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The House - Du warst nie wirklich sicher

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
319 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am31.08.20181. Aufl. 2018
Alles begann an dem Tag, als Jack und ich den Zuschlag für das Haus erhielten. Es sollte unser Zuhause werden, unser sicherer Hafen, gelegen in einer ruhigen Londoner Nachbarschaft. Keiner von uns konnte ahnen, was danach geschehen würde. Da war zuerst dieser merkwürdige Geruch, dann Jack, der glaubte, nachts unten Schritte zu hören. Und dann das, was wir auf dem Dachboden fanden. Wir wollten es ignorieren, dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Bis die Leiche hinter unserem Haus entdeckt wurde ...



Simon Lelic ist ein britischer Thrillerautor, von dem bereits drei Romane international veröffentlicht wurden. Sein Debüt Ein toter Lehrer gewann den Betty Trask Award und stand auf der Shortlist des John CreasEy Debut Dagger. The House ist sein vierter Roman und erschien im Herbst 2017 als Spitzentitel bei Penguin UK. Lelic lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Brighton.
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Produkt

KlappentextAlles begann an dem Tag, als Jack und ich den Zuschlag für das Haus erhielten. Es sollte unser Zuhause werden, unser sicherer Hafen, gelegen in einer ruhigen Londoner Nachbarschaft. Keiner von uns konnte ahnen, was danach geschehen würde. Da war zuerst dieser merkwürdige Geruch, dann Jack, der glaubte, nachts unten Schritte zu hören. Und dann das, was wir auf dem Dachboden fanden. Wir wollten es ignorieren, dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Bis die Leiche hinter unserem Haus entdeckt wurde ...



Simon Lelic ist ein britischer Thrillerautor, von dem bereits drei Romane international veröffentlicht wurden. Sein Debüt Ein toter Lehrer gewann den Betty Trask Award und stand auf der Shortlist des John CreasEy Debut Dagger. The House ist sein vierter Roman und erschien im Herbst 2017 als Spitzentitel bei Penguin UK. Lelic lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Brighton.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732556779
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum31.08.2018
Auflage1. Aufl. 2018
Seiten319 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2510009
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Jack

Gestern Abend war die Polizei wieder da. Ich habe sie vom Gästezimmerfenster aus beobachtet, wie sie draußen in der schmalen Gasse standen. Sie können mich nicht gesehen haben. Ich bin absolut sicher, dass sie mich nicht gesehen haben. Außerdem, und wenn schon? Ich habe ja nichts falsch gemacht. Und es ist völlig normal nachzuschauen, oder? Genauso wie Autofahrer vom Gas gehen, um einen Blick auf einen Unfall zu erhaschen. Wahrscheinlich hätte die Polizei es sogar verdächtig gefunden, wenn ich nicht geguckt hätte. Ich meine, ich konnte es zwar von meinem Blickwinkel aus nicht sehen, aber ich wette, unsere gesamte Nachbarschaft hat geglotzt. Alle bei gelöschtem Licht. Alle geschickt hinter ihren Vorhängen verborgen. Was mich hingegen beunruhigt hat, war das Gefühl, dass alle dort draußen auch mich verhohlen beobachten. Dass das Auftauchen der Polizei zu dieser Zeit bloß ein Exempel war. Eine Warnung.

Gott, das hier ist schwer. Schwerer, als ich erwartet hatte. Ich weiß noch nicht mal, wo ich anfangen soll. Ich bin anders als Syd. Ich weiß, was sie denkt, welche Schlüsse sie bereits gezogen hat, aber sie geht anders mit Dingen um als ich. Ich weiß nicht, wo wir geendet wären, wenn sie den Anfang gemacht hätte - und ich hätte sicher nicht gewusst, wie ich weitermachen soll.

Das einzig Logische wird wahrscheinlich sein, mit dem Tag zu beginnen, an dem wir zum ersten Mal das Haus sahen. Das war im April. Jetzt ist September, der vierzehnte. 3:17 Uhr morgens, um genau zu sein. Syd ist im Bett, aber ich könnte nicht schlafen, selbst wenn ich wollte. Ehrlich gesagt bezweifle ich auch, dass sie es tut. Ich glaube, Syd hat seit Wochen nicht richtig geschlafen. Was mich betrifft, habe ich eigentlich keine Probleme damit. Jeden Abend bin ich sicher, dass ich nicht einschlafen werde, aber es ist vermutlich die Erschöpfung, die mich dann überwältigt. Die Last der Sorgen. Doch heute, nachdem wir eine Entscheidung getroffen haben, wollte ich es einfach nur anpacken.

Wir haben viel vor uns und nur wenig Zeit.

Also, zurück zum Besichtigungstermin. Ich glaube, ich muss mit diesem Tag beginnen, obwohl er an sich nicht weiter ungewöhnlich war. Ich erinnere mich daran, wie voll es war; wie viele Leute sich durch die Haustür quetschten, als endlich geöffnet wurde. Die Leute hatten Schlange gestanden, aber es war keine geordnete Reihe, sondern ein chaotisches Gedrängel wie an der Bushaltestelle, wenn jeder der Erste sein will. Wir kamen vierzig Minuten zu früh, und trotzdem waren schon sechs andere Paare da.

Aber das war nicht weiter ungewöhnlich. Nicht für eine Hausbesichtigung in London. Das Seltsame an der Sache war, dass nicht nur das Haus zum Verkauf stand. Wer auch immer es haben wollte, musste auch alles kaufen, was sich in dem Haus befand. Und als Syd und ich es endlich hineingeschafft hatten, sahen wir, dass es komplett mit Krempel vollgestopft war. So richtiger Plunder wie von der Müllkippe. Außerdem Bücher, Kleidung, Mäntel, Bilder an jedem Quadratzentimeter Wand, Kartons, die völlig ungeachtet ihrer Größe und Form gestapelt waren, und große und kleine Möbel in jeder Ecke. Es war wie eine wahr gewordene Version von Jenga, in der es um Leben und Tod ging.

Oh, und Vögel. Der Vorbesitzer stand ganz offensichtlich auf tote Dinge. Überall Tierpräparate - keine Ahnung, ob er die selbst ausgestopft hatte oder nur hortete. Unter der versprengten Schar war ein Habicht, eine Möwe, sogar eine Taube. Syd musste sie auch bemerkt haben. Ich erinnere mich daran, wie überrascht ich war, dass sie bei dem Anblick nicht auf dem Absatz kehrtmachte und direkt wieder rausrannte.

Der Makler behauptete, der Besitzer habe im Internet eine Frau kennengelernt, die wohl in Australien lebte. Er habe alles stehen und liegen gelassen, um abzuhauen und mit ihr zusammen zu sein. Einfach so. Er stand wohl kurz vor der Rente, hängte aber trotzdem seinen Job an den Nagel, ließ seine Freunde sitzen und überschrieb sein Haus - inklusive der toten Tiere und allem - dem Immobilienmakler, der alles als Komplettpaket verkaufen sollte. Das lieferte wahrscheinlich die perfekte Geschichte für das Verkaufsgespräch und erklärte auch den Zustand des Hauses, aber ich konnte es vom ersten Moment an nicht ganz glauben. Ich meine, welcher Mensch macht denn so was? Und - diese Erklärung wie aus dem Lehrbuch mal beiseitegelassen - warum?

Jedenfalls war es seltsam, und ich persönlich fand es ziemlich abschreckend. Vielleicht hätte es mich nicht so sehr gestört, wenn mir das Haus selbst gefallen hätte. Der Grundriss war okay, und es gab jede Menge Platz - Wohnzimmer, Küche, separates Esszimmer und ein, zwei, drei Schlafzimmer, den nicht ausgebauten Dachboden nicht mitgerechnet -, aber das ganze Gebäude ⦠Es war unheimlich. Man kann es nicht anders beschreiben. Der Garten war völlig überwuchert, und die Fassade hatte Ähnlichkeit mit einer Hauterkrankung. Das Haus stand allein (»frei stehend«, lobhudelte die Ausschreibung), so, als wäre es ausgestoßen worden. Auf der einen Seite befanden sich mehrere Reihenhäuser, zusammengedrängt wie um Schutz zu suchen, auf der anderen Seite stand ein Wohnblock, der dem Haus die Rückseite zukehrte. Es sah irgendwie aus, als würde es geächtet werden. Und so fühlte es sich auch an.

Also, was ich mit alldem sagen will, ist wohl, dass ich diesen Ort nicht mochte. Der ganze Müll, das Haus an sich - es fühlte sich einfach falsch an. Das Problem war, dass Syd eindeutig hingerissen war. Ich hatte gewusst, dass es so kommen würde. Und sie genauso. Syd war diejenige gewesen, die das Haus im Internet entdeckt und darauf bestanden hatte, dass wir mindestens eine halbe Stunde vor dem Termin dort sein würden.

»Und?«, fragte sie, als wir endlich mit der Besichtigung durch waren. »Was denkst du?«

Wir standen im Wohnzimmer neben dem Kamin. Ich weiß noch, dass mich von der anderen Seite des Zimmers her ein älterer Typ anstarrte. Ich fiel ziemlich auf, weil ich nur Turnschuhe und T-Shirt anhatte, während all die anderen Männer meines Alters Hemden, gebügelte Jeans und polierte Budapester trugen. Die meisten scheffelten wahrscheinlich dicke Kohle in der Londoner City oder waren - wie der starrende Mann - Väter von schnöseligen Rich Kids. Und wahrscheinlich war das der zweite Grund dafür, dass ich Syds Begeisterung nicht teilen konnte. Wir hatten über zwei Jahre gebraucht, um uns genug Geld für eine Anzahlung abzuknapsen, während die meisten Paare, gegen die wir antraten, dieselbe Summe wahrscheinlich mit einem einzigen Bonus verdienten. Wie konnten wir beide auf diesem Spielfeld, mit Londoner Regeln, überhaupt erwarten mitzuhalten?

»Ich komme mir vor wie bei Die Tribute von Panem«, sagte ich gequält. Was ich meinte, war diese eine Szene im Film, bevor die Action losgeht - als die Teilnehmer nur rumschlendern und so tun, als wären sie Freunde (oder Verbündete oder was auch immer), während sie es in Wahrheit kaum erwarten können, einander die Schädel einzuschlagen.

Syd sah mich ausdruckslos an. Ich wusste mit Sicherheit, dass sie den Film im Kino gesehen hatte, aber ihr Gedächtnis ist hinsichtlich solcher Dinge nicht das beste. Als sie jünger war, hat sie sehr viel geraucht - und ich spreche nicht von Marlboro Lights. Sie hat jede Menge Drogen genommen. Ich will gar nicht sagen, dass ich nie das ein oder andere ausprobiert hätte, aber manche Menschen sind einfach anfälliger als andere. Syds Kindheit und Jugend waren schwierig - besser gesagt, grauenhaft. So schlimm, dass sie mir nie die ganze Geschichte erzählt hat. Und als sie später so ihre Probleme hatte, spielten die Drogen dabei eine Rolle, glaube ich. Sie sagt zwar, das taten sie nicht. Da sei der ganze Schaden schon angerichtet gewesen. Aber Gras, Koks, Pillen und all das - dieses Zeug hinterlässt definitiv seine Spuren.

»Es ist nur ⦫, versuchte ich zu erklären. »All diese Leute. Ich meine, mir war klar, dass auch andere Interesse haben würden, aber das hier hätte ich nie erwartet.«

Syd umfasste meine Taille. »Vergiss mal die anderen für einen Moment. Wie findest du das Haus?«

Ich zögerte eine halbe Sekunde zu lang. »Ich mag es«, sagte ich schließlich. »Doch, ja.«

»Aber?«

»Aber ⦠nichts. Es ist nur ⦠Es ist ein bisschen dunkel, sonst nichts.«

Ich glaube, Syd dachte, dass ich lediglich meine Rolle spielte, beim Hauskauf genauso wie im Leben. Sie verteilt ihre Begeisterung so großzügig wie Weingummis, während ich schlecht gelaunt neben ihr hertrotte, mit den Fingern an Hauswänden entlangfahre und gegen die Reifen parkender Autos trete. Ich weiß meistens gar nicht, was genau mich so missmutig macht (und was soll es schon bringen, gegen Reifen zu treten, außer dass einem dann die Zehen wehtun?), aber es ist ein Teil von mir, in den ich irgendwie reingewachsen bin. Irgendwo muss ich gelernt haben, dass Männer eben so sind. Wahrscheinlich von meinem Vater, der es fertigbrachte, den Spaß einer Achterbahnfahrt abzutöten. Dazu kommt, dass Syd definitiv einen Gegenpol braucht, wie ich es nenne. Das ist der Grund, warum wir so gut zusammenpassen. Sie sorgt dafür, dass ich nicht ständig auf meine Füße starre; ich sorge dafür, dass sie nicht in den Himmel davonschwebt.

»Das liegt nur am Wetter«, meinte sie. »Und an den vielen Leuten. Und hast du das ganze Zeug hier gesehen?«

In dem Moment rechnete ich fast damit, dass sie die Vögel erwähnen würde. Tat sie nicht.

»Und der Dachboden«, sagte ich. »Wenn es hier unten schon so aussieht, wie muss es erst da oben sein?«

Syd sah zur Decke. Ich folgte ihrem...
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Autor

Simon Lelic ist ein britischer Thrillerautor, von dem bereits drei Romane international veröffentlicht wurden. Sein Debüt Ein toter Lehrer gewann den Betty Trask Award und stand auf der Shortlist des John CreasEy Debut Dagger. The House ist sein vierter Roman und erschien im Herbst 2017 als Spitzentitel bei Penguin UK. Lelic lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Brighton.
The House - Du warst nie wirklich sicher