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Enders Schatten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
592 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am09.09.2013
Kein Preis ist zu hoch
Zunächst deutet nichts darauf hin, dass Bean zu Großem ausersehen ist: Als Straßenjunge, der sich in Rotterdam mehr schlecht als recht durchschlägt, kann er froh sein, dass sich eine Nonne seiner annimmt. Sie ist die Erste, der die überdurchschnittliche Intelligenz des Jungen auffällt - und nicht die Letzte: Bald schon wird Bean für ein Regierungsprojekt auserwählt. Auf einer Raumstation soll er gemeinsam mit anderen Hochbegabten Strategien für Kriegsspiele entwickeln. Doch was am Anfang nur wie ein Spiel erscheint, wird schnell bitterer Ernst. Denn die Menschen werden von außerirdischen Invasoren bedroht ...

Orson Scott Card, 1951 in Richland, Washington geboren, studierte englische Literatur und arbeitete als Theaterautor, bevor er sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Mit 'Enders Spiel' gelang ihm auf Anhieb ein internationaler Bestseller, der mit dem Hugo und dem Nebula Award ausgezeichnet wurde. Auch die Fortsetzung 'Sprecher für die Toten' gewann diese beiden prestigeträchtigen Auszeichnungen, somit ist Orson Scott Card der bislang einzige SF-Schriftsteller, dem es gelang, beide Preise in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu gewinnen. Orson Scott Card kehrte immer wieder in Enders Welt zurück und schrieb mehrere Fortsetzungen. Mit 'Enders Schatten' erschuf er einen zweiten Helden, dessen Geschichte parallel zu 'Enders Krieg' erzählt wird. 'Enders Game' wurde 2013 mit Asa Butterfield und Harrison Ford in den Hauptrollen verfilmt. Card lebt mit seiner Familie in Greensboro, North Carolina.
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Produkt

KlappentextKein Preis ist zu hoch
Zunächst deutet nichts darauf hin, dass Bean zu Großem ausersehen ist: Als Straßenjunge, der sich in Rotterdam mehr schlecht als recht durchschlägt, kann er froh sein, dass sich eine Nonne seiner annimmt. Sie ist die Erste, der die überdurchschnittliche Intelligenz des Jungen auffällt - und nicht die Letzte: Bald schon wird Bean für ein Regierungsprojekt auserwählt. Auf einer Raumstation soll er gemeinsam mit anderen Hochbegabten Strategien für Kriegsspiele entwickeln. Doch was am Anfang nur wie ein Spiel erscheint, wird schnell bitterer Ernst. Denn die Menschen werden von außerirdischen Invasoren bedroht ...

Orson Scott Card, 1951 in Richland, Washington geboren, studierte englische Literatur und arbeitete als Theaterautor, bevor er sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Mit 'Enders Spiel' gelang ihm auf Anhieb ein internationaler Bestseller, der mit dem Hugo und dem Nebula Award ausgezeichnet wurde. Auch die Fortsetzung 'Sprecher für die Toten' gewann diese beiden prestigeträchtigen Auszeichnungen, somit ist Orson Scott Card der bislang einzige SF-Schriftsteller, dem es gelang, beide Preise in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu gewinnen. Orson Scott Card kehrte immer wieder in Enders Welt zurück und schrieb mehrere Fortsetzungen. Mit 'Enders Schatten' erschuf er einen zweiten Helden, dessen Geschichte parallel zu 'Enders Krieg' erzählt wird. 'Enders Game' wurde 2013 mit Asa Butterfield und Harrison Ford in den Hauptrollen verfilmt. Card lebt mit seiner Familie in Greensboro, North Carolina.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641100254
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum09.09.2013
Seiten592 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1381 Kbytes
Artikel-Nr.2432616
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Poke

»Sie glauben also, Sie haben jemanden gefunden, und deshalb wird mein Programm plötzlich abgeschossen?«

»Das hat nichts mit dem Jungen zu tun, den Graff gefunden hat, sondern mit der schlechten Qualität derer, die Sie finden.«

»Wir wussten, dass es ein Wagnis war. Aber die Kinder, mit denen ich arbeite, kämpfen jeden Tag um ihr Überleben.«

»Ihre Kinder sind so unterernährt, dass sie schon unter ernsthaftem geistigem Verfall leiden, bevor Sie auch nur anfangen, sie zu prüfen. Die meisten haben keine normalen zwischenmenschlichen Beziehungen entwickelt und sind so gestört, dass kein Tag vergeht, an dem sie nicht etwas stehlen, ramponieren oder zerstören.«

»Aber auch sie haben Potenzial, wie alle Kinder.«

»Das ist genau die Art von Sentimentalität, die Ihr gesamtes Projekt in den Augen der IF diskreditiert.«

Poke hielt ständig die Augen offen. Auch die jüngeren Kinder sollten Wache halten, und eigentlich waren sie recht aufmerksam, aber manchmal entging ihnen einfach etwas, was ihnen nicht entgehen sollte, und am Ende musste Poke sich doch auf sich selbst verlassen, wenn es darum ging, Gefahren zu erkennen.

Es gab viele Gefahren, nach denen man Ausschau halten musste. Zum Beispiel Polizisten. Sie ließen sich nicht oft sehen, aber wenn sie auftauchten, schienen sie vor allem die Kinder von der Straße schaffen zu wollen. Sie schlugen mit ihren Magnetpeitschen auf sie ein, brachten selbst den Kleinsten grausam brennende Striemen bei und bezeichneten sie in ihren Strafpredigten als Gesocks, diebisches Gesindel und eine Pest, die die schöne Stadt Rotterdam heimgesucht habe. Es war Pokes Aufgabe, sofort zu bemerken, wenn Unruhe in der Ferne darauf schließen ließ, dass die Polizei eine Razzia veranstaltete. Dann stieß sie den Alarmpfiff aus, und die Kleinen eilten in ihre Verstecke, bis die Gefahr vorüber war.

Aber Polizisten kamen nicht so oft vorbei. Die wirkliche Gefahr war viel unmittelbarer: größere Kinder. Poke war mit neun Jahren die Matriarchin ihrer kleinen Bande (nicht, dass einer von ihnen sicher gewusst hätte, dass sie ein Mädchen war), aber das half nichts gegen die elf-, zwölf- und dreizehnjährigen Jungen und Mädchen, die kleinere Straßenkinder schikanierten. Die erwachsenen Bettler, Diebe und Huren achteten nicht auf die kleinen Kinder oder traten sie höchstens aus dem Weg. Aber die älteren Kinder, die ebenfalls getreten wurden, drehten sich dann um und stürzten sich auf die jüngeren. Jedes Mal, wenn Pokes Bande etwas zu essen fand - besonders, wenn es sich um eine verlässliche Abfallquelle oder eine Stelle handelte, wo man leicht eine Münze oder ein wenig Essen bekommen konnte -, mussten sie gut aufpassen und ihre Beute sofort verstecken, denn die älteren Kinder taten nichts lieber, als den kleineren auch noch den winzigsten Rest Essen abzunehmen. Jüngere Kinder zu bestehlen war viel sicherer, als es bei Läden oder Passanten zu versuchen. Und es machte ihnen Spaß, das sah Poke genau. Es gefiel diesen Tyrannen und Schlägern, wie die kleinen Kinder sich duckten und gehorchten, wie sie wimmerten und den Schlägern gaben, was immer sie verlangten.

Als der dünne kleine Zweijährige sich also auf der anderen Straßenseite oben auf eine Mülltonne hockte, bemerkte Poke ihn sofort. Der Junge sah hungrig aus. Nein, er war am Verhungern. Dünne Arme und Beine, lächerlich groß erscheinende Gelenke, ein aufgeblähter Bauch. Und wenn der Hunger ihn nicht bald umbrachte, würde der Herbst es tun, denn seine Kleidung war viel zu dünn, und er hatte zu wenig an.

Normalerweise hätte Poke einem so kleinen Kind nur flüchtig ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Aber der hier hatte wache Augen. Er sah sich voller Intelligenz um. Er hatte nichts von der Starrheit der lebenden Toten, die nicht mehr nach Essen suchten und nicht einmal mehr einen bequemen Platz finden wollten, an dem sie ein letztes Mal die stinkende Luft Rotterdams einatmen konnten. Der Tod war für sie keine große Veränderung. Jeder wusste, dass Rotterdam vielleicht nicht die Hauptstadt, aber zweifellos der Vorort der Hölle war. Der einzige Unterschied zwischen Rotterdam und dem Tod bestand darin, dass in Rotterdam die Verdammnis nicht ewig dauerte.

Dieser kleine Junge - was machte er da? Er stöberte nicht nach Nahrung. Er beobachtete nicht die Passanten. Aber das war auch egal - niemand würde einem so kleinen Kind etwas geben. Alles, was er bekäme, würde ihm ein anderes Kind sofort wegnehmen. Warum sollte man sich also die Mühe machen? Wenn er überleben wollte, sollte er den Älteren folgen und das Einwickelpapier ablecken, das sie zurückließen, nach einem letzten Rest von glänzendem Zucker oder staubigem Mehl auf der Packung suchen, nach irgendetwas, was die, die zuerst gekommen waren, nicht schon abgeleckt hatten. Hier draußen hielt die Straße nichts für dieses Kind bereit, es sei denn, eine Bande nahm es auf, und Poke würde es nicht aufnehmen. Es würde sie nur belasten, und es ging ihren Kids auch so schon schlecht genug, ohne noch ein nutzloses Maul stopfen zu müssen.

Er wird fragen, dachte sie. Er wird winseln und betteln, aber das klappt nur bei reichen Leuten. Ich muss an meine Bande denken. Er gehört nicht dazu, also interessiert er mich nicht. Selbst wenn er so klein ist. Er ist nichts für mich.

Zwei zwölfjährige Nutten, die normalerweise nicht in dieser Gegend arbeiteten, bogen um eine Ecke und kamen auf Pokes Standort zu. Poke stieß einen leisen Pfiff aus. Die Kids zerstreuten sich sofort. Sie blieben auf der Straße, versuchten aber, nicht wie eine Bande auszusehen.

Es half nichts. Die Nutten wussten, dass Poke eine Bande hatte, und schon hatten sie sie an den Armen gepackt, gegen eine Wand gestoßen und ihren »Anteil« verlangt. Poke versuchte erst gar nicht zu behaupten, dass sie nichts hatte - sie bemühte sich, immer etwas in Reserve zu haben, um hungrige Schläger friedlich zu stimmen. Was diese Nutten anging, so war Poke vollkommen klar, wieso sie hungerten. Sie waren nicht nach dem Geschmack der Pädophilen, die hier vorbeikamen. Dafür waren sie zu hager und sahen zu alt aus. Solange sie also noch keine Rundungen hatten und für die geringfügig weniger perversen Kunden interessant wurden, mussten sie vom Müll leben. Es machte Poke rasend, wenn solche Typen sie und ihre Bande bestahlen, aber es war klüger, ihnen etwas zu geben. Schlugen sie sie zusammen, würde sie schließlich nicht mehr auf ihre Bande aufpassen können, oder? Also brachte sie die beiden zu einem ihrer Verstecke und holte eine kleine Bäckereitüte heraus, in der noch ein halbes Stück Kuchen steckte.

Es war trocken, weil Poke es schon einige Tage für so eine Gelegenheit aufbewahrt hatte, aber die Nutten griffen danach, rissen die Tüte auf, und eine von ihnen biss mehr als die Hälfte ab, bevor sie ihrer Freundin den Rest gab. Genauer gesagt, ihrer ehemaligen Freundin, denn ein solches Beuteverhalten führt zu Streit.

Die beiden fingen sofort an, sich zu zanken, schrien einander an, ohrfeigten einander, kratzten einander mit ihren Klauenhänden. Poke behielt sie genau im Auge und hoffte, sie würden den Rest des Kuchenstücks fallen lassen, aber so viel Glück war ihr nicht vergönnt. Das restliche Kuchenstück wanderte in den Mund desselben Mädchens, das schon den ersten Bissen genommen hatte - und es war auch dieses Mädchen, das den Kampf gewann und das andere in die Flucht schlug.

Als Poke sich umdrehte, stand der kleine Junge direkt hinter ihr. Sie wäre beinahe über ihn gestürzt. Zornig, wie sie war, weil sie diesen Straßenhuren etwas hatte geben müssen, stieß sie ihn mit dem Knie, und er fiel hin. »Stell dich nicht hinter Leute, wenn du nicht umgeworfen werden willst«, fauchte sie.

Er stand einfach auf und sah sie erwartungsvoll und fordernd an.

»Nein, du kleiner Mistkerl, du kriegst nichts von mir«, sagte Poke. »Für dich nehme ich meinen Leuten nichts weg - es schert mich einen Dreck, ob du vor die Hunde gehst.«

Ihre Bande versammelte sich nun langsam wieder, nachdem die Huren verschwunden waren.

»Warum hast du ihnen dein Essen gegeben?«, fragte der Junge. »Du brauchst das Essen doch.«

»Ach wirklich?«, antwortete Poke. Sie hob ihre Stimme, sodass die Bande sie hören konnte. »Vielleicht solltest du hier der Boss sein. So groß, wie du bist, hättest du dir das Essen bestimmt nicht abnehmen lassen.«

»Bestimmt nicht«, sagte der Junge. »Aber ich schere dich doch einen Dreck, schon vergessen?«

»Das habe ich nicht vergessen. Aber du hast es anscheinend vergessen, sonst würdest du die Klappe halten.«

Ihre Bande lachte.

Der kleine Junge lachte nicht. »Ihr braucht auch so einen Schläger.«

»Wir brauchen keinen Schläger, wir sind froh, wenn wir die los sind«, antwortete Poke. Es gefiel ihr nicht, dass er weiterredete und nicht aufgab. Gleich würde sie ihm wehtun müssen.

»Jeden Tag müsst ihr Essen an solche Typen abgeben. Gebt lieber einem etwas und bringt ihn dazu, die anderen zu verjagen.«

»Glaubst du etwa, daran hätte ich noch nicht gedacht, Blödmann?«, fragte sie. »Aber wie soll ich ihn denn an uns binden, wenn ich ihn bestochen habe? Er würde nicht für uns kämpfen.«

»Dann bring ihn eben um«, sagte der Junge.

Das machte Poke wütend, diese lächerliche Absurdität, die Anziehungskraft einer Überlegung, von der sie wusste, dass sie zu nichts führte. Wieder schubste sie ihn, und diesmal trat...


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Autor

Orson Scott Card, 1951 in Richland, Washington geboren, studierte englische Literatur und arbeitete als Theaterautor, bevor er sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. Mit "Enders Spiel" gelang ihm auf Anhieb ein internationaler Bestseller, der mit dem Hugo und dem Nebula Award ausgezeichnet wurde. Auch die Fortsetzung "Sprecher für die Toten" gewann diese beiden prestigeträchtigen Auszeichnungen, somit ist Orson Scott Card der bislang einzige SF-Schriftsteller, dem es gelang, beide Preise in zwei aufeinanderfolgenden Jahren zu gewinnen. Orson Scott Card kehrte immer wieder in Enders Welt zurück und schrieb mehrere Fortsetzungen. Mit "Enders Schatten" erschuf er einen zweiten Helden, dessen Geschichte parallel zu "Enders Krieg" erzählt wird. "Enders Game" wurde 2013 mit Asa Butterfield und Harrison Ford in den Hauptrollen verfilmt. Card lebt mit seiner Familie in Greensboro, North Carolina.