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Heimkehr auf die Kamelien-Insel

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
399 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am29.03.20191. Aufl. 2019
Sylvia und Maël erwarten die Geburt ihres lange ersehnten Kindes. Da holt Maël seine familiäre Vergangenheit ein: Seine Mutter, zu der er fast 30 Jahre lang keinen Kontakt hatte, ist schwer erkrankt. Obwohl Sylvia ein ungutes Gefühl befällt, reist Maël ab. Wenig später wütet eine verheerende Sturmflut an der bretonischen Küste. Die Kamelieninsel nimmt schweren Schaden und Sylvia erleidet einen gefährlichen Unfall ...


Tabea Bach war Operndramaturgin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wurde in der Hölderlin-Stadt Tübingen geboren und wuchs in Süddeutschland sowie in Frankreich auf. Ihr Studium führte sie nach München und Florenz. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem idyllischen Dorf im Schwarzwald, Ausgangspunkt zahlreicher Reisen in die ganze Welt. Die herrlichen Landschaften, die sie dabei kennenlernt, finden sich als atmosphärische Kulisse in ihren Frauenromanen wieder.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSylvia und Maël erwarten die Geburt ihres lange ersehnten Kindes. Da holt Maël seine familiäre Vergangenheit ein: Seine Mutter, zu der er fast 30 Jahre lang keinen Kontakt hatte, ist schwer erkrankt. Obwohl Sylvia ein ungutes Gefühl befällt, reist Maël ab. Wenig später wütet eine verheerende Sturmflut an der bretonischen Küste. Die Kamelieninsel nimmt schweren Schaden und Sylvia erleidet einen gefährlichen Unfall ...


Tabea Bach war Operndramaturgin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wurde in der Hölderlin-Stadt Tübingen geboren und wuchs in Süddeutschland sowie in Frankreich auf. Ihr Studium führte sie nach München und Florenz. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem idyllischen Dorf im Schwarzwald, Ausgangspunkt zahlreicher Reisen in die ganze Welt. Die herrlichen Landschaften, die sie dabei kennenlernt, finden sich als atmosphärische Kulisse in ihren Frauenromanen wieder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732560813
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum29.03.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Reihen-Nr.3
Seiten399 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4102493
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1
Der Anruf

Einen Moment lang herrschte erwartungsvolle Stille. Dann erfüllte ein rhythmisches Klopfen den Untersuchungsraum, gedämpft, so als käme es aus der Tiefe des Meeres.

»Ist das â¦« Sylvias Kehle war mit einem Mal wie ausgetrocknet.

»Ja, das ist der Herzschlag Ihres Kindes«, beantwortete die Frauenärztin ihre unausgesprochene Frage. Maëls Hand schloss sich liebevoll um die Sylvias.

»Unser Mädchen«, flüsterte er.

»Ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, wollten Sie ja nicht wissen, oder?«, wandte die Gynäkologin schmunzelnd ein. »Jedenfalls ist alles in bester Ordnung, Madame Riwall«, fügte sie an Sylvia gewandt hinzu. »Auch die Lage des Kindes. In gut vier Wochen ist es so weit.« Sie warf einen Blick auf Sylvias Patientenakte und stutzte. »Tiens«, sagte sie lächelnd. »Heute ist Ihr Geburtstag? Herzlichen Glückwunsch und alles Gute!«

Während der Heimfahrt hielt Maël weiter Sylvias Hand, wann immer es der Verkehr erlaubte. Sie sprachen wenig, doch das war überhaupt nicht notwendig, das Glück füllte sie beide aus - von der großen Zehe bis zu den Haarspitzen. Wenn Sylvia daran dachte, wie turbulent das vergangene Jahr gewesen war und wie lange es gedauert hatte, bis sie endlich schwanger geworden war, konnte sie es kaum glauben. Obwohl sie schon Ende dreißig war, hatte sie eine völlig problemlose Schwangerschaft, und trotz ihres beträchtlichen Bauchumfangs fühlte sie sich selbst jetzt noch fit genug, um sich um die Geschäfte der Inselgärtnerei zu kümmern.

Je näher sie der Küste kamen, desto klarer wurden die Farben. Es war ein herrlicher Frühlingstag Mitte April, die Luft prickelnd wie Champagner und der Himmel von einem so leuchtenden Blau, als wölbte sich ein riesiger Saphir über die bretonische Landschaft und das Meer. In der Ferne schimmerten die Granitfelsen der Kamelieninsel in der Mittagssonne wie altes Silber.

»Den Rest des Tages machen wir aber frei, ja?«, schlug Maël vor. Seine meerblauen Augen blitzten, als er sie angrinste. »Oder hast du etwa vor, heute zu arbeiten?«

Sylvia lachte. »Sag bloß«, gab sie zurück, »du lässt deine Kamelien im Stich? Musst du nicht mehr ins Labor?«

»Nein«, antwortete Maël. »Meine Frau hat heute Geburtstag! Und es ist ihr letzter Geburtstag ohne Kind.«

»Was ist mit Noah?«, fragte Sylvia fröhlich. »Zählt er etwa nicht? Schade, dass der Junge erst morgen kommen kann«, fügte sie bedauernd hinzu. Maël warf ihr einen zärtlichen Blick zu. Noah war Maëls Sohn, die Frucht einer früheren Beziehung. Es war gerade mal ein Jahr her, dass Chloé völlig überraschend mit dem Kleinen auf der Kamelieninsel erschienen war. Das war nicht nur für Sylvia ein Schock gewesen, sondern vor allem für Maël, der bis dahin nichts von der Existenz seines Sohnes geahnt hatte. Acht Jahre zuvor hatte ihm diese Frau beinahe das Herz gebrochen, als sie von einem Tag auf den anderen einfach aus seinem Leben verschwunden war. Was er damals für die große Liebe gehalten hatte, war für Chloé nichts weiter als ein Urlaubsflirt gewesen.

Dass die junge Pariserin aus reichem Hause von ihm schwanger geworden war, hatte sie Maël verschwiegen. Ob Chloé wirklich geglaubt hatte, wie sie behauptete, ihr damaliger Verlobter Alain sei Noahs Vater, oder ob sie ihm das Kind bewusst untergeschoben hatte, das würde wohl für immer ihr Geheimnis bleiben. Erst Jahre später, als sich kein weiteres Kind einstellen wollte, hatte Alain Dufèvre erfahren, dass er unfruchtbar war und nicht Noahs Vater sein konnte. Tief verletzt hatte er sich nicht nur von Chloé getrennt, sondern auch von dem Jungen losgesagt, den er all die Jahre für seinen Sohn gehalten hatte, was für den damals Siebenjährigen kaum zu verkraften gewesen war.

Mittlerweile hatten sich die Wogen geglättet. Zwar hatte Chloé versucht, Maël wieder zurückzugewinnen, doch sie hatte einsehen müssen, dass das aussichtslos war, denn Maël liebte Sylvia über alles. Noah besuchte auf eigenen Wunsch ein Internat in England, wo seine Mutter inzwischen lebte. Die schulfreie Zeit verbrachte er stets bei Maël und Sylvia. Nun standen die Frühjahrsferien bevor.

»Vielleicht hätten wir eine Party organisieren sollen«, meinte Maël und warf ihr einen kurzen, prüfenden Blick zu. »Hätte dir das gefallen?«

»Eine Party?«, fragte Sylvia überrascht. »Mit wem denn? Sie sind ja alle so weit fort. Nicht einmal Vero hat Zeit.«

Ja, ein bisschen enttäuscht war sie schon. Es müsste ja nicht gerade ein großes Fest sein, überlegte sie. Und doch hätte sie gern mit den Menschen, die ihr lieb und teuer waren, den Tag verbracht. Das hätte sie schön gefunden, zumal ihr Geburtstag im vergangenen Jahr in der Aufregung um Noahs Ankunft völlig untergegangen war. Aber so war das nun einmal. Jeder hatte sein eigenes Leben.

Und zu ihrem großen Bedauern hatte ihre engste Vertraute Solenn, die eigentliche Besitzerin des Jardin aux Camélias, die einst gemeinsam mit Sylvias Tante Lucie die Gärtnerei aufgebaut hatte, vor einem halben Jahr die Insel verlassen. Was keiner für möglich gehalten hatte, war eingetreten: Nach Lucies Tod hatte sich Solenn tatsächlich noch einmal verliebt. Mit ihrer neuen Partnerin Aaltje lebte sie jetzt in den Niederlanden. Sie hatte Sylvia zwar versprochen, zur Geburt ihres Kindes zu kommen und einige Wochen zu bleiben. Doch heute, an ihrem Geburtstag, hatte sie keine Zeit â¦

Sie hatten die Auffahrt zu dem schmalen Fahrdamm erreicht, der die Kamelieninsel mit dem Festland verband. Die Ampel stand auf Rot, und Sylvia sah erfreut, dass ihnen einige Autos entgegenkamen, Besucher, die den Morgen zu einem Abstecher in den Jardin aux Camélias genutzt und in der Inselgärtnerei oder im Laden des Besucherzentrums hoffentlich gut eingekauft hatten. Schließlich erreichte der letzte Wagen das Festland, und die Ampel sprang auf Grün.

Die Flut lief zwar ein, doch der Damm war noch befahrbar. In knapp einer Stunde würden die ersten Wellen den Damm überspülen, dann war die Insel bis zum Abend nur per Boot erreichbar.

»Pierrick, wie immer bei der Arbeit«, bemerkte Maël und wies auf ein altes Baggerboot an der Flanke des Dammes. »Jedes Jahr ist es mehr oder weniger dieselbe Stelle, an der die Winterstürme das Fundament aushöhlen. Hoffentlich ist es diesmal nicht so schlimm.«

Der Damm war der Überrest einer Landzunge, mit der die Insel vor langer Zeit mit dem Festland verbunden gewesen war. Die Gezeiten hatten im Lauf der Jahrhunderte so lange an ihr genagt, bis dieser schmale Fahrweg übrig geblieben war. Pierrick, der schon auf der Insel gelebt hatte, als sie noch im Besitz einer Fischerfamilie gewesen war, besserte ihn Frühjahr für Frühjahr aus. Ohne seine außergewöhnlichen Kenntnisse der Strömungen wäre die Verbindung zur Küste wohl längst dem Atlantik zum Opfer gefallen.

»Wer ist denn der junge Mann bei Pierrick?«, erkundigte sich Sylvia, als sie das Baggerboot passierten.

»Das ist Tristan, der jüngste Sohn von Brioc«, antwortete Maël. »Er ist mit seinem Militärdienst fertig. Sein Vater möchte ihn gern am Hafen beschäftigen. Dafür müssen ihm die Behörden allerdings erst eine neue Stelle bewilligen. Solange hilft er Pierrick.«

»Sie scheinen fertig zu sein«, sagte Sylvia erstaunt, die im Rückspiegel beobachtete, wie das Baggerboot die Schaufel einholte und Kurs auf die Insel nahm. »Wieso bringen sie das Monstrum denn nicht zum Festland wie sonst?«

»Keine Ahnung«, meinte Maël und warf ihr einen raschen Blick zu.

Auf beiden Seiten der Fahrstraße schlugen die Wellen heran, und Sylvia war wie vom ersten Tag an fasziniert von diesem kühnen Zufahrtsweg mitten durch das Meer. Nun hatten sie die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, und die Einzelheiten der Insel wurden immer deutlicher erkennbar.

Seitlich des Fahrdamms befand sich der Naturhafen, in dem die inseleigenen Boote vertäut lagen und wo das Wassertaxi, das bei Flut zwischen dem Festland und der Insel verkehrte, anlegen konnte. Eine steile, in die Klippen gehauene Treppe führte zum höher gelegenen Parkplatz vor dem Herrenhaus des Jardin aux Camélias, einem stattlichen Gebäude mit zwei Stockwerken, das schon so manchem Wetter getrotzt hatte.

Sie erreichten das Ende des Damms, und Maël lenkte den Wagen die steile Auffahrt zur Insel hoch. Sylvia lebte nun seit drei Jahren hier, und doch schlug ihr Herz jedes Mal höher, wenn sie zu diesem herrlichen Fleckchen Erde mitten im Atlantik zurückkehrte. Sie konnte sich kaum noch vorstellen, dass sie vor gar nicht so langer Zeit in einer Großstadt wie München gelebt hatte. Als gefragte Unternehmensberaterin war sie rund um die Uhr unterwegs gewesen, ihr Privatleben hatte stets zurückstehen müssen. Das hatte sich vollkommen geändert. Nach wie vor besuchte sie zwar ihre treusten Kunden, wenn diese sie brauchten, doch das war inzwischen zur Ausnahme geworden. Sylvia hatte die Geschäftsleitung der Inselgärtnerei in die Hand genommen und den vor sich hin dümpelnden Betrieb zu einem tragfähigen Unternehmen ausgebaut. Diese Aufgabe füllte sie vollständig aus.

»Würdest du bitte kurz halten?«, bat sie Maël, als sie am Besucherzentrum gegenüber dem Jardin aux Camélias vorbeifuhren. »Ich möchte Suzanne gern fragen, ob die Proben aus der Kosmetikmanufaktur angekommen sind.«

»Hat das nicht Zeit bis morgen?«, fragte Maël, doch als er Sylvias erwartungsvolles Gesicht sah, hielt er schmunzelnd an.

»Ich bin sofort wieder zurück«, beteuerte Sylvia und stieg aus dem Wagen, als Suzanne, die den Laden des...

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Tabea Bach war Operndramaturgin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wurde in der Hölderlin-Stadt Tübingen geboren und wuchs in Süddeutschland sowie in Frankreich auf. Ihr Studium führte sie nach München und Florenz. Heute lebt sie mit ihrem Mann in einem idyllischen Dorf im Schwarzwald, Ausgangspunkt zahlreicher Reisen in die ganze Welt. Die herrlichen Landschaften, die sie dabei kennenlernt, finden sich als atmosphärische Kulisse in ihren Frauenromanen wieder.
Heimkehr auf die Kamelien-Insel

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