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Sommerglück und Honigduft

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
399 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am29.04.20191. Aufl. 2019
Als Teenager verliebte sich Nell in die Schönheit Kretas - und in Stelios, mit dem sie einen unvergesslichen Sommer verbrachte. 18 Jahre später kehrt sie auf die Insel zurück. Auf einer Honigfarm will sie einen Neuanfang wagen. Doch um die Farm steht es nicht gut, seit die Bienen verschwunden sind. Während Nell sich auf die Spur der Bienen begibt, hofft sie, auch Stelios wiederzufinden, den sie all die Jahre nicht vergessen konnte und der damals ganz plötzlich aus ihrem Leben verschwand ...


Jo Thomas arbeitet seit vielen Jahren als Journalistin für verschiedene englische Radiosender. Ihr Debütroman, Ein Sommer in Galway, hat sich in England zu einem Bestseller entwickelt und wurde unter anderem mit dem RNA-JOAN-HESSAYON-AWARD ausgezeichnet. Jo Thomas lebt mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern in Vale of Glamorgan.
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Produkt

KlappentextAls Teenager verliebte sich Nell in die Schönheit Kretas - und in Stelios, mit dem sie einen unvergesslichen Sommer verbrachte. 18 Jahre später kehrt sie auf die Insel zurück. Auf einer Honigfarm will sie einen Neuanfang wagen. Doch um die Farm steht es nicht gut, seit die Bienen verschwunden sind. Während Nell sich auf die Spur der Bienen begibt, hofft sie, auch Stelios wiederzufinden, den sie all die Jahre nicht vergessen konnte und der damals ganz plötzlich aus ihrem Leben verschwand ...


Jo Thomas arbeitet seit vielen Jahren als Journalistin für verschiedene englische Radiosender. Ihr Debütroman, Ein Sommer in Galway, hat sich in England zu einem Bestseller entwickelt und wurde unter anderem mit dem RNA-JOAN-HESSAYON-AWARD ausgezeichnet. Jo Thomas lebt mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern in Vale of Glamorgan.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732572168
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum29.04.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten399 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4266102
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Alles begann an dem Tag, an dem die Weihnachtsschmuckfabrik niederbrannte.

»Verdammt noch mal, das ist wie Silvester im Winter Wonderland«, sagte Angelica. Ihre festlichen rot-grünen Glitzerohrringe funkeln im Spätjunisonnenschein, als wir uns draußen zusammendrängen und die gelbroten Flammen beobachten, die vom Fabrikdach in den Himmel schießen.

Peng! Krach! Peng, peng! Zisch â¦peng!

Wir springen zurück, als die Elektrik der Fabrik explodiert und das Feuer immer höher lodert. Mit einem gewaltigen Krachen stürzt ein Teil des Daches ein. Wir keuchen alle gleichzeitig auf, drängen uns noch dichter zusammen und weichen weiter zurück.

»Mein Gott!« Angelica, trotz des Altersunterschieds von zehn Jahren eine meiner engsten Freundinnen, findet als Erste die Sprache wieder. »Das war genau da, wo du gesessen hast, Nell!«

Ich starre auf das Loch, wo einst das Dach war. Funken und Rauch stieben heraus wie aus einem wütenden Vulkan. Ich kann nicht antworten. Ich bin starr vor Entsetzen, und meine Hände beginnen zu zittern. Sie hat recht. Eben noch habe ich genau unter diesem Dachbalken gesessen.

Gracie hustet, als hätte sie einen Knochen verschluckt ⦠einen ganzen Oberschenkelknochen, so wie es sich anhört.

»Alles in Ordnung, Gracie?« Ich lege ihr eine Hand auf den Rücken. Gracie ist meine andere enge Freundin in der Fabrik. Sie war die direkte Nachbarin meiner Oma, solange ich denken kann, und jetzt, seit dem Tod meiner Nan und seit ich Omas Haus übernommen habe, ist sie meine. Gracie ist nur einen Meter zweiundfünfzig groß und fast genauso breit. Sie trägt eines ihrer unverkennbaren, unförmigen Nylonkleider. Sie ist zwar erst Ende fünfzig, sieht aber deutlich älter aus. Immer noch hustend nickt sie.

Ein weiteres Löschfahrzeug fährt mit Blaulicht und heulender Sirene vor. Die Mädels aus der Verpackungsabteilung jubeln anerkennend, als die Feuerwehrleute aus dem Wagen springen. Rhys aus der Weihnachtskugelabteilung, die zwei Weihnachtskugeln als Ohrringe trägt, brüllt mit. Die meisten Mädchen haben sich Lametta um den Hals gelegt und winken damit, als wären es Cheerleader-Pompons, als die Feuerwehrmänner aktiv werden und den Schlauch ausrollen.

»Es geht gleich wieder«, sagt Gracie mit ihrer rauen Stimme und richtet sich langsam auf. Sie zieht eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug aus der Fronttasche ihres Arbeitsoveralls, zündet sich eine Zigarette an und bläst Rauch in die Luft. Er vermischt sich mit dem dicken, schwarzen Qualm, der aus dem Fabrikdach quillt. Gracie zieht kräftig an der Zigarette, die sie zwischen ihren langen, gebogenen, lackierten Fingernägeln hält, stößt den Rauch aus und brummt: »Besser.«

Sporadisches Knallen, Funkenflug und Lichtblitze überraschen uns immer wieder. Ich zucke erschrocken zusammen, doch die Mädchen aus der Verpackungsabteilung jubeln erneut. »Besser als das Mittsommernachtsfeuer«, sagt eine in einem Neonshirt und mit einer goldenen Weihnachtsmannmütze.

Ich schiebe die Hände in die Gesäßtaschen meiner verschlissenen, bequemen wadenlangen Jeans. Ich lebe in Jeans - ich trage sie zur Arbeit, im Pub und am Wochenende. Angelica glaubt, ich wolle damit einen Vintagelook kultivieren, aber mir geht es einfach nur darum, Sachen aufzutragen - wie die karierten Hemden und die Fliegerjacke aus den Fünfzigern, die ich auf dem Speicher im Haus meiner Oma gefunden habe. Meine ungebärdigen roten Haare halte ich mit Tüchern aus Stoffresten in Zaum. Ich fahre mit der Spitze meiner Canvasschnürschuhe durch die weiße Asche auf dem Boden und schiebe die Hände tiefer in die Taschen. Meine zahlreichen Armbänder und Armreifen werden zusammengeschoben.

»Das ist wie alle meine Weihnachtsfeste gleichzeitig«, meint Rhys aus der Weihnachtskugelabteilung und fächelt die Hitze und den Rauch mit ihrem »Santa Stop Here«-Schild von sich weg. Gena, die im Luxus-Knallkörper-Team arbeitet, stößt ein Lachen aus, das wie Maschinengewehrfeuer klingt. Wir zucken alle zusammen und halten uns die Ohren zu. Es zerrt an meinen ohnehin schon angespannten Nerven und hört sich an wie Fingernägel, die über eine Wandtafel kratzen. Es war die übliche Reaktion auf Genas Lachen. Aus dem Grund ist Gena umgesetzt worden, weg von den »deely boppers« - diesen Haarreifen mit Flitterzeug auf Federn, die einem in die Augen klatschen können, wenn man zu stark nickt - im vorderen Teil der Fabrikhalle nach ganz hinten zu den Knallkörpern, damit ihr schrilles Lachen nicht mehr durch das ganze Gebäude schallt.

»Zurücktreten, bitte zurücktreten!« Ein Feuerwehrmann in einem schwarzen Schutzanzug und mit einem großen, weißen Helm wedelt mit den Armen in unsere Richtung. Wir ziehen uns weiter zurück, begleitet von ein paar gutmütigen Pfiffen, hauptsächlich von den Abteilungen Lametta, Girlanden und Lichterketten. Während wir uns rückwärtsbewegen, ertönt wieder ein lautes Krachen, und der Rest des Daches rund um das Loch über meinem Arbeitsplatz stürzt ein. Teile davon regnen auf den Parkplatz nieder.

»Sieht so aus, als würden wir da heute nicht mehr reingehen«, kommentiert Angelica trocken. Sie zückt ihr Handy, macht Fotos von der Explosion und postet sie auf Instagram. Mit einer Hand macht sie ein Selfie, mit der anderen gibt sie mir ein Grünes-Licht-Zeichen.

Ich schaue zu unserem Geschäftsführer, dem kleinen, dicken Alwyn Evans, der sich nervös über die seitwärts gekämmten Haare streicht, mit denen er seine beginnende Glatze zu verbergen versucht. Er unterhält sich mit einem Feuerwehrmann.

»Dann können wir ja genauso gut in den Pub gehen.« Angelica lässt ihr Handy in ihre große cremefarbene Handtasche mit den Goldapplikationen gleiten und hängt sie sich über die Schulter.

Ich muss husten, als Rauch in meine Kehle gerät. Das Atmen fällt mir schwer, und mir ist ein wenig schwindelig. Nichts täte ich jetzt lieber, als mich irgendwo hinzusetzen und etwas zu trinken, um meine Nerven zu beruhigen. Ich zittere am ganzen Körper. Wenn ich nicht rechtzeitig aus dem Gebäude gekommen wäre, könnte ich jetzt tot sein. Ungläubig schüttele ich den Kopf, greife nach meinem Telefon und wische über das Display. Ich will einfach nur die Stimme meiner Tochter hören und ihr sagen, dass ich sie vermisse. Denn ich vermisse sie, und zwar sehr.

»Kommst du mit, Nell?«, fragt Angelica.

Ich schüttele den Kopf. »Nein. Ich habe Demi gestern Abend am Busbahnhof meinen letzten Zwanziger gegeben.« Ich sehe nach, ob jemand mir eine Nachricht geschickt hat. Nichts. Ob jetzt wohl ein guter Zeitpunkt wäre, um Demi anzurufen? Oder ist sie beschäftigt? Wer hätte gedacht, dass meine Tochter mit ihren kaum achtzehn Jahren in London lebt? Ich blicke zum Dach hinauf.

»Dann ist sie also weg, deine Demi?«, erkundigt sich Angelica. »Hatte keine Lust auf einen Job in der Verpackungsabteilung? Hat sie sich stattdessen für diesen schicken Job in London entschieden?«

Ich nicke und spüre, wie mir Tränen in die Augen schießen. Ich bin fest entschlossen, nicht zu weinen.

»Was für ein Glückspilz! Ich wünschte, ich wäre auch an einem spannenden Ort, statt hier festzusitzen.« Sie verschränkt die Arme, und ihre Tasche schaukelt heftig.

»Ich habe sie gestern Abend nach Cardiff zum Bus gefahren. Sie hat mir versprochen, sich zu melden, wenn sie gut gelandet ist.«

»Respekt, ich staune, dass dein Auto es so weit geschafft hat. Und sie schmeißt tatsächlich ihr Abitur, um einen Babysitterjob in London anzunehmen?«

Ich nicke wieder, denn mit dem Kloß im Hals kann ich nicht richtig sprechen.

»Sie hat einen starken Willen, deine Tochter«, wirft Grace ein. »Genau wie jemand anders, den ich kenne ⦫ Sie lächelt mir zu und hustet wieder. Ich versuche, das Lächeln zu erwidern und die amüsante Seite zu sehen. Die Wahrheit ist, dass ich vor Angst um Demi wie erstarrt bin. Mit kaum achtzehn lebt sie in London bei einer Familie, die ich nicht kenne, und arbeitet als Au-pair-Mädchen. Sie findet, ich mache mir zu viele Sorgen und müsse allmählich begreifen, dass sie jetzt erwachsen ist. Aber sie ist noch so jung. Ich wollte, dass sie noch abwartet und erst ihr Abitur macht; sie hat noch jede Menge Zeit. Doch sie hat darauf bestanden. Ein Studium sei nicht das Richtige für sie, und sie sei jetzt bereit für London. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich schon so weit bin, sie gehen zu lassen.

»Irgendwann müssen sie flügge werden. Genau wie du. Deine Oma war außer sich, als du auf Reisen gegangen bist. Aber du bist gesund und munter zurückgekehrt, ein bisschen angeschlagen vielleicht und mit einer Überraschung im Gepäck. Doch du hast es geschafft. Die Erde dreht sich weiter.«

Ich verziehe das Gesicht. Um nichts in der Welt hätte ich auf Demi verzichten wollen, allerdings wünsche ich mir, ich hätte zuerst ein bisschen mehr vom Leben gesehen. Ich möchte, dass es Demi anders ergeht. Vielleicht ist es gut so, wie es ist. Mit Mühe gelingt mir ein Lächeln.

»Wenigstens hast du jetzt die Fernbedienung für dich allein.« Gracie drückt ihre Zigarette an der niedrigen roten Backsteinmauer aus und hustet wieder.

Angelica verzieht den Mund. »Allerdings ist London eine gruselige Stadt. Wer weiß, was für Verrückte hinter den Straßenecken lauern.«

Einen Moment lang schweigen alle, und das Loch in meinem Herzen, das nur notdürftig zusammenhält, scheint aufzubrechen. Der letzte Rest Farbe, den ich nach dem Schock wegen des Brandes noch habe, weicht mir aus dem Gesicht. Ich könnte Angelica erwürgen ⦠und ich möchte Demi unbedingt wieder zu Hause haben.

»Oh Gott, es tut...

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Autor

Jo Thomas arbeitet seit vielen Jahren als Journalistin für verschiedene englische Radiosender. Ihr Debütroman, Ein Sommer in Galway, hat sich in England zu einem Bestseller entwickelt und wurde unter anderem mit dem RNA-JOAN-HESSAYON-AWARD ausgezeichnet. Jo Thomas lebt mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern in Vale of Glamorgan.
Sommerglück und Honigduft

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