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Ich bin dein Ende

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.06.2021
Du hast mit der Vergangenheit abgeschlossen. Dann holt sie dich wieder ein - unbarmherziger als je zuvor.
Unter der Eisschicht eines Sees in Minneapolis taucht die Leiche eines Jungen auf. Der schreckliche Fund bringt Detective Jude Fontaine und ihren Partner Uriah Ashby auf die Spur weiterer toter Jungen. Alle zwölf Jahre alt und alle seit zwanzig Jahren vermisst.
Nachdem ein schlimmer Blizzard die Stadt verwüstet, findet Jude auf ihrer Veranda einen Vierjährigen. Er weiß nicht, wo er herkam und wer seine Eltern sind. Nicht einmal seinen Namen kennt er. Doch Jude beschleicht ein grauenvoller Verdacht. Gibt es eine Verbindung zu den toten Jungen im See? Ist er der Schlüssel zu dem Fall?

Anne Fraiser ist eine New York Times und USA Today Bestsellerautorin. Sie teilt ihre Zeit zwischen der Stadt Saint Paul in Minnesota und ihrem Schreibstudio im ländlichen Wisconsin auf.
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Produkt

KlappentextDu hast mit der Vergangenheit abgeschlossen. Dann holt sie dich wieder ein - unbarmherziger als je zuvor.
Unter der Eisschicht eines Sees in Minneapolis taucht die Leiche eines Jungen auf. Der schreckliche Fund bringt Detective Jude Fontaine und ihren Partner Uriah Ashby auf die Spur weiterer toter Jungen. Alle zwölf Jahre alt und alle seit zwanzig Jahren vermisst.
Nachdem ein schlimmer Blizzard die Stadt verwüstet, findet Jude auf ihrer Veranda einen Vierjährigen. Er weiß nicht, wo er herkam und wer seine Eltern sind. Nicht einmal seinen Namen kennt er. Doch Jude beschleicht ein grauenvoller Verdacht. Gibt es eine Verbindung zu den toten Jungen im See? Ist er der Schlüssel zu dem Fall?

Anne Fraiser ist eine New York Times und USA Today Bestsellerautorin. Sie teilt ihre Zeit zwischen der Stadt Saint Paul in Minnesota und ihrem Schreibstudio im ländlichen Wisconsin auf.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641267605
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum14.06.2021
Reihen-Nr.3
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1693 Kbytes
Artikel-Nr.5143791
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 2

Minneapolis, 31. Dezember

Er war immer vorsichtig, hatte nie versucht, sie zu küssen, hatte sie nie wirklich berührt, ihr nicht einmal zu lange in die Augen gesehen. Sie hatte viel durchgemacht, und er vermutete, dass sie einen platonischen Freund jetzt nötiger hatte als eine romantische Beziehung. Deshalb war er auch überrascht, als er ihre Hand fühlte, die über seine strich.

Zuerst dachte er, es sei ein Versehen gewesen. Vielleicht hatte sie ja auch nur ein bisschen zu wild mit den Armen herumgefuchtelt, während sie auf dem zugefrorenen Stadtsee Schlittschuh liefen, und war ihm dabei aus Versehen zu nah gekommen. Aber als es wieder passierte, wusste er, dass es Absicht gewesen war. Bevor er das richtig begriffen hatte, hielten sie auch schon Händchen. Hielten richtig Händchen, zumindest so richtig, wie es Leute tun konnten, die Fausthandschuhe trugen. Und selbst da sagte er sich noch, dass es wohl nur daran lag, dass sie bei ihm nach einem sicheren Halt suchte. Aber in Wirklichkeit war er der miese Schlittschuhläufer und nicht sie.

Der Loring Park, in dem es diesen wunderschönen See gab, umgeben von rötlich braunen Sandsteinhäusern, war seine Idee für Silvester gewesen. Heute war die letzte Nacht einer Veranstaltung namens Holidazzle - Feierlichkeiten im Freien, die zwei Wochen andauerten und bei denen es jede Menge Essensverkäufer und ein beheiztes Bierzelt gab. Es wurde sogar Die Eisprinzessin auf einer Außenleinwand gezeigt, während dick angezogene Familien und Pärchen auf Heuballen hockten. Viel mehr Minnesota als das konnte man gar nicht bekommen. In der Ferne führte eine bogenförmige Fußgängerbrücke über die I-94 zum Walker Art Center und dem Spoonbridge and Cherry - diese riesige Skulptur, die einen mindestens genauso großen Symbolcharakter hatte wie die Mary-Tyler-Moore-Statue.

Elliot war gesagt worden, dass Loring Park einst eine der coolsten Gegenden der Stadt gewesen war. Aber die Stromausfälle und die darauf folgende Welle der Kriminalität des letzten Jahres sowie die Künstler, die weg- und in weniger teure Wohnungen zogen, hatten Loring Park zu einer Gegend gemacht, die krampfhaft versuchte, ihren kulturell bedeutenden Platz in der Stadt zu behalten.

Für Elliot spielte das keine Rolle. Er kam aus Texas, vom flachen, trockenen Land, und Loring Park war für ihn so fremd, als wäre es ein anderes Land. Er liebte es hier. Ihm schwoll jedes Mal förmlich das Herz, wenn er die engen Straßen mit den vielen Autos sah - diese Mischung aus schmalen, dreistöckigen viktorianischen Gebäuden und rötlich braunen Sandsteinhäusern mit bogenförmigen Durchgängen, die am Bürgersteig begannen und an den im frühen 20. Jahrhundert gebauten Holztüren endeten. Er liebte sogar die Art, wie die ineinander verschlungenen Fahrspuren der Autobahn in die Stadt und dann in den Lowry Tunnel mit dessen ausgekleideten Wänden führten. Dann machten die Straßen eine scharfe Kurve, um in dem nicht mehr modernen Uptown zusammenzulaufen.

Dies war Elliots erste richtige Erfahrung mit dem Winter. Er war erst vor wenigen Monaten nach Minneapolis gezogen. Seiner Nachbarin über ihm hatte er zuerst erzählt, er sei Student, bevor er schließlich zugab, dass er ein Buch über sie schrieb. Der bekannte weibliche Detective Jude Fontaine. In Wirklichkeit war nichts davon der Hauptgrund gewesen, warum er in diese Stadt gezogen war. Aber während er wartete, dass die Dinge ihren Lauf nahmen, fasste er irgendwann den Entschluss, tatsächlich dieses Buch zu schreiben. Und nicht nur über Jude.

Neben ihm hielt Ava Germaine immer noch seine Hand. Schnell liefen sie nebeneinander Schlittschuh, immer auf dem Teil des Sees, der vom Schnee befreit worden war. Die glänzende Oberfläche wurde durch Fackeln beleuchtet, und die Fußwege waren von aufwendig verzierten Straßenlaternen umgeben. Altmodische Laternen, die in den bürgerlichen Gegenden aufgestellt worden waren, um ihnen wieder einen gewissen Ordnungssinn zu verleihen und den Makel zu bekämpfen, der durch das Problem mit dem Stromnetz zurückgeblieben war, das die Stadt vor fast zwei Jahren in Dunkelheit gestürzt hatte.

Avas blonde Haare wehten hinter ihr her, und sie lächelte ihn an. Die Basilika der Heiligen Maria war hinter ihr zu sehen, in den Ästen der kahlen Bäume hingen Lichterketten, der Geruch von Holzrauch vom Grill eines Verkäufers hing in der Luft. Feuerwerke donnerten und explodierten im Himmel. Große. Violett und weiß. Ava sah glücklich aus. Wenn Fremde sie gesehen hätten, dann hätten sie ihr niemals ihre Geschichte geglaubt, und auch nicht die schrecklichen Dinge, die sie durchgemacht hatte.

Elliots und Avas erste Begegnung war alles andere als typisch gewesen. Er hatte wegen eines Interviews Kontakt aufgenommen. Zuerst hatte sie noch Nein gesagt, aber er konnte charmant und hartnäckig sein - das waren seine Superkräfte - , und schließlich hatte sie dann doch eingewilligt. Und jetzt, einen Monat später, waren sie hier. Ein Interessenkonflikt, mochten manche sagen. Er hatte sich sogar schon selbst gefragt, ob es ihm wirklich darum ging, sich einen Exklusivbericht über die Mutter-Tochter-Story zu schnappen. Eigentlich glaubte er das nicht, aber vielleicht machte er sich auch nur selbst etwas vor. Vielleicht war er ja wirklich das Arschloch, für das ihn manche hielten.

Während Ava ihn beobachtete, verschwand plötzlich das Lächeln aus ihrem Gesicht. Sie schrie seinen Namen, ihr Mund und die Augen waren weit aufgerissen.

Gerade noch rechtzeitig änderte er seine Richtung, um nicht mit einem anderen Pärchen zusammenzustoßen. Dabei ließ er Avas Hand los, die beiden wurden auseinandergerissen, der Abstand zwischen ihnen wurde immer größer, während ihre Arme auch weiterhin ausgestreckt blieben. Zuerst wirkte es noch geradezu poetisch - die Trennung ihrer Fausthandschuhe, besonders weil seine von Ava selbst gestrickt und ihm von ihr schüchtern zu Weihnachten geschenkt worden waren. Er hatte ihr einen Gutschein für einen Café-Besuch geschenkt, weil er nicht zu aufdringlich sein wollte. Hinterher hatte er das bereut.

Und hier endete die Poesie.

Er schrie auf, als er abhob, stürzte und schließlich mit voller Wucht aufs Eis knallte. Aber das Spektakel war noch nicht zu Ende. Er schoss über das Eis wie eine sich drehende Bowlingkugel. Leute schrien und sprangen zur Seite. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, aber wenn jemand die Zeit gestoppt hätte, wären es - so vermutete er zumindest - in Wirklichkeit wohl nur Sekunden gewesen. Er wurde langsamer, bis er zum völligen Stillstand kam.

Irgendwann während dieses Sturzes auf der Eisfläche hatte er sich auf den Bauch gedreht. Sein Wollmantel hatte sich um seinen Oberkörper gewickelt, und sein entblößter Bauch wurde gegen den zugefrorenen See gedrückt. Hinter ihm schrie Ava wieder seinen Namen. Er hörte, wie ihre Schlittschuhe das Eis aufschnitten und wie sie abrupt bremste, indem sie einen Hockeystopp hinlegte. So verdammt gut war sie.

»Ich bin keine gute Schlittschuhläuferin«, hatte sie ihm vorher erzählt.

Und jetzt wunderte er sich über das Händchenhalten. Und dass sie behauptet hatte, keine gute Schlittschuhläuferin zu sein. Ein Trick? Das hoffte er zumindest.

Ihre Tochter Octavia holte sie ein. Er konnte sehen, wie sie sich das Lachen verkniff, schließlich könnte er ja auch verletzt sein. Aber er konnte ihr Verlangen, lachen zu wollen, auch nachvollziehen, ihm ging es ja sogar selbst ein bisschen so.

Octavia war ein unglaubliches Kind. Na ja, nicht wirklich ein Kind, sie war jetzt fast schon zwanzig Jahre alt, wirkte aber jünger. Er vermutete, dass ihre Entwicklung irgendwie gehemmt war. Sie war drei Jahre lang verschwunden gewesen, war gegen ihren Willen festgehalten worden - eine Geschichte, die der von Jude nicht gerade unähnlich war, außer dass es in Octavias Fall Judes Vater gewesen war, der das Mädchen entführt hatte. Das Gleiche hatte er auch vielen anderen Mädchen angetan. Nach ihrer Befreiung war Octavia in ein ziemlich normales Leben zurückgekehrt, aber er wusste, dass sich Ava, die früher als Psychologin gearbeitet hatte, Sorgen machte, dass ihre Tochter die Augen vor der Wahrheit verschloss.

»Alles okay bei dir?« Ava beugte sich über ihn, ihre Stimme klang ernsthaft besorgt, was seiner Scham allerdings keinen Abbruch tat.

Er ließ die Stirn aufs Eis sinken. »Mir geht´s gut.« Atemlos stützte er sich auf seinen Ellenbogen ab, hoffte, dass sich die sich ansammelnde Menschenmenge wieder auflösen würde, während er sich noch einen Moment lang ausruhte. Er blickte in die neugierigen Gesichter, dann wieder zurück auf das Eis unter seinem Kinn.

Und da sah er es: ein Gesicht, das zu ihm aufblickte.

Er blinzelte, rieb mit einer behandschuhten Faust über das Eis und fragte sich, ob er sich wohl während dieses Trauerspiels den Kopf gestoßen und ob sein Atem eine Zeichnung aufs Eis projiziert hätte, die wie ein Gesicht aussah.

Er fummelte in seiner Manteltasche herum, zog sein Telefon heraus, das seine Rutschpartie über den See glücklicherweise unbeschadet überstanden hatte, aktivierte die Taschenlampen-App und leuchtete damit in das zugefrorene Eis. Nein, er hatte es sich nicht eingebildet. Irgendjemand war tatsächlich im Eis eingeschlossen!

Zuerst verspürte Elliot den Drang wegzukrabbeln, aber stattdessen hielt er seine Arme über das Gesicht im Eis, weil er nicht wollte, dass Ava oder Octavia es sahen. Sie brauchten nicht auch noch so etwas wie das hier - was auch immer das letztendlich überhaupt sein...

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Autor

Anne Fraiser ist eine New York Times und USA Today Bestsellerautorin. Sie teilt ihre Zeit zwischen der Stadt Saint Paul in Minnesota und ihrem Schreibstudio im ländlichen Wisconsin auf.