2015Deutsche Erstausgabe
London, November 1968: Hippiekommunen besetzen Häuser, in der Royal Albert Hall feiern John Lennon und Yoko Ono »alchemistische Hochzeit«, und in den Galerien hängen Bilder, die den Blick des Betrachters mächtig herausfordern. In diese so bunte wie nebulöse Welt gerät Detective Sergeant Breen, als in einem niedergebrannten Haus die Leiche eines jungen Mannes gefunden wird. Die Todesumstände sind mysteriös und der Tote nicht nur ein stadtbekannter Playboy und Kunstsammler, sondern auch Sohn eines angehenden Ministerpräsidenten. Und dieser tut so einiges, um Breen bei der Ermittlung Steine in den Weg zu legen. Das ist aber bei Weitem nicht Breens einziges Problem: Fast täglich erhält er Morddrohungen, und er wüsste endlich gern, woran er mit Tozer ist - bevor sie den Polizeidienst quittiert und die Stadt für immer verlässt. Auch der neue Fall von Breen und Tozer führt das ungleiche Paar unter die bunte Oberfläche Swinging Londons. Zwischen den legendären Partys des Galeristen Robert »Groovy Bob« Fraser und heruntergekommenen Drogenhöhlen erleben sie eine Stadt im Umbruch. Während die einen die neue Freiheit feiern, sind andere bereit, in ihrem Namen über Leichen zu gehen ...


William Shaw wurde in Newton Abbot, Devon, geboren und wuchs in Nigeria auf. Über zwanzig Jahre lang schrieb er für diverse Zeitungen und Magazine wie den Observer und die New York Times über Pop- und Subkultur. Er lebt heute in Brighton.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextLondon, November 1968: Hippiekommunen besetzen Häuser, in der Royal Albert Hall feiern John Lennon und Yoko Ono »alchemistische Hochzeit«, und in den Galerien hängen Bilder, die den Blick des Betrachters mächtig herausfordern. In diese so bunte wie nebulöse Welt gerät Detective Sergeant Breen, als in einem niedergebrannten Haus die Leiche eines jungen Mannes gefunden wird. Die Todesumstände sind mysteriös und der Tote nicht nur ein stadtbekannter Playboy und Kunstsammler, sondern auch Sohn eines angehenden Ministerpräsidenten. Und dieser tut so einiges, um Breen bei der Ermittlung Steine in den Weg zu legen. Das ist aber bei Weitem nicht Breens einziges Problem: Fast täglich erhält er Morddrohungen, und er wüsste endlich gern, woran er mit Tozer ist - bevor sie den Polizeidienst quittiert und die Stadt für immer verlässt. Auch der neue Fall von Breen und Tozer führt das ungleiche Paar unter die bunte Oberfläche Swinging Londons. Zwischen den legendären Partys des Galeristen Robert »Groovy Bob« Fraser und heruntergekommenen Drogenhöhlen erleben sie eine Stadt im Umbruch. Während die einen die neue Freiheit feiern, sind andere bereit, in ihrem Namen über Leichen zu gehen ...


William Shaw wurde in Newton Abbot, Devon, geboren und wuchs in Nigeria auf. Über zwanzig Jahre lang schrieb er für diverse Zeitungen und Magazine wie den Observer und die New York Times über Pop- und Subkultur. Er lebt heute in Brighton.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518741245
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum06.07.2015
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.2
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1575086
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Drei

Am Abend von Sergeant Michael Prossers Abschiedsumtrunk im Princess Louise beschloss Breen, es aufzugeben.

Das war´s. Der Fall würde unaufgeklärt bleiben. Manches ließ sich eben nicht wiedergutmachen.

Er musste sich um sein eigenes Leben kümmern. Er raffte sich auf. Die Welt befand sich im Wandel. Nachdem er sechs Jahre lang seinen kranken Vater gepflegt hatte, nach der Arbeit immer direkt nach Hause gegangen war, fing er jetzt an zu leben. Vergangene Woche hatte er eine Frau mit nach Hause gebracht und mit ihr geschlafen.

Wahrscheinlich ein Fehler.

Sie war ein bisschen betrunken gewesen. Eine Kollegin, ein Police Constable.

Aber es war das erste Mal seit Jahren, dass er was mit einer Frau gehabt hatte. Endlich hatte er wieder gespürt, wie das Blut in seinen Adern zirkulierte.

Er würde die Wohnung in Ordnung bringen. Die Sachen seines Vaters endlich ausräumen. Fast war es Dezember. Nächstes Jahr würde alles anders werden. 1969. Die Zukunft war längst da. Er musste anfangen, darin zu leben.

Also stand er am nächsten Morgen früh auf. Gestern Abend im Princess Louise waren alle betrunken gewesen. Aber Breen war nicht wie die anderen. Er trank selten viel, hatte keine Übung.

Die meisten waren länger geblieben, hatten gesungen, Runden geschmissen, sich gegenseitig auf die Schultern geklopft, Bier auf dem fleckigen Teppich im Pub verschüttet. Breen hatte sich davongeschlichen, ohne sich von jemandem zu verabschieden. Sie würden erst später zum Dienst erscheinen. Jetzt hatte er noch ein bisschen Zeit für sich. Und einiges vor.

In der Circle Line auf dem Weg zur Arbeit stieg ein Clown zu Breen in den schmutzigen alten U-Bahn-Wagen. Er war grün und blau gekleidet und schüttelte einen Stock mit Glöckchen.

»Guten Morgen, Gefährten«, rief er.

Der Zug stand an King´s Cross. Manche hoben ihre Zeitungen ein kleines bisschen höher oder starrten die Reklame auf der anderen Seite des Wagens an: »Schenken Sie Capstan zu Weihnachten.« Oder auf die Ritzen im Holzplankenboden, in denen Zigarettenstummel steckten.

Die Menschen, mit denen Breen in der U-Bahn saß, langweilten sich gern, wenn sie morgens zur Arbeit fuhren. Mochten das Nichts vor dem Einstieg in die alltägliche Tretmühle.

»Wohlan und frohgemut, ihr lieben Londoner!« Der Clown schüttelte die Glöckchen.

Er hatte lange Haare und trug eine Holzperlenkette um den Hals. Für Leute wie ihn gab es ein neues Wort in Großbritannien: »Hippie«.

»Seid fröhlich! Befreit euch von den Fesseln der Unterdrückung.«

Ein Mann in einem Nadelstreifenanzug Breen gegenüber verdrehte die Augen.

»Gütiger Gott.«

Der Clown wollte jetzt zusammengerollte Zettel verteilen. Breen fiel auf, dass er offene Sandalen trug. Seine Füße waren schwarz vor Dreck. Ein Reisender neben Breen nahm die ihm angebotene Rolle, aber als Breen die Hand ausstreckte, ignorierte ihn der Clown.

»Bekomme ich keine?«, fragte Breen. Der neue Cathal Breen, endlich wieder bereit, sich auf die Welt einzulassen.

»Ermutigen Sie ihn nicht auch noch«, zischte der Mann in Nadelstreifen.

Der Clown musterte Breen von oben bis unten. »Mir deucht, es wird Ihnen nicht gefallen«, sagte er und ging weiter.

Hinten im Wagen hielt er zwei nebeneinandersitzenden Büromädchen eine Rolle hin. Sie waren zu schüchtern, taten so, als sei er gar nicht da, starrten mit verschränkten Armen die eigenen Schuhe an und kicherten.

»Sind Sie überhaupt befugt, Zettel zu verteilen?«, rief ihm der Mann in Nadelstreifen hinterher.

Der Clown blieb stehen und drehte sich um. »Sind Sie überhaupt befugt, so einen Anzug zu tragen?«

Die beiden Sekretärinnen prusteten los, bekamen die Münder kaum zu, waren geschockt. Als die Bahn endlich wieder anfuhr, hatten sie immer noch Mühe, sich das Lachen zu verkneifen. Der Mann im Anzug sagte: »Ich werde Sie der Polizei melden.«

Breen fragte sich, ob man tatsächlich eine Genehmigung brauchte, um in der U-Bahn Flugblätter zu verteilen?

Nachdem der Clown durch die Verbindungstür in den nächsten Wagen verschwunden war, rollte der Mann neben Breen das Papier auf, betrachtete es eine Sekunde lang, dann zerknüllte er es und warf es auf den Boden.

Breen bückte sich und hob es auf. Werbung für irgendwas. Ein alter Holzschnitt zeigte einen Kopf, oben fehlte ein Stück vom Schädel, so dass das verschlungene Gehirn sichtbar war. Darunter die Worte: »Alchemistische Hochzeit, Royal Albert Hall, 18. Dezember 1968.« Sonst nichts.

Breen entsorgte den Zettel auf dem Weg zur Arbeit.

Inspector Bailey traf kurz nach halb neun ein; Regenmantel, Tweedkappe und ein zusammengefalteter Regenschirm. Enttäuscht sah er sich in dem fast leeren Büro um und grinste beim Anblick der drei Fotos auf Breens Schreibtisch, dann zog er wie immer die Bürotür hinter sich zu.

Sergeant Prossers Abschiedsfeier hatte sich zu einem langen Abend entwickelt. Er war der dienstälteste Offizier in der D Division des CID gewesen und hatte in dem Ruf gestanden, die schwierigsten Fälle zu lösen. Am liebsten war er dabei auf althergebrachte Weise vorgegangen, hatte Schreibtischarbeit gemieden.

Breen war froh, dass sie ihn los waren.

»O Gott, ich fühl mich vielleicht furchtbar. Stink ich noch nach Brandy?«, fragte eine Stimme.

Marilyn, die Sekretärin, das Haar aufgetürmt und mit Spray fixiert, stand an ihrem Schreibtisch, hatte die Hand über die Nase gelegt und versuchte, an ihrem eigenen Atem zu riechen. Sie griff in eine Schublade und zog ein Päckchen Kopfschmerztabletten heraus.

»Willst du auch eine, Paddy?«

»Nein, danke.«

»Da werden einige heute einen Brummschädel haben«, sagte sie.

Breen mochte Marilyn. Es war nicht leicht, als Frau hier im Büro zu bestehen, aber sie hatte vor zwei Jahren angefangen und sich darangemacht, die Männer straff zu organisieren und die unsortierten Papierstapel in alphabetische Reihenfolge zu bringen. »Hättest mal sehen sollen, in was für einem Zustand die waren, als sie nach Hause sind.«

Sie verschwand den Gang hinunter in die Küche und kam mit einem Glas Wasser wieder.

Die meisten Kollegen beim CID waren von Prossers Kündigung völlig überrascht gewesen. Viele waren bis in die frühen Morgenstunden geblieben, hatten Bier und Brandy getrunken. Aber warum wollte Prosser eigentlich weg? Er war Polizist durch und durch. Einer der besten. Außerdem hatte er ein behindertes Kind zu versorgen. Er liebte den Job. Irgendwie ergab das alles keinen Sinn.

»Wie viele Karten willst du haben?«, fragte Marilyn.

Breen stöhnte. »O Gott. Ist es schon wieder so weit?« Die Weihnachtsfeier der D Division. Abendanzug, Punsch und Kenny Ball and his Jazzmen im Cumberland Hotel. Er sagte: »Ich nehme eine.« Der Erlös ging an den Waisenfonds.

»Eine nur? Och«, sagte Marilyn. »Willst du niemanden einladen?« Sie stand mit einem Stapel Karten in der Hand vor ihm.

»Eine, bitte.«

Marilyn kam näher an ihn heran. Senkte die Stimme. »Willst du nicht WPC Tozer fragen?« Die Frau, mit der er geschlafen hatte. Nur ein einziges Mal.

Breen sah sie an. Wusste sie was? Gerüchte machten hier schnell die Runde. »Findest du, ich sollte?«

Marilyn sagte: »Um Gottes willen. No, Sir. Die ist gar nicht dein Typ.«

»Wirklich nicht?«

»Viel zu kompliziert. Außerdem geht die mit vielen.«

Breen blinzelte. »Pass auf, dass du keine Gerüchte in die Welt setzt.«

»Wer sagt denn, dass das ein Gerücht ist? Es muss doch ein Mädchen geben, das zu dir passt, Paddy. Niemand geht alleine zur Weihnachtsfeier. Wenn du willst, bin ich deine Begleitung.«

»Ich dachte, du hast einen Freund, Marilyn.« Danny Carr.

Ein kleiner Kerl mit Pomade im Haar, der den ganzen Tag nur herumsaß und Däumchen drehte.

»Hab dich bloß veräppelt, Paddy«, sagte sie. »Obwohl der Nichtsnutz gestern Abend so blau war, dass er mir in die Handtasche gekotzt hat.«

Marilyn drohte ständig, Danny abzuservieren, tat es aber nie. Seit dem Frühsommer war er arbeitslos.

»Marilyn, wo sind die 728er?«

Sie hob die Handtasche und roch hinein. »Hab sie zweimal mit Vim ausgewaschen, und sie stinkt immer noch. Wofür willst du einen 728er?«

»Jahresurlaub.«

Marilyn zwinkerte ihm zu. »Willst du Ferien machen?«

»Warum nicht?«

»Wie? So richtig in den Urlaub fahren?«

»Ja.«

»Du fährst nie in den Urlaub. Das ist doch allgemein bekannt.«

»Das war so, als mein Dad noch gelebt hat«, sagte Breen. »Aber jetzt kann ich weg. Hab ich letzte Nacht entschieden. Würde mir wohl ganz gut tun. Mir helfen, wieder klar zu sehen.«

Marilyn spähte immer noch in ihre Tasche. »Gute Idee, Paddy.«

Früher war er nur sehr selten mit den Kollegen trinken gegangen, weil er seinen Vater hatte pflegen müssen. Und hatte aus demselben Grund London nie lange verlassen.

»Ich wollte mir gerne die Woche ab dem neunten Dezember freinehmen.«

Sie sah von ihrer Handtasche auf. »Mensch, Paddy. Da könntest du Glück haben.«

»Mir stehen mindestens zwei Wochen zu.«

»Um diese Jahreszeit? Wozu willst du dir denn im Dezember freinehmen?«

Breen sagte: »Mein Dad hat mir ein bisschen Geld vermacht. Ich dachte, vielleicht kann ich dahin fahren, wo er aufgewachsen ist. Bin nie dort gewesen. Ich will mal was Neues probieren.«

»Frag ruhig. Warum nicht?«, sagte sie. »Paddy, was stinkt hier denn so? Sind das deine Socken?«

»Wieso? Stinkt was?«

Marilyn schnupperte herum. »Riechst du das nicht?«

»Ist wahrscheinlich deine...
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William Shaw wurde in Newton Abbot, Devon, geboren und wuchs in Nigeria auf. Über zwanzig Jahre lang schrieb er für diverse Zeitungen und Magazine wie den Observer und die New York Times über Pop- und Subkultur. Er lebt heute in Brighton.