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Stürme über Falkensee

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am23.12.20211. Aufl. 2021
Westpreußen 1942: In der trügerischen Idylle von Gut Falkensee bangen die Frauen der Bargelows um die Männer an der Front. In Abwesenheit ihres Bruders übernimmt Hedda die Verantwortung für das Gut. Als Tage vor der Kriegstrauung ihr Verlobter fällt, vergräbt sich Hedda noch tiefer in Arbeit - bis die verbotene Liebe zwischen einem Hausmädchen und einem Zwangsarbeiter auch sie in Gefahr bringt. Sie erhält unerwartete Hilfe von Clemens, einem Kriegshelden, der ein Geheimnis zu hüten scheint ...



Luisa von Kamecke wuchs mit den Erzählungen ihrer Mutter vom westpreußischen Drei-Werder-Land auf. Mit den Romanen um Gut Falkensee setzt die Autorin der Heimat ihrer Vorfahren ein literarisches Denkmal. Die dramatische Geschichte der von Bargelows erzählt von Schicksalen vor dem Hintergrund eines Landstrichs voller Melancholie und Schönheit. Luisa von Kamecke schreibt auch unter dem Pseudonym Elaine Winter.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWestpreußen 1942: In der trügerischen Idylle von Gut Falkensee bangen die Frauen der Bargelows um die Männer an der Front. In Abwesenheit ihres Bruders übernimmt Hedda die Verantwortung für das Gut. Als Tage vor der Kriegstrauung ihr Verlobter fällt, vergräbt sich Hedda noch tiefer in Arbeit - bis die verbotene Liebe zwischen einem Hausmädchen und einem Zwangsarbeiter auch sie in Gefahr bringt. Sie erhält unerwartete Hilfe von Clemens, einem Kriegshelden, der ein Geheimnis zu hüten scheint ...



Luisa von Kamecke wuchs mit den Erzählungen ihrer Mutter vom westpreußischen Drei-Werder-Land auf. Mit den Romanen um Gut Falkensee setzt die Autorin der Heimat ihrer Vorfahren ein literarisches Denkmal. Die dramatische Geschichte der von Bargelows erzählt von Schicksalen vor dem Hintergrund eines Landstrichs voller Melancholie und Schönheit. Luisa von Kamecke schreibt auch unter dem Pseudonym Elaine Winter.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751710114
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum23.12.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Reihen-Nr.3
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5708839
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Kapitel
Hedda
Gut Falkensee, Westpreußen, Ende Juli 1943

»Diese übereilte Hochzeit ist absolut keine gute Idee.«

Als Hedda unvermittelt eine Stimme hörte, fuhr sie erschrocken herum. Mit gerunzelter Stirn starrte sie ihre Tante Alice an, die sich in der großen Eingangshalle des Herrenhauses lautlos genähert hatte und nun direkt hinter ihr stand.

»Ich habe dich gar nicht kommen hören«, sagte Hedda, die nicht die Absicht hatte, sich auf eine weitere Diskussion über ihre bevorstehende Trauung mit Eckhardt von Schliefenstein einzulassen.

Ihre Tante zuckte mit den Schultern und warf einen kurzen Blick auf ihre Füße, die in weichen Filzpantoffeln steckten. »Ich trage diese Dinger nur, wenn wir en famille sind.« Sie verzog den Mund, als hätte sie Zahnschmerzen.

In Wahrheit taten ihr nicht die Zähne, sondern die Füße weh. Was wahrscheinlich daher rührte, dass sie während eines Großteils ihres nun schon fünfundfünfzig Jahre währenden Lebens etwas zu elegantes Schuhwerk getragen hatte.

»Die Hauptsache ist, dass du gut darin laufen kannst.« Hedda wandte sich wieder dem Garderobenspiegel zu und zupfte an ihrem jadegrünen Seidenschal. Er war ein Geschenk Eckhardts, der behauptet hatte, das Tuch würde ihre ebenfalls grünen Augen noch mehr strahlen lassen.

»Du kannst es dir immer noch überlegen.« Ihre Tante trat neben sie und schaute ebenfalls prüfend in den Spiegel. Es war nicht ganz klar, ob sie sich selbst betrachtete oder Hedda.

»Bitte, Tante Alice! Das ist nicht dein Ernst!« Als würde die Schwester ihrer Mutter unter einer ansteckenden Krankheit leiden, machte Hedda einen hastigen Schritt zur Seite. »Wenn der Krieg nicht dazwischengekommen wäre, hätten Eckhardt und ich sicher schon vor Jahren geheiratet.«

»Aber diese Kriegstrauungen sind doch nichts Rechtes«, jammerte ihre Tante. »In aller Eile beschlossen, weil der Liebste gerade eine Möglichkeit hat, Heimaturlaub zu bekommen. Und die Feier wird geradezu peinlich bescheiden sein. Dabei könnten wir dir unter normalen Umständen hier auf Falkensee einen zauberhaften Ball ausrichten. Du müsstest nur die paar Wochen abwarten, bis die deutschen Truppen siegreich nach Hause zurückkehren. Im Höchstfall ein paar Monate.«

Hedda pustete mit einem leisen Zischen Luft durch die gespitzten Lippen. Gleichzeitig wandte sie den Kopf ab, damit die Tante nicht sah, wie sie die Augen verdrehte. Diese war die Einzige in der Familie, die noch an die Propaganda vom baldigen Endsieg der Deutschen glaubte. Man durfte es selbstverständlich nicht laut sagen, doch im Grunde wusste jeder klar denkende Mensch, dass der großartige Sieg der deutschen Wehrmacht, von dem im Radio allabendlich geredet wurde, keinesfalls unmittelbar bevorstand.

»Deine Cousine Isabella könnte aus Amerika kommen. Mit ihren beiden kleinen Töchtern. Den Fotos nach zu urteilen, wären sie hübsche Blumenmädchen. Und ich bin auch nicht mehr die Jüngste. Es wäre vielleicht der letzte große Ball meines Lebens.« Sie seufzte demonstrativ.

»Es tut mir leid«, sagte Hedda. »Aber es geht Eckhardt und mir nicht um eine große Feier mit Hunderten von Gästen. Wir wollen einander ein Versprechen geben. Das Versprechen, ein Leben lang füreinander da zu sein. Das ist uns wichtig. Alles andere ist Nebensache.«

»Das Eine schließt das Andere nicht aus.« Ihre Tante blickte drein wie eine strenge Lehrerin. »Im Gegenteil - je mehr Gäste und je größer die Feier, desto mehr Bedeutung hat das Versprechen. Oder wie wäre es mit einer Hochzeit in Berlin? Dort gibt es große Hotels, und die Familie deines Zukünftigen hat sicher viele Freunde und Bekannte.«

Hedda starrte sie verblüfft an. »Würdest du wirklich nach Berlin fahren wollen? Kannst du dir nicht vorstellen, wie es ist, wenn man ständig darauf gefasst sein muss, dass die Luftschutzsirenen losgehen?«

»Aber du warst doch bis vor ein paar Wochen noch dort und hast bei der Bank deines künftigen Schwiegervaters gearbeitet. So schlimm kann es nicht gewesen sein.« Die Tante schob das Kinn vor und erwiderte unerschrocken Heddas Blick.

»Es war schlimm. Ich hatte Tag und Nacht Angst, wollte aber durchhalten und meine Arbeit machen. Schließlich muss Eckhardt an der Front noch viel schrecklichere Dinge ertragen. Er wollte schon lange, dass ich nach Falkensee ziehe. Weil ich hier sicher bin. Glaube mir, auch er will keine Trauung in Berlin. Die Erholung hier draußen auf dem Land wird ihm guttun. Und ich bin jetzt auch froh, dass ich hier bin.«

Der Brief, in dem Eckhardt sie gebeten hatte, ihn so bald wie möglich zu heiraten, war kurz nach ihrer Ankunft auf Gut Falkensee eingetroffen. Als hätte er bewusst gewartet, bis er sie hier in Sicherheit wusste. Daheim im Schoß der Familie, an einem Ort, wo noch keine einzige Bombe gefallen war.

Zu ihrem eigenen Erstaunen, denn normalerweise weinte sie nur äußerst selten, hatte Hedda Tränen vergossen, nachdem sie den Brief gelesen hatte. Es waren Tränen der Freude gewesen. Der Gedanke, schon bald Eckhardts Frau zu sein und für immer zu ihm zu gehören, löste ein warmes, tröstendes Gefühl in ihr aus, wann immer sie an die bevorstehende Trauung dachte. Außerdem hoffte sie inständig, das Wissen, dass daheim eine Ehefrau auf ihn wartete, würde Eckhardt noch mehr Kraft und Mut geben, um diesen schrecklichen Krieg zu überstehen.

Noch am selben Tag hatte sie ihm eine Antwort geschickt. Wenige Worte nur, aber sie enthielten alles, was sie ihm hatte sagen wollen.

Ja, hatte sie an die Feldpostnummer 44196 geschrieben und das kleine, so bedeutende Wort mit drei Ausrufezeichen versehen. Komm nach Falkensee und heirate mich. Komm so schnell wie möglich. Ich liebe Dich, und ich warte sehnsüchtig auf Dich.

Knapp zwei Wochen später hatte sie seine Antwort erhalten. Er nannte ihr das Datum, an dem er nach Falkensee kommen würde, und bat sie, alles für die Hochzeit vorzubereiten und seine Eltern nach Westpreußen einzuladen, damit diese der Trauung beiwohnen konnten.

Ein Aufgebot war nicht nötig. Entsprechende Erlasse machten es den Männern an der Front leicht, während eines kurzen Heimaturlaubs die Ehe einzugehen. Das Wissen um eine Ehefrau, die daheim auf die tapferen Männer wartete, hebe die Moral der Truppe, hatte Hedda vor Kurzem in der Zeitung gelesen. Doch sie wollte einfach nur zu Eckhardt gehören.

»Viele Frauen heiraten in diesen Zeiten überstürzt, weil sie sich versorgt wissen wollen, wenn ihr Ehemann im Feld stirbt«, riss sie die Stimme ihrer Tante aus ihren Gedanken. »Aber das hast du wahrhaftig nicht nötig. Schließlich stammst du aus einer wohlhabenden Familie.« Wie zum Beweis deutete sie auf das Porträt von Heddas Großvater an der Wand.

»Es geht nicht um Geld«, stieß Hedda hervor, nachdem sie abgewartet hatte, bis der Schauer verebbt war, den die Worte ihrer Tante in ihr ausgelöst hatten. Wie konnte sie so kurz vor ihrer Hochzeit von der Witwenrente reden?

»Und wenn du auch nicht mehr die Jüngste bist, so ist zweiunddreißig heute kein Alter mehr«, fuhr die Tante unverdrossen fort. »Das war zu meinen Zeiten anders. Aber du siehst noch gut aus. Niemand würde auf die Idee kommen, dich für eine alte Jungfer zu halten.«

»Ich bin in Eile!« Hedda floh in Richtung Tür. »Grumpke ist mit dem Auto unterwegs. Deshalb muss ich die Kutsche nehmen. Und ich möchte nicht, dass Eckhardt am Bahnhof auf mich warten muss.«

Vor allem wollte sie ihn so schnell wie möglich sehen, ihn küssen, seine Stimme hören, seinen Duft einatmen.

»So etwas hätte es früher auch nicht gegeben, dass ein Angestellter mit dem Automobil herumkutschiert und ein Familienmitglied mit Pferd und Wagen fahren muss«, lamentierte ihre Tante.

Hedda achtete nicht mehr auf sie. Sie riss die Tür auf und eilte die in der Sonne schneeweiß leuchtende Freitreppe hinunter. Dann ging sie auf dem feinen Kies der Auffahrt bis zu dem schmalen Fußweg, der zur Rückseite des Hauses führte, wo die Remise lag.

Ihre Mutter hatte ihr gesagt, dass sie einen der polnischen Arbeiter beauftragt hatte, die Kutsche bereitzumachen. Der Landauer hatte viele Jahre unbeachtet in der Remise gestanden - bis von den drei Automobilen, die der Familie und dem Verwalter zur Verfügung gestanden hatten, zwei zu Kriegszwecken beschlagnahmt worden waren. Ebenso wie ein Großteil der edlen Reitpferde der bekannten Bargelow schen Zucht. Der Gedanke, wie es den sensiblen Tieren wohl an der Front ergehen mochte, ließ Hedda den Atem stocken. Rasch konzentrierte sie sich wieder auf ihre Freude, nach mehr als zehn Monaten endlich Eckhardt wiederzusehen und ihm in wenigen Tagen ihr ganzes restliches Leben in die Hände zu legen.

Schon von Weitem sah sie vor der Remise die beiden Kaltblüter stehen - zwei von vier Brabantern, die ihnen für die Feldarbeit und als Kutschpferde geblieben waren. Bereits seit Jahrzehnten war Gut Falkensee für die Feldarbeit mit Maschinen ausgerüstet und deshalb vor dem Krieg kaum noch auf Arbeitspferde angewiesen gewesen. Doch mittlerweile gab es kaum noch Ersatzteile für die Traktoren und die Erntemaschinen. Ein Teil der Reifen war ebenfalls beschlagnahmt worden, denn Gummi war knapp, und Reifen wurden von der Wehrmacht dringend benötigt. Ebenso wie Benzin, das nun einmal gebraucht wurde, um die Maschinen zu betreiben. Deshalb mussten nun wieder die Pferde einen Teil der Feldarbeit erledigen - und sie mussten den alten Landauer ziehen, wenn das einzige Auto nicht zur Verfügung stand.

»Ich muss...

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Luisa von Kamecke wuchs mit den Erzählungen ihrer Mutter vom westpreußischen Drei-Werder-Land auf. Mit den Romanen um Gut Falkensee setzt die Autorin der Heimat ihrer Vorfahren ein literarisches Denkmal. Die dramatische Geschichte der von Bargelows erzählt von Schicksalen vor dem Hintergrund eines Landstrichs voller Melancholie und Schönheit. Luisa von Kamecke schreibt auch unter dem Pseudonym Elaine Winter.
Stürme über Falkensee

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