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Friesen-Morde

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
460 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.03.20141. Aufl. 2014
Mit seinen Ostfriesen-Krimis, die alle im Schulmilieu spielen, machte sich Theodor J. Reisdorf einen Namen als packender und eigenwilliger Erzähler. In diesem Sonderband veröffentlicht Bastei Entertainment seine ersten Romane. Das E-Book enthält die folgenden Kriminalfälle: Land, Leute und Leichen Inselschönheit Jadedistelmehr

Produkt

KlappentextMit seinen Ostfriesen-Krimis, die alle im Schulmilieu spielen, machte sich Theodor J. Reisdorf einen Namen als packender und eigenwilliger Erzähler. In diesem Sonderband veröffentlicht Bastei Entertainment seine ersten Romane. Das E-Book enthält die folgenden Kriminalfälle: Land, Leute und Leichen Inselschönheit Jadedistel
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838754444
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum13.03.2014
Auflage1. Aufl. 2014
Seiten460 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189011
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Heie Onninga war nicht zu Hause. Seine Mutter hatte in den letzten Tagen viel Ärger schlucken müssen, ihr sonst so frisches Gesicht zeigte Kummerfalten.

Kramer und Termoor saßen auf der Couch im Wohnzimmer der Familie Onninga. Die Hausfrau wartete darauf, dass Mann und Sohn nach Hause kamen. Frau Onninga war froh darüber, dass die Kriminalbeamten ihr Angebot einer Tasse Tee annahmen, denn damit konnte sie sich den Fragen entziehen, die sie ohne ihren Mann nicht beantworten wollte.

Sie klapperte mit Geschirr und trug die Teetassen auf. Sie hatte in der Küche Wasser aufgesetzt, als sie hörte, dass ihr Mann die Haustür aufschloss.

Herr Onninga blickte überrascht auf die Besucher, während seine Frau das Stövchen anzündete und die Teekanne auf die Flamme setzte. Sie sagte zu ihrem Mann: »Die Herren kommen von der Kriminalpolizei und wollen Heie sprechen.« Ihre Hände zitterten leicht, als sie die Tassen auf die Unterteller setzte.

Onninga hatte den ganzen Tag schon Ärger im Geschäft gehabt, da kamen ihm die Kripomänner gerade recht. Vielleicht hätte er sich sonst diplomatischer verhalten, hätte sich mehr zurückgehalten. Aber davon wollte der Gemeindepolitiker heute nichts wissen.

»Meine Herren, mein Sohn Heie ist ein ganz passabler Schüler und kein schlechter Junge. Er kaufte sich ein Moped, als das Bafög-Amt den Genehmigungsbescheid schickte, in dem ihm eine Nachzahlung angekündigt wurde. Mit der Überweisung sei in den nächsten Tagen zu rechnen. Mein Sohn war so versessen auf das Moped, dass er die Zahlung erst gar nicht abwartete. Er nahm die ihm fehlende Summe vom Sparbuch des Klabautermanns als Kredit, in der Absicht, den Betrag mit der Bafögzahlung wieder auszugleichen. Ich gebe zu, dass das eine bodenlose Dummheit war, er hätte mit mir reden sollen, ich hätte ihm die Summe auch geliehen. Aber dass eine Pädagogin diesen Leichtsinn zu einem kriminellen Geschehen aufbauscht, zeigt doch, dass diese Oberstudiendirektorin nicht mit den Schülern, sondern gegen sie gearbeitet hat.«

»Herr Onninga, haben Sie denn nicht sofort, als Sie von der Sache erfuhren, die Lehrerin angerufen?«, fragte Kramer.

»Hier machte Heie einen zweiten Fehler. Anstatt direkt nach Hause zu kommen und uns zu benachrichtigen, fuhr er zuerst zu Erich, seinem älteren Bruder. Als er ihn nicht antraf, fuhr er zum Deichwinkel, um sich dort Mut anzutrinken. Mittlerweile hatte mich Tuitger telefonisch informiert. Ich habe dann die Schulleiterin angerufen. Ich habe sie angefleht, die Sache zurückzunehmen. Ich wollte ihr das Geld bringen. Aber sie blieb eiskalt. Sie warf mir vor, dass ich als Vater, wie zurzeit Millionen Väter, schwere Erziehungsfehler mache und nun die Konsequenzen der weichen Welle mittragen müsse. Geschehen ist geschehen, hat sie gesagt. Von Elite und Führungsübernahme sprach sie. Ich bin ein christlicher Mensch, aber wer auch immer dieses Weib umbrachte, der tat den Kindern unserer Stadt einen guten Dienst.«

Onninga war so richtig in Fahrt gekommen.

Termoor fragte: »Das, was Sie am Schluss sagten, das möchten Sie doch wohl nicht ins Protokoll aufgenommen haben?«

Onningas Gesicht färbte sich rötlich. Wütend rief er: »Doch, genau das will ich! Was ist das denn für eine Pädagogik, die menschliche Schwächen der Schüler in kriminelle Delikte umwandelt?«

Kramer blieb ruhig. Er wechselte das Thema. »Herr Onninga, wir müssen an Ihren Sohn ein paar Fragen richten. Nur deshalb sind wir gekommen. Kommt Ihr Sohn noch?«

Frau Onninga, die mit zitternden Händen den Tee servierte, sagte: »Heie müsste gleich hier sein.«

Sie bot den Herren Zigaretten an, denn sie wusste, wenn sie erst einmal rauchten, entspannten sie sich. Kramer und Termoor bemühten sich um ihren Tee, und Onninga lehnte sich zurück. Für Minuten hatte Frau Onninga den Frieden wiederhergestellt.

Das Knattern eines Mopeds drang zu ihnen herauf.

»Mein Sohn kommt«, sagte Onninga und stand auf. Sicherlich will der besorgte Vater dem Sohn noch einige Verhaltensregeln mit in das Gespräch geben und jugendlichen Übermut und falsche Überheblichkeit bremsen, dachte Kramer.

Die Kriminalbeamten nippten am Tee und blickten erwartungsvoll auf die Zimmertür. Frau Onninga zupfte nervös am Tischtuch.

Dann betraten Vater und Sohn das Wohnzimmer. Onninga sagte: »Mein Sohn Heie.« Der Sohn setzte sich an den Tisch. Er war groß, schlaksig und äußerst aufgeregt.

Kramer kam gleich zur Sache. »Heie, Sie waren am Mordabend im Deichwinkel?«

Heie Onninga lief rot an. Er nickte und sagte: »Sie können mich duzen.«

»Du warst im Deichwinkel ganz schön in Fahrt«, sagte Kramer. »Du hast vor Zeugen so etwas wie Racheabsichten gegen die Schulleiterin angedeutet. Stimmt das?«

Heie Onninga griff seelenruhig in seine Jeansjacke und entnahm ihr einen Tabakbeutel aus Plastik. Dann zog er aus der Schlitztasche eine Zigarettenpapierbox und begann mit geübten Griffen, den Tabak auf das angerundete Papier zu verteilen. Trotz lag in seinem Blick, als er die Laschen gegen die Lippen hielt und mit der Zungenspitze anfeuchtete.

Erst als er die Zigarette gedreht hatte, antwortete er: »Ja, mein Kalender hat einen Riss. Ich ließ Dampf ab. Ich bin dann noch einmal zur Schule gefahren. Ich holte aus meiner Yamaha alles raus. Mein Gott, wenn da ein Bulle gewesen wäre! Ich bin zum Schulleiterzimmer. Die Alte saß vor den Papieren. Ich habe sie angebettelt. Machen Sie das rückgängig! Eiskalt saß sie da. Ich habe in meiner Wut mit Bier im Bauch gesagt: Lecken Sie mich irgendwo!, und bin dann ab und wieder zurück zum Deichwinkel, und dann habe ich geredet, was ich ihr am liebsten antun würde. Das war so. So und nicht anders ist das gewesen!«

Heie steckte sich die gedrehte Zigarette an. Er blies den Rauch steil nach oben. Seine Mutter zitterte am ganzen Leib. Zusammengesunken saß sie im Sessel. Sein Vater blickte entsetzt auf Kramer.

Termoor entnahm seiner Tasche das Stempelkissen und die Erkennungskarte und sagte in die Stille: »Heie, ich benötige deine Fingerabdrücke.«

Die Eltern schauten sich entsetzt an, als ob das schon das Todesurteil wäre.

Kramer, selber Vater eines Sohnes, ging der psychische Druck zu weit. Er sagte: »Heie, an der Mordwaffe haben wir deine Fingerabdrücke nicht gefunden. Allerdings fanden wir auf dem Dolch, mit dem Patricia Romanelli ermordet worden ist, überhaupt keine Abdrücke. Wir müssen deine Aussagen überprüfen.«

Während Termoor Heies Finger auf das Farbkissen setzte und die Abdrücke nahm, rief der Junge erregt: »Ich hatte Lust, dieses Scheusal von Lehrerin ins Jenseits zu befördern, aber ich tat es doch nicht, meinen Eltern zuliebe!«

Kramer dachte: es gibt zu viele, die es gern getan hätten. Deshalb kommen wir mit den Ermittlungen nicht voran. Er konnte sich an keinen Fall erinnern, in dem es so viele potenzielle Täter gegeben hatte.

»Kennst du diese Patricia?«, fragte Kramer. Heie antwortete prompt: »Ja, die war mit Jan Fisker zusammen, bis die geile Hetting sie kaperte.«

»Aber Heie!«, tadelte Frau Onninga.

Kramer füllte seine Tasse mit Tee auf. Während er den Kopf gesenkt hielt und in der Tasse rührte, fragte er weiter: »Heie, du bist gut informiert, weißt du, ob Patricia Romanelli außer Jan und der Hetting noch sonstige Freunde oder Freundinnen hatte?« Heie drückte den Rest seiner Selbstgedrehten in den Aschenbecher. Nach kurzem Überlegen sagte er: »Ich weiß das nicht aus eigener Erfahrung, aber in der Disco wurde gemunkelt, Patricia hätte sich an den Dicken rangemacht. Ich weiß es nicht genau. Der Dicke kann auch Patricia aufgerissen haben.«

Kramer hörte auf zu rühren. »Der Dicke ist Soenke Suchow?«

»Ja. Aber was ich hier sage, das ist Disco-Geschwätz. Wer da wen aufreißt, interessiert mich nicht. Klar?«

Kramer antwortete: »Heie, so weit ist alles klar. Wir überprüfen deine Fingerabdrücke, und ich bitte dich, uns morgen früh aufzusuchen, um das Protokoll zu unterschreiben.«

»Klar.«

Heies Vater hatte verwundert das Gespräch verfolgt. »Ist denn jetzt die Mopedangelegenheit aus der Welt? Das Geld ist überwiesen. Kann mein Sohn wieder das Nordseegymnasium besuchen?«

Kramer erhob sich. »Das nehme ich an. Ich glaube nicht, dass der Staatsanwalt etwas mit der Sache zu tun haben will.«

Es war 19 Uhr, als Kramer mit seinem Kollegen die Familie Onninga verließ. Termoor war unzufrieden mit seinem Chef, weil er meinte, auch bei Heie sei er zu weich gewesen.

Als sie im Auto saßen, fragte Termoor: »Wieso ist es so sicher, dass der Junge nicht doch seinen Racheplan ausgeführt hat?«

»Ich hoffe, dass wir seine Fingerabdrücke auf der Papierbox wiederfinden. Seine Aussagen entsprechen ungefähr dem, was ich mir so zusammenreime.«

Während Kramer den Passat durch die leeren Straßen steuerte, sagte Termoor: »Wir müssen auch noch zu dieser Frau Schuster, die den Mörder der Patricia Romanelli auf dem Fahrrad gesehen hat.«

»Ach ja, das auch noch. Sie wohnt auf dem Korallenring«, sagte Kramer. Er fuhr über den Muschelweg und parkte auf einer Seitenstraße.

Sie hatten nicht weit zu gehen. Wibke Schuster schien auf sie gewartet zu haben, denn unmittelbar nach dem Läuten stand sie vor ihnen. Noch bevor Kramer sich ausweisen konnte, hatte sie den Sinn des Besuches erfasst: »Sie kommen wegen des Mörders, den ich gesehen habe. Kommen Sie herein.«

Sie folgten Frau Schuster in das Wohnzimmer. »Möchten Sie einen Tee?«, kam es prompt.

Kramer und Termoor lehnten höflich ab, und Wibke Schuster erzählte ihnen »ihre« Geschichte erneut, doch dieses Mal hatte sie ihren Vortrag mit Adjektiven wie...
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