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Das vierte Opfer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am31.05.2012
Ein Ferienort in Angst und Schrecken
In Kaalbringen, einem ehemals beschaulichen Küstenort, regiert der Schrecken: Drei bestialische Morde sind geschehen, kurz hintereinander. Einheimische und Feriengäste reagieren mit Panik. Denn irgendwo mitten in der Stadt sitzt der Mörder und plant in Ruhe seinen nächsten Schlag. Wann und wo wird der »Axtmörder«, wie er inzwischen im Volksmund heißt, wieder zuschlagen? Das örtliche Polizeiteam ist überfordert, und so holt sich Hauptkommissar Bausen den erfahrenen Kommissar Van Veeteren zu Hilfe, der in der Nähe Urlaub macht. Die Zeit drängt, denn das vierte Opfer befindet sich schon in der Gewalt des unheimlichen Mörders ...

Håkan Nesser, geboren 1950, ist einer der beliebtesten Schriftsteller Schwedens. Für seine Kriminalromane erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, sie sind in über zwanzig Sprachen übersetzt und mehrmals erfolgreich verfilmt worden. Håkan Nesser lebt in Stockholm und auf Gotland.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEin Ferienort in Angst und Schrecken
In Kaalbringen, einem ehemals beschaulichen Küstenort, regiert der Schrecken: Drei bestialische Morde sind geschehen, kurz hintereinander. Einheimische und Feriengäste reagieren mit Panik. Denn irgendwo mitten in der Stadt sitzt der Mörder und plant in Ruhe seinen nächsten Schlag. Wann und wo wird der »Axtmörder«, wie er inzwischen im Volksmund heißt, wieder zuschlagen? Das örtliche Polizeiteam ist überfordert, und so holt sich Hauptkommissar Bausen den erfahrenen Kommissar Van Veeteren zu Hilfe, der in der Nähe Urlaub macht. Die Zeit drängt, denn das vierte Opfer befindet sich schon in der Gewalt des unheimlichen Mörders ...

Håkan Nesser, geboren 1950, ist einer der beliebtesten Schriftsteller Schwedens. Für seine Kriminalromane erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, sie sind in über zwanzig Sprachen übersetzt und mehrmals erfolgreich verfilmt worden. Håkan Nesser lebt in Stockholm und auf Gotland.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641090517
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum31.05.2012
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1420 Kbytes
Artikel-Nr.1176262
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3

»Frau Simmel?«

Die korpulente Frau öffnete die Tür sperrangelweit.

»Bitte schön.«

Beate Moerk trat über die Schwelle und versuchte teilnahmsvoll auszusehen. Sie gab Frau Simmel ihren dünnen Mantel, den diese umständlich auf einen Bügel an der Garderobe hängte. Dann zeigte sie ihr den Weg, ging voran und zupfte nervös an dem engen schwarzen Kleid, das sicher schon einige Jährchen auf dem Buckel hatte. Auf einem rauchfarbenen Glastisch im Wohnzimmer war zwischen den massiven Ledersofas Kaffeegeschirr aufgedeckt. Frau Simmel ließ sich auf ein Sofa sinken.

»Sie kommen doch von der Polizei?«

Beate Moerk setzte sich und legte ihre Aktentasche neben sich. Sie kannte diese Frage. Hatte sich fast schon an sie gewöhnt. Offensichtlich konnte man es gerade noch akzeptieren, wenn weibliche Polizisten die Uniform trugen. Daß der Beruf nicht notwendigerweise von den Kleidern abhing, ging nicht so leicht in die Köpfe. Daß es tatsächlich möglich war, hübsche Zivilkleidung zu tragen und trotzdem seine Aufgaben zu erfüllen.

Vielleicht war es überhaupt schwieriger, Frauen zu vernehmen. Männern war es eher peinlich, aber sie gingen aus sich heraus. Frauen kamen direkt zur Sache, behielten aber gleichzeitig eine gewisse Reserviertheit.

Aber Frau Simmel dürfte wohl kein Problem werden, redete sie sich ein. Dort saß sie auf ihrem Sofa und atmete schwer. Groß und plump mit etwas verweinten, ahnungslosen Augen.

»Ja, ich bin Polizeiinspektorin. Ich heiße Beate Moerk. Tut mir leid, daß ich Sie so kurz danach behelligen muß... Ist niemand bei Ihnen?«

»Meine Schwester«, sagte Frau Simmel. »Sie ist nur eben einkaufen gegangen.«

Beate Moerk nickte und zog einen Notizblock aus der Tasche. Frau Simmel schenkte Kaffee ein.

»Zucker?«

»Nein, danke. Können Sie mir schildern, was am Dienstag abend passiert ist?«

»Ich habe schon... ich habe gestern schon mit einem anderen Polizisten darüber geredet.«

»Mit Kommissar Bausen, ja. Könnten Sie es noch einmal wiederholen?«

»Ich verstehe nicht, warum... da war doch nichts Besonderes.«

»Ihr Mann ist gegen acht Uhr weggegangen?«

Frau Simmel schluchzte leise auf, fing sich dann aber wieder.

»ja.«

»Warum?«

»Er wollte einen Geschäftsfreund treffen ... in der Blauen Barke, nehme ich an.«

»Wickelte er dort öfters seine Geschäfte ab?«

»Ab und zu. Er ist... war... in der Immobilienbranche.«

»Aber Ihr Mann scheint allein in der Blauen Barke gesessen zu haben.«

»Dann ist er wohl nicht gekommen.«

»Wer?«

»Der Geschäftsfreund.«

»Nein, offensichtlich nicht. Aber Ihr Mann ist trotzdem nicht wieder nach Hause gegangen?«

»Nein... er hat dann wohl noch etwas gegessen, wenn er schon einmal da war.«

»Sie hatten vorher nicht gegessen?«

»Nein, kein Mittagessen.«

»Wissen Sie, wer es war?«

»Entschuldigung?«

»Den er dort treffen wollte.«

»Nein... nein, ich mische mich nie in die Angelegenheiten meines Mannes ein.«

»Ich verstehe.«

Frau Simmel zeigte mit der Hand zum Kuchenteller und nahm selbst einen Schokoladenbiskuit.

»Um wieviel Uhr haben Sie ihn zurückerwartet?«

»So um... ja, so um zwölf Uhr ungefähr.«

»Und um wieviel Uhr sind Sie selbst ins Bett gegangen?«

»Warum wollen Sie das wissen?«

»Entschuldigen Sie, Frau Simmel, aber Ihr Mann ist ermordet worden. Da ist es ganz einfach notwendig, daß wir alle möglichen Fragen stellen. Anders werden wir den Täter nie zu fassen kriegen...«

»Das war doch bestimmt der gleiche.«

»Der gleiche wie wer?«

»Der diesen Eggers im Juni erschlagen hat.«

Beate Moerk nickte.

»Da spricht einiges dafür, ja. Aber es kann auch einer gewesen sein, der... der von der Tat inspiriert wurde.«

»Inspiriert?«

»Ja, der einfach die gleiche Methode benutzt hat. Man weiß es nie, Frau Simmel.«

Frau Simmel schluckte und nahm noch einen Biskuit.

»Hatte Ihr Mann irgendwelche Feinde?«

Frau Simmel schüttelte den Kopf.

»Viele Bekannte?«

»Ja ...«

»Viele Geschäftsfreunde, von denen Sie nichts Näheres wissen?«

»Ja, viele.«

Beate Moerk machte eine Pause und nippte an ihrem Kaffee. Er war dünn und wäßrig. Wenn man, wie ihre Gastgeberin, zwei Zuckerstückchen hineintat, konnte man vermutlich überhaupt nicht mehr schmecken, um welche Art von Getränk es sich handelte.

»Erlauben Sie mir bitte«, fuhr sie fort, »daß ich Ihnen ein paar Fragen stelle, die vielleicht etwas indiskret sind. Ich hoffe, Sie verstehen, wie ernst der Fall ist, und ich möchte Sie bitten, so ehrlich wie möglich zu antworten.«

Frau Simmel klapperte nervös mit ihrer Tasse auf der Untertasse.

»Wie würden Sie Ihre Ehe beschreiben?«

»Wie bitte?«

»Ja, welches Verhältnis hatten Sie zueinander? Sie waren seit dreißig Jahren verheiratet, wenn ich mich nicht irre.«

»Zweiunddreißig.«

»Zweiunddreißig, ja. Ihre Kinder sind ausgeflogen ... Hatten Sie weiterhin viel Kontakt zueinander?«

»Zu den Kindern?«

»Nein, Sie zu Ihrem Mann.«

»Ja... ja, natürlich hatten wir das.«

»Wie heißen Ihre engsten Freunde?«

»Freunde? Bodelsens und Lejnes... und Klingforts natürlich. Ja, und dann die Familie. Meine Schwester und ihr Mann. Ernsts Bruder und seine Schwester... und unsere Kinder natürlich. Warum fragen Sie?«

»Wissen Sie, ob Ihr Mann ein Verhältnis mit einer anderen Frau hatte?«

Frau Simmel hörte auf zu kauen. Sie schien die Frage nicht zu verstehen.

»Mit einer anderen Frau?«

»Oder mit mehreren. Ob er untreu war, beispielsweise?«

»Nein...« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Wer hätte das denn sein sollen? Wer hätte ihn denn haben wollen?«

Das war ein Gesichtspunkt, natürlich. Beate Moerk trank schnell einen großen Schluck Kaffee, um ein Lachen zu unterdrücken.

»Ist Ihnen in letzter Zeit irgend etwas aufgefallen? Etwas Ungewöhnliches in seinem Verhalten, meine ich.«

»Nein.«

»Oder gibt es etwas anderes, was Ihnen einfällt?«

»Nein, was sollte das denn sein?«

»Ich weiß es nicht, Frau Simmel, aber es wäre gut, wenn Sie ein wenig über die letzte Zeit nachdenken würden. Vielleicht fällt Ihnen dabei etwas ein... Ach, waren Sie eigentlich im Sommer verreist?«

»Nur zwei Wochen im Juli. Eine Charterreise, aber... aber an verschiedene Orte. Ich war mit einer Freundin auf Kos. Ernst ist mit einem Bekannten gefahren.«

»Auch nach Kos?«

»Nein, nicht nach Kos.«

»Wohin dann?«

»Ich weiß nicht mehr genau.«

»Aha ... und ansonsten sind Sie zu Hause gewesen?«

»Ja, außer ein paar Tage mal hier und da, wenn wir mit der Vanessa unterwegs waren... das ist unser Boot. Wir segeln ein bißchen und bleiben dann gern über Nacht draußen.«

Beate Moerk nickte.

»Ich verstehe. Und es gibt nichts, worüber Sie oder er sich in letzter Zeit Gedanken gemacht haben?«

»Nein... nein, ich denke nicht.«

»Keine neuen Bekannten?«

»Nein«.

»Er hat nichts Ungewöhnliches erzählt oder angedeutet?«

»Nein.«

Beate Moerk seufzte und legte ihren Stift hin. Lehnte sich im Sofa zurück. »Und wie liefen die Geschäfte?«

»Gut«, antwortete Frau Simmel überrascht. »Gut, glaube ich...«

Als gäbe es gar keine Alternative, dachte Beate Moerk und fegte sich ein paar Krümel vom Kleid.

»Arbeiten Sie selbst auch, Frau Simmel?«

Sie schien zu zögern.

»Ich helfe meinem Mann ab und zu im Büro.«

»Wobei?«

»Na, so dies und das... die Einrichtung. Mit den Blumen, Saubermachen und so ...«

»Ich verstehe. Das Büro ist in der Grote Plein, nicht wahr?«

Frau Simmel nickte.

»Wann waren Sie zuletzt dort?«

»Zuletzt? Ja, das war wohl im Mai, glaube ich.«

So ein fleißiges Lieschen! dachte Beate Moerk.

 


Es folgte noch eine kleine Führung durchs Haus, in erster Linie, weil Bausen das angeordnet hatte. Frau Simmel ging schwerfällig voran, und Beate Moerk ertappte sich dabei, daß sie ihr fast leid tat, weil sie ja schließlich die vielen Zimmer und großen Flächen sauberhalten mußte. Aber es gab sicher eine Putzfrau, die ihr zur Hand ging, bestimmt.

Schwer zu sagen, wozu das hier gut sein sollte, aber so war es ja immer bei Mordermittlungen. Es ging darum, Informationen und Auskünfte jeder Art zu sammeln, je mehr, desto besser - sie zu ordnen und in Erwartung irgendeines Durchbruchs aufzubewahren, wobei dann das bedeutungslose Detail sich plötzlich als Schlüssel für das ganze Rätsel erweisen konnte... für den Fall... für das Mysterium, wie immer man es nun nennen wollte.

Beate Moerk war seit mehr als acht Jahren nicht mehr mit einem Mordfall beschäftigt gewesen, nicht mehr seit ihrer Zeit als Polizeidienstanwärterin in Goerlich, und da war sie kaum etwas anderes als der Laufbursche gewesen, hatte an Türen geklopft, Mitteilungen überbracht, in kalten Autos gesessen und auf etwas gewartet, das nie eintraf.

Und jetzt standen sie also hier mit einem Axtmörder. Sie selbst, Kropke und Kommissar Bausen. Kein Wunder, daß sie ein merkwürdiges Gefühl hatte. Sicher würden bald höhere Tiere kommen, aber trotzdem war es ihr Fall. Bestimmt erwarteten die Leute von ihnen, daß sie den Fall lösen würden.

Diesen Wahnsinnigen zu fassen kriegten.

Und wenn sie an Kropke und Bausen dachte, war ihr klar, daß der Großteil der Verantwortung auf ihren Schultern lag.

»Wollen Sie den Keller auch noch sehen?«

Sie nickte, und Frau Simmel...

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Kritik
"Ein Krimi, der unter der schillernden Spannungsoberfläche noch ein bedrohlicheres Element aufweist. Gut für dunkle Abende."mehr

Autor

Håkan Nesser, geboren 1950, ist einer der beliebtesten Schriftsteller Schwedens. Für seine Kriminalromane erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, sie sind in über zwanzig Sprachen übersetzt und mehrmals erfolgreich verfilmt worden. Håkan Nesser lebt in Stockholm und auf Gotland.