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Grandhotel Schwarzenberg - Der Weg des Schicksals

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
320 Seiten
Deutsch
beHEARTBEATerschienen am27.03.20201. Aufl. 2020
Bad Reichenhall, 1905. In dem exklusiven Kurort in den bayerischen Alpen verliebt sich die junge Anna Gmeiner in den Salzsieder Michael. Beide wünschen sich ein besseres Leben. Michael beschließt, sein Glück in der Ferne zu suchen und Anna nachzuholen. Doch dann geschieht ein schreckliches Verbrechen und Anna ist gezwungen, einen anderen Mann zu heiraten. Zwischen Salzbaronen, Hoteliers und reichen Kurgästen aus aller Welt muss sie sich ihren Platz im mondänen Bad Reichenhall erkämpfen.

Bewegende Familiensagas bei beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




Geboren und aufgewachsen in Bayern, verließ Sophie Oliver nach dem Abitur ihre Heimat, um zu studieren und die Welt zu erkunden. Mittlerweile ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und lebt mit Familie und Hund auf dem Land. Sophie liebt die bunte Vielfalt, Schräges genauso wie Schönes sowie »all things British«. Ihre Lebensneugierde drückt sie in ihren Romanen und Kurzgeschichten aus, wobei sie sich darüber freut, in verschiedenen Genres schreiben zu dürfen.
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Produkt

KlappentextBad Reichenhall, 1905. In dem exklusiven Kurort in den bayerischen Alpen verliebt sich die junge Anna Gmeiner in den Salzsieder Michael. Beide wünschen sich ein besseres Leben. Michael beschließt, sein Glück in der Ferne zu suchen und Anna nachzuholen. Doch dann geschieht ein schreckliches Verbrechen und Anna ist gezwungen, einen anderen Mann zu heiraten. Zwischen Salzbaronen, Hoteliers und reichen Kurgästen aus aller Welt muss sie sich ihren Platz im mondänen Bad Reichenhall erkämpfen.

Bewegende Familiensagas bei beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




Geboren und aufgewachsen in Bayern, verließ Sophie Oliver nach dem Abitur ihre Heimat, um zu studieren und die Welt zu erkunden. Mittlerweile ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und lebt mit Familie und Hund auf dem Land. Sophie liebt die bunte Vielfalt, Schräges genauso wie Schönes sowie »all things British«. Ihre Lebensneugierde drückt sie in ihren Romanen und Kurzgeschichten aus, wobei sie sich darüber freut, in verschiedenen Genres schreiben zu dürfen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732568864
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum27.03.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Reihen-Nr.1
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4998576
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Der viel zu rasche Beginn des Frühlings brachte nicht nur den Kreislauf mancher Bürger des Königlich Bayerischen Staatsbads Reichenhall durcheinander, sondern auch die Natur. Alles befand sich im Umbruch. Warme Winde ließen den Schnee flugs dahinschmelzen, sogar an den Schattenhängen der Berge, wo er sich sonst oft bis nach Ostern hielt. Palmkätzchen übertupften die Weidenbäume mit ihren flauschigen Knospen und lockten Bienen und Hummeln mit der Verheißung von frischer Nahrung an. Ein weiß-blauer Bilderbuchhimmel spannte sich über Wiesen und Felder, für den Johann Gmeiner in diesem Moment kein Auge hatte.

»Anna!«, rief er vom Ufer der Saalach in Richtung des kleinen Hauses, in dem er mit Tochter und Sohn lebte. »Sie kommen! Beeil dich, das Wasser fließt schnell heute, sonst sind sie durch!«

Drinnen rannte Anna Gmeiner die Treppe zu ihrer Kammer hinauf und knöpfte dabei ihr Kleid auf. Hastig schob sie es von den Schultern, ließ es zu Boden fallen und griff nach Hose und Hemd. Ein knöchellanger Rock aus Wollstoff würde sie im Fluss hinunterziehen wie Blei. Für das, was sie vorhatte, war es besser, Männerkleidung zu tragen. Barfuß und so schnell sie konnte lief sie über die Wiese zum Ufer und watete hinein ins eisige Wasser. Bei den ersten Schritten hatte sie das Gefühl, ihr Herz würde bersten. Die Kälte zwickte auf ihrer Haut wie tausend Nadelstiche. Lange würde sie das nicht aushalten. Ihr Vater warf ihr eine Holzstange mit einem Eisenhaken zu, und gemeinsam gingen sie in Stellung. Anna sah die ersten Stämme an der Flussbiegung auftauchen. Allesamt maßen sie etwas weniger als einen Meter, mit scharf angespitzten Enden. Sie wartete, bis einer davon in ihre Reichweite kam, wich seiner Spitze im unruhig dahinfließenden Wasser aus, schlug geübt den Haken ins Holz und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Strömung. Unter ihren Füßen rutschte der Kies, für einen Moment drohte sie den Halt zu verlieren, aber dann behauptete sie sich und zog mühsam ihre Last ans Ufer, das letzte Stück half ihr Vater. Der erste der Stämme war geborgen. Sofort wateten sie erneut hüfttief ins Wasser und fischten weitere Hölzer aus der Saalach, bis Johann Gmeiner schließlich verkündete: »Das reicht, Anna. Mehr nehmen wir nicht.«

Dankbar nickte sie ihm zu, denn mittlerweile spürte sie ihre Beine kaum noch.

»Du bist ja völlig durchgefroren, Kind«, sagte ihr Vater und strich ihr liebevoll übers Haar. »Deine Lippen sind schon dunkelblau. Geh hinein und setz dich an den Ofen, damit du nicht krank wirst. Ich komme gleich nach.«

Anna warf einen letzten Blick auf die zahlreichen Baumstämme, die wie eine Herde brauner Krokodile den Fluss hinuntertrieben, weiter bis nach Bad Reichenhall, wo die Männer der Saline schon darauf warteten. Im Winter hatten Holzknechte die Stämme in den Wäldern des benachbarten Salzburger Landes geschlagen, und gefährlich wie Krokodile waren sie nun auch zu bergen. Mit ihren scharfen Spitzen und der Wucht, mit der sie heranschossen, konnten sie einen Menschen leicht umreißen und verletzen.

Die Gmeiners hatten es einmal mehr geschafft, sich Brennholz zu sichern. Laut Gesetz stand ihnen das zu. Mit dem Klausschein durften die Anrainer der Saalach sich Holz für den Eigenbedarf abfischen - dieser Schwund war den Salinenbehörden durchaus bekannt und fiel nicht weiter ins Gewicht. Vielmehr kam es den Betreibern der Saline darauf an, dass die Trifter und Holzknechte ihre Arbeit gut verrichteten und beim Einsetzen der Schneeschmelze die Stämme über Klausbäche und Flüsse in Richtung Reichenhall trieben. Die dortigen Sudhäuser, in denen das Salz gewonnen wurde, verschlangen Unmengen Holz, waren gefräßige, nimmersatte Ungeheuer.

»Hier, Vater, ich hab uns einen Tee gekocht, und die Suppe steht schon auf dem Feuer«, sagte Anna, als Johann endlich in die Stube trat. Auch seine Lippen hatten wegen der Kälte eine ungesund dunkle Farbe angenommen, und die nassen Hosen klebten ihm an den Beinen. Anna hatte sich bereits umgezogen und hielt ihrem Vater ein Handtuch hin. Nachdem er sich ebenfalls trockene Kleidung angezogen hatte, setzte er sich auf die hölzerne Bank vor den Kachelofen und rieb sich die Hände. »Ich muss wieder Gefühl in die Finger bekommen, auch wenn ich nicht glaube, dass ich das Holz heut noch weiterverarbeiten kann. Das Eiswasser plagt mich von Jahr zu Jahr ärger.«

Anna reichte ihm eine Tasse mit dampfendem Tee. »Jetzt wärmst du dich erst mal auf«, bestimmte sie. »Danach helfe ich dir.«

»Was würde ich nur ohne dich machen, Anna?«, seufzte Johann Gmeiner und sah seine Tochter dankbar an. Für ihre siebzehn Jahre war sie groß und kräftig gebaut, was ihr beim Holzfischen zugutekam. Ihr dunkelblondes Haar, das, wenn die Sonne darauf fiel, wie Waldhonig schimmerte, trug sie meist zu einem dicken Zopf geflochten. In Annas blauen Augen lag eine erwachsene Ernsthaftigkeit, die einem Leben in Armut und dem frühen Tod der Mutter geschuldet war. Wortlos schöpfte sie dampfende Suppe aus dem Topf in zwei Teller und stellte sie auf den Küchentisch. Dann schnitt sie Brot von einem Laib, und ihr Vater sprach das Tischgebet. Schweigend nahmen die beiden ihr einfaches Mahl zu sich.

»Wann kommt Christoph nach Hause?«, fragte sie schließlich, als Johann Gmeiner den Löffel beiseitelegte.

Annas älterer Bruder war vor ein paar Wochen mit den anderen Triftern aus Bad Reichenhall hinüber ins Österreichische gegangen, um das Holz, das über den Winter mithilfe von Steinsperren in den Bächen gestaut worden war, freizuschlagen und auf den Weg in die Stadt zu schicken.

»Ich hab noch nichts gehört«, erwiderte ihr Vater. »Aber es kann nicht mehr lange dauern. Weil es so schnell warm geworden ist, mussten sich die Männer dieses Jahr beeilen. Ein Großteil der Stämme ist schon durch, er kommt bestimmt bald zurück.«

Den restlichen Tag verbrachten sie mit Arbeiten im Haus, da sie beide nach dem Aufenthalt im eisigen Wasser kaum mehr warm wurden.

Am nächsten Morgen machten sie sich daran, ihre Ausbeute vom Flussufer über die Wiese hinauf in den Garten zu schleppen und mit Säge, Axt und Keilen in Holzscheite zu zerteilen. Anna stapelte die zerkleinerten Stücke an der überdachten Wand des Schuppens geschickt zu einer ordentlichen Zeile, die über den Sommer trocknen musste, bevor das Brennholz im kommenden Winter verfeuert werden konnte. Gerade dachte sie daran, ihrem Vater eine Pause vorzuschlagen, da sah sie, wie sich auf dem Weg, der von der Stadt herführte, zwei Männer näherten. Der Kleidung nach waren es Holztrifter. Über ihre Hosen hatten sie eine Art ledernes Tuch wie eine Schürze geknotet, dazu trugen sie Hemden und Westen und Hüte mit einer schmalen Krempe. Der hochgewachsene Christoph mit seinem flachsblonden Haar war nicht bei ihnen.

Ein beklemmendes Gefühl stieg in Anna auf. Rasch griff sie nach dem silbernen Kreuz, das sie an einer Kette um den Hals trug, und drückte es beschwörend, wie um nahendes Unheil abzuwehren. Aber natürlich ließ sich Geschehenes nicht durch ein Stoßgebet verhindern. Zu selten waren Annas Fürbitten bisher erhört worden, als dass sie auf eine glückliche Schicksalsfügung vertrauen würde. Auch Johann schien zu ahnen, weshalb sie kamen. Er bekreuzigte sich hastig, nachdem er das Beil ein letztes Mal mit bitterer Endgültigkeit auf den Hackstock hatte hinabsausen lassen.

»Grüß Gott, Johann. Grüß Gott, Anna.« Die beiden Neuankömmlinge nahmen ihre Hüte ab und drehten sie in den Händen.

»Hans, Richard, grüß euch Gott. Seid ihr schon zurück aus dem Österreichischen?«, fragte Johann Gmeiner. Anna vermochte kein Wort hervorzubringen. Richard, der jüngere der beiden, nickte nur, ohne aufzusehen, und überließ seinem Kollegen die schwere Aufgabe, die Nachricht zu überbringen.

»Wir kommen wegen ... wegen Christoph.« Hans fasste sich schließlich ein Herz. »Es hat leider einen Unfall gegeben.«

»Wo?«

»An der Muckbachklause. Dort hatte sich ein Fuchs gebildet, und Christoph wollte die Stämme freischlagen. Dabei ist er ausgerutscht und ins Wasser gestürzt.«

Wenn sich die Holzstämme in den reißenden Wildbächen verkeilten und Haufen bildeten, hinter denen sich alles anstaute, wurde das Fuchs genannt. Mutige Männer mussten dann das Holz mit Stangen entwirren - eine Aufgabe, die schon viele mit dem Leben bezahlt hatten. Daher durften nur unverheiratete junge Burschen als Trifter arbeiten, zu gefährlich war es für Familienväter, die Frau und Kinder zu ernähren hatten. Weder Anna noch ihr Vater mussten fragen, ob Christoph tot war. Niemand, der in schnell fließendes Eiswasser fiel, in dem sich neben Felsen angespitzte Holzstämme auftürmten, überlebte. In der Wallfahrtskirche Maria Kirchental drüben im Salzburger Land hing zwar die eine oder andere Votivtafel, die vom glücklichen Überstehen derartiger Unfälle berichtete, aber Anna wusste von keinem tatsächlichen Fall.

»Wo ist er?«, fragte Johann...
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Geboren und aufgewachsen in Bayern, verließ Sophie Oliver nach dem Abitur ihre Heimat, um zu studieren und die Welt zu erkunden. Mittlerweile ist sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und lebt mit Familie und Hund auf dem Land. Sophie liebt die bunte Vielfalt, Schräges genauso wie Schönes sowie »all things British«. Ihre Lebensneugierde drückt sie in ihren Romanen und Kurzgeschichten aus, wobei sie sich darüber freut, in verschiedenen Genres schreiben zu dürfen.
Grandhotel Schwarzenberg - Der Weg des Schicksals

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