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Die Fesseln des Bösen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
604 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am31.01.20201. Aufl. 2020
In einem Pariser Nachtclub werden zwei junge Tänzerinnen tot aufgefunden. Commandant Stéphane Corso findet heraus, dass beide mit einem mysteriösen älteren Maler liiert waren. Dieser Sobieski ist erfolgreich, arrogant und - ohne jede Moral. Er scheint der perfekte Täter zu sein, doch er hat ein stichfestes Alibi. Je weiter Corso sich in den Fall vertieft, desto stärker drohen ihn Sobieskis unheilvolle Geheimnisse in den Abgrund zu reißen ...

'Ein exzellenter Thriller, der einen bis zum fulminanten Ende in Atem hält' Le Parisien


Jean-Christophe Grangé ist Frankreichs Thriller-Autor Nummer eins. Auf sein bravouröses Debüt "Der Flug der Störche" folgten weitere Veröffentlichungen, mit denen er schon bald in die erste Riege der internationalen Meister des Genres aufstieg. Grangés Romane erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung verfilmt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
HörbuchCompact Disc
EUR20,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn einem Pariser Nachtclub werden zwei junge Tänzerinnen tot aufgefunden. Commandant Stéphane Corso findet heraus, dass beide mit einem mysteriösen älteren Maler liiert waren. Dieser Sobieski ist erfolgreich, arrogant und - ohne jede Moral. Er scheint der perfekte Täter zu sein, doch er hat ein stichfestes Alibi. Je weiter Corso sich in den Fall vertieft, desto stärker drohen ihn Sobieskis unheilvolle Geheimnisse in den Abgrund zu reißen ...

'Ein exzellenter Thriller, der einen bis zum fulminanten Ende in Atem hält' Le Parisien


Jean-Christophe Grangé ist Frankreichs Thriller-Autor Nummer eins. Auf sein bravouröses Debüt "Der Flug der Störche" folgten weitere Veröffentlichungen, mit denen er schon bald in die erste Riege der internationalen Meister des Genres aufstieg. Grangés Romane erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732577835
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum31.01.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Seiten604 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4421607
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Das Le Squonk missfiel ihm in jeglicher Hinsicht. Ein Strip-Club, angeblich angesagt, im dritten Untergeschoss eines heruntergekommenen Gebäudes im 10. Arrondissement. Wände, Boden, Decke, alles schwarz. Schon als Stéphane Corso, Leiter von Team 1 der Pariser Kriminalpolizei, die Treppe hinabgestiegen war, hatte sich ein dumpfes Dröhnen, wie das einer U-Bahn, durch seinen Magen gewunden. Doch nein, es war ein simpler Soundeffekt à la David Lynch, der ihm den Atem raubte.

Der Korridor war mit Fotos von Pin-up-Girls aus den Fünfzigerjahren dekoriert, erhellt von einem schmalen LED-Leuchtband. Er mündete in einer Bar, in der die traditionellen Flaschenreihen hinter der Theke durch Schwarz-Weiß-Fotos von baufälligen Industrieanlagen und verlassenen Hotels ersetzt worden waren. No comment.

Corso war den anderen Zuschauern nach rechts in einen Saal mit roten, ansteigend angeordneten Sitzen gefolgt. Er hatte sich in eine Ecke gesetzt, Voyeur unter Voyeuren, und darauf gewartet, dass die Lichter ausgingen. Er war gekommen, um das Terrain zu sondieren, und war, was das betraf, bedient.

Laut Programm, das auf einer schwarzen Plastikfolie mit weißer Schrift notiert war, die an ein Röntgenbild erinnerte, waren zwei Drittel der Show überstanden, und Corso fragte sich zum wohl hundertsten Mal, welchem bizarren Snobismus es zu verdanken war, dass diese Art kitschiger Darbietungen, die hier gemäß der gewählten amerikanischen Terminologie als »New Burlesque« bezeichnet wurde, wieder in Mode kam.

Er hatte bereits Miss Velvet über sich ergehen lassen, eine tätowierte Brünette mit einem Louise-Brooks-Haarschnitt, außerdem Candy Moon mit ihrem Tanz der sieben Schleier sowie Gypsy La Rose, die eine Brücke machen und dabei ihre Schuhe ausziehen konnte. Nun wartete das Publikum auf Mam´zelle Nitouche und Lova Doll ... Corso hatte diese von Art von Shows nie gemocht, und auch der Körperbau der Damen stimmte ihn keineswegs nachsichtiger. Sie waren alle eher drall, viel zu stark geschminkt und grimassierten, was dem, was ihm gefiel, diametral entgegenstand.

Emiliya kam ihm in den Sinn, und die Scheidungspapiere, die seine Anwältin ihm an diesem Tag geschickt hatte. Sie waren der eigentliche Grund für seine schlechte Laune. Rechtlich gesehen kennzeichneten diese Schriftsätze nicht etwa das Ende des Verfahrens, sondern im Gegenteil erst den Beginn der Feindseligkeiten. Es handelte sich um eine offenbar von Emiliya diktierte Flut aus Verletzungen und Lügen, auf die er mit der gleichen Heftigkeit würde reagieren müssen.

Grund für die Auseinandersetzung war ihr gemeinsames Kind Thaddée, ein kleiner Junge von demnächst zehn Jahren, für den Corso das alleinige Sorgerecht beantragt hatte. Dabei ging es ihm weniger darum, seinen Sohn bei sich zu behalten, als darum, das Kind von seiner Mutter fernzuhalten, dem seiner Meinung nach schlimmsten Übel überhaupt, war sie doch eine hohe Beamtin bulgarischer Herkunft, die auf harten SM stand. Der Gedanke trieb einen Schwall Säure in seine Kehle, und er fürchtete, dass diese Angelegenheit in einem Magengeschwür, Leberkrebs oder vielleicht sogar Mord und Totschlag enden könnte.

Mam´zelle Nitouche betrat die Bühne, und Corso konzentrierte sich. Eine Blondine mit milchweißer Haut und Hüften wie ein Mammut, die nichts trug als eine Federboa, zwei silberne Sterne auf den Brustwarzen und einen schwarzen String, der die Dame nur mit Mühe komplett umspannte. Plötzlich bückte sich die Künstlerin und fummelte an ihrem Hinterteil herum, bis sie schließlich kläffend wie ein kleiner Hund eine Weihnachtsgirlande hervorzog. Corso traute seinen Augen nicht. Die Stripperin begann, sich wie ein gigantischer Kreisel gut ausbalanciert auf ihren 12-cm-Absätzen zu drehen und das Seidenband unter dem begeisterten Applaus der Zuschauer herumzuwirbeln.

Das brachte Corsos Gedanken zu dem eigentlichen Grund seiner Anwesenheit in dieser obskuren Spelunke nach dreiundzwanzig Uhr. Zwölf Tage zuvor, am Freitag, den 17. Juni 2016, war die Leiche einer Tänzerin aus dem Le Squonk am Rand der Mülldeponie an der Poterne des Peupliers in der Nähe der Place d´Italie gefunden worden. Sophie Sereys alias Nina Vice, 32 Jahre, nackt und mit ihrer Unterwäsche gefesselt. Die junge Frau war auf schreckliche Weise entstellt: Der Mörder hatte ihr Gesicht in einem überdimensionalen Schrei erstarren lassen, indem er die Mundwinkel bis zu den Ohren aufgeschnitten und ihr einen Stein in den Hals gesteckt hatte, der ihren Mund weit offen hielt.

Kommandant Patrick Bornek, Leiter von Team 3 der Pariser Kriminalpolizei, hatte die Ermittlungen übernommen. Der sehr erfahrene Beamte hatte das Standardprogramm abgespult: Fotos vom Tatort gemacht und Proben genommen, die Nachbarschaft sowie Bekannte aus dem Umfeld der Toten befragt, Videoüberwachungsbänder überprüft, nach Zeugen gesucht usw.

Im Fokus hatten die Kunden des Le Squonk gestanden. Bornek hatte erwartet, sich mit Sexbesessenen und Perversen herumschlagen zu müssen, doch er irrte. Die Kundschaft bestand aus modebewussten jungen Leuten, koksenden Bankern und Pseudo-Intellektuellen, die es ausgesprochen schick fanden, Live-Shows aus einer anderen Epoche zu besuchen. Auch die Überprüfung von kürzlich aus der Haft entlassenen Sexualstraftätern und anderen im Visier der Sittenpolizei befindlichen Verdächtigen hatte nichts ergeben. Außerdem hatte Borneks Team in der Bondage-Szene recherchiert, weil die Fesselung mit Unterwäsche an bestimmte BDSM-Praktiken erinnerte. Ebenfalls vergeblich.

Sämtliche digitalisierten Akten einschlägig vorbestrafter Täter wurden durchforstet, ohne den geringsten Erfolg. Sogar Anzeigen in Zusammenhang mit Unterwäsche hatten die Kollegen unter die Lupe genommen, aber keinerlei nützliche Hinweise gefunden, außer für jemanden, der einen Damenunterwäscheladen eröffnen wollte.

Die Nachbarschaftsbefragungen, sowohl im Viertel der Deponie als auch am Wohnort des Opfers in der Rue Marceau in Ivry-sur-Seine brachten nichts. In der Nacht vom 15. auf den 16. Juni hatte ein Uber-Taxi Sophie Sereys um ein Uhr morgens nach Hause gefahren und vor ihrem Wohnhaus abgesetzt, danach wurde sie nie wieder gesehen. Da sie am nächsten Tag frei hatte, hatte sich im Le Squonk niemand Gedanken gemacht. Polnische Bauarbeiter, die auf der Mülldeponie Bauschutt abladen wollten, hatten die Leiche gefunden. Bis dahin hatten weder die Wachleute noch die Überwachungskameras etwas Verdächtiges bemerkt.

Man hatte eine Zeichnung des Opfers angefertigt und ihre Vergangenheit durchleuchtet. Sophie hatte sich selbst als Künstlerin bezeichnet und sich um Engagements bemüht wie so viele andere nicht fest angestellte Schauspielerinnen. Sie hatte nur wenige Freunde, keinen Lover und keine Familie. Sie war anonym geboren, also kannte niemand, nicht einmal die Polizei, die Identität ihrer leiblichen Eltern, und in Ostfrankreich teils in Heimen, teils in Pflegefamilien aufgewachsen. Nach einem Fachschulabschluss in Betriebswirtschaft in Grenoble zog sie 2008 nach Paris, um sich ihren wahren Leidenschaften, dem Tanzen und dem Striptease, zu widmen.

Auch bei ihren Arbeitgebern kamen die Ermittler nicht weiter. Die Stripperin war beim Arbeitsamt als »Tänzerin« registriert, arbeitete lediglich an drei Tagen in der Woche im Le Squonk und hielt sich ansonsten mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Sie suchte ständig nach kleinen Engagements in Provinzclubs, ließ sich privat für Junggesellenabschiede buchen und bot Stripperkurse bei Junggesellinnenabschieden an. Als ob Striptease der erste und letzte Wunsch junger Leute vor der Hochzeit wäre ...

Bornek, der gegen so manches Klischee nicht gefeit war, hatte angenommen, dass Sophie gegen Monatsende die Ebbe in der Kasse aufbesserte, indem sie mit ihren Bewunderern schlief. Doch er lag falsch. Es gab nicht den kleinsten Hinweis auf einen Liebhaber. Die junge Frau stand auf spirituelle und sportliche Aktivitäten wie Hatha-Yoga, Meditation, Marathon und Mountainbiking. Weshalb sie jeden Monat bei ihren Shows oder auf Radwegen Hunderte von Männern kennenlernte, die alle als bislang anonyme Verdächtige infrage kamen.

Nach einer Woche war Corso aufgegangen, dass die Übernahme der Ermittlungen in dem Fall gefährlich dicht auf ihn zuraste. In Ermangelung von Ergebnissen tauscht die Polizei manchmal das Team aus, um sich das Gefühl zu geben, vorwärtszukommen. Zumal gerade bei dieser Geschichte der mediale Druck immer stärker wurde, bot sie doch sämtliche Zutaten der guten alten Rubrik »Vermischtes«, darunter Anrüchiges, Blut und Geheimnisse.

Catherine Bompart, die Leiterin der Pariser Kriminalpolizei, hatte bei der Staatsanwaltschaft eine Verlängerung der Frist erwirken können, die der Polizei trotz fehlenden Gerichtsbeschlusses relativ freie Hand gewährte, und dann Corso in ihr Büro gerufen. Stéphane hatte sich gesträubt, aber Bompart hatte ihn schnell eingenordet: Er hatte keine Wahl. Sie war nicht nur seine Vorgesetzte, sondern auch seine »Patin des Herzens«, die ihn davor gerettet hatte, im Knast zu enden wie die anderen Gauner, die er nun seit fast zwanzig Jahren hinter Schloss und Riegel brachte.

Die Ablösung der Teams war an diesem Morgen erfolgt. Corso hatte sich den ganzen Tag mit der Akte eingeschlossen, die bereits fünf dicke Ordner umfasste, um seinem Team am Spätnachmittag dann mit einer selbst zusammengefassten Kurzdarstellung die Neuigkeit mitzuteilen. Er hatte ihnen aufgetragen, die Bearbeitung der laufenden Fälle so zu organisieren, dass sie am nächsten Tag mit der Arbeit an diesem Fall anfangen konnten. Briefing um 9 Uhr.

Die Lichter im Saal gingen...

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Jean-Christophe Grangé ist Frankreichs Thriller-Autor Nummer eins. Auf sein bravouröses Debüt "Der Flug der Störche" folgten weitere Veröffentlichungen, mit denen er schon bald in die erste Riege der internationalen Meister des Genres aufstieg. Grangés Romane erscheinen in über dreißig Ländern und wurden fast alle mit prominenter Besetzung verfilmt.
Die Fesseln des Bösen

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt