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Die Uhrmacher der Königin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
512 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am28.01.20221. Aufl. 2022
Zwei Schwarzwälder Uhrmacher, ein Auftrag am Englischen Hof und eine junge Helferin in Not




Eine außergewöhnliche Uhr als Geschenk für die Queen fertigen! Von einem Auftrag wie diesem haben die Brüder Johannes und Ernst bislang nicht einmal zu träumen gewagt. Erst vor Kurzem haben sie den Schwarzwald verlassen und sind nach London gezogen, um sich ein neues Leben aufzubauen. Ihr Glück haben sie der Hilfe Sophias zu verdanken, einer jungen Kinderfrau aus dem königlichen Palast. Doch als sie die Uhr nach getaner Arbeit abgeben wollen, werden sie Zeugen eines Attentats auf Queen Victoria und ihren Mann, Prinz Albert. Und auch Sophia gerät in Lebensgefahr ...




Spannende Details über das Uhrmacher-Handwerk, packende Figuren und viel Londoner Lokalkolorit - Ralf H. Dorweiler nimmt Sie mit auf eine spannende Reise ins 19. Jahrhundert



Ralf H. Dorweiler hat viele Jahre in der Nähe des Rheins gelebt. Aufgewachsen ist er an der Loreley, zum Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft zog es ihn nach Köln. Nach vielen Jahren im Südschwarzwald, wo er als Redakteur bei einer Tageszeitung arbeitete, ist er nun nach Bad Pyrmont in Norddeutschland gezogen. Ralf H. Dorweiler ist verheiratet und Vater eines Sohnes.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextZwei Schwarzwälder Uhrmacher, ein Auftrag am Englischen Hof und eine junge Helferin in Not




Eine außergewöhnliche Uhr als Geschenk für die Queen fertigen! Von einem Auftrag wie diesem haben die Brüder Johannes und Ernst bislang nicht einmal zu träumen gewagt. Erst vor Kurzem haben sie den Schwarzwald verlassen und sind nach London gezogen, um sich ein neues Leben aufzubauen. Ihr Glück haben sie der Hilfe Sophias zu verdanken, einer jungen Kinderfrau aus dem königlichen Palast. Doch als sie die Uhr nach getaner Arbeit abgeben wollen, werden sie Zeugen eines Attentats auf Queen Victoria und ihren Mann, Prinz Albert. Und auch Sophia gerät in Lebensgefahr ...




Spannende Details über das Uhrmacher-Handwerk, packende Figuren und viel Londoner Lokalkolorit - Ralf H. Dorweiler nimmt Sie mit auf eine spannende Reise ins 19. Jahrhundert



Ralf H. Dorweiler hat viele Jahre in der Nähe des Rheins gelebt. Aufgewachsen ist er an der Loreley, zum Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft zog es ihn nach Köln. Nach vielen Jahren im Südschwarzwald, wo er als Redakteur bei einer Tageszeitung arbeitete, ist er nun nach Bad Pyrmont in Norddeutschland gezogen. Ralf H. Dorweiler ist verheiratet und Vater eines Sohnes.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751710046
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum28.01.2022
Auflage1. Aufl. 2022
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708712
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


KAPITEL 1 St. Märgen, Sonntag, 11. April 1824

Die Zeit hat keinen Anfang und kein Ende. Das Leben eines Menschen wiegt in der Ewigkeit nicht mehr als eine Nadel im Tannenwald.«

Die Kanzel knarrte, als der Pfarrer sein nicht unerhebliches Gewicht gegen die vordere Brüstung warf und mit ausgestreckten Armen über seiner Gemeinde einen riesenhaften Kreis in die staubige Kirchenluft malte.

»Gottes Kinder erblicken das Licht der Welt, wachsen auf, reifen heran zu einem Jüngling oder einer jungen Frau«, fuhr der Geistliche inbrünstig fort. »Sie gründen Familien, ziehen ihre Nachkommen auf und pflegen die Alten, spüren mit den Jahren selbst die Kräfte schwinden, bevor der Tod sie unausweichlich vor unseren Herrn und Richter führt.« Er sog tief die Luft ein und ergänzte bewegt: »Wie viel Zeit jedem einzelnen Menschen bleibt, um seine gottgefälligen Spuren auf Erden zu hinterlassen, steht einzig auf einer himmlischen Tafel angeschrieben.«

Johannes folgte mit seinem Blick dem in die Luft weisenden Zeigefinger des Pfarrers und besah sich die farbenprächtigen Deckengemälde im Kirchenschiff, die biblische Szenen darstellten. Es sah aus, als blicke man durch die goldenen Rahmen direkt in das himmlische Reich der Engel.

Ein Schlag gegen den Hinterkopf riss ihn aus seinen Betrachtungen. Sein älterer Bruder August forderte ihn mit einem Nicken seines runden Kopfes in Richtung Kanzel auf, gefälligst dem Pfarrer zuzuhören. Ihre älteren Schwestern Liesbeth und Erika hingen andächtig an dessen Lippen.

Johannes wandte sich wieder zur Seite. Vorher hatte der Pfarrer noch in einer fremden Sprache gesprochen und gesungen - Latein. Jetzt redete er auf Deutsch. Johannes verstand zwar die meisten Worte, aber der Sinn erschloss sich ihm nicht. Dafür war er noch zu klein mit seinen fast fünf Jahren.

Wenn Johannes den Vater mit den Pferden in den Wald begleiten wollte, winkte der stets ab. Spielte er mit den Rädern, Ketten und Zapfen der bunten Uhren in der Werkstatt, schickte man ihn fort. Wollte er am Abend mit den Geschwistern oder den Katzen in der Kammer toben, brachte die Mutter ihn als jüngstes Kind des Fallerhofs zuerst ins Bett. Er wäre noch zu jung, hieß es immer. Johannes konnte es kaum abwarten, endlich groß zu sein. Darum aß er brav das Sauerkraut, obwohl es ihm bei jedem Bissen den Mund zusammenzog. Er ließ auf seinem Teller keinen Spinat übrig, auch wenn er ihn für sich »Iiiih-nat« nannte. Sogar die Blutsuppe, die es nach dem Schlachten gab, löffelte er aus, obwohl sie auf seinem Gaumen ein ekelhaft pelziges Gefühl hinterließ. Aber die Mutter sagte, das mache ihn groß und stark.

»Der Sensenmann wartet überall und jederzeit auf die, die er mit sich nehmen möchte«, rief der Pfarrer mahnend. »Er lauert am morschen Ast eines Kirschbaums, weist Kindern im Wald den Weg zu bunten Pilzen oder verbreitet mit seinem unbarmherzigen Atem einen Husten, der die Schwachen dahinrafft.«

Der Geistliche sah aus wie ein übersättigter Waldkauz, der unter eine weite Robe geschlüpft war, fand Johannes. Die aufgerissenen Augen und die buschigen schwarzen Brauen, die über ihnen tanzten, ließen ihm den Mann ein bisschen unheimlich erscheinen. Er drückte sich näher an den Vater heran.

Normalerweise hätte der Junge solche Gedanken schnell wieder vergessen, aber Johannes sollte sich auch noch viele Jahre später gut an diesen Sonntagmorgen in der Kirche erinnern. Der Grund dafür war, dass just in diesem Moment das Hauptportal aufgerissen wurde. Ein kühler Luftzug drang herein und kündigte Unheil an. Der Pfarrer schaute verärgert durch den Mittelgang. Die Köpfe der Gemeinde folgten seinem Blick.

»Hochwürden!«, keuchte eine atemlose Frauenstimme durch das Gotteshaus. Johannes erkannte sie. Er musste aber mit den Knien auf die Kirchenbank klettern, um an einer alten Frau vorbei zur Tür sehen zu können. Umgeben von kühlem Licht stand dort Elsa, die neue Magd des Fallerhofs. Ihr stoßweiser Atem bildete in der kalten Luft weiße Dunstwölkchen.

»Was soll das, Weib?«, polterte der Pfarrer.

Johannes´ Vater sprang alarmiert auf.

»Es muss etwas mit Martha sein, Hochwürden«, rief die alte Rita. Die Frau wohnte zwei Höfe weiter als Johannes´ Familie.

»Was ist los, Elsa, sprich!«, befahl der Vater. Johannes hatte ihn selten so ernst gesehen. Seine riesigen starken Hände zitterten vor Anspannung.

Die junge Magd stolperte vor auf den Mittelgang. »Es ist die Frau Martha. Sie schreit vor Schmerzen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich glaube, das Kind kommt!«

»Schon? Es ist doch noch viel zu früh«, murmelte die alte Rita in die Stille hinein. Aufgeregtes Gemurmel setzte ein.

»Komm schnell mit, Rita«, rief der Vater. Er wandte sich zum Pfarrer, der ihm winkte, dass er sich entfernen dürfe, dann hob er Johannes auf den Arm und eilte mit ihm hinaus.

An den Vater gedrückt, weinte Johannes, weil er nicht verstand, was geschah. Durch den Tränenschleier sah er, dass weitere Dorfbewohner aus der Kirche strömten. August rannte kurz hinter dem Vater, gefolgt von Liesbeth und Erika. Zwei Männer führten die alte Rita zu einem Fuhrwerk. Dahinter drängten weitere Menschen aus der Kirche. Ob sie ihnen nachkamen oder nur zusahen, konnte Johannes nicht mehr erkennen, weil der Vater am Ende der Friedhofsmauer angelangt war und zu ihrem Hof abbog.

Johannes wurde auf dem Arm des Vaters völlig durchgeschüttelt, bis sie endlich an ihrem Ziel ankamen. Fast gleichzeitig mit ihnen erreichte ein Pferdewagen den Fallerhof. Die beiden Männer mit der alten Rita und die Magd Elsa saßen darin. Elsas lange blonde Zöpfe flogen hin und her. Johannes´ Geschwister waren dahinter auch schon zu sehen.

Der Vater ließ seinen verunsicherten Jüngsten in der Diele zurück und rannte die Treppe hinauf. Die alte Rita, die dem halben Dorf auf die Welt geholfen hatte, folgte ihm schwerfällig. Von oben war gedämpftes Klagen zu hören. Als die Tür zur Schlafkammer der Eltern kurz geöffnet wurde, erkannte Johannes die Stimme der Mutter.

Die hohe, dünne Standuhr in der Diele knackte und setzte einen Glockenschlag ab. Der große Zeiger wies nach unten zur sechs, der kleine auf die zehn. Es war noch früh. Nur Momente später fielen auch in der Kammer mehrere Uhren in das Konzert ein.

»Steh nicht im Weg herum!«, sagte einer der Männer und schob Johannes zur Seite. Schließlich erschien Liesbeth. Die große Schwester nahm ihn an der Hand und führte ihn in die Küche. Sie schmierte ihm ein Butterbrot und tröstete ihn. Als er sie fragte, warum die Mutter so schreie, antwortete sie: »Weil wir ein neues Geschwisterchen bekommen. Das weißt du doch.«

»Ich will aber eine kleine Katze«, sagte Johannes.

Liesbeth streichelte ihm lächelnd über den Kopf.

Laute gequälte Schreie wechselten sich ab mit Phasen nervöser Ruhe. In der Küche wurde ein großer Topf Wasser abgekocht, ein Arzt kam, verließ den Hof bald aber wieder. Zwei Frauen wurden aus St. Peter hergebracht. Fremde Leute gingen ein und aus, brachten Essen oder setzten sich einfach in die Stube, um nachzuhören, ob sie helfen könnten. Der Vater tauchte ab und zu kurz auf. Er roch nach Schweiß und scharfem Schnaps und verteilte an Elsa und manchmal an die Gäste Aufgaben, bevor er wieder die Treppe hinaufpolterte.

Je länger dies alles andauerte, desto unruhiger wurden die Erwachsenen und auch Johannes´ Schwestern. Nur August blieb ruhig. Er saß auf der Bank am Kachelofen und schnitzte ein Pferd. Johannes fand, dass es eher wie eine Kuh aussah, behielt das aber für sich. August wurde schnell wütend und boxte ihn dann.

Kamen Erwachsene in die Stube, lobten sie Augusts Schnitzkünste zwar lautstark, flüsterten aber nur noch, wenn die Rede auf die anstehende Geburt kam. So auch die Armbruster-Bäuerin, die am Nachmittag einen frischen Hefezopf brachte. Obwohl das duftende Gebäck zu Johannes´ Leibspeisen zählte, konnte er es heute nicht genießen. Denn der Kampf ein Stockwerk über ihnen schien kein Ende finden zu wollen.

Johannes fragte mehrfach, ob er die Mutter besuchen könne, aber die Nachbarinnen schüttelten nur mit dem Kopf. Da half auch kein Betteln und kein Weinen. Dabei wollte er nur nachsehen, ob es wirklich die Mutter war, die solch schreckliche, heisere Schreie von sich gab. Die Laute erinnerten ihn eher an ein Tier.

»Alles wird gut«, sagte eine der Frauen und drückte Johannes an ihren weichen, warmen Körper.

Es begann schon zu dämmern, als ein schwacher Schrei der Mutter ertönte, der wie ein trockenes Herbstblatt vom Ast fiel. Über ihnen waren schnelle Schritte und Getöse zu vernehmen. Aufgeregte Stimmen erklangen, dann wurde alles still.

»Sie holen es«, flüsterte die Nachbarin. Das Ticken der Uhren war auf einmal deutlich zu hören, als wäre es der einzige Laut auf der Welt. Und doch warteten alle in der Stube auf einen anderen Klang. Die Erwachsenen starrten ungeduldig an die verrauchte Decke.

»Es muss jetzt schreien«, stieß die Armbruster-Bäuerin tonlos hervor. »Bitte, Herr, lass das Kind schreien!«

Aber es blieb still. Mit jedem Ticken der Uhren wurden die Gesichter in der Stube länger. Die Anspannung wich der Verzweiflung. Eine Frau schüttelte traurig den Kopf. Johannes sah Tränen in Liesbeths Augen. Oben setzten erneut Geräusche ein. Langsame Schritte, eine kaum zu hörende Stimme, irgendein Gegenstand fiel dumpf zu Boden.

Doch dann war da noch etwas anderes: Ein leises Plärren setzte ein, das eher an ein quietschendes Holztor erinnerte als an einen Menschen. Auf jeden Fall klingt...

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