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Die Rebellion der Maddie Freeman

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
380 Seiten
Deutsch
Baumhauserschienen am22.07.20111. Aufl. 2011
Eine Stadt in den USA, wenige Jahre in der Zukunft: Maddie, 17, lebt wie alle um sie herum ein digitales Leben. Schule und Verabredungen - das alles findet im Netz statt. Doch dann verliebt sie sich in Justin - für den nur das wahre Leben offline zählt.



Gemeinsam mit seinen Freunden kämpft Justin gegen die Welt der sozialen Netzwerke, in der alles künstlich ist. Dieser Kampf richtet sich gegen die ganz oben - und damit auch gegen Maddies Vater, der das System der Digital School gesetzlich verankert hat. Maddie wird für die Bewegung zu einer Schlüsselfigur. Und sie muss sich entscheiden: Auf welcher Seite will sie stehen?
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Produkt

KlappentextEine Stadt in den USA, wenige Jahre in der Zukunft: Maddie, 17, lebt wie alle um sie herum ein digitales Leben. Schule und Verabredungen - das alles findet im Netz statt. Doch dann verliebt sie sich in Justin - für den nur das wahre Leben offline zählt.



Gemeinsam mit seinen Freunden kämpft Justin gegen die Welt der sozialen Netzwerke, in der alles künstlich ist. Dieser Kampf richtet sich gegen die ganz oben - und damit auch gegen Maddies Vater, der das System der Digital School gesetzlich verankert hat. Maddie wird für die Bewegung zu einer Schlüsselfigur. Und sie muss sich entscheiden: Auf welcher Seite will sie stehen?
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838711898
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2011
Erscheinungsdatum22.07.2011
Auflage1. Aufl. 2011
Reihen-Nr.1
Seiten380 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2187078
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 2

Als ich den Klassenraum fand, fiel ich vor Schreck fast durch die Tür, weil so viele Schüler darin saßen. Ich war tatsächlich so naiv gewesen anzunehmen, dass Justin und ich als Einzige da sein würden. Das Zimmer selbst ähnelte eher einem sterilen Labor als einem Klassenraum für Literaturstudien. Sämtliche Wände waren leer und kalkweiß, bis auf den Breitbildschirm an der Stirnseite. Weiße Tische mit beigefarbenen Sprenkeln zogen sich von einer Seite zur anderen, dahinter waren braune Polsterstühle aufgereiht. Der Fußboden bestand aus beigefarbenen Linoleumfliesen, die bei jedem Schritt unter meinen Schuhen quietschten, was ich ziemlich peinlich fand. In der Luft lag ein Aroma von Putz- und Desinfektionsmitteln. Aber vielleicht wurde der Raum auch nur so selten benutzt, dass er deshalb wie neu roch. Ich setzte mich in eine hintere Ecke, um die anderen beobachten zu können, ohne selbst aufzufallen.

Ein Mädchen mit blondem Glitzerhaar drehte sich zu mir um. Ich schaute sie an und lächelte, aber sie wandte sich gleich wieder ab, ohne etwas zu sagen. In der anderen hinteren Ecke hockte ein Junge, der abwesend etwas auf seinem Flipscreen anschaute. Ich warf ihm einen Blick zu, aber er schien entschlossen zu sein, mich zu ignorieren, also war er wahrscheinlich nicht Justin. Der Tutor, der noch sehr jung aussah, hantierte vorne mit den Stromkabeln der virtuellen Schultafel.

Jetzt kamen drei weitere Mädchen in den Raum und ich beobachtete sie fasziniert. Sie legten ihre Flipscreentaschen auf der vordersten Tischreihe ab und begrüßten den Tutor. Er schaute auf und fragte sie, wie sie mit ihren Aufsätzen vorankamen. Anscheinend waren sie öfter hier. Nervös wickelte ich eine Haarsträhne um meinen Finger, als mir bewusst wurde, wie viel mehr Mühe sich die drei mit ihrem Aussehen gegeben hatten als ich. Sie waren in kräftigen Farben geschminkt, der dunkle Lidschatten und schwarze Eyeliner waren selbst von meinem Platz aus zu erkennen. Alle hatten sich Glitzersträhnen gefärbt, was der neueste Trend bei den Stars und Promis war. Da meine Mutter das vulgär fand, musste ich darauf verzichten. Aber eigentlich kamen mir solche Frisuren selbst ein bisschen lächerlich vor. Wollte ich wirklich, dass mein Kopf aussah wie eine funkelnde Discokugel? Eines der Mädchen hatte silberne Haare mit Strähnen aus goldfarbenem Glitter. Ihren Kopf konnte man unmöglich ignorieren. Er erleuchtete den ganzen Raum wie ein Komet. Mir fielen auch die bunt gemusterten Schals der drei auf, die genau zu ihren Mänteln passten, die Pulswärmer aus Leder und die glänzenden Flipscreenhüllen. Ich schaute an mir selbst herunter. Wie üblich trug ich Jeans und dazu einen langweiligen braunen Pullover. Ich hatte mich nicht absichtlich trist zurechtgemacht, nur war ich es eben nicht gewohnt, mich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Immerhin hatte ich meine blonden langen Haare ordentlich gekämmt, sodass sie glatt über meine Schultern bis fast zu den Ellbogen fielen. Im Vergleich zu den anderen Mädchen wirkte ich unsichtbar, aber schließlich hatte ich gelernt, dass es am sichersten war, nicht aufzufallen.

Unser Tutor stellte sich als Mike Fisher vor und kündigte an, dass er in ein paar Minuten mit dem Unterricht anfangen würde. Ich holte meinen Flipscreen aus der Tasche und klappte ihn mit einem Seufzer auf. Wo steckte Justin? Das Ganze war seine Idee gewesen und jetzt ließ er mich hier einfach sitzen? Mit gerunzelter Stirn sah ich zu, wie die drei Mädchen über etwas kicherten, das sie auf den Bildschirmen ihrer Handys betrachteten. Eine schaute über die Schulter und bemerkte meinen Blick. Ihre Augen wanderten an mir herauf und herunter, bevor sie spöttisch lächelte. Ich verdrehte nur die Augen und schaute zur Seite, als ich Schritte hörte. Ein Junge kam durch die Tür ... nein, eigentlich war er kein Junge mehr, sondern sah eher aus wie ein Student im Collegealter. Die Köpfe der drei Mädchen fuhren gleichzeitig hoch und ihr Getuschel verstummte augenblicklich.

Er war groß und athletisch und kam mit federnden Schritten herein, als müsse sein Körper ein Übermaß an Energie loswerden.

»Justin«, sagte die Hübscheste der drei, die auch noch die längsten Beine hatte. Beim Klang seines Namens schlug mein Magen einen Purzelbaum.

»Du kannst bei uns sitzen«, fuhr sie fort und wies auf einen leeren Stuhl neben sich. Ich beobachtete die Art, wie sie miteinander umgingen, und war beeindruckt von ihrer Direktheit. Bei meinem ersten Blick auf Justin hätte ich mich am liebsten unter dem Tisch verkrochen. Ich hatte einen Cyber-Nerd mit Schreibschwäche erwartet, keinen Sexgott mit magnetischer Ausstrahlung.

»Ich bin schon verabredet, aber danke für das Angebot«, sagte er. Einen Moment blickte sie enttäuscht drein, doch als er lächelte und seine Grübchen zur Geltung brachte, strahlte sie zurück.

Mein Magen machte einen weiteren Hüpfer und mir fiel das Atmen schwer, als würde Justins Anwesenheit die Luft aus dem Raum saugen. Ich mache mich automatisch klein, wenn jemand mich anschaut, als wollte ich mich vor fremden Blicken verstecken, aber Justin schien gar nicht zu bemerken, welche Aufmerksamkeit er erregte. Er hatte eine schwarze Baseballkappe tief in die Stirn gezogen, an deren Rand ich dunkelbraune Locken hervorquellen sah, und trug ansonsten eine abgewetzte Jeans und ein graues T-Shirt. Sein Outfit half mir, mich ein bisschen besser zu fühlen. Die anderen Mädchen mochten im Vergleich zu mir wie Paradiesvögel aussehen, aber offenbar hatte er für Mode genauso wenig Sinn wie ich.

Er schaute sich im Raum um und sein Blick strich über mich hinweg, ohne anzuhalten. Das überraschte mich kein bisschen. In meinem braunen Oberteil war ich zwischen den braunen Stuhlpolstern gut getarnt. Ich beobachtete seinen Gesichtsausdruck, während er langsam jeden von uns einzeln musterte, als sei er im falschen Klassenzimmer gelandet. Er winkte der Schülerin zu, die allein am Tisch saß, und begrüßte den Jungen in der Ecke, der anscheinend Matt hieß. Dann schaute er mich an und sah mir diesmal direkt ins Gesicht. Ich spürte, dass ich rot wurde, obwohl sein Blick kein bisschen flirtend war. Er blickte eher ungläubig drein, als könnte er nicht fassen, dass ich hier saß. Ich biss mir auf die Lippe und starrte nach unten auf meinen Flipscreen.

Dort klebte mein Blick noch immer, als ich den Stuhl neben mir schrappen hörte und Justin sich auf den leeren Platz schlängelte. Endlich schaute ich hoch und blickte direkt in ein Paar dunkelbraune Augen, die mich neugierig musterten.

»Hi«, murmelte ich. Das war eine ganz normale Form sich zu begrüßen. Warum also betrachtete er mich, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank?

»Alex?«, fragte er fassungslos.

»Eigentlich heiße ich Madeline. Alex ist nur einer meiner Online-Namen.«

Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und studierte mich von oben bis unten. Mein Blick huschte zu den drei Mädchen in der vorderen Reihe hinüber. Sie starrten uns mit offenen Mündern an.

»Madeline«, wiederholte er schließlich. Mein Magen krampfte sich erneut zusammen, aber ich ignorierte das Gefühl. Justin nahm die Baseballkappe ab und fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste braune Haar.

»Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich habe im Verkehr festgesteckt.«

Ich konnte ihn nur wortlos anschauen und wurde gleich noch einmal rot, was mich innerlich zur Weißglut trieb. Er konnte jede meiner Reaktionen sehen. Menschen persönlich zu treffen macht einen unnötig verwundbar, wie mein Vater immer predigt.

»Woran hast du mich erkannt?«, fragte ich.

Er blickte im Raum umher und sagte: »Alle anderen habe ich schon mal gesehen. Die reale Welt wird langsam ziemlich klein. Wir sind eine aussterbende Spezies, schätze ich.« Als er mich wieder ansah, lag auf seinen Lippen ein kleines Lächeln und ich konnte kaum den Blick abwenden.

Ich zuckte regelrecht zusammen, als Mike uns unterbrach, um unsere Fingerabdrücke zu scannen. Schnell tippte ich meine Fingerkuppen auf den kleinen Mobilbildschirm, der ungefähr die Größe eines Handys hatte, und Justin tat das Gleiche. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder mir zu.

»Nur so aus Neugier: Wieso hast du dich in deinem Profil Alex genannt?«

Ich zuckte mit den Schultern und antwortete, ohne meinen Blick vom Flipscreen zu heben: »Ich benutze fast nie meinen richtigen Namen. Wer ich bin, soll meine Privatsache bleiben.«

»Wieso?«, hakte er nach. Eine einfache Frage, aber ich fühlte mich angegriffen.

»Ist ein Name so wichtig?«, fragte ich zurück und hörte, wie kühl meine Stimme klang. Von den bestimmt hunderttausend Leuten, die ich online kennengelernt hatte, war ich höchstens einer Handvoll wirklich begegnet. Ich kannte Leute in der ganzen Welt, die ich treffen konnte, ohne auch nur vor die Tür gehen zu müssen. Und ein Vorteil davon war, je weiter wir unsere Persönlichkeit streuten, desto gestaltloser wurden wir dabei: Online waren alle Menschen gleich. Niemand fragte nach dem sozialen Status. Geld, Aussehen, Beruf, Kleidung ... All das hatte fast vollständig seine Bedeutung verloren. Also was spielte es für eine Rolle, wie mein richtiger Name lautete? Er war schließlich nur ein Etikett, eine Art menschliches Markenlabel. Wen kümmerte es schon, wer wirklich hinter dem Bildschirm saß, wenn man sich doch nur als Funkwellen im Äther begegnete?

Justin presste die Lippen zusammen, während er über meine Frage nachdachte. »Okay, ich hatte eben einen männlichen Alex erwartet«, sagte er schließlich.

Plötzlich...
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