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Der Patriot

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
470 Seiten
Deutsch
Tropenerschienen am02.03.20191. Aufl. 2019
In Stockholms Zeitungsredaktionen regiert die Angst. Drohungen gehören zum Alltag, populistische Meinungsmacher verschärfen die aufgeheizte Stimmung noch. Als eine junge Journalistin, die strikt für Meinungsfreiheit eingetreten ist, kaltblütig ermordet wird, werden die schlimmsten Befürchtungen plötzlich real. Nur Madeleine Winther, eine junge aufstrebende Nachrichtenredakteurin, bleibt davon merkwürdig unberührt und plant stattdessen ihre nächsten Schritte auf der Karriereleiter. Doch auch sie muss sich der Realität stellen, denn es bleibt nicht bei diesem einen Opfer. Der Täter, Carl Cederhielm, will Rache nehmen an allen, die dazu beitragen, dass seine Heimat Tag für Tag von Flüchtlingen überschwemmt wird. Sein Ziel sind die Medien, und gemeinsam mit zwei Gleichgesinnten eröffnet er die Jagd auf Journalisten. Es scheint, dass niemand die schwedischen Terroristen aufhalten kann. Doch dann taucht ein neuer Akteur auf der Bildfläche auf, der zum Äußersten entschlossen ist.

Pascal Engman, geboren 1986, war Journalist des schwedischen Expressen. Nach massiven rechtspopulistischen Drohungen gegen ihn und seine Kollegen zog er sich 2016 aus dem Journalistenmilieu zurück, um sein Thrillerdebüt 'Der Patriot' zu schreiben. Pascal Engman lebt in Stockholm.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn Stockholms Zeitungsredaktionen regiert die Angst. Drohungen gehören zum Alltag, populistische Meinungsmacher verschärfen die aufgeheizte Stimmung noch. Als eine junge Journalistin, die strikt für Meinungsfreiheit eingetreten ist, kaltblütig ermordet wird, werden die schlimmsten Befürchtungen plötzlich real. Nur Madeleine Winther, eine junge aufstrebende Nachrichtenredakteurin, bleibt davon merkwürdig unberührt und plant stattdessen ihre nächsten Schritte auf der Karriereleiter. Doch auch sie muss sich der Realität stellen, denn es bleibt nicht bei diesem einen Opfer. Der Täter, Carl Cederhielm, will Rache nehmen an allen, die dazu beitragen, dass seine Heimat Tag für Tag von Flüchtlingen überschwemmt wird. Sein Ziel sind die Medien, und gemeinsam mit zwei Gleichgesinnten eröffnet er die Jagd auf Journalisten. Es scheint, dass niemand die schwedischen Terroristen aufhalten kann. Doch dann taucht ein neuer Akteur auf der Bildfläche auf, der zum Äußersten entschlossen ist.

Pascal Engman, geboren 1986, war Journalist des schwedischen Expressen. Nach massiven rechtspopulistischen Drohungen gegen ihn und seine Kollegen zog er sich 2016 aus dem Journalistenmilieu zurück, um sein Thrillerdebüt 'Der Patriot' zu schreiben. Pascal Engman lebt in Stockholm.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608115277
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.03.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten470 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4070308
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1


»Stört dich das überhaupt nicht, wie die dich anschauen?«, fragte Valeria Guevara und sah ihn an. August Novak drehte sich verwundert nach einer Traube Schulkinder um, die an ihnen vorbeiging. Sie trugen die Uniformen des Colegio Ambrosio O Higgins, der einzigen Privatschule in Vallenar.

Einige von ihnen drehten sich gleichzeitig um und musterten Valeria und August.

»Es sind ja nicht nur die Kinder«, fuhr Valeria fort. »Es ist die ganze Stadt. Alle starren dich an. Ich bin es gewohnt, dass die Männer mir ihre Blicke zuwerfen oder mir hinterherpfeifen. Aber wenn du neben mir gehst, bin ich praktisch Luft.«

August lächelte und drückte ihre Hand.

»Es gibt ja nicht so viele Europäer hier im Norden von Chile. Gerade mal fünf in ganz Vallenar. Ich bin exotisch. Findest du nicht, dass ich exotisch bin?«, fragte er.

Valeria blieb stehen, stellte sich auf die Zehen und gab ihm einen Kuss.

»Doch, du bist sehr exotisch, mi amor. Besonders, wenn du darauf bestehst, in der Sonne zu gehen. Schau uns an, wir sind fast die Einzigen auf dieser Seite der Straße.«

»Wir Schweden nutzen die Sonne eben bei jeder Gelegenheit.«

Die Ladenbesitzer waren dabei, ihre Läden zu schließen, es war Zeit für die Siesta. Auf der Avenida Prat, Vallenars Hauptstraße, wimmelte es vor Menschen, die auf dem Weg nach Hause waren, um zu Mittag zu essen und sich anschließend auszuruhen, ehe sie sich wieder ihren Tätigkeiten widmeten.

Die meisten Einwohner der Stadt gingen auf der anderen Straßenseite, um sich vor der grellen Sonne zu schützen. Die Temperatur betrug etwa dreißig Grad, es war ungewöhnlich warm für November. Schon jetzt hieß es, dass der kommende Sommer sämtliche Hitzerekorde übertreffen würde.

Sie bogen rechts in die Seitenstraße Avenida Faez, wo das Sportgeschäft lag, Deportes Orlando. Der Inhaber, Don Orlando, saß schon im Auto und wollte gerade den Motor anlassen, um nach Hause zu fahren und sein Geschäft später gegen fünf Uhr wieder aufzumachen. Als er Valeria und August kommen sah, stieg er aus und kam auf sie zu.

»Schön, dich zu sehen, Don Augusto. Und dich auch, Señorita. Wollt ihr zu mir?«

August schüttelte seine Hand.

»Ja, aber wenn du nach Hause willst, ist das in Ordnung. Wir können auch nach der Siesta wiederkommen.«

»Aber nein, ihr braucht doch nicht zu warten«, sagte er und suchte in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel, um das Gitter aufzusperren. Zwei Straßenköter, die dort einen Schattenplatz gefunden hatten, trotteten davon. »Was braucht ihr denn?«

»Eine Yogamatte. Meine hat der Hund zerfetzt«, sagte Valeria.

»Schon wieder?« Don Orlando lachte.

»Diese gringos â¦ August lässt die Hunde einfach immer ins Haus«, erklärte Valeria und machte eine ausholende Geste.

Sie betrat den Laden als Erste.

August blieb vor einer Vitrine stehen und sah sich die Angelutensilien an. Don Orlando gesellte sich zu ihm.

»Die ist neu«, sagte er und nickte in Richtung einer Harpune. »Ich habe sie letzte Woche reinbekommen, neun Meter Reichweite. Deine geht bis sechs Meter, wenn ich mich nicht täusche, stimmt s?«

»Im Ernst? Neun Meter?«, fragte August skeptisch.

»Neun Meter, Don Augusto. Und sie hat einen Aalstecher mit fünf Zahnblättern. Aber der, den du zu Hause hast, passt natürlich auch. Und wenn nicht, dann feile ich ihn dir zurecht.«

August nickte.

»Ich nehme sie.«

Valeria stellte sich hinter die Männer. Sie hatte sich eine hellblaue Yogamatte unter den Arm geklemmt und schüttelte den Kopf, als Don Orlando die Vitrine aufschloss und die Harpune herausnahm.

»Frischer Fisch«, sagte August und nahm sie entgegen.

Sie fuhren an den farbigen Zelten der Roma am Stadtrand vorbei, ließen die Polizeidienststelle an der Autobahn hinter sich und fuhren weiter Richtung Küste. Zu ihrer Rechten fiel die Landschaft steil in ein grünes Tal ab, und hinter ihnen ragten die Berge empor.

»Ich muss wieder in der Stadt sein, wenn die Siesta vorbei ist«, sagte August.

»Kommt er heute zurück?«, fragte Valeria und seufzte.

»Ja, er landet heute Abend.«

»Wir hatten eine gute Woche, während er weg war«, meinte Valeria. »Ich wünschte, es wäre immer so.«

»Bald ist es ja so weit. In fünf Jahren«, erwiderte August.

»In fünf Jahren. Dann bin ich dreißig und du sechsunddreißig. Können wir nicht doch schon früher nach Europa gehen?«

»Du weißt doch, dass das unmöglich ist.«

In Maitencillo, dem kleinen Ort, der zwei Kilometer von ihrem Haus entfernt lag, drosselte er das Tempo. Danach bogen sie auf einen Schotterweg, der ins Tal hinabführte und von Avocadoplantagen gesäumt wurde. Sie überquerten die Bahnschienen und fuhren durch das Tor.

Señora Maria, ihre Haushälterin, war im Hof, um sie zu begrüßen. Aus den Olivenhainen kamen die Rottweiler Salvador und Aragon angerannt.

Sie aßen vor der weißen Villa auf der Terrasse mit Blick auf das Tal und die Berge zu Mittag. Einige Wildpferde hatten unten am Fluss einen Weg durch den Zaun gefunden und grasten zwischen den Olivenbäumen. Don Julio, der Gärtner, hatte gerade den Pool gereinigt und kam nun auf sie zugeschlendert.

Er war fünfundsiebzig Jahre alt und bewohnte allein ein kleines Haus in der Nähe. Heute wirkte er ausnahmsweise einigermaßen nüchtern. Als er ihnen gegenüberstand, nahm er den Hut ab, trocknete sich den Schweiß auf der Stirn und setzte sich neben Valeria.

Sie erhob sich, um ein Glas für ihn zu holen.

»Ich habe eben mit Manuel, meinem Neffen, gesprochen«, sagte Don Julio. »Es sieht ganz danach aus, dass es diese Woche noch Ärger geben wird.«

»Wegen der Fabrik?«

Don Julio nickte.

»Das Problem ist, dass wir mittendrin hocken«, sagte er. »Die Straßensperren werden sie wahrscheinlich in Maitencillo aufstellen. Und sie werden keinen durchlassen.«

»Nicht mal uns Anwohner?«, wollte August wissen.

»Sie haben lauter Abschaum aus Südchile hergeholt. Kommunisten und Krawallmacher aus Valdivia. Die von hier kennen Sie, aber die anderen sind Extremisten. Ihr Anführer ist Alfonso Paredes, haben Sie von ihm gehört?«

Valeria kam mit einem Glas zurück, woraufhin August nach der Limonade griff und Don Julio einschenkte.

»Ich gehe an den Pool«, sagte sie dann.

August nickte und wandte sich an Don Julio.

»Ich weiß, wer das ist. Ich habe über die Besetzung des Hotels in Pucón gelesen.«

»Er ist ein hijo de puta, der so tut, als stünde er auf der Seite der Armen, in Wirklichkeit will er aber nur Streit anzetteln. Und die jungen Leute, auch mein Neffe Manuel, glauben den Mist, den er erzählt, und das ist das Problem.«

»Vladimir kommt diese Woche wieder zurück, das heißt, ich bin dann recht viel unterwegs. Denkst du, du kannst hierbleiben, damit Valeria nicht allein ist?«

»Ja, klar, machen Sie sich keine Sorgen. Die Señorita ist bei mir in Sicherheit.«

»Danke. Du kannst das Gästezimmer nehmen, wie immer. Was macht denn dein Bein? Was hat der Arzt gesagt?«

»Ich soll mich schonen.«

»Dann mach das doch auch.«

»Vierzehn Hektar Land bewirtschaften sich nicht von selbst«, stellte Don Julio fest und deutete mit dem Kinn Richtung Tal.

»Du kannst doch mehr Personal einstellen, jedenfalls, bis es deinem Bein wieder besser geht. Das ist gar kein Problem, das weißt du doch.«

»Wie Sie wollen, Señor.«

Don Julio erhob sich und ging ins Haus.

August schüttelte lachend den Kopf. Der alte Mann war Alkoholiker, und an manchen Tagen tauchte er überhaupt nicht auf. Die meisten waren der Meinung, August sollte ihn entlassen, aber er ließ auf Don Julio nichts kommen.

Er blieb sitzen und ließ den Blick über die Olivenhaine schweifen.

Noch fünf Jahre, grübelte August. Das ist noch einmal die Hälfte der Zeit, die ich schon fort bin. Aber danach habe ich genügend Geld, um mit Valeria in Schweden ein neues Leben anzufangen.

Als Señora Maria den Tisch abdeckte, ging er ins Haus und nahm die Treppe nach oben ins Schlafzimmer.

Oben auf dem Kleiderschrank lag seine Képi blanc von der Fremdenlegion. Das weiße Käppi erhielt man nach vier Monaten als Rekrut, nachdem man einen Test bestanden hatte in Form einer dreitägigen Wanderung durch die Pyrenäen. Es war fast zehn Jahre her, dass er sie bekommen hatte.
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Autor

Pascal Engman, geboren 1986, war Journalist des schwedischen Expressen. Nach massiven rechtspopulistischen Drohungen gegen ihn und seine Kollegen zog er sich 2016 aus dem Journalistenmilieu zurück, um sein Thrillerdebüt "Der Patriot" zu schreiben. Pascal Engman lebt in Stockholm.