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Wege in die Geschichte durch Erzählen von Vergangenheit in der Frühen Neuzeit

BuchGebunden
396 Seiten
Deutsch
Reicherterschienen am01.09.2020
Die Frühe Neuzeit gilt als Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs; die Erinnerung an die Vergangenheit und die Beschäftigung mit der Geschichte in dieser Zeit bieten daher einen spannenden Untersuchungsgegenstand, anhand dessen analysiert werden kann, ob Vergangenes in dieser 'Neu-Zeit' tatsächlich als etwas zu Überwindendes wahrgenommen wird, wie Geschichte rezipiert und auch instrumentalisiert wird. Untersucht werden drei Werke des 16. Jahrhunderts, die auf jeweils eigene Weise Geschichte und Geschichten miteinander verbinden: die Historia von Friedrich Barbarossa (Erstdruck 1519), die Barbarossa-Vita von Johannes Adelphus Muling (Erstdruck 1520) und das didaktische Gedicht Thedel von Wallmoden von Georg Thym (Erstdruck 1558). In der Analyse wird gezeigt, dass in unterschiedlichen Gattungs- und Entstehungskontexten vor dem Hintergrund der jeweiligen Gegenwart Stoffe und Texte, historische Personen und Ereignisse unter bewusster oder unbewusster Vernachlässigung der chronologischen Faktenwahrheit montiert, synchronisiert und als 'wahr' behauptet werden, um so z. B. eine ruhmreiche Vergangenheit für eine Familie (Thedel von Wallmoden) oder auch für eine 'nationale' Gruppe zu konstruieren (Barbarossa) oder die so konstruierte Geschichte didaktisch zu instrumentalisieren, wobei die Relation zwischen 'Fakt' und 'Fiktion' jeweils ganz unterschiedlich gelagert ist. Zurückgegriffen wird dabei auf das Hochmittelalter (12. Jh.), das zu einer Art Goldenem Zeitalter stilisiert wird. Somit wird im 16. Jahrhundert die Vergangenheit - das Mittelalter - nicht als abgeschlossene 'Vor-Zeit' konzipiert, sondern die Gegenwart als lineare Fortführung der Vergangenheit begriffen, sodass die Autoren keine Mittelalter-Rezeption im heutigen Sinn betreiben. Der mythogenetische Prozess (P. Burke) - die Ablösung der Erzählung von der Geschichte - ist dabei in einigen Fällen schon so weit fortgeschritten, dass es auch zu 'Gedächtnisimplantaten' (J. Fried) kommt, d. h. die in die Geschichtsschreibung werden Erzählungen von Ereignissen als 'wahr' integriert und wahrgenommen, die faktisch nicht geschehen sind, aber so ihre Wege in die Geschichte finden. Zentraler Teil der Habilitationsschrift sind die kritischen Neu-Editionen der Historia von Friedrich Barbarossa und Georg Thyms Thedel von Wallmoden, die nach den Editionen des 19. Jahrhunderts damit erstmals unter Berücksichtigung aller überlieferten Drucke zugänglich gemacht werden.mehr

Produkt

KlappentextDie Frühe Neuzeit gilt als Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs; die Erinnerung an die Vergangenheit und die Beschäftigung mit der Geschichte in dieser Zeit bieten daher einen spannenden Untersuchungsgegenstand, anhand dessen analysiert werden kann, ob Vergangenes in dieser 'Neu-Zeit' tatsächlich als etwas zu Überwindendes wahrgenommen wird, wie Geschichte rezipiert und auch instrumentalisiert wird. Untersucht werden drei Werke des 16. Jahrhunderts, die auf jeweils eigene Weise Geschichte und Geschichten miteinander verbinden: die Historia von Friedrich Barbarossa (Erstdruck 1519), die Barbarossa-Vita von Johannes Adelphus Muling (Erstdruck 1520) und das didaktische Gedicht Thedel von Wallmoden von Georg Thym (Erstdruck 1558). In der Analyse wird gezeigt, dass in unterschiedlichen Gattungs- und Entstehungskontexten vor dem Hintergrund der jeweiligen Gegenwart Stoffe und Texte, historische Personen und Ereignisse unter bewusster oder unbewusster Vernachlässigung der chronologischen Faktenwahrheit montiert, synchronisiert und als 'wahr' behauptet werden, um so z. B. eine ruhmreiche Vergangenheit für eine Familie (Thedel von Wallmoden) oder auch für eine 'nationale' Gruppe zu konstruieren (Barbarossa) oder die so konstruierte Geschichte didaktisch zu instrumentalisieren, wobei die Relation zwischen 'Fakt' und 'Fiktion' jeweils ganz unterschiedlich gelagert ist. Zurückgegriffen wird dabei auf das Hochmittelalter (12. Jh.), das zu einer Art Goldenem Zeitalter stilisiert wird. Somit wird im 16. Jahrhundert die Vergangenheit - das Mittelalter - nicht als abgeschlossene 'Vor-Zeit' konzipiert, sondern die Gegenwart als lineare Fortführung der Vergangenheit begriffen, sodass die Autoren keine Mittelalter-Rezeption im heutigen Sinn betreiben. Der mythogenetische Prozess (P. Burke) - die Ablösung der Erzählung von der Geschichte - ist dabei in einigen Fällen schon so weit fortgeschritten, dass es auch zu 'Gedächtnisimplantaten' (J. Fried) kommt, d. h. die in die Geschichtsschreibung werden Erzählungen von Ereignissen als 'wahr' integriert und wahrgenommen, die faktisch nicht geschehen sind, aber so ihre Wege in die Geschichte finden. Zentraler Teil der Habilitationsschrift sind die kritischen Neu-Editionen der Historia von Friedrich Barbarossa und Georg Thyms Thedel von Wallmoden, die nach den Editionen des 19. Jahrhunderts damit erstmals unter Berücksichtigung aller überlieferten Drucke zugänglich gemacht werden.
ZusammenfassungDie Untersuchung der Geschichtsbilder in ausgewählten Werken des 16. Jahrhunderts bietet einen grundlegenden Einblick in den Umgang mit Vergangenheit, speziell dem Hochmittelalter, in der Frühen Neuzeit und zeigt u.a. das Nebeneinander der Fortführung von Traditionslinien und gezielten Brüchen mit Tradition und daraus resultierenden 'Neuanfängen'. Sie enthält die Neu-Editionen der Historia von Friedrich Barbarossa sowie von Georg Thyms Lehrgedicht Thedel von Wallmoden, die dadurch erstmals unter Berücksichtigung der aller überlieferten Drucke in einer kritischen Edition als Grundlagenmaterial für weitere Forschungen zur Verfügung stehen.The examination of historical images in selected works from the 16th century offers a fundamental insight into how the Early Modern Period related to the past, especially the High Middle Ages; it shows, among other things, the coexistence of both the continuation of tradition lines as well as deliberate breaks with tradition and the resulting 'new beginnings'. It contains the new editions of the Historia of Friedrich Barbarossa as well as of Georg Thym's didactic poem Thedel von Wallmoden, which are therefore available for the first time as basic material for further research in a critical edition, taking all the surviving prints into account.
Details
ISBN/GTIN978-3-95490-432-7
ProduktartBuch
EinbandartGebunden
Verlag
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum01.09.2020
Reihen-Nr.51
Seiten396 Seiten
SpracheDeutsch
Gewicht789 g
Illustrationen1 SW-Abb., 31 Farbabb.
Artikel-Nr.49032420
Rubriken

Autor

Born in 1974; studied German language and literature, theatre studies and music education at the universities of Erlangen and Bamberg; doctorate in 2009; since 2017 member of the academic staff at Saarland University. Main areas of research: courtly literature of the High Middle Ages, medievalism in modern culture.