Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Im Zweifel südwärts

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.02.2013
Alle Wünsche erfüllt - und jetzt?
Daphne ist 31 Jahre alt und hat eigentlich keinen Grund zu klagen. Ein toller Job, der Sommerurlaub mit Betty steht vor der Tür, und es sieht ganz so aus, als hätte sie nach unzähligen Flops in Richard endlich den Richtigen gefunden. Alles ist so, wie sie es sich immer gewünscht hat. Doch während die Vorbereitungen laufen und sich die Reisegruppe beständig vergrößert, beginnt Daphne zu zweifeln. Wenn sie wirklich alles hat, was sie immer wollte, warum fühlt es sich dann nicht so an? Und so startet die Reise im gelben VW-Bus gen Süden. An Bord: drei Freundinnen, viel Männerballast und eine Hochzeitstorte ...

Katarina Fischer wurde 1982 in Hamburg geboren. Nach zwei lehrreichen Jahren in London lebt sie seit 2006 wieder in der Hansestadt, arbeitet als Fotoredakteurin, Gelegenheits-DJ und schreibt. Mehr Katarina Fischer im Internet unter katarinafischer.blogspot.com.
mehr

Produkt

KlappentextAlle Wünsche erfüllt - und jetzt?
Daphne ist 31 Jahre alt und hat eigentlich keinen Grund zu klagen. Ein toller Job, der Sommerurlaub mit Betty steht vor der Tür, und es sieht ganz so aus, als hätte sie nach unzähligen Flops in Richard endlich den Richtigen gefunden. Alles ist so, wie sie es sich immer gewünscht hat. Doch während die Vorbereitungen laufen und sich die Reisegruppe beständig vergrößert, beginnt Daphne zu zweifeln. Wenn sie wirklich alles hat, was sie immer wollte, warum fühlt es sich dann nicht so an? Und so startet die Reise im gelben VW-Bus gen Süden. An Bord: drei Freundinnen, viel Männerballast und eine Hochzeitstorte ...

Katarina Fischer wurde 1982 in Hamburg geboren. Nach zwei lehrreichen Jahren in London lebt sie seit 2006 wieder in der Hansestadt, arbeitet als Fotoredakteurin, Gelegenheits-DJ und schreibt. Mehr Katarina Fischer im Internet unter katarinafischer.blogspot.com.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641086640
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum11.02.2013
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1932 Kbytes
Artikel-Nr.1233359
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Der Teil mit der Torte

LUCYS MIXTAPE

Dean Martin - That´s Amore

Meine Mutter war eine schöne Braut, wenn auch nicht im herkömmlichen Sinn. Sie trug kein bodenlanges weißes Kleid mit einer Schleppe, die hinter sich eine kleine Schneise der Sauberkeit auf dem staubigen Boden hinterließ (und somit ohnehin nichts weiter war als ein Symbol für die künftigen häuslichen Pflichten). Sie trug keinen Schleier, kein Diadem, keinen Blumenkranz, ihre Wangen glühten nicht vor Aufregung. Stattdessen kräuselten sich, wenn die Sonne, die an diesem Tag im August zur Feier des Tages endlich einmal schien, ihr Gesicht streifte, die Falten um ihre Augen. Ihre Hände, auf denen sie schon zwei kleine Altersflecken mit Make-up hatte kaschieren müssen, fummelten an der breiten Krempe ihres Huts, bis er mehr Schatten warf. Sie hatte ihn passend zu ihrem schlichten blassgrünen Hochzeitskostüm gekauft. Meine Mutter war am Tag ihrer zweiten Hochzeit neunundfünfzig Jahre alt.

»Warum heiratest du nicht in Weiß?«, fragte ich sie vor der Trauung.

»In Weiß? Jetzt wirst du aber albern.« Sie schnalzte ungehalten mit der Zunge. »In meinem Alter ...«

»Musst du ja nicht. Grün ist auch schön. Grün ist die Hoffnung ...«

Sie unterbrach mich, indem sie eine wegwerfende Bewegung mit der Hand machte. »Kind, darum geht es nicht. Wenn dir nur noch die Hoffnung bleibt, dann ist alles zu spät, merk dir das. Man sollte immer so hohe Erwartungen wie möglich haben.«

Ich nickte und dachte: Sie muss es ja wissen. Lebenserfahrung hatte sie schließlich genug. Ehe-Erfahrung auch. Vor fünfunddreißig Jahren hatte sie meinen Vater geheiratet, vor einundzwanzig Jahren war die Scheidung eingereicht worden. Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt, »diesen Zirkus« noch einmal mitzumachen. Aber wenn man irgendwann zufällig doch noch einmal den Richtigen trifft, wäre es dann nicht dumm, sich zu verweigern?

Ich hatte mit den Schultern gezuckt, als sie mich das fragte, obwohl ich eine Antwort parat hatte. Weil man nie wissen kann, deswegen. Aber welchen Sinn hätte dieser Satz zwei Wochen vor der Hochzeit gemacht, wenn die Torte bereits bestellt, der Hotelgarten für die Feier gemietet und die Verwandtschaft aus Amerika so gut wie auf dem Weg zum Flughafen war? Abgesehen davon hatte ich wirklich keine Bedenken, was ihren Zukünftigen betraf. Selbst wenn ich tief in mich hineinhorchte und versuchte, welche zu generieren: Joe war und blieb ein feiner Kerl. Charmant, freundlich, Amerikaner, Archäologe. Ein Robert Redford zum Anfassen, der meine Mutter auf Händen trug. Alles an ihm war ganz wunderbar. Und wenn er sich nicht wie in einem dieser schlechten Thriller, die in den Neunzigern immer auf RTL liefen, innerhalb des ersten Ehejahres als sadistischer Psychopath entpuppte, konnte man wahrscheinlich davon ausgehen, dass meine Mutter das große Los gezogen hatte. Besser spät als nie. Hurra.

Und dieses Hurra war keineswegs ironisch gemeint. Im Gegenteil, es kam von ganzem Herzen. Ich freute mich wirklich für sie. Obwohl es für mich als einunddreißigjährige Frau schon eine seltsame Situation war, Gast auf der Hochzeit meiner eigenen Mutter zu sein, der ZWEITEN, und selbst noch nicht einen einzigen klitzekleinen Antrag erhalten zu haben. Nicht einmal mit vier auf dem Spielplatz. In einem Alter, in dem so etwas ja gern mal passiert, weil Vierjährige weder Skrupel kennen, noch das Wort Konsequenzen fehlerfrei aussprechen können. Eigentlich die besten Voraussetzungen. Aber ich hatte trotzdem kein Glück gehabt. Was für mich irgendwie typisch war.

»You´re a bit late, huh? Two - nil.« Barry, Joes schwitzender, halbglatziger Cousin - die linke Hand zur Faust geballt und an der rechten zwei Finger abgespreizt - zeigte den vorläufigen Endstand im nicht existenten Wettstreit zwischen meiner Mutter und mir um die meisten Eheschließungen an. Barry trug einen blauen Anzug, und wenn er lachte, wabbelte sein Körper darunter. Er wabbelte auch, wenn Barry sich über seine glänzende Stirn wischte. Oder ausatmete. Er wabbelte eigentlich immer. Ähnlichkeiten mit dem Bräutigam waren keine vorhanden. Weder Äußerlich, noch verfügte Barry über den Charme des Mannes an Mutters Seite.

Trotzdem versuchte ich, freundlich zu bleiben. Die neue Verwandtschaft - da musste man nachsichtig sein, sich erst einmal in Ruhe beschnuppern. Wobei ich, was Barry betraf, beschlossen hatte, den Schnupperteil lieber zu überspringen. Aber ein aufgesetztes Lachen, das war drin. »Barry, you are ... you are really ... truly ... ähm ... funny.« Zumindest wenn man nicht allzu hohe Ansprüche hatte. Ich räusperte mich.

»That´s cousin Barry for you, little lady.«

»Lovely. Thanks.«

»And I´m telling you: You better get in there fast.« Ein hilfsbereites Zwinkern. »Nobody likes leftovers. Am I right, pumpkin?« Er kniff seine Frau, die neben ihm stand und tatsächlich ein bisschen so aussah wie ein Kürbis (die Proportionen, die Hautfarbe), in ihren Hüftspeck.

Sie kicherte, leerte ihr Sektglas und nickte eifrig. Alles gleichzeitig. »Absolutely!«

Dabei wirkte sie auf mich keineswegs wie eine Frau, die sich ohne guten Grund eine schöne Portion Reste entgehen lassen würde. Eher im Gegenteil.

Ich lachte gezwungen und versuchte dann, ganz unverfänglich das Thema zu wechseln. »So ... did you enjoy the ceremony ... äh ...« Sie war mir zu Beginn des Empfangs vorgestellt worden, aber jetzt kam ich einfach nicht auf ihren Namen. Pat? Hieß sie Pat? »Pat?«

»Shelly«, korrigierte sie mich pikiert.

»Oh ... sorry. I have no idea how I could forget that ...«

Es war mir wirklich unangenehm, aber all diese Menschen, die ich noch nie vorher gesehen hatte und vor denen ich als Brauttochter eine gute Figur machen musste, überforderten mich. Smalltalk war einfach nicht meine Stärke und mein Namensgedächtnis eine einzige Katastrophe. Ich war ja schon froh, dass ich meinen eigenen nicht ständig vergaß.

»I´m really sorry, Shelly«, entschuldigte ich mich noch einmal und schaute betreten zur Seite, nur um dort, kaum eine Armlänge von mir entfernt, Richard zu entdecken, der sich mit suchendem Blick durch die Menge der Hochzeitsgäste schob. Meine Rettung. Hektisch griff ich nach dem Ärmel seines geliehenen Jacketts und zog daran, als hinge mein Leben davon ab. Er blieb stehen, betrachtete irritiert die Finger, die sich an seinem Arm festkrallten, erkannte, dass es sich dabei um meine handelte, und war darüber offensichtlich äußerst erfreut.

»Daphne! Da bist du ja!«

»Ja! Da bin ich ja! Und du bist auch da! Noch besser ... Kennst du schon Barry und Shelly?« Ich sah ihn eindringlich an und hoffte, dass er verstand, was ich damit ausdrücken wollte. Nämlich dass es in Wahrheit kein Vergnügen war, Barry und Shelly zu kennen. Dass ich sie selbst am liebsten nicht hätte kennenlernen müssen. Und für den Fall, dass diese versteckte Botschaft bei Richard nicht eindeutig genug angekommen war, verdeutlichte ich meine verzweifelte Lage, indem ich kaum hörbar »Bring mich hier bitte weg!« irgendwo in der Nähe seines rechten Ohres zischelte. Das war ausreichend.

»Das muss ich auch«, flüsterte er zurück, und legte mir beruhigend eine Hand auf die Taille, »ich hab dich schon überall gesucht. Du wirst hinter den Kulissen gebraucht.«

»Verstehe.« Ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu.

Richard flüsterte nicht mehr. »Nein, wirklich. Es gibt da einen kleinen Notfall ...«

»Notfall?«

»Oder eher eine Situation ...«

Jetzt war ich alarmiert. »Was denn bitte für eine Situation?«

Barry und Shelly hatten bis zu diesem Punkt brav darauf gewartet, Richard vorgestellt zu werden. Jetzt allerdings hielt es Barry einfach nicht mehr aus und ließ seine Hand äußerst dynamisch auf Richard zuschnellen, der nicht anders konnte, als zuzugreifen. »Barry Thomson. Great to meet you. And this is my wife, Shelly.« Sie schüttelte kokett kichernd die frei gewordene Hand, während ihr Mann ihr stolz die Schulter tätschelte und Richard mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete. »And you are ...?«

»Richard.« Er lächelte höflich und erklärte, mein Freund zu sein - »I´m Daphne´s boyfriend« -, woraufhin Barry sich umgehend bei mir für den Reste-Spruch entschuldigte, der mich mit großer Sicherheit härter getroffen hätte, wäre ich wirklich Single gewesen, aber die Diskussion ersparte ich mir lieber. Stattdessen trat ich nervös von einem Fuß auf den anderen, weil ich mir Sorgen wegen dieser ominösen Situation machte.

Richard äußerte sein Bedauern darüber, mich kurz entführen zu müssen. Brauttochterpflichten. Also nicht er, sondern ich, haha. Er bekam noch einen Klaps auf die Schulter und den Segen von Barry mit auf den Weg, dann zog er mich endlich hinter sich her durch das Gewühl des Sektempfangs, weit weg von Cousin Barry und seiner Kürbisfrau. Mein Held. In mehrfacher Hinsicht.

Wäre Richard nicht vor drei Jahren in mein Leben gestolpert und...


mehr
Kritik
"Lustig, ironisch, ehrlich!"mehr

Autor

Katarina Fischer wurde 1982 in Hamburg geboren. Nach zwei lehrreichen Jahren in London lebt sie seit 2006 wieder in der Hansestadt, arbeitet als Fotoredakteurin, Gelegenheits-DJ und schreibt. Mehr Katarina Fischer im Internet unter katarinafischer.blogspot.com.
Weitere Artikel von
Fischer, Katarina