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Tödlich

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am28.08.2017
Ein tiefer See in Norwegen birgt ein fürchterliches Geheimnis - Henning Juul ermittelt.
Was geschah an dem Tag, als der kleine Jonas bei einem Wohnungsbrand ums Leben kam? Wie ein Fluch verfolgt diese Frage den Reporter Henning Juul - bis er der Antwort so nahe kommt, dass er auf offener Straße von Auftragskillern angeschossen wird. Wer sind die Männer? Welche Verbindung haben sie zu dem lange zurückliegenden Mord an einer alten Frau, bei dem die Ermittlung ins Stocken geriet? Und warum taucht der Name von Henning Juuls Schwester in den Akten von einst auf? Henning Juuls eigenes Leben steht auf Messers Schneide, als er seinen persönlichsten Fall löst ...

Thomas Enger, Jahrgang 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte und arbeitete in einer Online-Redaktion. Nebenbei war er an verschiedenen Musical-Produktionen beteiligt. Sein Thrillerdebüt »Sterblich« war im deutschsprachigen Raum wie auch international ein sensationeller Erfolg, gefolgt von vier weiteren Fällen des Ermittlers Henning Juul. Aktuell schreibt er zusammen mit Bestsellerautor Jørn Lier Horst die SPIEGEL-Bestsellerreihe über Alexander Blix und Emma Ramm. Er lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Oslo.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEin tiefer See in Norwegen birgt ein fürchterliches Geheimnis - Henning Juul ermittelt.
Was geschah an dem Tag, als der kleine Jonas bei einem Wohnungsbrand ums Leben kam? Wie ein Fluch verfolgt diese Frage den Reporter Henning Juul - bis er der Antwort so nahe kommt, dass er auf offener Straße von Auftragskillern angeschossen wird. Wer sind die Männer? Welche Verbindung haben sie zu dem lange zurückliegenden Mord an einer alten Frau, bei dem die Ermittlung ins Stocken geriet? Und warum taucht der Name von Henning Juuls Schwester in den Akten von einst auf? Henning Juuls eigenes Leben steht auf Messers Schneide, als er seinen persönlichsten Fall löst ...

Thomas Enger, Jahrgang 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte und arbeitete in einer Online-Redaktion. Nebenbei war er an verschiedenen Musical-Produktionen beteiligt. Sein Thrillerdebüt »Sterblich« war im deutschsprachigen Raum wie auch international ein sensationeller Erfolg, gefolgt von vier weiteren Fällen des Ermittlers Henning Juul. Aktuell schreibt er zusammen mit Bestsellerautor Jørn Lier Horst die SPIEGEL-Bestsellerreihe über Alexander Blix und Emma Ramm. Er lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Oslo.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641198732
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum28.08.2017
Reihen-Nr.5
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3217 Kbytes
Artikel-Nr.2363399
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Oktober 2009

Die weißen Gardinen filterten das Tageslicht. Die Frau neben Charlie Høisæther drehte sich zur Seite und atmete tief durch die Nase ein.

»Schon wach?«, murmelte sie verschlafen und drückte das Gesicht ins Kissen.

»Mhm«, antwortete er.

Das Licht färbte ihre Wangen weiß, als sie die Knie anzog, eine warme Hand unter der dünnen Decke hervorschob und nach Charlies weichem Bauch tastete.

»Du wirst immer so früh wach«, murmelte sie.

»Mhm. Schlaf einfach weiter.«

Die Gardinen vor dem offenen Fenster bauschten sich in der steten Atlantikbrise. Sechzehn Etagen tiefer rauschte der Verkehr vorbei, verströmte ein Gefühl permanenter Betriebsamkeit. Isabel schlug die dunkelbraunen Augen auf. Charlie spürte ihren inzwischen etwas wacheren Blick auf sich.

»Du hast unruhig geschlafen heute Nacht«, sagte sie. »Hast du schlecht geträumt?«

Er schüttelte den Kopf.

»Was war denn dann?«

»Nichts. Schlaf einfach weiter, Isabel.«

In Wahrheit hatte er so gut wie gar nicht geschlafen. Zurzeit passierte einfach viel zu viel. Tores Tod - und dann dieser Journalist, der ständig anrief und irgendwelche Nachrichten hinterließ. Ich würde gern mit Ihnen über Tore Pulli reden. Ich würde gern einen Telefontermin mit Ihnen vereinbaren. Könnten wir vielleicht ein, zwei Worte über Rasmus Bjelland wechseln?

Nein, konnten sie nicht.

Bloß nicht.

Und dann war da auch noch die Halle, die sie bauen wollten, wenn sie nur endlich den passenden Bauplatz fänden.

»Jetzt bin ich aber wach«, sagte Isabel und streckte die Hand weiter aus. »Und ich finde, das solltest du wiedergutmachen.«

Sie drückte ihm die Hand fest auf den Bauch, direkt über dem Nabel, dann glitt sie tiefer, und er wandte sich ab. Isabel zog die Hand wieder zurück, drehte sich auf den Bauch und schob beide Hände unters Kinn.

»Kaputt?«, fragte sie mitfühlend.

»Bloß müde«, erwiderte Charlie und war dankbar, dass sie kein Drama daraus machte. Dann schob sie ihre Hand erneut unter die Decke, diesmal über seine Brust, streifte durch sein Brusthaar hinauf zu Hals und Kinn, zupfte an seinem Bart und strich neugierig an seiner Narbe entlang.

»Nicht«, sagte er und zog den Kopf weg.

»Entschuldige.«

Er schlug die Decke zur Seite und setzte die Füße auf die nackten, kalten Bodenfliesen, stand auf und trat ans Fenster. Er neigte den Kopf zur linken Schulter, dann zur rechten. Es knackste.

»Entschuldige«, wiederholte sie.

»Schon okay. Schlaf weiter.«

Er zündete sich eine Zigarette an und trat hinaus auf die Dachterrasse. Über ihm blauer Himmel. Die Fliesen hatten sich schon in der Sonne aufgeheizt und brannten unter seinen Füßen. Er lehnte sich ans Geländer. Die kurzen nächtlichen Regenschauer waren längt verdunstet. Der Geruch von Teer und Müll wehte aus der engen Gasse zu ihm herauf.

Charlie zog an der Zigarette und blickte hinaus auf das silbrig glitzernde Meer, das glatt wie ein Spiegel vor ihm lag. Bald würden sich die breiten, schönen Strände füllen, auf denen die Jungs aus dem Ort kickten und davon träumten, ein neuer Neymar oder Pelé zu werden. Andere kauften eisgekühlte Kokosnüsse, Schokolade und Zigaretten und dösten in der Sonne, bis die wieder hinter dem Horizont verschwand.

Das war Natal.

Die Sonnenstadt.

Mit einer Durchschnittstemperatur von 28 Grad und 300 Sonnentagen im Jahr. Die Stadt, die ursprünglich Indios und französische Piraten beherbergt und die er selbst in Teilen mit aufgebaut hatte - zumindest in den Teilen, für die sonnenhungrige Norweger bezahlt hatten.

Es war ein Abenteuer gewesen - schön, aber riskant. Sie hatten hoch gepokert, besonders in den letzten Jahren. Einige waren im Knast gelandet. Andere hatten mit ihrem Leben bezahlt, sodass der Rest von ihnen jetzt wieder dort war, wo sie Ende der Neunziger begonnen hatten. Genau wie Tore es gewollt hatte.

Charlie sah hinüber zu der angrenzenden Terrasse. Die Wohnung stand leer. Ein paar Blätter waren bis hinauf in den sechzehnten Stock hochgeweht. Er würde daran denken müssen, vor der nächsten Besichtigung jemanden zum Putzen vorbeizuschicken. Es versetzte ihm immer einen leichten Stich und bescherte ihm ein schlechtes Gewissen, wenn er daran dachte, dass Tore und er Nachbarn hätten sein können, dass sie mit einem kalten Bier in der Hand an der schulterhohen Trennwand stehen und den Blick übers Meer hätten schweifen lassen können, während sie sich an die gute alte Zeit erinnerten, als ihre Konten angefangen hatten, sich zu füllen, und sie so gut wie jeden Tag etwas gefeiert hatten.

Aber es war einfach zu viel Porzellan zerschlagen worden. Sie beide hatten Dinge gesagt und getan, die nicht mehr rückgängig zu machen waren. Trotzdem hätte Tore die Wohnung kriegen sollen. Alles in allem hätte er es verdient gehabt.

Charlie hob die Hand ans Kinn und tastete über die Narbe, die Tore ihm verpasst hatte. Dann schaute er hinab auf die Straße und zog wieder an seiner Zigarette. Ein Mann joggte vorbei. Sein nackter Oberkörper glänzte in der Morgensonne. In die Jahre gekommene Autos, sand- und rostfleckig, rasten vorüber.

Charlies Blick blieb an einem dunklen Audi hängen, der im Schatten einer Palme parkte. Das Auto hatte die letzten Tage immer an exakt derselben Stelle gestanden, Morgen für Morgen. Vom Balkon aus war unmöglich zu erkennen, ob jemand darin saß. Doch jedes Mal, wenn er nach unten gegangen war und seinen Tag in Angriff genommen hatte, war der Wagen wieder weg gewesen. Freddy sollte das mal überprüfen.

Charlie drückte die Kippe an der Wand aus, schnippte sie übers Geländer und sah sie langsam abwärtstrudeln, bis sie von einem Windstoß erfasst und auf eine andere Terrasse geweht wurde. Er kehrte zurück in seine 187 Quadratmeter große Wohnung mit den nackten Wänden - ebenso nackt wie die Frau in seinem Bett, die sich jetzt auf einen Ellenbogen hochstemmte. Ihr Bauch und ihre schlanken Hüften waren unter der Decke verborgen.

»Hi«, sagte sie und schob sich eine schwarze, gelockte Haarsträhne aus der Stirn.

»Hi«, sagte er.

Charlie schlüpfte in Shorts und Flipflops.

»Ist irgendwas passiert?«, fragte sie.

»Nein, nichts.«

»Sicher? Du wirkst so ... abwesend, so weit weg.«

»Ich mach Kaffee«, sagte er. »Willst du auch einen?«

Sie schlug die Decke zurück und präsentierte ihm ihren sonnengebräunten Körper. Charlie sah sie nicht mal an, bekam aber auch keine Antwort.

»Ich hätte gern eine Tasse Tee«, rief sie ihm nach, als er schon in der Küche war.

Charlie hatte Isabel in einer Bar an der Praia dos Artistas getroffen. Sie hatte ihm den ganzen Abend verstohlene Blicke zugeworfen, und als sie schließlich auf ihn zugekommen war und ihm in brasilianisch gebrochenem Englisch erzählt hatte, sie sei Tänzerin und würde ihm gern zeigen, was sie draufhabe - »und zwar am liebsten irgendwo anders« -, war er davon ausgegangen, dass sie eine Prostituierte wäre.

Tatsächlich war sie nur auf Jobsuche gewesen, und als sie ihren Namen genannt hatte - Cláudia Isabel Ypiranga -, hatte er sich zu ihr umgedreht und ihren dunklen Teint gemustert, ihre indigenen Züge, den langen, schlanken Körper. Er hatte die Not in ihren Augen gesehen und sich gefragt, in welch ärmlichen Verhältnissen sie ihre knapp fünfundzwanzig Lebensjahre verbracht haben musste. Vor allem aber hatte er die Ähnlichkeit gesehen und mit einem Mal das merkwürdige Bedürfnis verspürt, ihr etwas Gutes zu tun und sie nicht nur als Objekt seiner Lust zu betrachten.

Das war jetzt fünf Monate her.

Inzwischen tanzte sie an sechs Abenden die Woche im Senzuela und kam anschließend zu ihm nach Hause.

Anfangs hatte ihm das gefallen. Er hatte geglaubt, sich in sie verlieben zu können. Bis er sich eines Tages eingestanden hatte, dass sie Mariana niemals würde ersetzen können. Seit einiger Zeit spielte er mit dem Gedanken, das Verhältnis zu beenden, konnte sich aber nicht recht überwinden. Sie gefiel ihm ja. Er fühlte sich wohl in ihrer Nähe, er mochte ihren Körper - solange sie nicht so dumm wäre und schwanger würde. Wahrscheinlich würde sie ihm fehlen, wenn sie nicht mehr da wäre. Außerdem gefiel ihm der Gedanke, dass er sie ... wovor auch immer ... gerettet hatte. Er hatte nie gefragt, was sie getan hatte, bevor sie sich kennengelernt hatten. Womöglich sollte er das mal tun.

Mit einer Tasse Chai Latte, den sie so gern trank, kehrte er ins Schlafzimmer zurück.

»Danke«, sagte sie mit einem Lächeln. »Du bist süß.«

Wenn du wüsstest, dachte Charlie und zog ein weißes T-Shirt an, das über dem Bauch spannte.

Er spürte ihren Blick über dem Tassenrand.

»Und, was steht heute an?«, fragte sie mit heller, erwartungsvoller Stimme.

Charlie atmete tief ein und stieß die Luft in einem langen Seufzer wieder aus.

»Das Gleiche wie gestern«, antwortete er.

Als er hinaus auf den Bürgersteig trat, war der dunkle Audi weg. Dafür wartete Freddy auf ihn, wie gewohnt in Jeans, T-Shirt und beigefarbenem Leinenblazer. Freddy hieß eigentlich Fred Are, stammte aus Oslo und war lediglich mit seiner schieren Muskelkraft und einer Knarre im Gepäck nach Natal gekommen. Die Leute in der Stadt wussten, dass er auf Charlies Gehaltsliste stand und dass er zu dem Menschenschlag gehörte, mit dem man sich besser nicht anlegte. Was bisher auch nie jemand probiert hatte - nicht zuletzt wegen der Waffe, die er...

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Autor

Thomas Enger, Jahrgang 1973, studierte Publizistik, Sport und Geschichte und arbeitete in einer Online-Redaktion. Nebenbei war er an verschiedenen Musical-Produktionen beteiligt. Sein Thrillerdebüt »Sterblich« war im deutschsprachigen Raum wie auch international ein sensationeller Erfolg, gefolgt von vier weiteren Fällen des Ermittlers Henning Juul. Aktuell schreibt er zusammen mit Bestsellerautor Jørn Lier Horst an einer neuen Thrillerreihe, deren Auftakt »Blutzahl« ist. Er lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern in Oslo.