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Love at First Sight (Die Statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick)

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
244 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am30.08.2023Auflage
Die Romanvorlage zum Netflix-Hit! Hadley könnte sich wirklich etwas Schöneres vorstellen, als auf der Hochzeit ihres Vaters Brautjungfer zu spielen. Dass sie dann allerdings ihr Flugzeug verpasst und erst einmal auf dem überfüllten New Yorker Flughafen festsitzt, hat sie dann doch nicht gewollt. Und genauso wenig hatte sie vor, sich ausgerechnet hier unsterblich zu verlieben: in den Jungen mit den verwuschelten Haaren und dem Puderzucker auf dem Hemd, der wie sie nach London muss. Hadley bleibt genau eine Fluglänge Zeit, um sein Herz zu gewinnen ...

Jennifer E. Smith wuchs in der Nähe von Chicago auf und studierte an der Colgate University sowie der University of St Andrews in Schottland. Ihre Jugendbücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Heute lebt und arbeitet Jennifer E. Smith in New York City.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Romanvorlage zum Netflix-Hit! Hadley könnte sich wirklich etwas Schöneres vorstellen, als auf der Hochzeit ihres Vaters Brautjungfer zu spielen. Dass sie dann allerdings ihr Flugzeug verpasst und erst einmal auf dem überfüllten New Yorker Flughafen festsitzt, hat sie dann doch nicht gewollt. Und genauso wenig hatte sie vor, sich ausgerechnet hier unsterblich zu verlieben: in den Jungen mit den verwuschelten Haaren und dem Puderzucker auf dem Hemd, der wie sie nach London muss. Hadley bleibt genau eine Fluglänge Zeit, um sein Herz zu gewinnen ...

Jennifer E. Smith wuchs in der Nähe von Chicago auf und studierte an der Colgate University sowie der University of St Andrews in Schottland. Ihre Jugendbücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Heute lebt und arbeitet Jennifer E. Smith in New York City.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646939217
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum30.08.2023
AuflageAuflage
Seiten244 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2223 Kbytes
Artikel-Nr.12032901
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1
18:56

EASTERN STANDARD TIME
23:56

GREENWICH MEAN TIME

Flughäfen sind Folterkammern, wenn man an Klaustrophobie leidet.

Das liegt nicht bloß am drohend bevorstehenden Flug - wo alle wie die Sardinen in Sitze gezwängt und dann in einem engen Metallrohr durch die Luft katapultiert werden - sondern auch an den Terminals selbst, am Gedrängel der Menschen, am schwindelig verschwimmenden Strudeln des ganzen Ortes, diesem tanzenden, benebelnden Summen, nichts als Bewegung und Geräusch, Hektik und Lärm, das Ganze von Glaswänden versiegelt wie eine monströse Ameisenfarm.

Das ist eins von vielen Dingen, an die Hadley nicht zu denken versucht, als sie hilflos vorm Ticketschalter steht. Draußen wird es langsam dunkel, ihr Flugzeug ist jetzt irgendwo über dem Atlantik, und sie spürt, wie sich irgendwas in ihr löst, wie bei einem Ballon, aus dem langsam die Luft entweicht. Zum Teil liegt es am bevorstehenden Flug, zum Teil am Flughafen selbst, aber vor allem - vor allem - an der Erkenntnis, dass sie nun zu spät zu der Hochzeit kommen wird, zu der sie eigentlich gar nicht gehen wollte, und dieser elende kleine Schicksalsschlag bringt sie beinahe zum Weinen.

Das Abfertigungspersonal hat sich hinter dem Tresen versammelt, und alle sehen ungeduldig und mit gerunzelter Stirn zu ihr rüber. Der Bildschirm hinter ihnen zeigt bereits den nächsten Flug von New York nach Heathrow an, der erst in über drei Stunden geht, und es ist offensichtlich, dass nur noch Hadley ihrem Dienstschluss im Weg steht.

»Es tut mir leid, Miss«, sagt eine der Angestellten mit hörbar unterdrücktem Seufzen. »Wir können nicht mehr tun als zu versuchen, Sie im nächsten Flug unterzubringen.«

Hadley nickt trübsinnig. Die letzten paar Wochen hat sie sich heimlich gewünscht, dass genau so etwas passieren möge, auch wenn ihre Szenarien zugegebenermaßen etwas dramatischer ausgefallen waren: ein umfassender Streik des Flugpersonals, ein historischer Gewittersturm mit Hagel, eine lähmende Grippeattacke oder gar Masern, die sie am Fliegen hindern würden. Lauter gute Gründe, warum sie leider nicht dabei sein konnte, wenn ihr Vater einer Frau sein Jawort gab, die sie noch nie gesehen hatte.

Aber vier Minuten zu spät zum Flugsteig zu kommen, klingt einfach etwas zu passend, fast ein wenig verdächtig, und Hadley ist nicht ganz sicher, ob ihr Vater und ihre Mutter einsehen würden, dass nicht Hadley an allem schuld war. Vermutlich wären ihre Eltern in diesem seltenen Fall einmal einer Meinung.

Hadley selbst hatte die Idee gehabt, das Probedinner am Vorabend sausen zu lassen und erst am Morgen der Hochzeit in London anzukommen. Sie hat ihren Vater seit über einem Jahr nicht mehr gesehen, und sie konnte sich nicht vorstellen, mit allen ihm wichtigen Menschen einen Raum zu teilen und auf seine Gesundheit und sein Glück zu trinken, auf den Anfang seines neuen Lebens - mit all seinen Freunden und Kollegen, diese kleine Welt, die er sich selbst ein Weltmeer weit weg aufgebaut hat. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie nicht mal an der Hochzeit teilgenommen, doch das war nicht verhandelbar, wie sich herausstellte.

»Er ist immer noch dein Vater«, erinnerte ihre Mutter sie ständig, als könnte Hadley das vergessen. »Wenn du nicht hingehst, wirst du es später bereuen. Ich weiß, mit siebzehn kannst du dir das nur schwer vorstellen, aber glaub mir: Eines Tages wirst du es bereuen.«

Hadley ist sich da nicht so sicher.

Die Frau von der Fluggesellschaft bearbeitet inzwischen mit beinahe wütender Heftigkeit ihre Tastatur und lässt dabei ihren Kaugummi knallen. »Sie haben Glück«, sagt sie und hebt beide Hände in einer überschwänglichen Geste. »Ich kann Sie heute Abend noch in der Maschine um zehn Uhr vierundzwanzig unterbringen. Platz 18 A. Am Fenster.«

Hadley traut sich kaum zu fragen, tut es aber trotzdem: »Und wann kommt der Flug an?«

»Neun Uhr vierundvierzig«, sagt die Angestellte. »Morgen früh.«

Hadley sieht die zarte Kalligrafie auf der elfenbeinfarbenen Hochzeitseinladung vor sich, die seit Monaten auf ihrer Kommode steht. Die Feierlichkeiten beginnen morgen um zwölf Uhr mittags, und das heißt, wenn alles nach Plan läuft - der Flug und der Weg durch den Zoll, die Taxis und der Verkehr, wenn das Timing haargenau stimmt - besteht immer noch die Chance, dass sie rechtzeitig ankommt. Wenn auch nur knapp.

»Einsteigen können Sie hier an diesem Gate ab einundzwanzig Uhr fünfundvierzig«, sagt die Angestellte und reicht ihr die Papiere, alle ordentlich in einem kleinen Umschlag gefaltet. »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug.«

Hadley schiebt sich in Richtung Fenster und überblickt die Reihen trist graubrauner Sitze, die meisten davon belegt, bei den anderen quillt gelbe Füllung aus den Nähten wie bei vielgeliebten Teddys. Sie stellt ihren Rucksack auf den kleinen Handgepäckkoffer und wühlt nach ihrem Handy, scrollt im Telefonbuch nach der Nummer ihres Vaters. Er ist unter dem Titel »Der Professor« aufgelistet - das Etikett hat sie ihm vor ungefähr anderthalb Jahren angehängt, kurz nachdem er ihr mitgeteilt hatte, dass er nicht nach Connecticut zurückkehren werde, denn das Wort »Dad« rief bei jedem Aufklappen des Handys nur unschöne Erinnerungen wach.

Jetzt schlägt ihr Herz schneller, als sein Telefon zu klingeln anfängt; er ruft zwar ziemlich oft an, aber sie kann an einer Hand abzählen, wie oft sie seine Nummer gewählt hat. Drüben ist es fast Mitternacht, und als er endlich abnimmt, klingt seine Stimme schwer von Schlaf oder Alkohol oder vielleicht beidem.

»Hadley?«

»Ich habe meinen Flug verpasst«, sagt sie in dem knappen Tonfall, den sie ihrem Vater gegenüber in letzter Zeit ganz von allein anschlägt, ein Nebeneffekt ihrer allgemeinen Missbilligung.

»Was?«

Sie seufzt und wiederholt: »Ich habe meinen Flug verpasst.«

Im Hintergrund kann Hadley Charlotte murmeln hören, und etwas flammt in ihr auf, eine plötzliche Wut. Seit Dad dieser Frau einen Antrag gemacht hat, kommen ständig zuckersüße Mails von ihr. Sie erzählt von ihren Hochzeitsvorbereitungen, schickt Fotos von der Parisreise und flehentliche Gesuche, dass Hadley doch bitte an der Feier teilnehmen möge, immer mit einem übermotivierten xxoo unterzeichnet (als würde ein Kuss und eine Umarmung nicht reichen). Und trotzdem hat Hadley vor einem Jahr und sechsundneunzig Tagen beschlossen, sie zu hassen, und es braucht viel mehr als die Berufung zur Brautjungfer, um das zu revidieren.

»Und«, sagt Dad, »hast du einen anderen gekriegt?«

»Ja, aber der kommt erst um zehn an.«

»Morgen?«

»Nein, heute Abend«, sagt sie. »Ich fliege auf einem Kometen.«

Dad geht nicht weiter darauf ein. »Das ist zu spät. So kurz vorm Gottesdienst. Dann kann ich dich nicht abholen«, sagt er, und man hört gedämpfte Geräusche, als er den Hörer zuhält, um mit Charlotte zu flüstern. »Tante Marilyn müsste dich eigentlich abholen können.«

»Wer ist Tante Marilyn?«

»Charlottes Tante.«

»Ich bin siebzehn«, erinnert Hadley ihn. »Ich bin ziemlich sicher, dass ich es schaffe, mir ein Taxi zur Kirche zu nehmen.«

»Ich weiß nicht«, sagt Dad. »Du bist zum ersten Mal in London ...« Seine Stimme verebbt, dann räuspert er sich. »Meinst du, deine Mutter hätte nichts dagegen?«

»Mom ist nicht mit«, sagt Hadley. »Ich glaube, sie war bei der ersten Hochzeit dabei.«

Schweigen am anderen Ende der Leitung.

»Ist schon in Ordnung, Dad. Wir sehen uns morgen in der Kirche. Hoffentlich komme ich nicht allzu spät.«

»Okay«, sagt er leise. »Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen.«

»Ja«, sagt sie, denn sie bringt es nicht über sich, das Gleiche zu erwidern. »Bis morgen.«

Erst nach dem Auflegen merkt Hadley, dass sie nicht mal gefragt hat, wie das Dinner denn gelaufen ist. Sie weiß auch gar nicht, ob sie das so genau wissen will.

Einen langen Augenblick bleibt sie einfach so stehen, das Handy fest umklammert, und versucht nicht daran zu denken, was sie alles auf der anderen Seite des Atlantiks erwartet. Vom Buttergeruch eines nahen Brezelstands wird ihr leicht übel, und am liebsten würde sie sich hinsetzen, aber der Flugsteig ist voller Passagiere, die von überall hierher geströmt sind. Es ist das Wochenende des vierten Juli, des Nationalfeiertags, und die Wetterkarten auf den Bildschirmen zeigen kreiselnde Unwetterstrudel, die weite Teile des Mittelwestens bedecken. Die Leute sichern sich ihr Revier, beanspruchen Abschnitte des Warteraums, als wollten sie sich dort dauerhaft niederlassen. Koffer werden auf leeren Sitzen abgestellt, Familien lagern sich um ganze Ecken herum, fettige McDonald´s-Tüten liegen auf dem Boden verstreut. Als Hadley über einen Mann steigt, der auf seinem Rucksack schläft, wird ihr plötzlich deutlich bewusst, wie niedrig die Decke hängt und wie eng die Wände sich heranpressen, wie sehr sich die Menschenmassen um sie drängen, und sie muss sich selbst ans Atmen erinnern.

Als sie einen leeren Sitz erspäht, hastet sie darauf zu, manövriert ihren Rollkoffer durch ein Meer von Schuhen und versucht nicht daran zu denken, wie zerknüllt das blöde lila Kleid bei ihrer Ankunft morgen sein wird. Der Plan war eigentlich, ein paar Stunden Zeit zur Vorbereitung zu haben, aber jetzt muss sie wie wahnsinnig zur Kirche hetzen. Von allen momentanen Sorgen steht diese nicht so weit oben auf Hadleys Liste, aber es ist trotzdem ein bisschen...

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Autor

Jennifer E. Smith wuchs in der Nähe von Chicago auf und studierte an der Colgate University sowie der University of St Andrews in Schottland. Ihre Jugendbücher wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Heute lebt und arbeitet Jennifer E. Smith in New York City.