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Acht Wölfe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.09.2023
Acht junge Menschen schließen sich einer geführten Wanderung im größten Nationalpark Kanadas an. Sie wollen für drei Wochen ungezähmte Natur erleben und Nordlichter sehen. Aber sogar in der tiefsten Wildnis kann man zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Als sie Zeugen eines Verbrechens werden, bleibt ihnen keine andere Wahl, als Hals über Kopf ins Dickicht zu fliehen. Sie haben keine Orientierung, kaum Ausrüstung und können einander nicht leiden. Aber sie haben nur eine Chance, es lebendig nach Hause zu schaffen: wenn sie zusammenhalten.

Ulla Scheler wurde 1994 in Coburg geboren. Sie studierte Psychologie und Informatik in München und Karlsruhe. Ihr Debütroman »Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen« war ein großer von Leser*innen und Presse gefeierter Erfolg. Ulla Scheler wurde damit außerdem für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. »Acht Wölfe« ist ihr erster All-Age-Roman.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAcht junge Menschen schließen sich einer geführten Wanderung im größten Nationalpark Kanadas an. Sie wollen für drei Wochen ungezähmte Natur erleben und Nordlichter sehen. Aber sogar in der tiefsten Wildnis kann man zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Als sie Zeugen eines Verbrechens werden, bleibt ihnen keine andere Wahl, als Hals über Kopf ins Dickicht zu fliehen. Sie haben keine Orientierung, kaum Ausrüstung und können einander nicht leiden. Aber sie haben nur eine Chance, es lebendig nach Hause zu schaffen: wenn sie zusammenhalten.

Ulla Scheler wurde 1994 in Coburg geboren. Sie studierte Psychologie und Informatik in München und Karlsruhe. Ihr Debütroman »Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen« war ein großer von Leser*innen und Presse gefeierter Erfolg. Ulla Scheler wurde damit außerdem für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. »Acht Wölfe« ist ihr erster All-Age-Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641310172
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.09.2023
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4253 Kbytes
Artikel-Nr.11383282
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Valentina

Die anderen Reisenden hatten sich wie Raubtiere vor der Fütterung strategisch um das Gepäckband positioniert.

Vielleicht war es ein Fehler gewesen, herzukommen.

»Kaffee?«, fragte Ole und pustete Valentina den Geruch über den Rand seines Pappbechers zu.

Sie fühlte sich zerknautscht und vage schmutzig von den knapp achtzehn Stunden Reise von Hamburg nach Edmonton, aber Ole sah natürlich aus wie frisch gebügelt. Er drückte ihr den Becher in die Hand. »Ich nehme an, du trinkst ihn immer noch mit kriminell viel Zucker und ohne Milch?«

Und natürlich erinnerte er sich an solche Kleinigkeiten.

»Gerade genug Zucker«, sagte sie und verbrannte sich die Zunge am ersten, zu schnellen Schluck. Sie deutete in Richtung seines Kinns. »Ist das dein Look für die nächsten drei Wochen?«

Ole fuhr sich über die blonden Stoppeln. »Ja. Alex und ich haben extra keine Rasierklingen eingepackt. Wir wollen mal schauen, wie uns Bärte stehen.«

»Ich kann da eine kleine Vorhersage machen«, sagte sie trocken.

Ole lachte. »So schlimm?«

Es war natürlich überhaupt nicht schlimm. Die ersten Stoppeln glitzerten wie Sprenkel aus Gold auf seinen Wangenknochen. Ole hatte früher nicht einmal nach einem langen Tag im Leichtathletik-Trainingslager schlecht ausgesehen.

Sie verdrehte die Augen. »Wenn unser Gepäck noch länger braucht, registriere ich dich auf Google Maps als Sehenswürdigkeit.«

»Oooh.« Er legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte sie.

Sie blickte nicht zu ihm auf. »Ich meine es ernst. Ich könnte die Fotos posten, die ich während des Flugs von dir gemacht habe, als du im Schlaf in deinen Hoodie gesabbert hast, und tausend Likes bekommen - und ich habe nur fünfhundert Follower.«

»Habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich mich freue, dass du auch dabei bist?«

»Um dein Ego aufzupolstern?«

»Nein.«

»Damit jemand anderes Kristina hinterherräumt?«

»Nein.« Er grinste.

»Ah, jetzt hab ich´s: wegen meiner durchweg optimistischen Lebenseinstellung!«

Das Lächeln breitete sich jetzt über sein ganzes Gesicht aus. Oles Lächeln war wie eine Ziellinie - man wollte sich mit dem ganzen Oberkörper nach vorne lehnen.

»Weil ich dich seit Ostern nicht gesehen habe«, sagte Ole und drückte sie noch einmal.

Er roch gut. Nach Waschmittel und Deo und Alles-okay, so wie der große Bruder, den sie nie gebraucht hatte, als Kristina noch die beste große Schwester aller Zeiten gewesen war.

Ein Hauch Eau de Ole, und schon konnte man sich fast wieder wie dreizehn, vierzehn, fünfzehn fühlen, aufgeregt wie ein Bienenschwarm, dass man mit der großen Schwester und ihren einschüchternd coolen Freunden in der letzten Reihe des Busses sitzen durfte.

»Warum eigentlich?«, fragte Ole.

»Hm?« Reiß dich zusammen, Valentina.

»Warum haben wir dich so lange nicht mehr gesehen?«

Sie zuckte die Achseln. »Kristina war beschäftigt damit, ihre ganzen Vorlesungen und Seminare nachzuholen.«

Ole hob eine Augenbraue. »Netter Versuch. Aber ich kenne niemanden, der so entspannt studiert wie Kriss. Und sie hat uns erzählt, dass du zu beschäftigt mit deinem Studium warst, um sie zu besuchen.«

Was sollte sie dazu sagen? Meine Schwester lügt mich genauso an wie euch? Ich glaube, sie geht mir aus dem Weg, und ich weiß nicht, warum?

»Mal ehrlich. Was war los? Wir haben dich vermisst. Die Musketiere sind nicht vollzählig ohne d´Artagnan.«

Valentina hatte dieselbe Frage gestellt: Was ist los? Ich vermisse dich. Aber Kristinas Antwort - in immer mehr abgewimmelten Anrufen und immer später beantworteten Sprachnachrichten - war jedes Mal dieselbe: Ich weiß nicht, was du meinst. Zwischen uns ist doch alles okay.

Ihr blieb eine Antwort erspart, weil Kristina ans Gepäckband kam.

»Do-nuts«, rief sie triumphierend und hielt ihr einen unter die Nase. Sie war genauso wach wie Ole, aber auf die Immer-noch-wach- und Nacht-durchgefeiert-Art.

Wortlos nahm Valentina den Donut. Er war in Regenbogenfarben glasiert, passend zu den Strähnen in Kristinas Haaren. Auf diesem Flug hatte Valentina ihre Schwester zum ersten Mal seit Weihnachten wiedergesehen, und sie war noch nicht fertig damit, die Änderungen zu katalogisieren. Die bunten Haare, das Ohrenpiercing. Als würden ihr all die Details die Antwort verraten, wenn sie nur aufmerksam genug hinschaute.

Was verheimlichst du vor mir, K.?

»Wir haben einen Donut von jeder Sorte gekauft«, sagte Kristina. »Konnten uns nicht entscheiden.«

Hinter ihr stand Alexander, die restlichen Donuts in der Hand.

»Alexander konnte sich nicht entscheiden?« Valentina warf ihm einen skeptischen Blick zu.

Ein winziges Lächeln hob seine Mundwinkel. Wie üblich hatte Alexander auf dem ganzen Flug keine drei Worte geredet. Ganz sicher hatte er keine Meinung zur Donut-Auswahl.

Ole verteilte die restlichen Kaffeebecher. Espresso für Kristina, doppelten Espresso für Ole und Cappuccino mit Zimtsirup für Alexander, der anscheinend immer noch einen süßen Zahn hatte.

Kristina leckte sich den letzten Rest Zucker von den Fingern. »Hast du Desinfektionsmittel?«

Valentina holte welches aus ihrem Reisegepäck. »Solltest du das nicht vor dem Finger-Ablecken benutzen?«

Kristina blies ihr einen Kuss zu. »Kann ich mir auch einen Kaugummi leihen?«

Valentina hatte einen Kaugummi. Sie hatte außerdem die vage Ahnung von Kopfschmerzen und keinen Schimmer, wie sie die nächsten drei Wochen überstehen sollte, wenn sie jetzt schon das Bedürfnis hatte, Kristina zu schütteln, bis sie aufhörte, so zu tun, als wäre die Welt ein Ponyhof und sie die Reiter-Barbie. Valentina wollte ihre Nägel in Kristina schlagen, bis sie ihre alte Schwester frei gekratzt hatte.

»Ich kauf mir noch was zum Lesen für die Fahrt«, sagte sie und lief los, bevor jemand etwas dagegen einwenden konnte, Alexanders fragenden Blick im Rücken. Sie brauchte einen Moment alleine - vermutlich den letzten, den sie für drei Wochen bekommen würde.

»Bring mir noch einen Snack mit, ja?«, rief Kristina.

Valentina winkte vage über die Schulter. Sie hasste es, dass sie ständig so wütend auf Kristina war; es erinnerte sie nur daran, dass sich die Dinge zwischen ihnen verändert hatten. Aber die Wut kam immer gleichzeitig mit Kristina an - wie eine dritte Schwester, die dem Wiedersehen nicht fernbleiben wollte.

Der Zeitschriftenladen war zu grell beleuchtet, aber immerhin gut ausgestattet. Ein dünner Kerl in Hemd und Stoffhose stand vor ihr an der Kasse. Er bezahlte mit seiner Kreditkarte, drehte sich schwungvoll um und lief direkt in sie hinein - eine dieser Personen, für die die Welt Platz machen musste -, wobei sein Energydrink über ihr T-Shirt schwappte.

Wortlos schaute Valentina an sich herunter. Der Kerl beäugte ihr T-Shirt ungerührt. »Sicherlich eine Verbesserung zu vorher«, sagte er auf Englisch und ging weiter.

Was zum Teufel ...? Waren die Menschen in Kanada nicht angeblich besonders freundlich? Es war eines dieser Klischees, von denen man hoffte, dass sie der Realität entsprachen. Als Valentina endlich eine angemessene englische Beleidigung gefunden hatte, war er verschwunden.

»Was hast du mit deinem Oberteil gemacht?«, fragte Kristina.

»So ein Arschloch hat sein Getränk über mich geschüttet«, sagte Valentina und drückte Kristina eine Packung Mackintosh´s Toffee in die Hand. Auf dem Gepäckband bewegte sich immer noch nichts.

»Hast du ihn provoziert?«

»Ich hatte kaum die Gelegenheit dazu.«

»Wie sah er denn aus?«, fragte Kristina und schaute sich um, als könnte sie ihn noch erwischen und gleich einen Kopf kürzer machen. Es waren Momente wie dieser, die Valentina hoffen ließen, dass es etwas zwischen ihnen zu retten gab. Doch Kristinas Blick blieb an zwei Reisenden hängen. »Guck mal. Ich wette, die gehören zu uns.«

Es war leicht zu erkennen, wen sie meinte. Sie warteten an einem der Ausgänge. Ein Mädchen, so zierlich, dass es zutreffender schien, sie als Rucksack mit Beinen zu beschreiben. Und ein Typ in ihrem Alter, der bereits zum Wandern gekleidet war - sofern man Wandern definierte als die Tätigkeit, sich maximal mit seiner Kleidung zu blamieren.

Kristina zog Valentina an der Hand hinüber. Ole und Alexander kamen ihnen nach.

»Alberta Adventure Hiking?«, fragte Kristina und lächelte die beiden an.

Es war wie immer: Kristina fühlte sich mit fremden Menschen wie ein Fisch im Wasser, und Valentina fühlte sich wie ein Hai.

Der Typ lächelte erleichtert zurück. »Wir sind schon seit Stunden da. Alice und ich saßen im gleichen Flieger aus Vancouver«, sagte er auf Englisch.

Das Mädchen warf einen Blick zu Alexander und Ole und schaute dann schnell wieder weg. Ihr Erröten war trotz ihrer hellbraunen Haut gut zu erkennen.

Es gab eine kurze Vorstellungsrunde. Peter und Alice.

»Seid ihr Zwillinge?«, fragte Peter und sah von Valentina zu Kristina.

»Schwestern«, sagte Kristina. »Ich bin die Ältere.«

Auch wenn es sich nicht mehr so anfühlte.

Ein Rumpeln signalisierte, dass das Gepäck endlich auf dem Weg war.

Alexander atmete zufrieden aus. Gemeinsam beobachteten sie das Gepäckband. Es hatte angefangen, sich zu bewegen,...

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