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Reinmarbilder

Das Textkorpus 'Reinmar von Zweter' und seine Wandlungen in Überlieferung und Rezeption
BuchGebunden
660 Seiten
Deutsch
Reicherterschienen am03.06.2024
Reinmar von Zweter, der wohl wichtigste Sangspruchdichter zwischen Walther von der Vogelweide und Frauenlob, hat mit seinen politischen, didaktischen und geistlichen Strophen sowie mit seinem religiösen Leich ein beeindruckendes Korpus hinterlassen, dessen Rezeption im 13. Jahrhundert und lange darüber hinaus ganz außergewöhnlich ist. Dennoch stand dieses Oeuvre seit der umfassenden Reinmar-Edition Gustav Roethes (1887) nicht mehr im Zentrum einer ausführlicheren Untersuchung; lange Zeit wurde das Werk vor allem für biographistische Interpretationen herangezogen.
Der Aspekt der 'Reinmarbilder' betont demgegenüber die Vielfalt der Perspektiven, die sich beim Blick auf das Werk ergeben. Die detaillierte Handschriftenanalyse zeigt, wie bereits im Mittelalter bei jeder Niederschrift und jeder Sammlung ein anderes Bild von Reinmar aktiviert wird. Dass die Überlieferung auf eine wohl bereits zu Lebzeiten des Autors entstandene Sangspruch-Sammlung zurückzuführen ist, die hier neu eingegrenzt werden kann, weist auf einen besonderen Bezug zur Schriftlichkeit und ist im 13. Jahrhunderts einmalig. Der Leich wurde intensiv rezipiert, wie die Überlieferung und die lateinische Kontrafaktur belegen; auch hier sind die frühen Fragmente im 13. Jahrhundert in der Gattung einzigartig. Die Kette der Bilder erstreckt sich von der Schriftüberlieferung über die Dichterminiatur der Großen Heidelberger Liederhandschrift, über die literarische Figur 'Reinmar' im 'Wartburgkrieg' und die Nennungen bei anderen Autoren sowie in Dichterkatalogen. Beim notorischen doenediep-Vorwurf wird keine Vereindeutigung des Begriffs angestrebt, sondern vermutet, dass die Mehrdeutigkeit intentionaler Bestandteil der Invektive ist. In dieser Kette von Bildern wird die Prägung in Roethes Edition als ein weiteres, diesmal wissenschaftliches, Konstrukt erwiesen.
Die literaturwissenschaftliche Untersuchung des Kernkorpus verfährt in verschiedenen thematischen Schnitten; hier wird vor allem auf die katechetischen Aspekte der geistlichen Strophen, auf die verarbeiteten Bildungsinhalte, die Sprechhaltungen, auf Sprachspiele und religiöse Subtexte geachtet. Der einheitsstiftende Begriff des Autors ist in diesem Fall nicht Ziel eines biographischen Konstrukts, sondern eine Indexfunktion der Texte, die auf einen literaturhistorischen Zeitpunkt verweist. Damit werden neue Blicke auf das innovative Potential des Oeuvres geöffnet, womit es aus dem Schlagschatten bekannterer Zeitgenossen heraustreten dürfte.
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Produkt

KlappentextReinmar von Zweter, der wohl wichtigste Sangspruchdichter zwischen Walther von der Vogelweide und Frauenlob, hat mit seinen politischen, didaktischen und geistlichen Strophen sowie mit seinem religiösen Leich ein beeindruckendes Korpus hinterlassen, dessen Rezeption im 13. Jahrhundert und lange darüber hinaus ganz außergewöhnlich ist. Dennoch stand dieses Oeuvre seit der umfassenden Reinmar-Edition Gustav Roethes (1887) nicht mehr im Zentrum einer ausführlicheren Untersuchung; lange Zeit wurde das Werk vor allem für biographistische Interpretationen herangezogen.
Der Aspekt der 'Reinmarbilder' betont demgegenüber die Vielfalt der Perspektiven, die sich beim Blick auf das Werk ergeben. Die detaillierte Handschriftenanalyse zeigt, wie bereits im Mittelalter bei jeder Niederschrift und jeder Sammlung ein anderes Bild von Reinmar aktiviert wird. Dass die Überlieferung auf eine wohl bereits zu Lebzeiten des Autors entstandene Sangspruch-Sammlung zurückzuführen ist, die hier neu eingegrenzt werden kann, weist auf einen besonderen Bezug zur Schriftlichkeit und ist im 13. Jahrhunderts einmalig. Der Leich wurde intensiv rezipiert, wie die Überlieferung und die lateinische Kontrafaktur belegen; auch hier sind die frühen Fragmente im 13. Jahrhundert in der Gattung einzigartig. Die Kette der Bilder erstreckt sich von der Schriftüberlieferung über die Dichterminiatur der Großen Heidelberger Liederhandschrift, über die literarische Figur 'Reinmar' im 'Wartburgkrieg' und die Nennungen bei anderen Autoren sowie in Dichterkatalogen. Beim notorischen doenediep-Vorwurf wird keine Vereindeutigung des Begriffs angestrebt, sondern vermutet, dass die Mehrdeutigkeit intentionaler Bestandteil der Invektive ist. In dieser Kette von Bildern wird die Prägung in Roethes Edition als ein weiteres, diesmal wissenschaftliches, Konstrukt erwiesen.
Die literaturwissenschaftliche Untersuchung des Kernkorpus verfährt in verschiedenen thematischen Schnitten; hier wird vor allem auf die katechetischen Aspekte der geistlichen Strophen, auf die verarbeiteten Bildungsinhalte, die Sprechhaltungen, auf Sprachspiele und religiöse Subtexte geachtet. Der einheitsstiftende Begriff des Autors ist in diesem Fall nicht Ziel eines biographischen Konstrukts, sondern eine Indexfunktion der Texte, die auf einen literaturhistorischen Zeitpunkt verweist. Damit werden neue Blicke auf das innovative Potential des Oeuvres geöffnet, womit es aus dem Schlagschatten bekannterer Zeitgenossen heraustreten dürfte.
ZusammenfassungReinmar von Zweter ist der wohl wichtigste Sangspruchdichter zwischen Walther von der Vogelweide und Frauenlob. Die Überlieferung seiner Werke ist gewissermaßen doppelt einmalig: sowohl die geordnete Sammlung seiner Sangsprüche als auch die frühe Überlieferung des ihm zugeschriebenen geistlichen Leichs haben im 13. Jahrhundert keine Parallele. Die genaue Analyse der Handschriften zeigt, wie sich der Aspekt auf das Oeuvre über die Jahrhunderte verändert. Die verschiedenen Bilder vom Autor ziehen sich bis zur Dichterminiatur der Großen Heidelberger Liederhandschrift oder zur literarischen Figur 'Reinmar' im 'Wartburgkrieg'. Die literaturwissenschaftliche Untersuchung des Kernkorpus, flankiert durch eine Auseinandersetzung mit dem Reinmarbild der Edition Gustav Roethes, öffnet neue Blicke auf das innovative Potential des Oeuvres.Reinmar von Zweter is the most important Sangspruch poet between Walther von der Vogelweide and Frauenlob. Within German poetry of the time, the transmission of his works is unique in two ways. A systematic collection of his Sangsprüche must have taken place during his lifetimes, and the fragments of his 'Leich'-poem, from the 13th century, are older than any other manuscript of the genre. In a detailed analysis of the manuscripts, changing attitudes towards this oeuvre can be perceived. Each manuscript creates a certain image of the poet. The author portrait in the 'Codex Manesse' and the fictional character 'Reinmar' in the 'Wartburg Contest' can be considered as further aspects of perception. The literary study of the main body of Reinmars Sangsprüche opens up new perspectives on the oeuvre and on the innovations within.
Details
ISBN/GTIN978-3-7520-0778-7
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum03.06.2024
Reihen-Nr.58
Seiten660 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht1240 g
Artikel-Nr.56280202
Rubriken

Schlagworte

Autor

Martin Schubert, born in 1963, is a scholar of Mediaval German Studies. He earned his Ph.D. in 1990 and his Habilitation in 2002, both from Cologne University. From 2000 to 2016, he worked at the Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities, and since 2016, he is a Professor of German Studies/Medieval Studies at the University of Duisburg-Essen. His research focuses on medieval poetry, religious literature in the Middle Ages, and editorial science and practice. He leads editorial projects in Mediaeval German Studies ("Regenbogens Langer Ton", "Österreichischer Bibelübersetzer," among others) and is editor of the editorial series "Deutsche Texte des Mittelalters."